Lebenserwartung und bessere Morbi- ditätsparameter auf.
Tatsächlich bedroht derzeit jedoch der Mangel an Nachwuchs das gesetz- lich verankerte Ziel, ab 2006 frei wer- dende Hausarztpraxen nur noch mit Allgemeinärzten zu besetzen – und das trotz kräftiger Finanzspritzen der Kran- kenkassen und Kassenärztlichen Verei- nigungen im Rahmen des Initiativpro- gramms zur Förderung der Allgemein- medizin. Kossow gibt die Schuld an der Misere den Krankenhäusern. Diese sei- en nur daran interessiert, den eigenen internistischen Nachwuchs weiterzubil- den. Dieses Problem sähe er gerne im Rahmen der Novelle zur (Muster-)Wei- terbildungsordnung gelöst. „Im statio- nären Sektor brauchen wir eine gemein- same Basisweiterbildung.“
„Gate-Keeper-System“
Positiv bewertet der BDA die Disease- Management-Programme, die im Rah- men der Reform des Risikostrukturaus- gleichs aufgelegt werden sollen. „Alle Vertragsformen sind möglich. In allen Fällen sind Hausärzte dabei“, erklärte Kossow. „Wenn die Programme im Gate- Keeper-System funktionieren, kann das zu einer guten Versorgung führen.“ Di- sease-Management als ein Schritt auf dem Weg zum „Primärarzt-System“?
Die Skepsis der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung teilen die Hausärzte je- denfalls nicht. Diese hatte dagegen pro- testiert, dass allein die Krankenkassen für die Qualität der Programme verant- wortlich sind. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Programme unter Kassenre- gie funktionieren, ist sehr hoch“, sagte Kossow. Die Kassen trügen allein die finanzielle Verantwortung und müssten daher auch allein mit den Folgen zu- recht kommen.
Ohnehin zeigte sich der BDA im Großen und Ganzen zufrieden mit der Politik von Bundesgesundheitsministe- rin Ulla Schmidt. Zu deren Überlegun- gen, einen Hausarzttarif in der Ge- setzlichen Krankenversicherung einzu- führen, sagte Kossow: „Sie hat bisher alle Zusagen uns gegenüber erfüllt.“
Zumindest in diesem Punkt dürfte der Verband zurzeit eine Außenseiterposi- tion vertreten. Heike Korzilius
P O L I T I K
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 33½½½½17. August 2001 AA2075
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ie Inhalte des Qualitätsbegriffs im Gesundheitswesen haben sich in den letzten Jahren stark geändert.Von einer lieb gewordenen Selbstzufrie- denheit heißt es Abschied zu nehmen.
Nicht zuletzt durch die gesetzlichen Vor- gaben, die bei jeder Novellierung des Sozialgesetzbuches V seit 1987 verschärft worden sind, hat die Ärzteschaft seit 1993 alles daran gesetzt, das Qualitäts- management aktiv zu gestalten.
Es gab auch Rückschläge. So ist es unverständlich, dass die Qualitätssiche- rung im Gesundheitsreformgesetz 2000 von der Selbstverwaltung auf monströse Bundesausschüsse übertragen wird, die den Krankenkassen und damit der Po- litik eine Macht zugestehen, die dem Qualitätsgedanken abträglich ist. Es ist mehr als fraglich, ob die erforderliche Neutralität ge-
wahrt bleibt.
Die Ärzte- schaft kann das Problem zum Nutzen der Pa- tienten selbst lösen. Dies be-
weist die IGES-Studie (Institut für Ge- sundheits- und Sozialforschung GmbH, Berlin), die die Kassenärztliche Ver- einigung Berlin in Auftrag gegeben hatte.
Sie bezeugt eindeutig diesen Nutzen, übrigens von den Krankenkassen in Ber- lin begleitet und unwidersprochen ak- zeptiert. Es wird eine qualifizierte, nach- prüfbare ärztliche Tätigkeit im vertrags- ärztlichen Sektor nachgewiesen. Diese wird als Auswirkung der Arbeit ärztli- cher Qualitätszirkel eindeutig belegt.
Welche brisante, und von Kritikern nicht gern gehörte Auswirkungen die IGES-Studie ferner hat, belegt die Aus- sage von Gerhard Brenner, Geschäfts- führer des Zentralinstituts für die kas- senärztliche Versorgung, das Hamster- rad führe nicht in dem Maße zu der oft- mals in der veröffentlichen Meinung dargestellten Kostensteigerung.
Zur Bezahlung dieser Leistungs- und Qualitätsverbesserung erklärte der ZI- Experte: „Wir können den Kranken- kassen nachweisen, dass sie 1,6 Milliar- den DM zu wenig an die Ärzte gezahlt haben.“
Die Studie belegt, dass eine Verbes- serung der gesundheitlichen Versor-
gung der Bevölkerung möglich ist und dass die Rechnung bisher die Ver- tragsärzteschaft bezahlt hat. Sie be- schreibt ferner, dass der Erfolg den Qualitätszirkeln und ihrer ergebnisori- entierten Arbeit zuzurechnen ist.
Gerade zum richtigen Zeitpunkt ha- ben sich die Qualitätsnormen weiterent- wickelt und wurden den Erfordernissen besonders auch im Dienstleistungssek- tor angepasst. Seit Anfang 2001 gibt es eine aktualisierte Version der interna- tionalen Normen, nämlich die DIN EN ISO 9001:2000. Ihr Vorteil ist es, dass sie die bisherigen Zertifizierungsnor- men zusammenfasst und dem Betriebs- ablauf angepasst hat, was die Anpassung an kleinere Betriebe erleichtert.
Ihr prozessorientierter Aufbau im- pliziert die Einbindung aller Mitar- beiter und will sie motivieren, einen kontinu- ierlichen Ver- besserungs- prozess zu er- möglichen. In der Umsetzung wird die tägliche Arbeit transparent, den Mitarbeitern verständlicher, da sie verantwortlich einbezogen werden; sie bringt eine Abkehr von der Alltags- routine, die zum Einschleichen von Fehlern verführt.
Ein modernes Qualitätsmanagement- system macht die Arbeit nachvollzieh- bar und ermöglicht einen leichteren Vergleich mit Mitbewerbern (Bench- marking). Die Frage „Wo stehe ich im Bezug zu meinen Kollegen?“ gewinnt in der Marketingstrategie ständig an Bedeutung.
Ein Managementsystem, das diese Norm und letztlich eine Zertifizie- rung durch einen neutralen Zertifizie- rer zum Ziel hat, ist eine der wichtigen Konsequenzen aus der IGES-Studie.
Die Ärzteschaft muss sich bewusst sein, dass täglich gelieferte medizinische Qualitätsleistung, trotz aller Erfolge, im- mer wieder verbesserungsfähig ist. Das fordert die Politik, das fordern die Kas- sen, und das fordert nicht zuletzt und ganz zu Recht der Patient. Die Ärzte brauchen ihr Licht nicht unter den Schef- fel zu stellen. Die Ärzteschaft muss nur dokumentieren, dass sie dazu jederzeit in der Lage ist. Dr. med. Frank-E. Skrotzki