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Mehr Qualität bei künstlichen Gelenken

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Bayerisches Är zteblatt 12/2012

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Mit der Einführung von Endoprothesenzentren der DGOOC werden solche Qualitätsparameter zusätzlich erfasst. Sehr genau werden Indi- kationsstellung und Implantatpositionierung überprüft. Wegen der hohen Qualitätsschwan- kungen besteht insbesondere für diese Kriteri- en Handlungsbedarf, um gesicherte Strukturen und damit Sicherheit für den Patienten zu ge- währleisten. Die präzise Implantatpositionie- rung ist die Voraussetzung für eine optimale Gelenkfunktion und lange Haltbarkeit. Die En- docert-Überprüfung verlangt bei 100 Prozent der Patienten eine präoperative Prothesenpla- nung. Zudem sind spezielle Anforderungen an die Behandlungsstrukturen für die Endopro- thesenversorgung zu stellen. Der gesamte Be- handlungsprozess muss unter allen Beteiligten gut miteinander abgestimmt sein. Die Zentren müssen für den gesamten Ablauf genaue Be- handlungspfade (SOP) nachweisen.

Das Operationsergebnis mit Alltagsfunkti- on wird im weiteren Verlauf kontrolliert. Alle Komplikationen werden genauer erfasst als bei der jetzigen externen Qualitätssicherung. Da- mit wird diese Datensammlung auch eine wich- tige Grundlage für das Endoprothesenregister.

Wie wichtig diese Strukturen für ein qualitäts- gesichertes Outcome sind, wird schon daraus deutlich, dass heute bereits zwei Jahre nach Erstimplantation bei 3,3 Prozent der Hüftpro- thesen und 6,5 Prozent der Knieprothesen ein Wechseleingriff durchgeführt wird. Dabei sind aseptische Implantatlockerungen mit 55 Pro- zent am häufigsten.

Drei bayerischen Kliniken wurde am 25. Okto- ber 2012 die Zertifizierungsurkunde als „Endo- prothesenzentrum der Maximalversorgung“ für die qualitätsgesicherte Endoprothesenimplan- tation überreicht. Diese Kliniken haben einen dezidierten Prüfungsprozess durchlaufen. An- ders als bei der pauschalen Mengenfestlegung für ein Krankenhaus ist die Zahl von jährlich mindestens 100 Endoprothesen persönlich für den jeweiligen Operateur als Voraussetzung festgelegt. Kriterien, die bei der bundesweiten Erhebung des Instituts für angewandte Qua- litätsförderung und Forschung im Gesund- heitswesen (AQUA-Institut) erfasst werden, sind wesentlich strikter gefasst und zusätzlich Funktionsparameter aufgenommen sowie die vom AQUA-Institut beklagte fehlende Ver- laufsbeobachtung eingeführt.

Der 2012 veröffentlichte Qualitätsreport 2011 des AQUA-Institutes zeigt bei Hüftendoprothe- sen bei 718 von 1.149 Krankenhäusern rechne- rische Auffälligkeiten, die auch nach Abschluss des strukturierten Dialoges noch bei 111 Kran- kenhäusern qualitativ auffällig waren. Zumeist handelte es sich dabei um Indikationskriterien und erzielte postoperative Beweglichkeit.

Bei Hüftprothesenwechseloperationen ergab sich sogar im Jahresvergleich bei der Erhebung des AQUA-Instituts eine Verschlechterung bei postoperativer Wundinfektion und Reoperati- on aufgrund von Komplikationen.

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich beim Quali- tätsreport des AQUA-Institutes für die Knie- gelenksendoprothetik mit 406 von 1.036 Kran- kenhäusern, die rechnerisch auffällig waren, bei Knieprothesenwechseloperationen waren dies 283 von 942 Krankenhäusern.

Die Abweichungen, die zu rechnerischen Auf- fälligkeiten führten, waren zum Teil gering. Da- bei ist jedoch zu bedenken, dass wichtige Funk- tionsparameter gar keine Berücksichtigung fanden, wie beispielsweise bei der Knieendo- prothetik, die physiologische Beinachse, stabile Bandführung, schmerzfreie Kniegelenksbe- weglichkeit oder uneingeschränkte Gehfähig- keit. Auch kritisiert das AQUA-Institut, dass lediglich der frühe postoperative stationäre Verlauf erfasst wird und keine Folgekontrolle stattfindet.

Die Zunahme der Anzahl künstlicher Knie- und Hüftgelenke und Probleme bei der Qualität der Versorgung haben in den ver- gangenen Jahren wiederholt zu Diskussio- nen geführt. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) hat nun als wissenschaftliche orthopädische Fachgesellschaft ein Zer- tifizierungssystem zur Qualitätssicherung eingeführt. Am 25. Oktober 2012 wurden den ersten Kliniken, die den Kontrollpro- zess erfolgreich durchlaufen haben, die Zertifizierungsurkunde überreicht.

Deutschland gilt als Weltmeister bei der Im- plantation von Knie- und Hüftendoprothesen bezogen auf die Anzahl der Bevölkerung. Jähr- lich erfolgen 210.000 Erstimplantationen von Hüftprothesen und 170.000 von Knieprothe- sen. Mit Einführung des DRG-Fallpauschalen- Systems für Krankenhäuser fand in den Jahren 2003 bis 2005 ein überproportionaler Anstieg statt, der nicht allein durch die demografi- sche Entwicklung zu erklären ist. 2005 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der im Auftrag des Gesetzgebers tätig ist, für die Implantation von Knie-Endoprothesen eine Mindestmengenregelung festgelegt, nach der in Krankenhäusern mindestens 50 Kniepro- thesen implantiert werden müssen, um auch künftig die Zulassung für diese operative Ver- sorgung zu erhalten. Da sich die Anzahl von 50 Prothesen nicht durch Versorgungsforschung oder wissenschaftliche Studien als Grenzmarke für die Qualität der Versorgung belegen ließ, musste diese Fallzahlgrenze aufgehoben wer- den. Heute werden in circa 40 Prozent der Kli- niken sogar weniger als 50 Endoprothesen pro Jahr operiert.

Unzweifelhaft ist, dass neben fachlicher Kom- petenz und operativem Know-how vor allem die Routine mit eingespielten Abläufen für eine qualitativ hochwertige Behandlung wichtig ist.

So haben sich auch in anderen Bereichen der medizinischen Versorgung Zentrenbildungen und Kontrollprozesse mit Zertifizerungen als wichtige Bestandteile der Qualitätssicherung etabliert. Dies war Motivation für die DGOOC, sich als wissenschaftliche Gesellschaft dem Thema Qualität durch die Zertifizierung von ausgewiesenen Kliniken anzunehmen.

Mehr Qualität bei künstlichen Gelenken

Autor

Professor Dr. Dr.

Joachim Grifka, Direktor der Ortho- pädischen Klinik der Universitätskli- nik Regensburg, Kaiser-Karl-V.- Allee 3, 93077 Bad Abbach, Internet: www.

uni-regensburg.de/

orthopaedie

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