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Archiv "Gesundheits-Websites: Mehr Qualität und Transparenz" (14.07.2003)

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ür medizinische Laien ist es nahezu unmöglich zu prüfen, ob ein Infor- mationsangebot im Internet seriös und aktuell ist, ob es sich um neutrale Gesundheitsangebote handelt und wie die Kompetenz des Anbieters zu beur- teilen ist. Informationen zum Bereich Gesundheit müssen gleichzeitig aber be- sonders hohen Qualitätskriterien ent- sprechen. „Mehr Sicherheit durch mehr Qualität im Internet“ sei daher notwen- dig, forderte Dr. Volker Grigutsch, Bun- desministerium für Gesundheit und So- ziale Sicherung (BMGS) beim afgis- Kongress in Berlin. Mit dem Aktions- forum Gesundheitsinformationssystem (Textkasten 1) sei eine gute Grundlage

geschaffen worden, Chancen und Risi- ken von Gesundheitsinformationen zu bewerten und das Informationsangebot für den Verbraucher überschaubarer zu machen. Auf dem Kongress wurden ver- schiedene Aspekte und Verfahren der Qualitätssicherung von Gesundheits- informationen im Netz diskutiert.

Gestiegenes

Informationsbedürfnis

Fast 90 Prozent der US-Amerikaner mit Internet-Anschluss nutzen das Netz, um Gesundheitsinformationen abzuru- fen, betonte Dr. Michael Scholtz, WHO, Genf. Nach Pornographie liegt das The- ma „Gesundheit“ auf Platz 2 der Be- liebtheitsskala. Auf das gestiegene In- formationsbedürfnis von Patienten ver- wies auch Jens Härtel, Bertelsmann- Springer Medizin Online, Berlin (www.

bsmo.de; BSMO betreibt das Gesund- heitsportal „Lifeline“ und das ärztliche Fachportal „Multimedica“). Gründe hierfür sind neuen Untersuchungen zu- folge unter anderem das gestiegene Bil- dungsniveau, das wachsende Angebot an leicht zugänglichen Informations- quellen, die mangelnde Zeit des Arztes für das Gespräch mit dem Patienten, die stärker geforderte Eigenverantwort- lichkeit des Patienten, Unzufriedenheit über ausbleibende Behandlungserfolge und gestiegene Zuzahlungen. Die Nut- zer von Lifeline sind nach Härtel zu 75 Prozent Frauen (die „Gesundheitsma- nager der Familie“), durchschnittlich 38 Jahre alt, gut gebildet, und sie verfügen über ein durchschnittliches bis über- durchschnittliches Haushaltsnettoein- kommen.

Nach Meinung der Experten hat das Internet das Arzt-Patient-Verhältnis bereits verändert. Der Arzt wird stärker mit Wissen und Halbwissen seiner Pati- enten konfrontiert und ist daher auch künftig stärker gefordert, seine Patien- ten bei der Auswahl und Bewertung zu beraten. Dies entspricht den Ergebnis- sen einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts TNS- Emnid im Januar 2003: Danach haben 25 Prozent der Befragten das Internet vor/nach einem Arztbesuch genutzt, um sich über ihre Krankheit zu informie- ren, und 53 Prozent können sich vorstel- len, dies vor/nach dem nächsten Arztbe- such zu tun.

Die Frage sei, so Scholtz, wie man zu einer ausgewogenen Balance zwischen Informationsfreiheit und Informations- reglementierung gelangen kann. Bei- spiel SARS: Unseriöse Angebote zur Verhütung und Behandlung der Lun- genkrankheit, häufig mit kommerziellem Hintergrund, seien neben seriösen In- formationen zu finden gewesen. Gleich- zeitig habe das Internet wesentlich dazu beigetragen, dass Wissenschaftler, Poli- tiker und Mitarbeiter im Gesundheits- wesen ihre Erfahrungen und Erkennt- nisse schneller austauschen und die Krankheit relativ rasch beherrschen konnten. Um Missbrauch zu verhindern oder einzudämmen, gibt es inzwischen eine Vielzahl von (nicht zwingend vor- geschriebenen) Richtlinien und Qua- litäts-Kodizes, die für den Verbraucher nicht überschaubar sind (Textkasten 2).

Solange es sich finanziell lohne, so Scholtz, werden Betrügereien im Web stattfinden. Ein Anreiz, Qualität im In- T H E M E N D E R Z E I T

A

A1922 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003

Gesundheits-Websites

Mehr Qualität und Transparenz

Das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis) hat Ergebnisse zur Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationen im Internet vorgestellt.

Hintergrund afgis

Das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (www.afgis.de) wurde 1999 vom damaligen Bun- desgesundheitsministerium initiiert. Es sollte Qua- litätskriterien für Gesundheitsinformationen für die neuen Medien entwickeln und erproben. Inzwi- schen haben sich rund 170 Kooperationspartner aus allen Bereichen des Gesundheitswesens zu- sammengeschlossen, die sich am Aufbau eines Qualitäts- und Qualifizierungsnetzwerks von Ge- sundheitsinformationen im Internet beteiligen.

afgis soll kein weiterer Anbieter eines Gütesiegels werden, sondern ist als Forum für die Anbieter von Gesundheitsinformationen konzipiert, die sich frei- willig auf die Einhaltung bestimmter Qualitätskrite- rien verpflichten. Über Hintergrundinformationen zum aufgerufenen Internet-Angebot unterstützen sie die Bewertung des Angebots durch den Verbrau- cher und machen es für diesen transparent. Die ent- wickelten Qualitätsstandards sind auch in die Dis- kussion der EU zur Ausarbeitung von Qualitätskrite- rien für Gesundheits-Websites eingeflossen (eEu- rope 2002/2005).Weil Ende 2003 die BMGS-Förde- rung ausläuft, wird das Projekt als selbstständige und eigenfinanzierte Organisation in Form eines eingetragenen Vereins afgis e.V. weitergeführt.

Links (Auswahl) zu Qualitätssicherung von Gesundheits-Sites

G Initiative Health on the net (HON, www.hon.ch) G TNO Prevention and Health (www.health.

tno.nl)

G MedCIRCLE (www.medcircle.info)

G Organizing Medical Networked Information (OMNI; http://omni.ac.uk)

G American Accreditation HealthCare Commis- sion (www.urac.org)

G Hi-ethics (www.hiethics.com)

G Internet Healthcare Coalition (www.ihealth- coalition.org)

G eHealth Initiative (www.ehealthinitiative.org) G American Medical Association (www.ama-

assn.org) Textkasten 1

Textkasten 2

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ternet zu bieten, fehle, ebenso wie ein internationaler Qualitätsstandard. Was in dem einen Land erlaubt ist, sei zudem im anderen verboten.

Die Qualitätsprüfung einer Gesund- heits-Website kann außerdem teuer sein.

So kostet das Zertifizierungsverfahren der URAC (American Accreditation Healthcare Commission) in den USA zwischen 3 000 und 8 000 US-Dollar.

Dies können sich in der Regel nur kom- merzielle Unternehmen leisten.

Noch immer will der Verbraucher darüber hinaus für Gesundheitsinforma- tion im Internet nicht bezahlen, sondern sucht zunächst kostenfreie Angebote auf, berichtete Härtel. Als Ge- schäftsmodelle für Unterneh- men, die Gesundheitsinformati- onen seriös und kostendeckend anbieten wollen, bleiben daher nur kostenpflichtige Abos, An- zeigen der Industrie (Werbeban- ner), die Lizenzierung eigener Inhalte zum Beispiel an pharma- zeutische Unternehmen oder Krankenkassen sowie Neu- schaffung/ Verkauf von Inhalten.

Dr. Stefan Egleton, Bundes- verband Verbraucherzentralen e.V., Berlin, hob den Begriff der Glaubwürdigkeit als eine Be- dingung für die Qualität von Gesundheitsinformationen her- vor. Kriterien hierfür seien die Zuverlässigkeit der Inhalte, die Unabhängigkeit der Informati- on und der Institutionen, die Transparenz der Quellen, der Geldgeber und der Sponsoren, die Verständlichkeit der Dar- stellung und die Zugänglichkeit für möglichst alle Nutzer (Ko- sten- und Barrierefreiheit).

In der Realität werden diese Aspekte häufig nicht beachtet. Eine im Novem- ber 2002 veröffentlichte Studie von Con- sumers International („Credibility on the web“, www.consumersinternational.

org), der internationalen Dachorganisa- tion von 250 Verbraucherorganisationen in 115 Ländern, hat die Qualität von In- formationen im Internet untersucht. Die Studie befasste sich mit 460 Angeboten aus den Bereichen Gesundheit, Finanz- dienstleistungen und Shopping. Unter den 142 untersuchten gesundheitsbezo- genen Websites waren elf deutschspra-

chige Angebote. Das Ergebnis der Un- tersuchung: Viele Website-Betreiber, auch im Gesundheitsbereich, sind „bluti- ge Anfänger“. Sie bieten den Nutzern häufig nicht genug Informationen, damit diese die Angebote richtig einschätzen können, und betreiben keine offene In- formationspolitik. So gaben nur zwei Drittel der Gesundheits-Sites eine „Re- al-Life“-Adresse an, 42 Prozent stellten eine Kundenkontaktadresse zur Verfü- gung, nur 39 Prozent boten beide Anga- ben. Bei 35 Prozent jedoch fehlten diese Angaben völlig.

Im Hinblick auf die inhaltliche Qua- lität schnitten Gesundheits-Sites zwar

besser ab als E-Shopping-Angebote und Seiten zu Finanzdienstleistungen, trotz- dem enthielten auch sie erhebliche Män- gel. Beispiel Aktualität: 57 Prozent der Gesundheits-Sites informierten über das letzte Update und den Zeitpunkt der let- zen Aktualisierung des Inhalts (gegen- über 32 Prozent der Finanzdienstlei- stungs-Sites). Nur 38 Prozent gaben je- doch Auskunft über die Aktualität be- stimmter Informationen. Eine Angabe zum zeitlichen Abstand der Aktualisie- rungen machten nur neun Prozent der E-Health-Angebote. Immerhin 65 Pro- zent der Gesundheits-Sites enthielten An-

gaben zur Quelle der Inhalte – ein deut- lich besseres Ergebnis als bei Finanz- dienstleistungs- (17 Prozent) und Shop- ping-Sites (sieben Prozent). Ebenfalls bedenklich: Ein Viertel der Sites sam- melt ohne Erfordernis Kundendaten, und 63 Prozent erfragen gesundheitsbe- zogene Daten ohne Hinweise auf die zu- grunde liegende Datenschutz-Policy.

Lösungsansätze

Die vom Aktionsforum erarbeitete Transparenzdatenbank ist eine Umset- zung der bereits Ende 2001 erarbeiteten Transparenzkriterien. Diese sol- len Anbieter von Gesundheits- informationen beim Qualitäts- management und bei der Quali- tätsprüfung unterstützen. Dabei machen die afgis-Kooperations- parter über ein integriertes Lo- go auf ihren Websites („Partner im afgis-Modell – Transparenz von Gesundheitsinformation“) aussagekräftige Angaben zur Organisation und zum Informa- tionsangebot (siehe zum Bei- spiel: www.medicine-worldwi de.de; Abbildung). Mit einem Mausklick auf das Logo er- scheint ein neues Browser-Fen- ster, in dem die Angaben zum Anbieter und dessen Angebot strukturiert abrufbar sind.

In Kürze will das afgis-Projekt außerdem Kriterien zur Vermitt- lungsqualität von Gesundheits- informationen beschließen. Hier- zu gehören Aspekte wie die Bar- rierefreiheit, Didaktik und Nut- zerfreundlichkeit eines Ange- bots. Darüber hinaus sind Arbeitsgrup- pen zu technischen und (datenschutz) rechtlichen Fragen eingerichtet.

Einen anderen Ansatz verfolgt bei- spielsweise das „Discern“-Projekt, ur- sprünglich eine Initiative des National Health Service, London, die in Deutsch- land das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ; www.patienten- information.de), Köln, umsetzt. Dabei geht es um eine patientenseitige Bewer- tung von Websites: Der medizinische Laie überprüft selbst anhand einer vor- gegebenen Checkliste die medizinischen Informationen. Heike E. Krüger-Brand T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003 AA1923

Der Klick auf das afgis-Logo auf der Website www.medicine- worldwide.de liefert Informationen zum Anbieter und zum In- halt des Angebots.

Referenzen

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