Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE
gen Gestorbenen und der Zahl der Totgeborenen um Hunderttausende darüber, das heißt eine große stati- stische Masse von zum Beispiel 635 600 Lebendgeborenen (1973) wird mit einer kleinen Masse von 14 800 in den ersten sieben Tagen Gestorbenen, einschließlich der Totgeborenen in Beziehung ge- setzt.
Läßt man, entgegen der bun- deseinheitlich vereinbarten Be- rechnungsmethode die absolute Zahl der Totgeborenen außer An- satz — eine zu praktizierende und durchaus im Bereich der Logik lie- gende Verfahrensweise, handelt es sich zudem nur um die kleine Zahl von 5685 Fällen (1973) — so würde die amtlich ausgewiesene Perina- talziffer von 23,19 (1973) auf 14,45 absinken. Im Bundesgebiet beträgt notabene der Anteil der Totgebore- nen an der Gesamtzahl der perina- talen Sterbefälle immerhin rund 40 Prozent, woraus geschlossen wer- den kann, daß die erwähnte
„Schwankungsbreite" de facto weitaus größer sein muß.
Auch die menschliche Seite des Problems muß berücksichtigt wer- den.
Nach unserer Gesetzgebung kom- men nur die Mütter mit Totgebur- ten über 35 Zentimeter Länge in den Genuß des Mutterschutzgeset- zes mit den entsprechenden So- zialleistungen; bei Fehlgeburten
(unter 35 Zentimeter Länge) ist das nicht der Fall. Aus diesem Grund werden in praxi leicht Längenkor- rekturen vorgenommen. Der hier- durch auftretende statistische Feh- ler kann in seiner Größe nur abge- schätzt werden.
Fazit: Neben der Möglichkeit ver- schiedener Diagnosen der Lebend- geburt und weiteren, nicht quanti- fizierbaren Imponderabilien psy- chologischer und religiöser Art, führen letztlich die sehr unter- schiedlich großen Bezugsmassen, vor allem die verschiedenen stati- stischen Berechnungsmethoden der perinatalen Sterblichkeitsziffer zu jeweils anderen Ergebnissen.
Damit ist die Problematik eines in-
ternationalen Vergleichs der Peri- natalsterblichkeit erst in groben Umrissen erkennbar.
Dr. Walter Maier Bayerisches
Statistisches Landesamt 8 München 2
Neuhauserstraße 51
Epidemiologische Aspekte der
multiplen Sklerose
Zu einem Beitrag
von Dr. med. Wolfgang Firnhaber in Heft 38/1974, Seite 2708
In großen neurologischen Abteilun- gen und Polikliniken Berliner Kran- kenhäuser ist uns aufgefallen, daß MS-Kranke auffallend häufig aus
„sterilen" Familien stammen; ihnen stand viel Wohnraum zur Verfü- gung, es wurde — nicht nur beim Essen — sehr auf Sauberkeit ge- achtet, der Kontakt zu Straße, Hof oder Garten war gering. Das Leben der später Erkrankten spielte sich also überwiegend in geschlosse- nen Räumen ab. Ihre Familien wa- ren häufiger dem Mittelstand als dem Arbeiterstand zuzuordnen. In der Klinik sahen wir die MS mehr als Zivilisationskrankheit an, wobei eine infektiöse Genese natürlich nicht ausgeschlossen ist. Wissen- schaftlich haben wir das nie ver- folgt.
Dr. med. Reinhart Kronenberg Facharzt für Neurologie
1 Berlin 13 Strünckweg 3
Schlußwort
Trotz intensiver Suche konnten für den Raum Südniedersachsen keine Unterschiede bei MS-Kranken und der gesunden Population hinsicht- lich Lebensstandard in der Kind- heit und im Erwachsenenalter fest- gestellt werden. Gerade dieses
Problem wird unterschiedlich beur- teilt. Nach Leibowitz und Mitarbei- tern kommen in Israel MS-Kranke in sozial höheren Schichten häufi- ger vor, als es nach ihrem Vertei- lungsgrad in der Bevölkerung zu vermuten ist. Bammer hat gera- de für den unterfränkischen Raum gegenteilige Befunde aufgezeigt.
Nach meinen Erfahrungen auch an stationärem Krankengut sind Beob- achtungen, wie sie von Herrn Kol- legen Kronenberg aus Berlin mit- geteilt werden, nicht von Belang. In Südniedersachsen unterschieden sich die Familien, in denen MS- Kranke vorkamen, nicht von ihren Nachbarfamilien hinsichtlich Größe und hygienischer Einrichtungen der Wohnungen, ihrer Lage zu Straße und Hof und hinsichtlich der Eßgewohnheiten.
Zu den angeschnittenen Fragen können nur weitere Feldstudien im positiven oder negativen Sinne bei- tragen. Leider ist für derartige Un- tersuchungen ein erheblicher Per- sonal- und vor allen Dingen auch Zeitaufwand erforderlich, da sie nicht nur retro-, sondern auch pro- spektiv durchgeführt werden soll- ten.
Professor Dr. med.
Wolfgang Firnhaber
Direktor der Neurologischen Klinik der Städtischen Kliniken Darmstadt, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Frankfurt
61 Darmstadt-Eberstadt Heidelberger Landstraße 379
Berichtigung
EKG-Repetitorium
In der Folge XIII der Artikelreihe EKG-Repetitorium von Dr. med. H.
J. Becker und Dr. med. G. Kober, Heft 46/1974, sind die beiden Dar- stellungen vertauscht. Das auf Sei- te 3306 oben abgebildete Kurven- paar bildet die Darstellung 32, das unten abgebildete Paar die Dar- stellung 31. Wir bitten, dieses Ver- sehen zu entschuldigen.
3690 Heft 51 vom 19. Dezember 1974