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Archiv "Therapie mit modernen Glukokortikoiden: Nebenwirkungen sind geringer, als Patienten fürchten" (17.05.1996)

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ie Preise für unsere Pro- dukte geraten auf allen wichtigen Märkten un- ter Druck. Gleichzeitig stei- gen die Kosten für For- schung, Entwicklung und Vermarktung.“ So beschrieb Dr. Tom McKillop, Vor- standsvorsitzender von Ze- neca Pharmaceuticals, die Situation der pharmazeuti- schen Industrie bei seinem Besuch der Tochterfirma Zeneca GmbH in Plankstadt bei Heidelberg.

Dabei gab er einen Ein- blick in die strategischen Überlegungen, mit denen man die Zukunft des Unter- nehmens sichern will. Wich- tigste Voraussetzung dafür sind Innovationen auf der Basis firmeneigener For- schung; darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Institu- ten und Firmen sowie der Einstieg ins „Health Care Management“.

Weniger Bürokratie

Mit einem Umsatz von 4,9 Milliarden DM (1995) und 12 000 Mitarbeitern gehört Zeneca Pharmaceuticals zu den führenden 20 Unterneh- men der forschenden Phar- maindustrie. Zeneca Phar- maceuticals ist Teil der Akti- engesellschaft Zeneca PLC mit Sitz in London (Umsatz 11,1 Milliarden DM 1995, hervorgegangen aus dem Großunternehmen ICI).

Erklärtes Ziel der Firmen- politik ist ein Rang unter den Top ten der Pharmaunterneh- men. Außerdem, so McKillop:

„. . . sind wir zur Zeit weltweit die Nummer zwei im Bereich Onkologie, und wir beabsich- tigen, die Nummer eins zu werden“ – also den derzei- tigen Marktführer Bristol- Myers Squibb zu überholen.

Wie will Zeneca diese Zie- le erreichen? Ein wichtiger Schritt war laut McKillop die Loslösung von ICI im Jahre 1993. Wo andere Firmen da- nach streben, kleinere Unter- nehmen zu „schlucken“, ist man bei Zeneca den umge-

kehrten Weg gegangen. Die Trennung von dem Chemie- Giganten hat laut McKillop mehr Kundennähe, Flexibi- lität, schnellere Entscheidun- gen und weniger Bürokratie gebracht und damit mehr Produktivität und größere Profite.

1994 gab Zeneca Pharma- ceuticals 740 Millionen DM oder 15 Prozent des Umsat- zes für Forschung und Ent- wicklung aus: Schwerpunkte sind die Gebiete Onkologie, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Atemwegs- erkrankungen, Herz-Kreis- lauf und Infektionen. Im ver- gangenen Jahr hat das Un- ternehmen in Großbritanni- en drei neue Substanzen aus der eigenen Entwicklung auf den Markt gebracht: Caso- dex (Antiandrogen zur Be- handlung des Prostatakar- zinoms), Arimidex (Anti-

östrogen für Mammakarzi- nom-Therapie) und Merrem (Antibiotikum).

Zusätzlich wurde die 3- Monats-Formulierung des LHRH-Analogons Zoladex in Großbritannien einge- führt. Und seit März dieses Jahres ist Tomudex (Thymi-

dilat-Synthase-Hemmer für die Behandlung des kolorek- talen Karzinoms) in Großbri- tannien auf dem Markt. Seit Juni 1995 ist das Antibioti- kum unter dem Namen Me- ronem® auch in Deutschland zugelassen. Zwei der drei Krebsmittel kommen voraus- sichtlich im Laufe des Jahres 1996 auf den deutschen Markt.

Zwei Präparate befinden sich in der Endphase der Zu- lassungsverfahren (Seroquel zur Behandlung von Schizo- phrenie und Vanticon, ein Anti-Asthma-Mittel). Neu an

Vanticon ist: es wird nicht als Aerosol, sondern in Tablet- tenform verabreicht. Mögli- cherweise erhöht das die Compliance der Patienten.

Wie McKillop weiter berich- tete, sind fünf Produkte in der frühen Phase der klinischen Entwicklung und sechs in der präklinischen Phase.

Seit der Loslösung von ICI kooperiert man in der Forschung mit mehreren Universitäten, Institutionen und Unternehmen. Ein Part- ner ist das amerikanische Biotech-Unternehmen Sugen Inc., das die Hemmung von Signalübertragungen in der Zelle untersucht – möglicher- weise ein wichtiger Angriffs- punkt für die Krebsbehand- lung. Bei der Boston Life Science Inc. beteiligt man sich an der Forschung über Autoimmunkrankheiten wie die rheumatoide Arthritis.

Schwerpunkt Onkologie

Mit dem Engagement im Bereich „Health Care Ma- nagement“ möchte sich Zeneca schließlich den Arzneimitteln verwandte Ge- biete erschließen. Das Ziel ist, daß die Informationen und Fähigkeiten aus den ver- schiedenen Bereichen sich gegenseitig ergänzen. Außer- dem möchte man sich neue Investitionsmöglichkeiten für die Gewinne aus dem Pharmageschäft erschließen.

Diese Aktivitäten konzen- trieren sich zur Zeit hauptsächlich auf die USA.

So erwarb Zeneca 50 Pro- zent von SALICK, einem Unternehmen, das in den USA Krebsbehandlungszen- tren betreibt.

Dies, so McKillop, er- gänzt ideal die eigenen An- strengungen in der Onkolo- gie. Außerdem gehören die Stuart Disease Management Services (SDMS) zu 100 Pro- zent Zeneca. Dort analysiert man Behandlungsergebnisse und möchte Methoden ent- wickeln, die der Qualitäts- sicherung dienen. McKillop A-1351 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 20, 17. Mai 1996 (67)

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Zeneca Pharmaceuticals

Die „Top ten“ als

Unternehmensziel

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versicherte in diesem Zusam- menhang, daß die Unterneh- men keineswegs als Plattform dienen sollen, um Zenecas Arzneimittel besser zu ver- markten.

In der deutschen Tochter- gesellschaft ist man mit den neuen Entwicklungen zufrie- den. Im Dezember 1995 nahm die Zeneca GmbH auf dem deutschen Apotheken- markt in bezug auf den Um- satz den Rang 22 ein. Im endokrinen onkologischen Markt und bei intravenös verabreichten Hypnotika ist sie sogar führend. In Plank- stadt, dem Hauptsitz, arbei- ten etwa 810 Mitarbeiter, 150 weitere sind in Frankfurt und Hamburg tätig, allerdings auf den Gebieten Agrarprodukte und Spezialitäten.

Im Arzneimittelwerk in Plankstadt werden Wirkstof- fe gereinigt, Präparate her-

gestellt und im Ausland pro- duzierte Arzneimittel ver- packt. Die Produkte gehen zu 60 Prozent in den deut- schen Markt und zu knapp 40 Prozent in den Export. Seit neuestem erfolgt in Plank- stadt zum Beispiel die zen- trale Tablettierung von Ca-

sodex für die weltweite Be- lieferung aller Tochtergesell- schaften.

Im vergangenen Jahr er- zielte die deutsche Zeneca- Gruppe einen Umsatz von 743 Millionen Mark. Dies entspricht einem Plus von sechs Prozent. Bei den Arz-

neimitteln nahm der Umsatz um fünf Prozent zu. Für das Wachstum des Inlandsge- schäftes sorgten hauptsäch- lich die neueren Präparate aus den Indikationsgebieten Anästhesie, endokrine On- kologie sowie Herz-Kreis- lauf. Dr. Ingrid Glomp

A-1352 (68) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 20, 17. Mai 1996

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

G

lukokortikoide zählen nach wie vor zu den po- tentesten Mitteln bei chronisch entzündlichen Er- krankungen. Das liegt in er- ster Linie an ihrem zentralen Angriffspunkt. Im Gegensatz

zu nichtsteroidalen Antirheu- matika und Acetylsalicylsäu- re greifen sie in das Entzün- dungsgeschehen bereits auf DNA-Ebene ein und hem- men die Transkription der für die Entzündungsmediatoren kodierenden Gene und die Freisetzung von Zytokinen.

Glukokortikoide vermitteln außerdem die Bildung von Entzündungshemmstoffen.

So entstehen das Enzym Endonuklease, das den vor- zeitigen Zelltod von Mastzel- len bewirkt, und die Endo- peptidase, die Kinine inakti- viert. Glukokortikoide indu- zieren weiterhin die Bildung von Beta-2-Rezeptoren, so daß die Effektivität von Beta- 2-Adrenergika bei Asthma er- höht wird, und sie verhindern die Einwanderung von phago- zytierenden Zellen in das Ziel- gebiet. All diese Effekte hel- fen dabei, den Circulus vitio- sus der chronischen Entzün- dung zu durchbrechen.

Für die häufig lebensret- tenden, rasch und effektiv wirksamen Glukokortikoide gibt es in der Behandlung von chronisch entzündlichen Er- krankungen bis heute keine Alternative, erklärte Profes- sor Dr. Peter Rohdewald vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Mün- ster bei einem vom Unter- nehmen Hoffmann-La Roche unterstützten Presse-Work- shop in Frankfurt.

Dennoch würden sie bei chronischen Erkrankungen wegen der Kortisonangst vie-

ler Patienten häufig nicht konsequent angewendet.

Nach Ansicht des Wissen- schaftlers sei noch zu wenig bekannt, daß bei der Gabe moderner Glukokortikoide dank ihres günstigen Wir- kungs-Nebenwirkungsprofils sehr viel seltener eine Osteo- porose, cushingoide Sympto- me oder eine Nebennie- renrinden-Suppression zu be- fürchten seien.

Vorgehen bei Kortisonangst

Glukokortikoide mit ei- ner kurzen Plasmahalbwerts- zeit und hoher Rezeptorbin- dungsaffinität seien dabei für die Langzeitbehandlung von Patienten mit schwer beein- flußbarem Asthma bronchia- le oder rheumatoider Arthri- tis offenbar besonders gut ge- eignet. Cloprednol beispiels- weise supprimiert bei im Ver- gleich zu Prednisolon doppelt so starker antientzündlicher Wirksamkeit die endogene Kortisolproduktion in gerin- gerem Ausmaß und verur- sacht somit vermutlich weni- ger der typischen Kortikoid- nebenwirkungen.

Um der Kortisonangst vie- ler Patienten entgegenzutre- ten, sollten nach Ansicht von Professor Dr. Alfred Witten- borg von der Rheumaklinik St.-Josefs-Krankenhaus, Her- ne, folgende Regeln berück- sichtigt werden: Außer bei ab-

Therapie mit modernen Glukokortikoiden

Nebenwirkungen sind geringer,

als Patienten fürchten

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soluten Indikationen sollten Kortikoide nie als erstes Me- dikament verordnet werden.

Sie sollten erst dann zum Zuge kommen, wenn Behandlungs- versuche mit NSAR und eine ausreichende physikalische Therapie nicht zum Erfolg ge- führt haben. Kortikoide soll- ten rhythmusgerecht, also am besten morgens, gegeben wer- den. Vor jeder Verordnung müssen Kontraindikationen ausgeschlossen werden. Dazu gehört auch eine Thorax- aufnahme zum Ausschluß ei- ner alten Tuberkulose.

Wie wichtig es ist, das richtige Glukokortikoid aus- zuwählen, konnte auch Pro- fessor Dr. Klaus Helmke vom Klinikum München-Bogen- hausen anhand der Ergebnis- se einer klinischen Anwen- dungsbeobachtung bestäti- gen. Er wertete die Daten von insgesamt 994 Patienten aus, die entweder an kor- tisonpflichtigen rheumati- schen Erkrankungen, Atem- wegserkrankungen, Haut- oder anderen immunologi- schen Erkrankungen litten.

Die durchschnittlich 58 Jahre alten Patienten wurden an insgesamt 128 deutschen Zentren 12 Wochen lang mit einer Anfangsdosis von im Median 5 mg Cloprednol be- handelt. Eine Begleitmedika- tion war während der Unter- suchung zugelassen.

Die Wirksamkeit, gemes- sen an Schmerzintensität, Griffstärke und BSG bei Pa- tienten mit rheumatoider Ar- thritis sowie an Vitalkapa- zität, Peak flow und Sekun- denkapazität bei chronisch- entzündlichen Lungener- krankungen, wurde nach zwei, vier, acht und zwölf Wochen dokumentiert. Zeit- gleich sollten Arzt und Pati- ent die Wirksamkeit und Ver- träglichkeit der Therapie subjektiv beurteilen.

Dabei zeigte sich, daß sich alle krankheitsspezifischen Parameter in allen Behand- lungsgruppen verbesserten.

So sei die Schmerzintensität um durchschnittlich 17 Pro- zent zurückgegangen. Die BSG verlangsamte sich in der ersten Stunde um 49 Prozent.

Bei Patienten mit Atemwegs- erkrankungen stieg die Vital- kapazität um 29 Prozent an, der Peak flow um 55 und die Sekundenkapazität um 37 Prozent. Außerdem konnte bei etwa der Hälfte aller Pati- enten die Initialdosis im Be- obachtungszeitraum auf im

Mittel 2,5 mg/die gesenkt wer- den. Die Verträglichkeit der Cloprednoltherapie beurteil- ten die Ärzte in fast allen Fäl- len als sehr gut oder gut, so Helmke. Nur 5,5 Prozent der Patienten berichteten über Nebenwirkungen, wobei am häufigsten Magenschmerzen,

Gewichtszunahme, Gastritis, Sodbrennen und gestörte Glukose-Toleranz genannt wurden. 24 Prozent der Pa- tienten, die über gastro- intestinale Nebenwirkungen klagten, hatten als Begleit- medikation NSAR einge- nommen. Susi Ajnwojner

A-1353 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 20, 17. Mai 1996 (69)

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