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Archiv "Kabarett: Sprechstunde beim „Ex-Arzt“" (14.02.2003)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 714. Februar 2003 AA421

L

ange Minuten muss der un- geduldige Zuschauer war- ten, bis er endlich vom Arzt in Empfang genommen wird.

Aber die Warterei hat sich ge- lohnt: denn Eckart von Hirsch- hausen, Arzt und Komödiant, schafft es in seinem zweistün- digen Soloprogramm „Sprech- stunde“,Antworten auf Fragen zu geben, die Patienten schon immer einmal stellen wollten.

Und er gibt Anworten auf Fra- gen, die viele sich nicht getraut hätten zu stellen. „Herr Dok- tor, warum habe ich morgens immer um acht Uhr Stuhlgang, schlafe aber bis neun?“ Egal welche Frage kommt, von Hirschhausen weiß, was die

Hauptaufgabe des Mediziners bei schwierigen Patientenfra- gen ist: ernst bleiben.

Etwas zu ernst war Hirsch- hausen allerdings der triste Medizineralltag. Trotz gut ab- geschlossenen Studiums und Summa-cum-laude-Promoti- on hing der gebürtige Berliner bereits vor neun Jahren seinen Beruf an den Nagel. Warum, lässt er die neugierigen Zuhö- rer gleich zu Beginn seiner imaginären Sprechstunde wis- sen: Statistiken habe er nie geglaubt, wichtige Fragen wären ihm nie beantwortet worden. „Denn“, fragt er das Publikum, „möchten Sie wirk- lich daran glauben, dass stati-

stisch gesehen jeder Dritte hässlich ist, wenn links und rechts von Ihnen zwei attrak- tive Personen sitzen? Oder können Sie mir die Frage be- antworten, warum es Gebet heißt, wenn ich zu Gott spre- che, und Psychose, wenn Gott zu mir spricht?“

So ganz hat Eckart von Hirschhausen das Arztsein aber doch nicht aufgegeben.

Denn noch immer schlüpft der erst 35-Jährige gerne in seinen blütenweißen Arztkit- tel hinein und erinnert sich an eine Zeit, in der er noch an dessen flügelverleihende Wirkung glaubte; in der der Weg nach oben verbunden war mit ständigem Bücken und wieder Aufrechtstehen.

Dabei habe ihm das Arztge- wand beim Erkennen von Hierarchien oft gute Dienste geleistet. Denn, so Hirsch- hausen: bei Medizinstuden- ten hänge der Kittel wegen mit Lehrbüchern vollgestopf- ter Taschen immer ganz weit unten, bei den Chefärzten fin- de man hingegen immer gäh- nende Leere und den golde- nen Kugelschreiber vor. Wie- der in die Rolle des Arztes hineinversetzt, weiß der Me- dizin-Komödiant ganz genau, woran es den Göttern in Weiß so manches Mal mangelt: an

Sensibilität und an Partythe- men. Aber von Hirschhausen weiß Abhilfe: Ausgerechnet Astrologie und Religion wer- den bei ihm zu Themen, durch die jeder Arzt zum Partyknal- ler wird. So vergleicht er die Deutsche Bahn mit einer buddhistischen Sekte. Er- staunt blicken die Zuschauer in die Augen des Vertrauen erweckenden Mediziners und wissen plötzlich, warum die- ser Mann kein Arzt geworden ist: Er experimentiert einfach zu gerne.

Schon früh begann Hirsch- hausen mit der Zauberei und ist mittlerweile sogar Deut- scher Meister, Sparte Sprech- Zaubern. Nebenbei moderiert das Allroundtalent seit 1998 wöchentlich das Fernsehma- gazin „Service Gesundheit“

im Hessen-Fernsehen und trai- niert regelmäßig große Fir- men, sich witzig und kreativ zu präsentieren. Denn Lachen und witzig sein ist für den

„Ex-Arzt“ immer noch die beste Medizin. Martina Merten

Kabarett

Sprechstunde beim „Ex-Arzt“

Dr. med. Eckart von Hirschhausen schafft mit seinem zweiten Soloprogramm vor allem eines:

die Lachmuskeln seiner Zuschauer zu therapieren.

Weitere Informationen über Dr.

Eckart von Hirschhausen unter www.hirschhausen.com.

Tourtermine für sein Solopro- gramm „Sprechstunde“ und an- dere öffentliche Veranstaltungen sind über den Link „Termine“ auf der Homepage zu finden.

Medizin-Komödiant Dr. med. Eckart von Hirschhau- sen schlüpft noch immer gerne in seinen alten Arzt- kittel und liefert Diagnose und Therapie gleichzeitig.

Feuilleton

„Können Sie mir die Frage beantworten,

warum es Gebet heißt, wenn ich zu Gott

spreche, und Psychose,

wenn Gott zu mir spricht?“

DÄ:„Herr Hirschhausen, Sie sind zur- zeit als Komiker und Journalist tätig.

Haben Sie dennoch Arztallüren aus alten Tagen?“

Hirschhausen:„Ich werde diesen ty- pischen diagnostischen Blick, dieses genaue Hinschauen nicht los. Dieses Beobachten von Menschen ist gleich- zeitig Grundlage der Komik.“

DÄ:„Warum möchten Sie nicht mehr als Arzt arbeiten?“

Hirschhausen: „Ich habe nur dem Krankenhaus den Rücken gekehrt, nicht der Medizin. Ich finde ganz ernst- haft, dass ich im weiteren Sinne wei- terhin ärztlich tätig bin. Die Menschen gehen entspannt und mit ein paar un- gewöhnlichen Ideen mehr über ihren Körper und ihr Leben nach meiner Show nach Hause. Das ist präventiv! In den Krankenhäusern war wenig Platz für kreative Ideen. Nur wenig erfahre- ne Ärzte nehmen sich Zeit für die jun- ge Generation.“

DÄ:„Sie standen schon 2000-mal auf der Bühne. Welches Gefühl ist es, wenn Menschen über Sie lachen?“

Hirschhausen:„Ein sehr schönes. Es ist jedes Mal wieder ein kleines Wunder.

Ich versuche, dass das Publikum nicht nur über mich, sondern auch mit mir und über sich selbst lacht. Ein Dialog.

Jeder Mensch hat diesen kreativen, göttlichen Funken.“

DÄ:„Wie würden Sie Ihr Publikum charakterisieren?“

Hirschhausen: „Es sind Menschen zwischen 25 und 80 Jahren. Das Thema Gesundheit, Umgang mit sich und sei- nem Körper geht ja zum Glück alle an.“

DÄ:„Was fasziniert Sie an Stand-up- Comedy?“

Hirschhausen: „Das Ungekünstelte und Unmittelbare bei einer Stand-up- Comedy-Show begeistert mich sehr.“

DÄ: „Warum ist ihre Show nicht politisch?“

Hirschhausen:„Was noch nicht ist, kann noch werden. Im nächsten Pro- gramm möchte ich daran arbeiten.“

DÄ:„Charakterisieren Sie sich in ei- nem Satz selbst!“

Hirschhausen: „Ein neugieriger Querkopf, der viel Wissen ansammelt und damit im Alltag mit Freude schei- tert. Auch zur Freude anderer.“

DÄ-Fragen: Susanne Lenze

Komiker, Journalist und Arzt auf Tournee

„Mit Freude scheitern“

Nachgefragt

Foto:privat

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