DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
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ür die mit der Änderung der Bundesärzteordnung und der Approbationsordnung geplante zweijährige Prakti- kumsphase nach dem Medizin- studium können Bundesregie- rung und Gesetzgeber weder genügend Stellen noch eine Bezahlung versprechen. Die Anrechenbarkeit auf die Wei- terbildung ist zwar beabsich- tigt, aber auch sie können Bun- desregierung und Gesetzgeber nicht garantieren; denn dafür sind die Länder zuständig.Bei soviel Einschränkungen hatte es der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ju- gend, Familie und Gesundheit, der CDU-Abgeordnete Dr. Paul Hoffacker, wahrhaftig nicht leicht, als er ausgerechnet vor Experten für die Arztausbil- dung den „Arzt im Praktikum"
zu verteidigen hatte. Dr. Hoff- acker war dankenswerterweise einer Einladung der Hoch- schullehrer und Lehrbeauftrag- ten für Allgemeinmedizin ge- folgt, die in München gemein- sam mit Dekanen oder Vertre- tern der Medizinischen Fakul- täten berieten. In dieser Dis- kussion wird manchem der
Akademiker erneut deutlich geworden sein, wie begrenzt und auch phantasielos Politiker sein können — aber auch, wie leicht man aneinander vorbei- reden kann. So war zum Bei- spiel manchen Anwesenden keineswegs klar, ob nach der Einführung des AiP das bishe-
Peinlich
rige Praktische Jahr erhalten bleiben soll oder nicht (es soll erhalten bleiben).
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offacker schlug sich wak- ker, aber die Schwachstel- len in der ganzen Angele- genheit konnte er beim besten Willen nicht verbergen. So er- klärte er, man müsse bezwei- feln, ob in das deutsche Medi- zinstudium überhaupt genü- gend praktische Ausbildung eingebracht werden kann. Dies werde zwar angestrebt, aber umfassende Verbesserungen seien wegen der hohen Studen- tenzahlen nicht möglich — daßsie wegen der hohen Studen- tenzahlen erst notwendig ge- worden sind, das wollte oder konnte er nicht zugestehen.
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r legte jedenfalls großen Wert darauf, daß die vorge- sehene zweijährige Praxis- phase der einzig mögliche Weg sei und daß er aber „kosten- neutral" verwirklicht werden müsse. Dabei wollte er auch berücksichtigt wissen, daß die AiP-Absolventen sowohl im Krankenhaus wie auch in den erhofften Stellen bei niederge- lassenen Ärzten nicht nur be- zahlt werden müssen, sondern auch „Nutzen bringen", etwas leisten, wofür sie etwas verdie- nen müßten — woher, das ver- riet Hoffacker nicht.Als der Abgeordnete Dr. Hoff- acker schließlich noch berich- tete, seine Frau müsse bei Arzt- oder Zahnarztbesuchen bis zu zwei Stunden und mehr war- ten, es gebe also offenbar im- mer noch Ärztemangel, in der Kassenpraxis wie auch im Krankenhaus, da wurde er schlicht ausgelacht. Es war peinlich, aber wohl auch er- schreckend. gb
Inhaltsverzeichnis 45
Aktuelle Politik
Erfahrungen
mit der Negativliste:
überwiegend negativ! 3305
Nachrichten
Aus Bund und Ländern: Zusammenarbeit im Flugrückholdienst — Heilpraktiker: Ge- setz wird nicht geändert — Praxisphase — Freund und Feind — Hilfeaufruf für Dr. Kor- jagin — Selbstmedikation bei leichten Be- schwerden — 131 Millionen DM für Kranken- häuser — Zahl der Kuranträge nimmt wieder zu — Famulatur oder Hospitationen in Brasi-
lien — Ausland: SPÖ-Chef für Selbstbeteili- gung — Gesundheit als Exportschlager —
Planrückstand 3311, 3312
Die Glosse
Alma Pater 1984 — Erholungsurlaub —
Agitationshilfe 3317, 3318
Tagungsbericht
Bayerischer Ärztetag: Immer mehr Ärzte verstoßen gegen das Werbeverbot der Be-
rufsordnung 3319
Blick über die Grenzen Berufserfahrung
durch ärztliche Entwicklungshilfe (2) Die „Doktors" reparierten auch mal den Generator: Weg von der Kranken-
haushierarchie! 3321
Dr. med. Klaus Wahl
„Die Leute hier sind unglücklicher" —
Zweifel am Sinn der Arbeit 3322
Dr. med. Peter Wiegand
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 45 vom 7. November 1984 (1) 3289