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Archiv "Menschenwürde: Peinlich" (25.07.2003)

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ne formal wenig anfechtbare und praktikable Methode.

Die Einführung einer – aus inhaltlicher Sicht dringend notwendigen – differenzier- ten Prüfung der therapeuti- schen Grundhaltung des Kandidaten, seiner fachtheo- retischen Kenntnisse und der verfügbaren methodischen skills sowie der professionel- len psychotherapeutischen Handlungskompetenz ist je- doch vermutlich in der von vielerlei kommerziellen In- teressen und berufspoliti- schen Zwängen bestimmten deutschen Psychotherapie- Szene derzeit kaum realisier- bar. In jedem Fall ist die Zu- gehörigkeit des Therapeuten zu der therapeutischen com- munity, die in der Regel von der jeweiligen wissenschaftli- chen Fachgesellschaft reprä- sentiert wird, und die ideelle Identifikation mit deren Grundsätzen und ihrem Qua- litätsanspruch, ein wichtiges Element.

Dr. med. Philipp Portwich, Klinik für Psychiatrie und Psycho- therapie, Niemannsweg 147, 24105 Kiel

Menschenwürde

Zu dem Beitrag „Dasein um seiner selbst willen“ von Prof. Dr. jur. Dr.

phil. Ernst-Wolfgang Böckenförde in Heft 19/2003:

Selbst Würde zeigen

Sittliche Fragen sind in der Tat nie rein naturwissen- schaftlich zu beantworten.

Gerade dies tut aber hier der Verfasser bei der „Men- schenwürde“ der befruchte- ten Eizelle mit dem Hinweis, dass sie mit dem Erwachse- nen von Anfang an das menschliche Keimgut, das

„Programm“, wie es der Ver- fasser nennt, gemeinsam ha- be. Der Plan ist aber noch nicht das Bauwerk. Deshalb wird auch der Frömmste nicht bei jedem Abgang ei- ner befruchteten Eizelle ei- ne Totenmesse lesen lassen.

Hieran ändert auch die Juris- prudenz nichts, da sie zwar in sich selbst logisch sein, aber als Ganzes nicht wieder

auf unserem Grundgesetz wie einer modernen Bibel gründen kann, d. h. kein Kirchturm sein eigenes Fun- dament sein kann. Vielmehr blieb dem Gesetzgeber zu allen Zeiten nur, sich nach den guten Sitten zu richten, die zwar alles andere als ein unumstößliches „Sittenge- setz“ sind, aber von unserer Ehrfurcht vor etwas Höhe- rem und dem Bedürfnis herrühren, den Forderungen des eigenen Ich und der Ge- meinschaft gleichermaßen gerecht zu werden. „Du bist nichts, dein Volk ist alles“

und „Jeder ist sich selbst der Nächste“ sind deshalb krankhafte, weil einseitige Grundsätze, da jede Ge- meinschaft nicht ohne den Einzelnen und dieser nicht ohne jene bestehen kann.

Wem wir von Fall zu Fall mehr schulden, entscheidet keine Wissenschaft, sondern allein unser Gewissen. Sitt- lichkeit ist tief gegründetes Brauchtum und bedarf kei- ner akademischen Beleh- rung. „Ethos-Kommissio- nen“ sind ein Widerspruch in sich selbst. Statt gönnerhaft jedem anderen unterschieds- los eine völlig farblose

„Menschenwürde“ zuzuer- kennen, sollten wir zu aller- erst selbst mehr Würde zei- gen. Denn „was kein Ver- stand der Verständigen sieht, das übet in Einfalt ein kind- lich Gemüt“ (Schiller).

Dr. med. Lothar Dinkel, Clußstraße 6, 74074 Heilbronn

Anmerkungen

Das Problem der modernen Biotechnologie liegt darin, dass zu den gewohnheits- mäßigen Tötungshandlun- gen des Menschen, bis hin zum fabrikmäßigen Massen- mord, weitere Tötungshand- lungen, jetzt auf molekula- rer Ebene, hinzukommen.

Darüber hinaus wird aber auch der Mensch dezentrali- siert und als Gattung infra- ge gestellt. Vor diesem Hin- tergrund einen Orientie- rungs- und Haltepunkt durch die Anerkennung der

Würde des Menschen von Anfang an aufzuzeigen ist Anliegen von Prof. Böcken- förde. Es fragt sich aber schon an dieser Stelle, ob ein Andocken an dem flüssig gewordenen Menschenbe- griff, und damit auch der Menschenwürde, Orientie- rungspunkt sein kann. Noch grundsätzlicher wird man auch zu fragen haben, war- um eine Philosophie über das Töten, die das Grundpa- radigma des Lebens berührt, auf der Würde des Men- schen gründen soll. Es kommt meines Erachtens nach jetzt darauf an, das Tö- tungsverbot tiefer als im Grundgesetz geschehen zu fassen, damit es auch in Zu- kunft für den Menschen ver- fügbar bleibt. Denn töten wird nicht nur der Mensch, töten wird auch der Klon.

Getötet wird alles. Das er- laubt die große Gleich- gültigkeit der Natur. Einen Horizont darüber hinaus und Erkenntnis jenseits der Naturwissenschaft gibt es nicht. Wohl aber können Na- turwissenschaftler, Philoso- phen, Theologen und Rechts- gelehrte sich mit dem, was im Leben sein soll, beschäftigen.

Damit begeben wir uns auf den Nebenschauplatz des Lebens. Leben muss nicht sein, aber wenn es ist, dann ist es Existenznot. Wenn wir uns dem Leben zuwenden wollen, was eine Option ist, dann sollen wir die Existenz- not lindern. Da das Töten gesteigerte Existenznot schafft, sollen wir nicht tö- ten. Du sollst nicht töten.

Als verbindliches normati- ves Element der Verfassung würde man sich ein „du darfst nicht töten“ wünschen. Wür- de des Lebens als Zweck in sich selbst hätte dann erst- mals ein Gesicht. Das Ge- sicht des Herrn der Erde.

Dieser Orientierungspunkt hätte die von Böckenförde gewünschte Tragfähigkeit in der gegenwärtigen Debatte.

Allerdings werden hier auch alle anderen Arten des ge- wohnheitsmäßigen Tötens eingeschlossen und somit ei- ner noch anstehenden eigen-

ständigen Argumentation geöffnet.

Dr. med. Gerhard Rinn,

Praxisklinik Mümmelmannsberg, Oskar- Schlemmer-Straße 17, 22117 Hamburg

Zu den Leserbriefen zu diesem Beitrag in Heft 23/2003:

Ergänzung

Im Zentrum der Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen stehen nicht die Gewinnung von Erkenntnis- sen und die Entwicklung von Medikamenten im üblichen Sinn. Dieses Ziel lässt sich auf ethisch unumstrittenen Wegen ebenso erreichen, weshalb unsere Kranken hierzulande auch nicht auf Erkenntnisse und Medika- mente verzichten müssen.

Das primäre Ziel dieser

„Forschung“ ist die Entwick- lung des Menschen im Em- bryonalstand oder seiner Stammzellen zum Medika- ment für den Menschen im Krankenstand. Eine moder- nisierte Form des Kannibalis- mus?

Dr. med. Hans Helmut Niller, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg, Forschungszentrum, Landshuter Straße 22, 93047 Regensburg

Peinlich

. . . Während Prof. Meyer im- merhin noch, wenn auch fälschlich, Äpfel mit Birnen, will sagen: Menschen- mit Tierexperimenten vergleicht, beschränkt sich Prof. Wer- ning auf die Stigmatisierung Böckenfördes als „rückstän- dig“, als ob mit dieser Etiket- tierung irgendein Erkennt- nisfortschritt verbunden wä- re. Dass er schließlich für sei- ne „zukunftsorientierte“

Stimmungsmache zugunsten der verbrauchenden Em- bryonenforschung auch noch den lieben Gott bemüht, macht das Ganze nur noch peinlicher, zumal der Verfas- ser ersichtlich an einer kirch- lichen Einrichtung tätig ist.

Prof. Dr. phil. Rupert Hofmann, Ortolfstraße 19, 81247 München

A

A2004 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3025. Juli 2003

B R I E F E

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Medizinstudium

Zu dem Kommentar zur Reform des Medizinstudiums „Mängel der No- velle“ von Priv.-Doz. Dr. med.

Johannes Schulze in Heft 26/2003:

Permanente Reform

Zu Recht beklagt Herr Kol- lege Schulze Mängel der neuen Approbationsordnung für Ärzte (AO), die leider erst bei der anstehenden An- wendung Probleme bereiten werden. Anhaltende Über- gangsregelungen und Über- schneidungen alter und neu- er Studienordnungen sind Hochschullehrern in den neuen Bundesländern im letzten Jahrzehnt bereits zur Gewohnheit geworden. Auf dankenswerten Sitzungen gemeinsamer Kommissionen wurden die Ostuniversitäten mit dem Räderwerk der sie- ben Novellierungen der bun- desdeutschen AO vertraut gemacht, um dieses rasch im Wechsel zur letzten DDR- Studienordnung einzu- führen. Verständnisvolle Ar- gumente, aus bewährten deutsch-deutschen Erkennt- nissen eine gemeinsame, bes- sere AO zu entwerfen, wur- den seinerzeit von Ministeri- albeamten und Altachtund- sechzigern recht verständnis- los zurückgewiesen. Dies ist umso bedauerlicher, da schon unmittelbar nach der Wende klar war, dass die sie- benfach novellierte alte AO zwar kritikwürdig und re- formbedürftig, diese jedoch zunächst einmal von den neuen Bundesländern zu übernehmen sei. So „lernte“

der Osten, sein von Univer- sität und Fakultät geregeltes Medizinstudium mit einer West-Trias aus ZVS, Lan- desprüfungsämtern und IMPP zu vertauschen, um ein Jahrzehnt später nun ei- ne nach quälender Übertra- gung gleichermaßen mit Presswehen und Zange ge- borene „neue“ AO einzu- führen.

Alle von Herrn Schulze an- gemahnten Probleme in Übergang und Anwendung der neuen AO (Fortfall be-

währter Lehrveranstaltun- gen, Umsetzung des Stun- denplanes, Benotung der Scheine, Prüfungswesen, Ex- amensinhalte etc.) harren vielfach noch einer vernünf- tigen Lösung, die erkennbar besser ist als die siebte AO- Novelle oder alte fachbezo- gene DDR-Studienpläne.

Hervorgehoben sei noch einmal die berechtigte An- frage des Kommentators zu fünf bis sechs Fachprüfun- gen am Ende jedes Seme- sters: Wie soll das gemacht werden, ohne die letzten drei der 14 Semesterwochen mit Prüfungen zuzupfla- stern? Studenten und Hoch- schullehrer kennen die Te- stat- und Klausurbündelung zu Semesterende in ihrer fa- talen Auswirkung auf den Unterrichtsbesuch. Das kann bei einer Examensbün- delung im laufenden Seme- ster nur noch gravierender werden. Insofern sei an die zweckmäßigen DDR-Prü- fungswochen nach Vorle- sungsende erinnert, mögen sich in Abwägung von Ex- amensmodus, Semesterferi- en und Familienurlaub von den Betroffenen in deut- schen Landen noch manche Scheingefechte geliefert werden . . .

Prof. Dr. med. Horst Nizze, Institut für Pathologie der Universität, Strempelstraße 14, 18057 Rostock

Gutachterverfahren

Zum Gutachterverfahren für Psychotherapie:

Was wird bezweckt?

In den letzten zwei Monaten häuften sich bei mir die Fälle, dass neu beantragte Psycho- therapien von den Gutach- tern nicht im vollen Stunden- umfang (50), sondern mit deutlichen Kürzungen (25–30) genehmigt wurden.

Die Begründungen waren unterschiedlich und für mich nicht immer nachzuvollzie- hen. Ich hielt diese Häufung für einen Zufall, bis mir ein befreundeter Kollege über ähnliche Erfahrungen berich-

tete. Nun frage ich mich, ob es anderen Kollegen ebenso erging und eine Methode da- hinter steckt.

Was könnten die Gutachter mit ihrer Vorgehensweise be- zwecken?

Anja Holl,

Oststraße 22, 53879 Euskirchen

Organisation

Zu der These „Von der Automobil- industrie lernen heißt Qualität und Effektivität lernen“:

Skepsis ist angesagt

Seit geraumer Zeit werden Ärzte und Schwestern/Pfle- ger von den verantwortlichen Administratoren des heuti- gen Gesundheitswesens kriti- siert. Sie sollten sich ein Bei- spiel nehmen an der Auto- mobilindustrie. Eine Ge- schäftsführerin des Landes- betriebes Krankenhäuser, Hamburg, sagte auf einem Vortrag des Hamburger Ver- bandes Leitender Kranken- hausärzte, die Medizin ließe sich genau so organisieren wie eine Automobilfabrik.

Alle entsprechenden Ein- wände über die Unterschied- lichkeit der Aufgaben und Strukturen werden beiseite gewischt. Ein weiterer rang- hoher Manager des Landes- betriebes Krankenhäuser Hamburg stellte fest:

„Im Prinzip unterscheidet sich eine Klinik nicht von ei- nem Automobilwerk. Nur das Produkt ist anders – es glänzt weniger.“

Ohne hier auf die Unsinnig- keit dieser Vergleiche einzu- gehen, sei nur kurz ein Erleb- nis mit einer renommierten Automobilfirma referiert.

Die Bestellung eines Fahr- zeugs verzögerte sich um über vier Wochen, weil eine Mitarbeiterin Daten nicht weitergegeben hatte. Sie war zum Friseur gegangen und hatte es vergessen. In der Mitteilung über die Liefe- rung wurde dann mitgeteilt, dass ein Zubehörteil einge- baut und in Rechnung ge- stellt wurde, das gar nicht be- stellt worden war!

Wenn in der Medizin eine dringend notwendige Be- handlung aufgrund solcher Pannen über vier Wochen verzögert und darüber hinaus unnötige, möglicherweise so- gar kontraindizierte Behand- lungsmaßnahmen zusätzlich durchgeführt würden, hätte der Patient massive Proble- me.

Wir Ärzte sollten unsere Skepsis gegenüber den Emp- fehlungen, alles wie die Auto- mobilindustrie zu organisie- ren, nicht aufgeben!

Prof. Dr. med. H.-P. Heilmann, Kritenbarg 51, 22391 Hamburg

Rationierung

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Dia- gnose: Zu alt“ von Heike E. Krüger- Brand in Heft 24/2003:

Regelungsvorschlag von keiner Seite

. . . Beide Professoren haben niemals gesagt, dass ein „the- rapeutisches Verfallsdatum“

künftig bei 75 Jahren liegen soll. Sie haben zur Diskussi- on gestellt, dass solche Über- legungen aus Gründen der Planungssicherheit in 20 Jah- ren aktuell werden könnten.

Angesichts der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und der Kostensituation in der Medizin ist es leicht vorstell- bar, dass man schon bald das gesamte Bruttosozialprodukt für wünschenswerte medizi- nische Leistungen aufbrau- chen könnte. Eine Regelung zur Kostenbegrenzung wird gefunden werden müssen.

Wenn die Menschen in die- sem Lande rechtzeitig und lange genug wissen, was auf sie zukommt, können auch private Vorsorgemaßnahmen und Planungen in die Wege geleitet werden. Weder das DÄ noch die sonst sich hier plötzlich hochsensibel gebär- denden Professoren haben einen anderen vernünftigen Vorschlag gemacht, wie die Kostensituation in Zukunft geregelt werden könnte . . . Karl-Heinz Leibold,

Gemeinschaftspraxis Mittelkalbach, 36148 Kalbach

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3025. Juli 2003 AA2005

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