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Archiv "KGB-UHREN: Peinlich" (10.04.1992)

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Anonym

Die Redaktion ver- öffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften. In beson- deren Fällen können Briefe ohne Namens- nennung publiziert werden — aber nur dann, wenn intern be- kannt ist, wer geschrie- ben hat. DÄ

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

LESERBRIEFE

KGB-UHREN

Die Werbebeilage der Firma Royal Trade Import GmbH „Drei hochwertige, bis heute ausschließ- lich Mitgliedern des sowjetischen Geheimdienstes KGB vorbehalte- ne Uhren" in Heft 8/1992 hat eine Reihe von Leserbriefen ausgelöst (siehe auch Leserbrief „Ge- schmacklos" von Dr. Thomas Lan- ger in Heft 13/1992) und auch zu ei- nem Protest aus der KV Westfalen- Lippe geführt:

Nachträgliche Würdigung

. . . Ich halte es für eine ausgesprochene Geschmack- losigkeit, daß erstens diese Uhren überhaupt verkauft werden und daß zweitens das

„Deutsche Ärzteblatt" sich dafür hergibt, gegen Bezah- lung die Werbung dafür zu übernehmen.

Der KGB hat Tausenden von Menschen Tod und Un- glück gebracht; das „Deut- sche Ärzteblatt" sollte sich nicht dafür hergeben, diesen Geheimdienst auch noch in- direkt nachträglich über seine Armbanduhren — ganz gleich, ob diese wirklich echt sind — würdigen zu lassen.

Dr. Ulf Berg, Im Papen- diek 24, W-4900 Herford- Herringhausen

Peinlich

Als mir kürzlich beim Durchblättern des Ärzteblat- tes der Prospekt auf den Schoß fiel, traute ich bei nä- herem Hinsehen meinen Au- gen nicht. Preist man dort im- merhin Spitzenqualitäts-Uh- ren an aus der ehemaligen Sowjetischen Union allein mit der Qualifikation, es seien Zeitmesser, die früher und ei- gentlich nur für höherrangige KGB-Angehörige bestimmt waren, jetzt aber hier auch als Rarität zu erwerben seien.

Meines Wissens war der KGB eine staatlich aufgebaute und strukturierte Einrichtung, die in den letzten Jahrzehnten für Tausende, wenn nicht Hunderttausende, von Mor- den und Justizmorden und für einen großen Anteil der politischen und persönlichen Unterdrückung in der Ex-

Sowjetunion zuständig bezie- hungsweise verantwortlich war.

Wenn ich der Produktwer- bung in der BRD nicht den besten Geschmack . . . zuge- stehe, tue ich ihr sicher nicht unrecht, aber daß diese Wer- bung über unser offizielles Standesblatt läuft, ist mir sehr peinlich und in meinen Au- gen eine Instinkt- und Ge- schmacklosigkeit der Anzei- genabteilung des Ärztever- lags, die sich so oder in ähnli- cher Weise nicht wiederholen sollte.

Dr. med. Peter Porsch, Windmühlenweg 22, W-4470 Soest

Skandalös

Die Werbebeilage ist ab- solut geschmack- und würde- los. Da werden angepriesen:

„Drei hochwertige, bis heute ausschließlich Mitgliedern des sowjetischen Geheim- dienstes KGB vorbehaltene Uhren." Es ist heute Allge- meingut, zu wissen, wer das KGB ist, nämlich die erfolg- reichste, skrupelloseste und größte Mörderbande der Weltgeschichte. Wenn schon die Firma Royal Trade meint, mit den Abzeichen dieser Un- menschen würden sich die deutschen Ärzte schmücken wollen, so spricht das für de- ren Niveau. Daß aber das Deutsche Ärzteblatt sich her- gibt für solche Werbebeila- gen, ist skandalös. Dem- nächst werden wohl die Insig- nien-geschmückten Uhren der Gestapo und allgemeinen

SS auch noch angeboten wer- den, natürlich in „limitierter Auflage" und mit ausdrückli- cher Zustimmung „der jewei- ligen Organisation (post- hum)", wie in vorliegender Werbebeilage durch das KGB.

Dr. med. Wulf Rothenbä- cher, Alter Markt 11, W-6252 Diez

Protest

Es bleibt der Handelsfir- ma Royal Trade unbenom- men, mit dem blutigen Na- men des KGB Geschäfte zu machen, indem sie KGB-Uh- ren an Interessenten ver- kauft.

Ich erachte es aber für nicht richtig, daß sich das Deutsche Ärzteblatt als Re- klameträger dazu hergibt!

Ich protestiere im Namen der Ungezählten und Unge- nannten, die durch den KGB gequält, gefoltert und ermor- det wurden, gegen diese Wer- bebeilage.

Herr Chefredakteur, seien Sie in Zukunft etwas sensib- ler!

Dr. med. Bernd Späth, Feldwiesenstraße 10, W-8800 Ansbach

Hintergründe bedenken

.. Geworben wird für Armbanduhren, die früher nur KGB-Mitarbeitern, Offi- zieren und der oberen sowje- tischen Nomenklatura zu- gänglich waren. Diese Perso- nen werden als „Männer der Tat" im „erfolgreichsten Ge- heimdienst der Welt" glorifi- ziert.

Die deutsche Ärzteschaft weiß es besser: Es waren Männer grausamster Untaten und eingeschworene Feinde von Menschenrecht und Völ- kerfrieden, ihr Ziel war nach innen die Unterdrückung des eigenen Volkes, nach außen die Vernichtung der freien Welt, ihr Glaubensbekennt- nis war unversöhnlicher Haß.

Zum Glück waren der KGB und sein System weit weniger erfolgreich als der Freiheits-

wille der Menschen. Das alles sollte bedenken, wer sich mit einer solchen Uhr schmücken will.

Dr. E. W. Grundmann, Hauptstraße 8, W-8412 Burg- lengenfeld

Anmerkung der Redaktion:

Ein Nachspiel hatte die Beilage auch in der Vertre- terversammlung der Kassen- ärztlichen Vereinigung West- falen-Lippe. Dr. Wolfgang Ermes beantragte: „Die VV der KVWL protestiert schärf- stens gegen diese geschmack- lose Beilage im Deutschen Ärzteblatt und fordert die KBV und Bundesärztekam- mer auf, aus diesem Vorfall personelle Konsequenzen zu ziehen. Es ist ein Unding, daß in einem Organ der deut- schen Ärzte Reklame für Ge- genstände einer Organisation gemacht wird, die für Folter, Unterdrückung, Mord, Frei- heitsberaubung und sonstige der Konvention der Men- schenrechte widersprechen- den Praktiken über 70 Jahre der Menschheitsgeschichte verantwortlich zeichnete. Zu- gleich soll sich die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes bei allen Opfern in einer ein- seitigen Anzeige des Ärzte- blatts entschuldigen."

Die Proteste aus dem Le- serkreis gingen bei der Re- daktion ein, offenbar in der Meinung, die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes sei verantwortlich für die Auf- nahme dieser Beilage. So ist es aber nicht. Beilagen gehö- ren zum Anzeigengeschäft, und Anzeigengeschäft und Redaktion sind aus gutem Grunde sauber voneinander getrennt. Die Redaktion hat die Beilage in Heft 8/1992 auch mit einer gewissen Fas- sungslosigkeit zur Kenntnis genommen und bei der An- zeigenabteilung protestiert.

Der Deutsche Arzte-Verlag entschuldigt sich, so eine Stel- lungnahme des Verlags-Ge- schäftsführers, ausdrücklich bei den Lesern des Deut- schen Ärzteblattes. NJ A1-1286 (6) Dt. Ärztebl. 89, Heft 15, 10. April 1992

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