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ie Erkenntnis, dass Vorbeugen bes- ser ist als Heilen, ist in Deutschland noch nicht allzu weit vorgedrun- gen. Das wollen Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt und ein von ihr ins Leben gerufenes Gremium ändern.Die Ministerin unterstrich bei der Er- öffnung des „Forums für Prävention und Gesundheitsförderung“ am 12. Mai in Berlin, dass die Prävention aus der gesundheitspolitischen Debatte heraus als gesamtgesellschaftliche Aufgabe weiterzuentwickeln sei. Die meisten Er- krankungen hierzulande seien vermeid- bare Volkskrankheiten, die sich durch entsprechende Gegenmaßnahmen ver- hindern ließen. „Das Gesundheitswesen muss sich deshalb neben der Heilung und Linderung bestehender Erkran- kungen das Ziel setzen, die Gesundheit des Menschen zu erhalten und zu för- dern sowie zur Herstellung gesunder Lebensbedingungen beizutragen“, be- tonte die Ministerin. Es gelte, die weit- reichenden nationalen und inter- nationalen Erfahrungen zu nutzen, um die Prävention in der Gesellschaft zu verankern.
Mit der Gründung des „Forums für Prävention und Gesundheitsförderung“
ist es gelungen, eine Arbeitsplattform zu schaffen, deren Mitglieder bereits über weitreichende Erfahrungen auf dem Ge- biet der Prävention verfügen. Aufgabe des im vergangenen Jahr gegründeten Forums ist es, die Strategien zur Vermei- dung von Krankheiten besser zu koordi- nieren. Das Forum besteht aus 63 Mit- gliedsorganisationen. Dazu gehören na- hezu alle Bundesministerien, die Fach- behörden, die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, der DGB, die Verbraucher- und Selbsthilfe- verbände, die Apotheker, die pharma-
zeutische Industrie, die Wohlfahrtsver- bände, der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswe- sen und die Krankenkassen. „Wenn es gelänge, die bereits vorhandenen Initia- tiven und Kompetenzen zu bündeln, dann bin ich zuversichtlich, dass sich die
Prävention in Deutschland als gesamt- gesellschaftliche Aufgabe durchsetzen kann“, sagte Dr. phil. Stefan Etgeton, Gesundheitsreferent der Verbraucher- zentrale Bundesverband e.V.
Ausrichtung auf Zielgruppen
Die Arbeitsgebiete des Forums er- strecken sich auf die Bereiche „Gesun- de Kindergärten und Schulen“, „Ge- sunde Betriebe“ und „Gesund altern“.
Die ersten Projekte wird es noch in die- sem Jahr in Niedersachsen, Rheinland- Pfalz und Sachsen-Anhalt geben. Hier- zu haben die Kassen in der vergange-
nen Woche eine jährliche Unterstüt- zung von 750 000 Euro zugesagt.
Ein Problem früherer Kampagnen sei die fehlende spezifische Ausrichtung („Setting-Ansatz“) auf die Zielgruppe gewesen. Daraus habe man gelernt, so der ehemalige Ministerialdirektor des Bundesgesundheitsministeriums, Prof.
Dr. med. Manfred Steinbach: „Wir wol- len eine soziale Bewegung als Motor der Prävention. Unsere Anstrengungen müssen dahin gehen, die Menschen dort abzuholen, wo sie tatsächlich Hilfe brau- chen.“ Deshalb seien besonders soziale Brennpunkte in die ersten Präventions- projekte eingebunden. Prof. Dr. rer. pol.
Rolf Rosenbrock, Mitglied des Sachver- ständigenrats für die Konzertierte Akti- on im Gesundheitswesen, zeigte sich be- eindruckt von den drei Länderprojek- ten: „Es ist der richtige Weg, die Erfah- rungen aus der betrieblichen Gesund- heitsförderung auf die Kindertages- stätten und Schulen zu übertragen.“
Gleichzeitig warnte er aber davor, die Verhältnisprävention zu vernachlässi- gen. Die Bekämpfung krank machen- der Lebensbedingungen wie Armut, Arbeitslosigkeit, Bildungsunterschiede oder die Arbeitsumstände müssten mit derselben Energie verfolgt werden wie die Kampagnen zur gesundheitlichen Aufklärung.
Prävention kostet erst einmal
Eines der entscheidenden Kriterien für den Erfolg von Präventionsprogrammen ist eine solide Finanzierungsgrundlage.
Bisher war spekuliert worden, dass eine Erhöhung der Tabaksteuer der Präven- tion zugute kommen sollte. Diese Gelder sind nun anderweitig verplant: Die zu- sätzliche Tabaksteuer soll jetzt die Aus- gliederung versicherungsfremder Lei- stungen aus der Gesetzlichen Kranken- versicherung kompensieren. Dafür wer- den, so befürchtet der Vorstandsvor- sitzende des Bundesverbandes der In- nungskrankenkassen, Rolf Stuppardt, die Krankenkassen vor allem als zukünf- tige Geldgeber der im Forum beschlosse- nen Gemeinschaftsprojekte gebraucht.
Denn noch ist die „Stiftung Prävention“, die für die Projektfinanzierung gegrün- det werden sollte, nicht mehr als eine Idee. Dr. med. Daniel Rühmkorf P O L I T I K
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A1580 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 236. Juni 2003
Prävention
„Gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Bereits zehn Monate nach der Gründung ist das
„Forum für Prävention und Gesundheitsförderung“
arbeitsfähig und startet die ersten Modellprojekte.
Erhalt der Gesundheit muss ein Ziel der Prävention sein: Bundesgesundheitsministe- rin Ulla Schmidt Foto: Daniel Rühmkorf