ne kontinuierliche Anpassung des GOÄ- Punktwertes zumindest als Inflationsaus- gleich drängte, wurde abgelehnt, da dies die Änderung von § 5 GOÄ betreffen würde. Der Antragsteller rechnete vor, dass der seit 1996 unveränderte Punkt- wert von 10,4 Pfennig bis heute auf 12,31 Pfennig hätte angepasst werden müssen.
Dagegen wurde ein von Dr. med.
Hans Jürgen Thomas, Ärztekammer Westfalen-Lippe, eingebrachter Antrag angenommen, der den Verordnungsge- ber auffordert, das Leistungsverzeichnis schnellstmöglichst zu aktualisieren und an den medizinischen ebenso wie an den medizinisch-technischen Fortschritt an- zupassen. Gleichzeitig müsse der Punkt- wert angehoben werden. Thomas, der in einem vom Ärztetag abgelehnten An- trag empfahl, die vom Staat zu erlas- sende Rechtsverordnung beizubehalten, erinnerte daran, dass die frühere Bun- desregierung beim letzten GOÄ-Re- formschritt (1996) zugesagt hatte, die noch nicht novellierten Teile der GOÄ (insbesondere beim ambulanten Ope- rieren) rasch zu aktualisieren. Die Ärz- teschaft dürfe nicht zulassen, dass die GOÄ-Reform bis weit nach der näch- sten Bundestagswahl verschleppt wird.
Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter
Die Entschädigungszahlungen für die Zwangsarbeiter in der Zeit des National- sozialismus waren Gegenstand dreier Beschlussanträge, die mit großer Mehr- heit angenommen wurden. So wurde der Vorstand der Bundesärztekammer auf- gefordert, Krankenhausträger und ärzt- liche Verbände zu veranlassen, sich am Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter zu beteiligen. Ferner verlangten die Delegierten, dass sich alle Träger ärztlich geleiteter Einrichtungen sowie die ärztlichen Körperschaften in- tensiv um Aufklärung über Art und Umfang von Zwangsarbeit in ihren Ein- richtungen bemühen; denn auch nach- dem elf Krankenhäuser dem „Stiftungs- fonds der deutschen Wirtschaft“ beige- treten sind, bestehe weiterhin Auf- klärungsbedarf. Der Präsident der Bun- desärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, teilte mit, dass Bun- desärztekammer und Kassenärztliche
Bundesvereinigung beschlossen hätten, aus dem Gewinn der in ihrem Besitz befindlichen Deutschen Ärzte-Verlag GmbH (Köln) Mittel für den Stiftungs- fonds zur Verfügung zu stellen.
Ferner forderten die Delegierten den Gesetzgeber auf, Bestimmungen zu erlassen, die es ermöglichen, unver- brauchte Medikamente in einwandfrei-
em Zustand und unter Beachtung der Arzneimittelsicherheit an andere Pati- enten weiterzugeben.
❃ Als Tagungsort für den 107. Deut- schen Ärztetag im Jahr 2004 wurde Bre- men bestimmt. Im kommenden Jahr fin- det der Ärztetag vom 28. bis 31. Mai in Rostock statt. Im Jahr 2003 ist Köln wie- der an der Reihe. Dr. rer. pol. Harald Clade P O L I T I K
104. DEUTSCHER ÄRZTETAG
A
A1460 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 22½½1. Juni 2001
Unfälle: „Prävention ist ärztliche Aufgabe“
Der 104. Deutsche Ärztetag forderte eine Stärkung von Prävention und Ge- sundheitsförderung. Die Verhütung von Verletzungen und Unfällen sei eine originäre Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte, da sie wie keine andere Berufs- gruppe die Möglichkeit hätten, in gesundheitlichen Fragen auf die Bevölke- rung einzuwirken. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung würden mindestens einmal im Jahr einen Arzt aufsuchen.
Um die Verletzungshäufigkeit in Deutschland wesentlich zu verringern, müsse jedoch die Aus- und Fortbildung der Ärzte auf diesem Gebiet, die Ver- gütung, die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und die interdiszi- plinäre Forschung zu Ursachen von Unfällen verbessert werden. Gleichzeitig regte der Ärztetag an, ein nationales Unfallpräventionsprogramm zu starten.
Dieses soll zur Entwicklung einer qualitätsgesicherten, einheitlichen Datenla- ge bezüglich des Unfallgeschehens beitragen und erfolgreiche, internationale Präventionsprogramme dokumentieren.
Der Leiter der Arbeitsgruppe „Prävention von Unfällen“ der Bundes- ärztekammer, Prof. Dr. phil. Johannes Siegrist, Leiter des Instituts für Medizi- nische Soziologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, stellte den Be- richt „Verletzungen und de-
ren Folgen – Prävention als ärztliche Aufgabe“ vor. Die- sen hatte die Arbeitsgruppe auf Antrag des 102. Deut- schen Ärztetages erstellt. Da es derzeit in Deutschland keine einheitlichen Daten für die unterschiedlichen Un- fallarten und Altersgruppen gibt, stützt sich der 81 Sei- ten starke Bericht auf die Daten der Todesursachen- statistik, der Verkehrsunfall- statistik, der Krankenhaus- diagnosenstatistik, die Un- fallstatistiken der Unfallver-
sicherungsträger und der Haus- und Freizeitunfallstatistik. Für das Kindes- und Jugendalter, das frühe und mittlere Erwachsenenalter und das höhere Le- bensalter werden wesentliche Unfallquellen zusammengestellt und präventive Maßnahmen aufgezeigt. Danach haben Ärzte bei Patienten aller Altersgrup- pen Möglichkeiten, durch Anamnese (Erhebung des Sturzrisikos und häusli- cher Unfallquellen für Säuglinge und Kleinkinder), Diagnostik (beispielsweise Fahrtüchtigkeit, Balance- und Mobilitätstest), Beratung und gezielte Medika- tion (zur Verringerung von Stürzen, Osteoporoseprävention, Hüftprotektoren)
Unfälle wirksam zu vermeiden. ER
Prof. Dr. phil. Johannes Siegrist, Universität Düsseldorf, erläuterte die Expertise „Verletzungen und deren Folgen – Prävention als ärztliche Aufgabe“.