mal die hoch gespannten geschäftlichen Erwartungen bisher nicht eingelöst wur- den (zur Kritik: www.mannvernd.is. Die Gegenposition vertritt: www.decode.
com). deCode, eine Nasdaq-notierte Ak- tiengesellschaft, die die Island-Biobank nach wie vor verwertet, hofft gleichwohl 2003 aus dem Gröbsten heraus zu sein.
Roche, der Schweizer Pharmakonzern, plant zwölf retrospektive Studien mit deCode, distanziert sich andererseits
„ausdrücklich von der isländischen Bio- bank“ (so, überraschend, Klaus Lind- paintner bei der Berliner Tagung).
Ingrid Schneider (Hamburg), die das Spannungsfeld zwischen privater An- eignung und Gemeinwohl vermaß, frag- te, ob das genetische Potenzial einer Be- völkerung nicht ein öffentliches Gut sei.
Wenn ja, dann müsse genetische For- schung öffentlich finanziert werden, wenn öffentliches Gut, dann folge dar- aus auch eingeschränkte Patentierbar- keit, nämlich beschränkt im Wesentli- chen auf Verfahrenspatente.
Die einmal gespeicherten Daten müs- sen anonymisiert werden, das war durch- gängig die Meinung aller, die sich bei der Tagung äußerten, besser pseudonymi- siert,meinten sogar einige.„Doch können Blut- und Gewebeproben überhaupt anonymisiert werden?“ fragte Rita Well- brock (Wiesbaden).Aus Sicht der Daten- schützerin bleiben jedenfalls „ganz er- hebliche Reidentifizierungsrisiken beste- hen“. Hinzu kommt, dass aus Forscher- sicht eine Reidentifizierung vielfach er- wünscht ist. Pharmaforscher Lindpaint- ner fasste das Dilemma in einen Merk- satz: Optimaler Datenschutz bedeutet schlechte Nachvollziehbarkeit – und um- gekehrt. Wellbrock hatte zuvor als Aus- weg vorgeschlagen, gesetzlich ein For- schungsgeheimnis einzuführen, ähnlich der ärztlichen Schweigepflicht, und Ver- letzungen strafrechtlich zu sanktionie- ren. Der Gedanke wurde nicht vertieft.
Im Tagungsraum, dem Leibnizsaal der Berlin-Brandenburgischen Akade- mie der Wissenschaften, wurde als klei- ner Gag der bekannte Banken-Slogan auf die Leinwand projiziert, das größte Kapital einer Bank sei das Vertrauen.
Gewiss eine Anspielung auf die Bioban- ken. Hoffentlich kein Verweis auf das deutsche Bankgeheimnis. Das soll näm- lich, den jüngsten Koalitionsabsprachen zufolge, beseitigt werden.Norbert Jachertz
P O L I T I K
A
A2978 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 458. November 2002
Ärztliche Präventionstage 2002
Vorreiter in Sachen Prävention
Während die Regierung über die Finanzierung von Präventions- programmen diskutiert,
starten die Ärzte eine eigene Informationskampagne.
D
ie Vizepräsidentin der Bundesärz- tekammer, Dr. med. Ursula Au- erswald, hat in Berlin massiv die Präventionspolitik der Bundesregie- rung kritisiert. Zum Auftakt der „Ärzt- lichen Präventionstage 2002“ warf sie der Regierung vor, zu wenig Geld für Präventionsprogramme zur Verfügung zu stellen. Jede Aufklärungskampagne, die breite Bevölkerungsschichten errei-chen soll, koste etwas. „Und auch die spezifisch ärztlichen Beratungsleistun- gen bedürfen einer angemessenen Ver- gütung“, sagte Auerswald.
Die im Koalitionsvertrag angekün- digten Präventionsmaßnahmen der rot- grünen Bundesregierung seien zwar be- grüßenswert. Es fehle aber an konkre- ten Finanzierungsplänen für die ehrgei- zigen Vorhaben. So stehe das „Forum für Prävention und Gesundheitsförde- rung“ bislang ohne Finanzgrundlage da.
Auerswald erinnerte daran, dass Kanz- ler Schröder Bundesgesundheitsmini- sterin Ulla Schmidt „in aller Öffentlich- keit abstrafte“, weil sie eine zweckge- bundene Abgabe auf Tabakprodukte
vorschlug, um damit Präventionspro- gramme zu finanzieren. Kritikwürdig sei auch die von der Bundesregierung betriebene Blockade eines europawei- ten Werbeverbotes für Tabakwaren.
Auerswald: „Was aber wirklich dem Fass den Boden ausschlägt, ist die Tatsa- che, dass die Tabakindustrie Präven- tionsprogramme des Bundesgesund- heitsministeriums finanziert, die den Tabakkonsum von Kindern und Ju- gendlichen eindämmen sollen, zugleich aber vertraglich festgelegt wird, dass sich diese Programme nicht gegen die Tabakindustrie richten dürfen.“
Mit den Ärztlichen Präventionstagen wollen Bundesärztekammer und Kas- senärztliche Bundesvereinigung nach eigenem Bekunden verdeutlichen, was Ärzte seit langem in der Prävention lei- sten. Unter dem Motto „Gesund – Mit- ten im Leben“ informieren Ärztekam- mern und Kassenärztliche Vereinigun- gen bundesweit unter anderem über gesunde Ernährung und Bewe- gung sowie über den Umgang mit Stress und über die Gefah- ren beim Konsum von Tabak und Alkohol. Ferner sind Ver- anstaltungen zum Impfschutz und zur Früherkennung von Krebs- und Herz-Kreislauf-Er- krankungen vorgesehen.
Man werde sich insbeson- dere den gesundheitlichen Ri- siken im mittleren Erwachse- nenalter widmen, erklärte Dr.
med. Ulrich Oesingmann, stellvertre- tender Vorsitzender des Ausschusses
„Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation“ der Bundesärzte- kammer. Hier seien Erkrankungen durchaus zu beeinflussen oder sogar ganz vermeidbar.
Eine Schlüsselrolle bei der Präven- tion komme den niedergelassenen Ärz- ten zu. Darauf verwies Dr. med. Leon- hard Hansen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Hansen warnte aber davor, die Präventi- on zulasten der Kuration zu finanzieren.
Vielmehr müssten gesonderte Finanz- mittel aufgelegt werden. Der KBV-Ver- treter wies darauf hin, dass sich eine er- folgreiche Prävention erst nach Jahren finanziell auf die kurative Versorgung auswirken würde. Zusätzliche Ressour- cen seien deshalb nötig. Samir Rabbata
„Ärztliche Präventionstage 2002“
Schwerpunktthemen:
Bewegung Ernährung
Stressbewältigung Konsum von Nikotin
und Alkohol Impfprophylaxe
Weitere Informationen zu den „Ärztlichen Präventionsta- gen 2002“ können im Internet unter www.aerzteblatt.de abgerufen werden.