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wölf Kindertagesstätten mit hohem Ausländeranteil in Frankfurt/Main, Gießen und Wetzlar beteiligen sich an dem Modellprojekt „frühstart“, das die Sprachförderung der Kin- der verbessern will. Dafür werden die Erzieherinnen ge-schult und ehrenamtliche mut- tersprachliche Elternbegleiter ausgebildet. Der Modellver- such soll 2006 mit der Erstel- lung eines Praxishandbuchs abgeschlossen werden. Geför- dert wird „frühstart“ von der Hertie-, der Herbert-Quandt- Stiftung und der Türkisch-
Deutschen Gesundheitsstif- tung. Informationen: frühstart, Telefon: 06 41/96 61 16-27.
In Berlin hat der Berufs- verband der Kinder- und Ju- gendärzte kürzlich ein Sprach- förderungsprojekt initiiert (DÄ, Heft 15/2004). Rie
D
ie Gesundheitsreform hat einen Paradigmenwechsel herbeigeführt, dessen Auswir- kungen man erst in mehreren Jahren konkret benennen kann. So urteilte der Präsi- dent der Sächsischen Lan- desärztekammer, Prof. Dr.med. Jan Schulze, vor dem 14.
Sächsischen Ärztetag. Noch herrsche Freude über sinken- de Arzneimittelausgaben der Krankenkassen oder rückläu- fige Zahlen bei Arztbesu- chen. Dabei könne dieses Verhalten prospektiv zu ei- nem Anstieg chronischer Er- krankungen führen, warnte Schulze. Etwa 220 Ärzte und
Politiker diskutierten am 25.
und 26. Juni in Dresden über die aktuellen Entwicklungen der Gesundheitsreform.
Kritik übte Schulze auch am enormen Anstieg der Bürokratie in Praxis und Kli- nik, die in erster Linie durch Vorgaben der Verwaltung und Kontrollmaßnahmen der Krankenkassen verursacht würden. Rund 30 Prozent der Arbeitszeit wendeten die Ärzte für Formulare auf, an-
statt sich den Patien- ten zu widmen. „Ei- ne Reduzierung von Doppeldokumentatio- nen ist deshalb drin- gend notwendig“, for- derte der Kammerprä- sident.
Kritik musste sich auch die sächsische Sozialministerin Hel- ma Orosz gefallen las- sen. Obwohl sie sich seit ihrem Amtsantritt vor einem Jahr beson- ders dem Thema „Ärz- temangel“ widmet, ha- be ihr Ministerium zahlreiche Vorschläge bisher nicht umge- setzt, warfen ihr die Delegier- ten vor. Abhilfe soll jetzt ein Krisengespräch schaffen, das für Anfang Juli in Dresden angesetzt ist.
Beschlossen hat der Ärzte- tag die neue Weiterbildungs- ordnung, die unter anderem den „Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin“ schafft.
Sie tritt am 1. Januar 2005 in
Kraft. KK
A K T U E L L
A
A2010 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 28–2912. Juli 2004
Helma Orosz
14. Sächsischer Ärztetag
Kritik an der Reform
„Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin“
wird eingeführt.
Foto:Knut Köhler
Foto:Caro
Spracherziehung
„frühstart“ für guten Start
Drei Stiftungen fördern Modellprojekt in Hessen.
Kassenärzte
Wehrpflichtige zahlen keine Praxisgebühr
KBV informiert KVen über das Verfahren.
S
oldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind von der Praxisgebühr befreit.Das trifft auch auf Wehr- pflichtige zu, die beispiels- weise von den Kreiswehrer- satzämtern im Zuge der Musterung an niedergelasse- ne Vertragsärzte überwiesen werden. Darauf weist die Kassenärztliche Bundesver- einigung (KBV) in einem Rundschreiben an die Kas- senärztlichen Vereinigungen der Länder hin. Offenbar war es in jüngster Zeit zu Ir- ritationen bei solchen Über- weisungen gekommen. JM
Prävention
Landkreise und Ämter als Vorreiter
Votum für eine größere Rolle des öffentlichen Gesundheitsdienstes
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rävention und Gesund- heitsförderung sind eine Gemeinschaftsaufgabe, in die alle Institutionen einbezogen werden sollten, die sich auf diesen Feldern betätigen oder es könnten. Dazu zählt in er- ster Linie der öffentliche Ge- sundheitsdienst. Diese Auf- fassung vertritt in der Diskus- sion um ein Präventionsge- setz Prof. Dr. med. Fritz Bes- ke, dessen Institut für Ge- sundheits-System-Forschung in Kiel sich dem Thema be- reits im März 2003 gewidmet hat (Ursula Hegger, Fritz Beske: „Prävention und Ge- sundheitsförderung als Auf- gabe des öffentlichen Gesund- heitsdienstes“).In dem Band werden die Landesgesetze über den öf- fentlichen Gesundheitsdienst und dessen präventive Aufga- ben analysiert und ein Kon- zept entwickelt, wie die Ge- sundheitsämter stärker einbe- zogen werden könnten. Heg- ger und Beske schlagen vor, die Alkoholsteuer um 70 Pro- zent zu erhöhen, die Tabak- steuer um 100 Prozent. Nach ihren Berechnungen kämen so neun Milliarden Euro zu- sammen. Acht Milliarden Eu- ro sollten gesetzliche und pri- vate Krankenkassen erhalten.
900 Millionen Euro bekämen die Gesundheitsämter für Ak- tivitäten. 100 Millionen Euro würden die Organisationen erhalten, die sich seit länge- rem bundesweit für Präven- tion und Gesundheitsvorsor- ge engagieren: die Bundes- zentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Bundesverei- nigung für Gesundheit, die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und der Deut- sche Sportbund. Rie Bereits in der
Tagesstätte sollen auslän- dische Kinder sprachlich ge- fördert wer- den.