A 2018 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 42|
22. Oktober 2010 Die Bundesregierung rechnet da-mit, dass der gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) aufgrund des geplanten leichteren Wechsels in die private Krankenversiche- rung (PKV) im kommenden Jahr rund 300 Millionen Euro an Bei- tragseinnahmen fehlen werden. Von dieser Summe sei ohne die Berück- sichtigung der durch die Abwan - derung hervorgerufenen Minder- ausgaben von circa 100 Millionen Euro auszugehen, heißt es in einer GESETZLICHE KRANKENVERSICHERUNG
Weniger Einnahmen durch leichteren Wechsel
Stellungnahme der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke.
Ab 2011 können gesetzlich Ver- sicherte wieder leichter in die PKV wechseln. Es genügt, die Versiche- rungspflichtgrenze in Höhe von 49 500 Euro in einem Jahr zu überschreiten. Die Bundesregie- rung geht davon aus, dass im kom- menden Jahr 40 000 Personen von der GKV in die PKV wechseln
werden. hil
Mit 20 Millionen Eu ro will das Bundes for schungs - ministerium (BMBF) in den nächsten vier Jahren die Erforschung von Impfstoffen und Medika- menten für Entwick- lungsländer fördern. Das hat der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Helge Braun, am 11. Ok- tober auf dem Weltge- sundheitsgipfel in Berlin angekündigt. Mit dem Geld sollen sogenannte Produktentwicklungspart- nerschaften (Product De- velopment Partnerships, PDP) unterstützt werden.
Dabei handelt es sich um internationale gemeinnüt- zige Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Präventi- onsmethoden, Diagnostika oder Me- dikamente gegen vernachlässigte und armutsbedingte Erkrankungen zu entwickeln. Sie führen Wissen- schaft und Industrie zusammen und finanzieren sich in der Regel aus öf- fentlichen Geldern oder privaten Spenden. Einer der größten Geldge- ENTWICKLUNGSHILFE
20 Millionen Euro für Arzneiforschung
ber der PDPs weltweit ist derzeit die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung.
Braun erklärte in Berlin, das BMBF wolle mit seiner Förderini- tiative vor allem die Gesundheit von Kindern unter fünf Jahren und die Müttergesundheit stärken – zwei der Millenniumsziele der Vereinten Na- tionen. Die Maßnahme ziele deshalb vor allem auf die Entwicklung von neuen Präventions-, Diagnose- oder Behandlungsmethoden für tropische
Krankheiten wie Leishmaniose oder Dengue-Fieber ab – ein Feld, das für die pharmazeutische Industrie ohne eine solche Förderung wirtschaftlich nicht lukrativ wäre. Außerdem will man aus den BMBF-Mitteln Projek- te fördern, die auf die Bekämpfung beispielsweise von bakterieller Me- ningitis, Malaria oder Durchfaller- krankungen abzielen, also Krankhei- ten, die mit einer hohen Kindersterb- lichkeit einhergehen. HK
Besonders Kinder und Mütter sollen von den Maßnah-
men profitieren.
Foto: dpa
In Kanada erkranken weniger postmenopausa- le Frauen an Brustkrebs, seit die Verordnungen von Hormonpräparaten zurückgegangen sind.
Dies zeigen Berechnungen der kanadischen Krebsgesellschaft im Journal of the National Cancer Institute (JNCI 2010; doi: 10.1093/
jnci/djq345). Sie schließen andere Erklärungen weitgehend aus.
Nach dem Bekanntwerden der ersten Er- gebnisse der US-amerikanischen Women’s Health Initiative (WHI) sind auch in Kanada die Verordnungen von Hormonpräparaten an post- menopausale Frauen schlagartig zurückgegan- gen. Hatten zuvor noch 12,7 Prozent der Frau- en in der Altersgruppe von 50 bis 69 Jahren Östrogen/Gestagen-Kombinationen eingenom- men, so war der Anteil 2004 auf 4,9 Prozent gefallen. Dies zeigen die Ergebnisse des Nation - al Population Health Survey, einer regelmäßi-
gen Umfrage der kanadischen Regierung. Aus- löser des Rückgangs waren die Ergebnisse der WHI-Studie. Sie hatte die postulierte kardio- vaskuläre Schutzwirkung der Hormontherapie nicht bestätigen können und unter anderem auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hingewiesen.
Dass diese Sorge nicht unberechtigt war, zeigt die Analyse der Krebsregister, die Prith- wish De von der Canadian Cancer Society in Toronto jetzt vorlegt. Gleichzeitig zum Rück- gang der Verordnungen der Hormonpräparate nahm auch die Brustkrebsinzidenz bei den postmenopausalen Frauen um 9,6 Prozent ab.
Ein ähnlicher Trend war auch in anderen Län- dern, darunter den USA, aufgefallen (NEJM 2007; 356: 1670–4). Die US-Forscher hatten jedoch nicht ausschließen können, dass eine verminderte Inanspruchnahme der Mammo- graphie für den Rückgang verantwortlich ist.
Weniger Mammographien bedeuten, dass Kar- zinome später erkannt werden – was zu einem vorübergehenden Abfall der Diagnosen führt.
De kann allerdings nachweisen, dass die Mammographierate in Kanada stabil geblieben ist. Der Epidemiologe ist sich deshalb sicher, dass der Rückgang allein durch den Einbruch der Hormonverordnungen ausgelöst wurde.
Nach 2005 kam es wieder zu einem leich- ten Anstieg der Brustkrebsinzidenz. Auch dies passt gut zu den Ergebnissen der WHI. Östro- gene sind nicht die Auslöser der Karzinome.
Sie fördern vermutlich nur das Wachstum jener Tumoren, die Rezeptoren für den Wachstums- faktor Östrogen exprimieren. Der Verzicht auf die Hormontherapie verhindert deshalb nicht, dass die Frauen an Brustkrebs erkranken, er verlängert lediglich die Zeit, bis dieser entdeckt
wird. rme