Ergebnis einer guten Schwangerenbetreuung: gesunde Mutter, gesundes Kind.
POLITIK
Ärzten, für zweifelhafte Sekundär- ziele — zum Beispiel für eine Gene- ralabrechnung mit dem Chefarztwe- sen — genutzt.
III-Mittel definieren sich durch ihre Zweckbindung und werden, in welcher Form auch immer, transpa- rent verwaltet. Stammen sie aus der Industrie, sind sie zwar meist ohne Frage ein werbendes und kalkuliertes Marketinginstrument, aus Kliniker- sicht aber vor allem eine flexible Fi- nanzierungsmöglichkeit für den klini- schen Wissenschaftsbetrieb, wie sie weder Krankenkassen, DFG noch staatliche Förderung gewährleisten.
Diese Mittel sind in ihrer über- wältigenden Mehrzahl — nur von ihr kann hier die Rede sein — keine ver- abredeten prozentualen Rückläufe aus Bestellungen und stehen weder in Höhe noch im Zeitpunkt in direk-
KOMMENTAR / AKTUELL
ter Verbindung damit. Ein Drittel der Gelder, so wird geschätzt, kommt von Firmen, die gar keine konkrete Lieferaussicht haben. Sie stehen zu- dem unter einem Zielvorbehalt, ei- ner Auswertung, Datensammlung, Testung usw. und werden dafür auch verwendet. Bleibt etwas übrig, von al- len Beteiligten sicher nicht immer ungewollt, wird auch das in der For- schung gehalten und erlaubt oftmals Vorhaben, für die Mittel gezielt nicht oder noch nicht zu bekommen sind.
Zieht man von dem industriellen III-Mittelvolumen alle Gerätean- schaffungen und Personalausgaben, zeitliche Patientenhonorare und ein- zelne, in ihrem Zusammenhang mit einem Projekt legitimierte Ausgaben ab, bleiben — vielleicht — Zahlungen für eine . Tagung, über deren Rahmen man diskutieren kann, oder eine un-
verhältnismäßig üppig ausgefallene Bewirtungsrechnung einer unsensib- len und verwöhnten Kollegenschar.
Nicht gefunden wird aber da die Rechnung eines Autohauses, das Flugticket für die Tochter, die Ab- rechnung von Festverzinslichen und auch nicht die Renovierung des Dritthauses.
Was sollten die Ärzte lernen? An- deren ähnliche Fehler nachzuweisen, mindert die eigenen nicht. Vertrauen ist kollegial, Kontrolle ist sachdien- lich und angebracht. Wird das nicht verstanden, wird es auch in diesem Bereich Fremdkontrolle geben wie bei so vielem anderen, wo die Innen- ausstattung der Ärzteschaft nur Cha- os zeigte. Wird es aber verstanden, kann nächstes Mal früher, schärfer und schadensmindernd dementiert werden. Wolfgang Rühle, Lübeck
Die Bundesrepublik Deutsch- land hat ihre internationale Spitzen- stellung bei der Schwangerenbetreu- ung behauptet. Dies geht aus der Ab- schlußdokumentation über Mutter- schaftsvorsorge und Entbindungen für das Jahr 1990 hervor. Die Kassen- ärztliche Bundesvereinigung hat den Bericht für den Bereich der alten Bundesländer Ende Mai vorgelegt.
Die Doku mentation be- rücksichtigt ne- ben Daten des Statistischen Bundesamtes die Ergebnisse der sogenann- ten Perinataler- hebungen. Da- für sind die Ärz- tekammern und die Kassenärzt- lichen Vereini- gungen zustän- dig. Über 870 geburtshilfliche Abteilungen ha-
ben sich beteiligt. Die Erfassungsrate lag bei 90 Prozent der geborenen Kinder.
Die sogenannte perinatale Mor- talität, das heißt, die Sterblichkeit von Neugeborenen bis zu ihrem sieb- ten Lebenstag, hat sich seit 1983 um fast ein Drittel reduziert. 1990 star- ben demnach sechs von tausend Neu- geborenen. Unter den zwölf Staaten
der Europäischen Union ist dies das beste Ergebnis.
Die Säuglingssterblichkeit, das heißt, die Rate der im ersten Jahr verstorbenen, lebend geborenen Kin- der, lag 1990 bei 7,1 pro tausend.
Zum Vergleich: 1983 starben stati- stisch betrachtet noch 10,2 von 1 000 Säuglingen. Zurückgegangen ist auch die Müttersterblichkeit. 1990 starben 53 Frauen während oder nach der Geburt. Dies entspricht einer Müt- tersterblichkeit von sieben pro 100 000 Müttern. Noch 1975 lag diese Rate etwa sechsmal so hoch.
Diese Erfolge führt die KBV auf den hohen Stand der deutschen Ge- burtshilfe, aber auch auf die Lei- stungsfähigkeit und gute Akzeptanz des Vorsorgeangebots zurück. So nahmen 1990 insgesamt 72,5 Prozent der Schwangeren mindestens zehn Vorsorgeuntersuchungen in An- spruch.
Im einzelnen weichen die Daten der Bundesländer etwas voneinander ab. Das gilt auch für das Vorgehen bei Entbindungen. So betrug die Kai- serschnitt-Rate 1990 bundesweit 15,5 Prozent. Berlin beispielsweise wies mit 10,8 Prozent eine sehr niedrige Rate auf. Insgesamt sei festzustellen, daß die seit Jahren kontinuierlich an- steigende Kaiserschnitt-Rate 1990 gegenüber dem Vorjahr erstmals nicht mehr gestiegen ist. EB
Schwangerenbetreuung
Deutschland behält Spitzenstellung
A-1874 (26) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 27, 8. Juli 1994