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Archiv "Persönliche Eindrücke: Was am Ende übrig bleibt" (29.05.2009)

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A1104 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 22⏐⏐29. Mai 2009

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r. med. Heidrun Gitter ist aus Bremen nach Mainz gereist.

Mit hohen Erwartungen geht sie in den Ärztetag. „Spannend stelle ich mir das Thema Menschen mit Behin- derungen zusammen mit dem Thema Priorisierung vor“, sagt sie gegen- über dem Deutschen Ärzteblatt. „Dies eröffnet uns die Chance, sachlich aufzudecken, dass wir schon eine heimliche Rationierung und Priori- sierung haben – und zwar so, dass auch die Öffentlichkeit das verstehen kann.“ Gitter vertritt in Mainz die Ärzte aus Bremen und ist zum 16.

Mal Delegierte bei einem Ärztetag.

Am 19. Mai um zehn Uhr hatte Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, in der Mainzer Rheingoldhalle den 112. Deutschen Ärztetag eröffnet.

250 Delegierte sind in die Landes-

hauptstadt gekommen, um über die dringlichsten Belange der Ärzte- schaft zu beraten. Die Schwerpunkt- themen sind in diesem Jahr Ratio- nierung und Priorisierung, die Frei- heit des Arztberufs, die medizini- sche Versorgung von Menschen mit Behinderungen sowie die Weiterbil- dungsordnung mit einem großange- legten Evaluationsprojekt.

Dr. med. Ingmar Hornke aus Nie- dernhausen in Hessen ist zum ersten Mal dabei, aber trotzdem wenig op- timistisch. „Ich habe keine großen Erwartungen an den Deutschen Ärztetag, sondern bin jetzt schon desillusioniert“, kommentiert er sei- ne ersten Eindrücke aus dem Plenar- saal. „Ich erlebe, dass wir auf eine sehr unsachliche und unfähige Art auf Herausforderungen der Politik reagieren. Letzten Endes führen wir

eine Diskussion innerhalb der Ärz- teschaft, die nicht weit von einem Krieg entfernt ist.“

Enthusiastischer geht Dr. med.

Dieter Mitrenga aus Köln in den Ärztetag. „Wir werden in einer großen Debatte deutlich die Bezie- hung zwischen Rationierung, die bereits da ist, und der sich aus die- sem Dilemma ergebenden Priorisie- rung besprechen. Man muss das strikt trennen, denn ohne Rationie- rung bräuchten wir keine Priorisie- rung“, erläutert Mitrenga, der schon mehr als 25 Mal Delegierter auf einem Ärztetag war. „Das dringend zu klären, finde ich hochwichtig, und ich bin gespannt, wie wir das als Ärzteschaft hinbekommen.“

Auch Dr. med. Dolores de Mattia aus Schönewald stellt hohe Erwar- tungen an die Priorisierungsdebatte.

PERSÖNLICHE EINDRÜCKE

Was am Ende übrig bleibt

Vier Delegierte sprachen mit dem Deutschen Ärzteblatt

über ihre Erwartungen im Vorfeld des Deutschen Ärztetages und über ihr persönliches Resümee am Ende der Debatten.

Heidrun Gitter, Delegierte aus Bremen – „Beim Thema Arzneimittelforschung hätte ich mir ein wenig mehr Mut gewünscht.“

Ingmar Hornke, Delegierter aus Niedernhausen – „Ich habe keine großen Erwartungen an den Deutschen Ärztetag.“

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 22⏐⏐29. Mai 2009 A1105

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„Ich denke, dass die klare Formulie- rung, dass wir eine Priorisierung brauchen, um noch die notwendige Versorgung für alle sicherstellen zu können, allmählich akzeptiert wer- den wird.“ Für sie ist es die vierte Teilnahme an einem Ärztetag als Delegierte aus Schleswig-Holstein.

Am Freitag, dem 22. Mai, um 15.35 Uhr enden nach vier Tagen die Beratungen. Die Delegierten haben über mehr als 200 Anträge diskutiert und abgestimmt, darunter Entschei- dungen zur Berufs- und Gesundheits- politik, Weiterbildung, E-Card, dem Finanzhaushalt und zu vielem mehr.

„Spannend war die Diskussion um Rationierung und Priorisierung.

Die Beklemmung, die wir alle dabei spürten, wurde besonders bei dem Thema Umgang mit behinderten Menschen deutlich“, zieht Gitter ihr persönliches Fazit. „Beim Thema Arzneimittelforschung hätte ich mir ein wenig mehr Mut gewünscht. Es wäre öffentlichkeitswirksamer ge- wesen, wenn wir uns dazu deut- licher positioniert hätten.“

Eine durchweg positive Bilanz zieht Mitrenga: „Ein Highlight war das Thema Menschen mit Behinde- rungen. Dort ist es gelungen, deut- lich zu machen, worum es den Ärz-

ten geht und dass sie sich nicht nur mit Geldverdienen beschäftigen.“

Darüber hinaus lobt er die Diskussi- on um die Priorisierung. „Es ist klar geworden, dass die deutsche Ärzte- schaft keine Priorisierung fordert, sondern dass es eher ein Ausweg ist und eine Diskussionsbasis, die die Politik hoffentlich dazu zwingt, mit uns über die richtigen Schritte nach- zudenken.“

„Ich bin nicht glücklich über die Art und Weise, wie die Arztgruppen miteinander umgehen, wie hier zum Teil polarisiert wird“, fasst Hornke seine Eindrücke zusammen. Ob- wohl er mit den Abstimmungser- gebnissen weitgehend zufrieden ist, fehlt es ihm gerade bei der Priorisie- rung an Deutlichkeit. „Ein klare Entschiedenheit und eine tiefgrün- digere Abwägung der Delegierten rund um die Fragen der Priorisie- rung hätten mir persönlich besser gefallen. Ich glaube, dass wir in sehr vielen Punkten an der Oberfläche geblieben sind.“ Kritisch äußert er sich über die Plenarveranstaltung, die keinen ausreichenden Rahmen für eine sachgerechte Diskussion der Probleme biete. „Die Frage nach der Reformfähigkeit des Gesamt- systems sowie ehrliche und offene

Ansätze, was wir als Ärzte oder Ärzteschaft besser machen können – das fehlt mir im Moment.“

De Mattia wurde das Thema der Freiberuflichkeit von Kranken- hausärzten nicht deutlich genug dis- kutiert: „Der Abbau der Freiberuf- lichkeit hat auch dort Folgen.“

Während der nächsten Ärztetage muss ihrer Meinung nach genauer darauf eingegangen werden, „in- wieweit gewinnorientierte, private Klinikketten Einfluss auf die Ent- scheidungen von Klinikärzten neh- men“. Zufrieden ist sie mit der Art und Weise, wie das Thema Priorisie- rung behandelt wurde. „Erfreulich war, dass die Diskussion um die be- grenzten Ressourcen ehrlicher ge- führt wurde und die Notwendigkeit der Priorisierung eine breite Akzep- tanz gefunden hat. Wir akzeptieren die Mittelknappheit, aber es muss ein gesellschaftlicher Konsens dar- über bestehen, was wir uns leisten wollen und was nicht.“

Im Mai 2010 wird die nächste Hauptversammlung der Bundesärz- tekammer in Dresden stattfinden.

Schwerpunktthema ist dann die

„Ärztliche Kollegialität in der Pa-

tientenversorgung“. I

Dr. rer. nat. Marc Meißner

Dieter Mitrenga, Delegierter aus Köln – „. . . ohne Rationierung bräuchten wir keine Priorisierung.“

Dolores de Mattia, Delegierte aus Schönewald – „. . . es muss ein gesell- schaftlicher Konsens darüber bestehen, was wir uns leisten wollen.“

Referenzen

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