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Archiv "Deutsche Apotheker- und Ärztebank: Das Gröbste überstanden" (02.07.2010)

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A 1318 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 26

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2. Juli 2010

DEUTSCHE APOTHEKER- UND ÄRZTEBANK

Das Gröbste überstanden

Nach dem ersten Verlust in der Geschichte gab es auf der Vertreterversammlung reichlich Diskussionsbedarf. Der neue Vorstandssprecher, Herbert Pfennig, stellte für 2010 wieder einen Gewinn und eine Dividende in Aussicht.

S

o lange ist es noch nicht her, dass auf der Vertreterver- sammlung der Deutschen Apothe- ker- und Ärztebank (Apobank) nach dem Bericht des Vorstands keine ein- zige Wortmeldung registriert wurde.

Die Zeiten haben sich geändert. Am 18. Juni wurde in Düsseldorf gut zwei Stunden lang diskutiert. Die Vertre- ter der mehr als 100 000 Mitglieder hatten Gesprächsbedarf. Denn erst- mals in ihrer 108-jährigen Geschich- te hatte die Genossenschaftsbank 2009 einen Verlust ausgewiesen.

Der seit einem Jahr amtierende Sprecher des Vorstands, Herbert Pfennig, wartete mit einer guten Nachricht auf: Die Bank hat wieder die Gewinnzone erreicht. Von Januar bis Mai 2010 wurde ein Teilbetriebs - ergebnis vor Risikovorsorge von

137 Millionen Euro erzielt. Pfennig erwartet für das Jahr 2010 einen Jahresüberschuss, der es gestattet, nach einem Jahr Pause wieder eine Dividende auszuzahlen. „Aus heuti- ger Sicht liegt die schwierigste Phase hinter uns“, stellte Pfennig heraus.

Erneute Wertberichtigungen Zugleich teilte er mit, dass auch in diesem Jahr wieder ungeplante Wertberichtungen auf Finanzinstru- mente vorgenommen werden muss- ten. Zusammen mit Abschreibungen im Kreditgeschäft und der Zufüh- rung zu den Vorsorgereserven er- reichten die saldierten Risikokosten von Januar bis Mai 110 Millionen Euro. Das ist nach Pfennigs Worten ein deutlicher Rückgang gegenüber 2009, als im ganzen Jahr 588,4 Mil-

lionen Euro Risikovorsorge notwen- dig waren. Diese hohen Abschrei- bungen auf Wertpapieranlagen hat- ten der Bank trotz guter Erträge im operativen Geschäft einen Verlust von 283 Millionen Euro einge- bracht. Seit Beginn der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2007 mussten damit insgesamt 1,1 Milliarden Euro auf die eigenen Wertpapierbestände abgeschrieben werden, davon 800 Millionen Euro endgültig.

Die hohen Wertberichtigungen waren auf Anlagen in verbrieften Hypothekenkrediten sowie ver- brieften Krediten an Unternehmen und Banken entstanden. Der Be- stand an diesen „strukturierten Fi- nanzprodukten“ wurde 2009 um 1,1 auf 4,5 Milliarden Euro abgebaut und soll bis 2014 auf 2,5 Milliarden Euro schrumpfen. Darin und in den sogenannten gehebelten Spezial- fonds schlummern möglicherweise weitere Risiken. Pfennig wies auch auf Länderrisiken hin. So sei die Apobank mit einer kleinen dreistel- ligen Millionensumme in Griechen- land engagiert. Unter Hinweis auf die Ertragskraft der Bank verbreite- te Pfennig aber Zuversicht: „Ich ha- be keine Angst mehr, dass uns die Abschreibungen überrollen.“

Die Aufräumarbeiten des neuen Vorstands und sein Bemühen um Transparenz wurden in der Diskussi- on mehrfach gelobt. Zugleich äußer- ten mehrere Mitglieder ihr Unver- ständnis darüber, dass die Bank der- artige Risiken eingegangen sei: „Wie konnte es dazu kommen? Wenn das Kerngeschäft so gut ist, warum geht man dann auf die Spielwiese Kapital- markt?“ Gefragt wurde auch nach der Verantwortung früherer Vorstände.

Der Aufsichtsrat hatte eine Rechts - anwaltskanzlei beauftragt, mögliche Pflichtverletzungen von Vorständen beim Kauf von strukturierten Wert - Optimistischer

Blick in die Zu- kunft: Für 2010 werde die Apobank wieder eine Divi- dende auszahlen, versprach Herbert Pfennig.

Foto: Apobank

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2. Juli 2010 A 1319 papieren zu prüfen. Auf Empfehlung

der Gutachter wird die Bank nun den Ende November 2009 ausgeschiede- nen „Risikovorstand“ Günther Heri- on auf Schadensersatz verklagen, wie Apotheker Hermann S. Keller, der Aufsichtsratsvorsitzende, mitteilte.

Die juristische Aufarbeitung der ho- hen Verluste aus den Wertpapieran - lagen steht also noch bevor. Von der Vertreterversammlung wurden nur die Vorstände, die 2009 ihr Amt an- getreten haben, für das abgelaufene Geschäftsjahr entlastet. Die Entlas- tung der übrigen Vorstände, die bis auf Personalvorstand Werner Albert Schuster die Bank verlassen haben, wurde auf die nächste Vertreterver- sammlung vertagt. Eine Sorgfalts- pflichtverletzung des Aufsichtsrats ist nach Auffassung externer Gutachter nicht erkennbar. Das Aufsichtsgre- mium wurde für das Geschäftsjahr 2009 ohne Gegenstimmen bei sechs Enthaltungen entlastet.

Keine Kreditklemme

Pfennig bekräftigte, dass sich die Bank von ihrem Ausflug an den Ka- pitalmarkt verabschieden und auf ihr Kerngeschäft konzentrieren werde.

Zur Expansion des Kreditgeschäfts will die Apobank im Vertrieb zusätz- liche Mitarbeiter einstellen. Ange- sichts von 4,1 Milliarden Euro Neu- ausleihungen 2009 sieht Pfennig das Schlagwort von der Kreditklemme zumindest für die akademischen Heilberufe schon heute als widerlegt an. Dass Kredite an Privatkunden notleidend werden, ist bei der Apo- bank weiterhin sehr selten. Bei Kre- diten an ambulante Versorgungszen- tren seien die Planungen aber zu po- sitiv gewesen. Es mussten Wertkor- rekturen vorgenommen werden, die nicht beziffert wurden.

Neue Kredite müssen ausrei- chend mit Eigenkapital unterlegt sein. Mit dem Verlustabschluss ist jedoch die Eigenmittelquote der Apobank deutlich geschmolzen. Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis er- mächtigte die Vertreterversamm- lung deshalb den Vorstand, eine stil- le Beteiligung von 50 bis 200 Mil- lionen Euro hereinzunehmen. Sie soll vor allem bei ärztlichen Versor- gungswerken platziert werden. ■ Heinz Stüwe

PRAXISFÜHRUNG

Liquidität sichern

Das „Kombiprogramm“ kann Praxisgemeinschaften helfen, Kreditprobleme in den Griff zu bekommen.

D

as verstehe, wer will“, war die Reaktion von Dr. Wolf- gang S., Mitglied einer Praxisge- meinschaft in Niedersachsen, als seine Hausbank ihm erneut schrieb, dass die Höhe des Eigenkapitals der Praxis „unbedingt erheblich verbes- sert werden muss“. Während der bisherigen langjährigen Zusammen- arbeit war davon nie die Rede.

Selbstverständlich ist auch dem Arzt klar, dass Kreditinstitute wegen ihrer Ertragslage zunehmend auf die Eigenmittel ihrer mittelständischen Kreditnehmer achten müssen. Was ihn aber ärgert, ist der Eindruck, den die Bank vermittelt. Von Selbstkritik ist hier ebenso wenig die Rede, wie von einem stetigen Aufbau des Ei- genkapitals. Der Eindruck ist viel- mehr, dass sich S. schnell um eine deutliche Verbesserung des Eigen- kapitals kümmern muss, um seine bisher akzeptable Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden. Denn daran lässt die Bank keinen Zweifel: Die Eigen- kapitalquote wird dort als „wesentli- cher Bestandteil“ des Kreditratings gesehen und führt zwangsläufig, da sie bei der Praxisgemeinschaft

„unter dem Branchendurchschnitt“

liegt, zu einer Herabstufung der Ratingnote. Die Konsequenz besteht zunächst „nur“ in einer noch gerin- gen Erhöhung seiner Kreditzinssät- ze. Mittelfristig sind aber etwaige Kreditverlängerungen „in Gefahr“.

Gemeinsame Initiative hilft Wie auch immer, auch im Interesse seiner Kollegen und Mitarbeiterin- nen muss S. seine Kreditversorgung sicherstellen. Dabei kann ihm eine gemeinsame Initiative der Bürg- schaftsbanken und der Mittelständi- schen Beteiligungsgesellschaften (MBGen) helfen. Im sogenannten Kombiprogramm soll kleinen und mittleren Unternehmen einerseits die Liquiditätssicherung und ande-

rerseits die Ausstattung mit wirt - schaftlichem Eigenkapital er mög licht werden. Mit dem Programm sind Finanzierungen zwischen 100 000 und 500 000 Euro möglich, wobei 75 Prozent auf einen durch die je- weilige Bürgschaftsbank verbürg- ten Hausbankkredit und 25 Prozent auf eine Eigenkapital stärkende Beteiligung der MBG entfallen. S.

kann damit seinen Kredit sichern und durch den Beteiligungsbau- stein, mit dem sich die Eigenkapi- talquote verbessert, auch das Ra- ting der Praxis verbessern. Kredit- zinserhöhungen werden so zunächst vermieden.

Inhaber von Praxisgemeinschaf- ten müssen übrigens keine Befürch- tungen haben, dass durch einen fremden Kapitalgeber auf das ope- rative Geschäft Einfluss genommen wird. Dies ist ausdrücklich nicht der Fall, da weder Anteile über- nommen noch Mitspracherechte eingeräumt werden. Die Unterneh- mer bleiben daher „Herr im eigenen Hause“, wie es Waltraud Wolf, Vor- sitzende des Verbandes deutscher Bürgschaftsbanken, formuliert.

Die Antragstellung bei der jewei- ligen Bürgschaftsbank erfolgt über die Hausbank des Kreditnehmers.

Wolf: „Die bankübliche Bonitäts- prüfung erfolgt gemeinsam durch die Bürgschaftsbank und die Mittel- ständische Beteiligungsgesellschaft Hand in Hand, um eine schnelle Entscheidung herbeizuführen.“

Wenn ausschließlich eine stille Beteiligung gewünscht wird, kön- nen sich Praxisinhaber auch direkt an die Mittelständische Beteili- gungsgesellschaft werden. In sol- chen Fällen seien, erklärte Wolf,

„reine Liquiditätsfinanzierungen aber

nicht möglich“. ■

Michael Vetter

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Weitere Informationen:

www.vdb-info.de, www.bvkap.de

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