Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 16|
23. April 2010 A 729N
un ist es sicher. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat sich an den Kapital- märkten verspekuliert und muss deshalb erstmals in ihrer 107-jährigen Geschichte einen Verlust ausweisen.Der Fehlbetrag für das Geschäftsjahr 2009 beläuft sich auf 283,1 Millionen Euro, die Dividende für die 101 176 Mitglieder der Genossenschaftsbank – darun- ter viele Ärztinnen und Ärzte – entfällt in diesem Jahr.
Der seit Juli 2009 amtierende Vorstandssprecher, Her- bert Pfennig, zieht die einzig richtige Konsequenz aus diesem Verlust: Die „Standesbank der Heilberufe“ wer- de sich künftig wieder voll auf ihr Kerngeschäft mit der attraktiven Klientel von Ärzten, Zahnärzten und Apo- thekern konzentrieren, sagte er am 15. April in Düssel- dorf. Riskante Ausflüge auf dem Kapitalmarkt soll es unter seiner Ägide nicht mehr geben.
Der Jahresfehlbetrag kam zustande, weil die Bank in ihrer Bilanz für 2009 Wertberichtigungen in Höhe von 485,1 Millionen Euro auf komplizierte Wertpa- piere vorgenommen hat, die in der Branche inzwi- schen als „toxisch“ bezeichnet werden. „Wir wollten einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und haben deshalb die Risikovorsorge deutlich erhöht, um allen erkennbaren Risiken Rechnung zu tragen“, betonte Pfennig, der das Engagement in die Anlagen von seinem Vorgänger Günter Preuß geerbt hatte. Auf der Suche nach einer exorbitanten Rendite hatte auch die Apobank mit US-amerikanischen Immobilienkre- diten gehandelt. Der Markt dafür war in der Finanzkri- se zusammengebrochen. Gemessen an ihrer Bilanz- summe (41 Milliarden Euro) und ihrem Eigenkapital (2,5 Milliarden Euro) sei das entsprechende Portfolio der Apobank mit 5,5 Milliarden Euro ungewöhnlich hoch gewesen, räumte Pfennig ein. Inzwischen habe man diesen Bilanzposten auf vier Milliarden Euro re- duziert. Bis 2014 sollen es nur noch 2,5 Milliarden Euro sein.
Das gescheiterte Investment in den US-Immobilien- markt ist um so ärgerlicher für die Mitglieder, weil das operative Geschäft der Apobank besser läuft denn je.
So stieg das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge von 315,9 auf 317,8 Millionen Euro. Dies ist ebenfalls
ein Rekordwert, aber diesmal ein positiver. Haupt- ertragsquelle der Bank war einmal mehr der Zinsüber- schuss. Dieser stieg durch Neuausleihungen im Kredit- geschäft um 8,4 Prozent auf 618,2 Millionen Euro.
Trotz der bereits seit Monaten diskutierten riskanten Spekulationen der Apobank ist die Zahl der Kunden 2009 noch einmal um 14 000 auf jetzt 333 100 gestie- gen. Dies belegt das immer noch große Vertrauen der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker in „ihre Standesbank“.
Um dieses Vertrauen nicht aufs Spiel zu setzen, darf sich die größte genossenschaftliche Primärbank keine weiteren Zockereien erlauben. Pfennigs Ankündigung, sich wieder voll auf das Kerngeschäft mit den Heilbe- ruflern zu konzentrieren, ist deshalb alternativlos. Und der neue Vorstandssprecher ließ seinen Worten auch be- reits Taten folgen. So wird der Vertrieb um 45 Personen aufgestockt, in Berlin, Tübingen und Heidelberg eröff- nen neue Filialen, und um sich intensiver ihren Kunden widmen zu können, sollen die Vertriebsmitarbeiter von administrativen Aufgaben entlastet werden.
Offen bleibt, ob die Apobank durch Schaden klug geworden ist oder ob der Aufsichtsrat der Bank (dem auch Bundesärztekammerpräsident Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe und KBV-Chef Dr. med. Andreas Köh- ler angehören) den Vorstand zur Konzentration aufs Kundengeschäft gedrängt hat. In dieser Frage bestehe große Einigkeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, sagt Pfennig nur vielsagend.
DEUTSCHE APOTHEKER- UND ÄRZTEBANK
Durch Schaden klug
Jens Flintrop
Jens Flintrop Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik