DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
KURZBERICHTE
GKV-Arzneimittelmarkt:
Mengenausweitung schlägt kräftig durch
Auf dem GKV-Arzneimittelmarkt hat sich die Mengenentwicklung besonders ausgabensteigend aus- gewirkt. So liegt die Ausgabenstei- gerung der gesetzlichen Kranken- kassen im ersten Halbjahr 1986 mit + 6,3 Prozent (= 500 Millionen DM) erneut über dem Anstieg der Grundlohnsumme der Versicher- ten. Dies geht aus der jüngsten Analyse des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen zur Entwick- lung auf dem GKV-Arzneimittel- markt '86 hervor.
Das Ergebnis wird als „überra- schend" bezeichnet, weil wegen der rückläufigen Verordnungs- menge in den vergangenen Jahren und des zur Zeit fast erreichten vollkommenen Preisstillstandes auf dem GKV-Arzneimittelmarkt inzwischen eine deutliche Abfla- chung bei der Ausgabenentwick- lung der Krankenkassen erwartet worden war.
Wie aus dem gemeinsam vom Wis- senschaftlichen Institut der Orts- krankenkassen (WIdO), Bonn-Bad Godesberg, und dem Zentralinsti- tut für die kassenärztliche Versor- gung (ZI), Köln, regelmäßig fortge- schriebenen „GKV-Arzneimittelin- dex" hervorgeht, sind im ersten Halbjahr 1986 mehr ärztliche Ver- ordnungen vorgenommen worden als im Vergleichszeitraum, und zwar 4,1 Prozent.
Zugleich wurden auch größere Arzneimittelpackungen verordnet.
Daraus resultierte ein zusätzlicher Ausgabenzuwachs von 1,6 Pro- zent. Die Komponenten der Men- genausweitung zusammengerech- net, ergibt dies ein Plus von 5,7 Prozent bei den Ausgaben.
Auch die Preiskomponente geriet in Bewegung: So lagen die Arznei- mittelpreise im ersten Halbjahr 1986 trotz des Stillhalteappells des Pharmabundesverbandes (Frank- furt) um 1,7 Prozent über dem
Preisniveau des Vorjahreszeitrau- mes. Der AOK-Bundesverband prognostiziert, daß der Pharmaap- pell erst im Laufe des Jahres 1987 wirksam werden dürfte.
Die Preis- und Mengenanstiege wurden durch die Struktureffekte gedämpft. Die gesamte Struktur- komponente (einschließlich Pak- kungsgrößeneffekt) beträgt null Prozent und war damit erstmals seit vielen Jahren wieder ausga- benneutral. Insgesamt sind deut- lich preisgünstigere Arzneimittel als im ersten Halbjahr 1985 verord- net worden. Der „Intermedika- menteneffekt" beträgt —1,8 Pro- zent. Die Krankenkassen haben festgestellt, daß die Generika-Ver- ordnung bei den Kassenärzten überproportional zugenommen hat. Dadurch sind erhebliche Aus- gabeneinsparungen erzielt wor- den.
Während die Preissteigerung bei den Krankenkassen Mehrausga- ben in Höhe von 143,9 Millionen DM und die Mengenausweitung einen Mehraufwand von 482,8 Mil- lionen DM auslösten, wurde die Ausgabenexpansion infolge des Trends zum preisgünstigeren Arz- neimittel um rund 140 Millionen DM gedämpft. EB
Gutachten über externen Vergleich
Im Rahmen der ressortbezoge- nen krankenhauspolitischen For- schungsprojekte hat das Bundes- arbeitsministerium kurzfristig ei- nen Forschungsauftrag über „Ent- wicklung von Maßstäben und Grundsätzen für die Vergleichbar- keit von Krankenhäusern" ausge- schrieben und inzwischen an die Gesellschaft für Betriebswirt- schaftliche Beratung mbH (Gebe- ra), Köln, vergeben. Das For- schungsreferat des Arbeitsmini- steriums hatte dieses Projekt be- reits im August 1985 zusammen mit sieben weiteren im Zusam- menhang mit dem neuen Kranken- hausfinanzierungsrecht stehen-
den Gutachten im „Bundesanzei- ger" ausgeschrieben, ohne einen
„geeigneten" Projektnehmer zu verpflichten.
Lediglich das ebenfalls aus Mitteln des Bundesarbeitsministeriums fi- nanzierte Projekt „Leitfaden für die Umsetzung der Diagnosestati- stik" ist im Frühjahr 1986 fertigge- stellt und nach redaktionellen Überarbeitungen als Broschüre in- zwischen veröffentlicht worden (Projektnehmer: Prof. Dr. med.
Carl-Theo Ehlers, Universität Göt- tingen, im Zusammenhang mit dem Deutschen Krankenhausinsti- tut, Düsseldorf).
Bereits im Frühjahr 1985 hatte die Gesundheitsabteilung des Bremer Senators für Gesundheit und Sport ebenfalls bei Gebera ein Gutachten über Methoden und Anwendbarkeit von externen Be- triebsvergleichen bei Krankenhäu- sern („Kritische Analyse bestehen- der Betriebsvergleiche ... von Krankenhäusern") eingeholt. Das Gutachten, auf dem Hintergrund der divergierenden Auffassungen über die Zulässigkeit und Umset- zung externer Wirtschaftlichkeits- kontrollen und die methodischen Ansätze von Betriebsvergleichen zwischen Bremer Senat und Kran- kenkassen erstellt, hat wesent- liche methodische Mängel sowohl bei den von den Krankenkassen als auch von der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft (DKG) favori- sierten Betriebsvergleichen fest- gestellt. Statt dessen sollten Grup- pen auf der Ebene der Fachabtei- lungen gebildet und mittels Koeffi- zienten vergleichbar gemacht wer- den. Dazu sei eine spezielle empi- risch-statistische Analyse („Re- gressionsanalyse") erforderlich.
In der Pflegesatzrunde 1986 haben externe Betriebsvergleiche und Wirtschaftlichkeitsgutachten nach Angaben der Deutschen Kranken- hausgesellschaft so gut wie keine Rolle gespielt. Die Vertragspartei- en (Krankenhausträger/Kranken- kassen) haben sich darüber ver- ständigt, das in Auftrag gegebene BMA-Gutachten abzuwarten. HC 3358 (36) Heft 48 vom 26. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A