KTUEL E POLITIK
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
G
erangel gab es schon vor Sitzungsbeginn — nämlich zwischen den Journalisten um die knappen Presse- plätze im Sitzungssaal des Kölner Ärztehauses in der Clever Straße.Das Interesse der Medien an den Beratungen der Vertreterversamm- lung der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. Im Hinblick auf die dieser Tage so oft berufene
„Transparenz" kann man das nur begrüßen, selbst wenn es auf diese Weise „öffentlich" wird, daß es zwi- schen einzelnen Gruppen der Kas- senärzte Dissens geben kann. Um so leichter ist es indes, der Öffentlich- keit die gemeinsamen Standpunkte der Kassenärzteschaft zu gesund- heitspolitischen Fragestellungen zu verdeutlichen.
Nach dem Lagebericht des Vor- sitzenden und der Diskussion dar- über — über beides wird auf den fol- genden Seiten berichtet — erwartete man mit einiger Spannung den Ta- gesordnungspunkt „Nachwahl in den Vorstand". Sie war deswegen notwendig geworden, weil der bishe- rige Zweite Vorsitzende, Dr. Rolf Thier, Anfang November dieses Amt in der KBV (und auch den Vor- sitz der KV Nordrhein) niedergelegt hatte. Darauf war ein „Zwischen- spiel" gefolgt: Die KV Bayerns (die seit dem 1986 durch Erkrankung er- zwungenen Rücktritt von Dr. Klaus
Dehler nicht mehr im KBV-Vor- stand vertreten ist) hatte aus Mün- chen eine Kandidatur signalisiert, und zwar die ihres Vorsitzenden Professor Dr. Dr. h. c. Hans-Joa- chim Sewering, aber nur für das Amt des Ersten KBV-Vorsitzenden und für den Fall des Rücktritts von Professor Häußler. Nachdem Häuß- ler dies zurückgewiesen hatte, war für Bayern diese Kandidatur erle- digt. Trotzdem erwarteten manche offenbar immer noch einen bayeri- schen „Vorstoß" in der Vertreter- versammlung. Er blieb aus.
• Wie zu erwarten, wurden für das Amt des Zweiten KBV-Vorsitzen- den die beiden angekündigten Kan- didaten vorgeschlagen: Der Erste KV-Vorsitzende Westfalen-Lippes, Dr. Ulrich Oesingmann (47), Allge- meinarzt in Dortmund, der seit der Erkrankung Dehlers für den KBV- Vorstand die Verantwortung für die EBM-Reform übernommen hatte;
und Dr. Otfrid P. Schaefer (59), In- ternist in Kassel, Erster Vorsitzen- der der KV Hessen, der vor einem Jahr nach dem Rücktritt Dehlers in den KBV-Vorstand gewählt worden war. Mit 56 gegen 18 Stimmen ging die Wahl eindeutig zugunsten Oesingmanns aus. Dies ist auch ein weiteres Zeichen dafür, daß die Ver- treterversammlung dieses Reform- werk berufspolitisch mitträgt.
Für das von Dr. Oesingmann nun mehr freigemachte Beisitzeramt
kandidierten Dr. Guido Piepgras (59), Internist in Kiel, Erster Vorsit- zender der KV Schleswig-Holstein;
und Dr. Norbert Tautz (60), prakti- scher Arzt in Bonn. Tautz war erst eine Woche zuvor im selben Saal zum Ersten Vorsitzenden der KV Nordrhein gewählt worden (also zum Nachfolger von Dr. Thier in Nordrhein, dessen Stellvertreter er bis dahin gewesen war). Dr. Piep- gras entschied die Wahl knapp für sich mit 37 zu 35 Stimmen.
Zügig wurden die weiteren Punkte der Tagesordnung abgehan- delt. Die KV Nordbaden hatte eine Änderung der Labor-Richtlinien be- antragt: Vier bestimmte Laborlei- stungen aus dem Gebührenord- nungskapitel 0 III sollten ohne wei- teren Fachkundenachweis für das Erbringen in Laborgemeinschaften freigegeben werden. Dazu läuft ge- genwärtig im Bereich der KV Hes- sen ein Gerichtsverfahren; es gab unterschiedliche Meinungen, ob man den Ausgang dieses Verfahrens abwarten sollte oder nicht. Schließ- lich lehnte die Vertreterversamm- lung den nordbadischen Änderungs- antrag ab und bestätigte damit ih- ren ursprünglichen Richtlinien-Be- schluß.
In nichtöffentlicher Sitzung wur- den der Finanzbericht für das Jahr 1986 genehmigt, dem Vorstand Ent- lastung erteilt, die überplanmäßigen Ausgaben für 1987 gebilligt und der Haushaltsplan für 1988 festgestellt.
Der Abschluß der Vertreterver- sammlung beendete gleichzeitig eine Epoche für die KBV: mit einer per- sönlichen Erklärung verabschiedete sich vor seinem bevorstehenden Wechsel zum Verband der Ange- stellten-Krankenkassen der Haupt- geschäftsführer Dr. med. Eckart Fiedler. Nach 15 Jahren, sagte Fied- ler, scheide er mit großer Dankbar- keit für großen Zuwachs an Erfah- rung und an Freunden, und er hoffe, auch in seiner neuen, starken, für die Ärzteschaft wichtigen Position vieles erreichen zu können. Er bat darum, das Vertrauen, das ihn so lange gestützt habe, auf seinen Nachfolger Dr. Rainer Hess zu übertragen (der am 1. Januar 1988 die Hauptgeschäftsführung der KBV übernimmt). G. Burkart
Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Die Speerspitzen
nach außen richten!
Die Mahnung, die Ärzte sollten „die Speerspitzen nach außen rich- ten" - ein Aufruf zur Einigkeit -, wurde während der Sitzung der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am 5. Dezember in Köln vielfach zitiert. „Enttäuscht" wurden die- jenigen, die wider alle Vernunft etwa wegen des neuen EBM einen innerärztlichen Dolchstoß gegen den KBV-Vorstand erwartet hatten. Gerade auch das Ergebnis der Nachwahl in den KBV-Vor- stand - vorweggenommen: Dr. Ulrich Oesingmann (Westfalen-Lip- pe) wurde Zweiter Vorsitzender - muß man als breite Zustimmung der Delegierten zur Reform der Gebührenordnungen werten.
Dt. Ärztebl. 84, Heft 51/52, 19. Dezember 1987 (13) A-3501