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Archiv "Ach, so ist das ..." (26.08.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung DIE GLOSSE

Hier muß man rotsehen

Führende Vertreter der größeren der beiden Banner Koalitionspartei- en wie auch des DGB behaupten immer wieder einmal, sie wollten doch den freiberuflichen Status des niedergelassenen Arztes gar nicht abschaffen. Die Ärzte sähen ungerechtfertigterweise rot, wenn sie Reform-Vorschläge oder Kritik an ihren (angeblichen) Einkommen als politische Bedrohung ihrer frei- beruflichen Position im deutschen Gesundheitswesen auslegen, sa- gen Sozialdemokraten, Gewerk- schaftler und Funktionäre der Orts- krankenkassen. Sie haben eben alle die Nummer Fünf der .,Bürger- Info" eines Ortsvereins der Kasse- ler SPD nicht gelesen. Sonst wüß- ten sie es besser.

Zunächst geht es da ausführlich um die gestiegenen Kosten und die steigenden Einnahmen der Kassen- ärzte; aber lassen wir das alles mal beiseite. Vielversprechend ist schon, wie sich in der .,Bürger-

Info" die Situation des Bürgers im

Krankheitsfall darstellt: .. Einerseits durch die Unmöglichkeit des Ver- kaufs der Arbeitskraft" (schon mal was von Lohnfortzahlung und Krankengeld gehört?) .. und ande- rerseits durch die Notwendigkeit, Gesundheitsdienste zu kaufen."

Meint jetzt etwa einer, das Wort

.. kaufen" passe nicht in das Sy-

stem der deutschen Krankenversi- cherung, in der doch der Gesunde für den Kranken einsteht? Tja, der hat eben die .. Bürger-Info" nicht gelesen. Denn darin steht weiter:

.,Zwar sind die Kassen Selbstver- waltungsorganisationen der Versi- cherten, aber es gibt keine Solidar- gemeinschaft der Versicherten."

(Hervorhebung: DÄ) .,Den Kassen- ärztlichen Vereinigungen" (deren .,straffe Organisation" vorher er- klärt wurde) .,stehen 1558 einzelne Krankenkassen gegenüber, die selbst miteinander in Konkurrenz stehen und so den geschlossen marschierenden Ärzten keinen ernsthaften Widerstand entgegen- setzen können."

Dahin läuft also der Kasseler Hase: gesunden Menschen Ihres Ver- Die Einheitsversicherung muß her! trauens."

Aber so eine .. Bürger-Info" gibt auch praktische Lebenshilfe. Nach einem Rückblick auf 1883 und die Gründung des Hartmannbundes wird, mit dicken Punkten hervorge- hoben, gesagt, .. was der einzelne Versicherte nun tun kann". Und da

wird's geradezu phantastisch. Wir

zitieren und machen Anmerkungen.

.,.. .. Unterstützen Sie die Kranken- kassen durch die Wahl gewerk- Z I T A T - - - . Ach, so ist das ...

.,Kommt es zur Verstärkung des Belegarztwesens, bedeu- tet das die Zementierung der Monopolstellung des Arztes.

Werden die Krankenhäuser auch für die ambulante Ver- sorgung geöffnet, geht der Einfluß der Ärzteschaft zu- rück."

Günther Windschild vom Westdeutschen Rundfunk im .,Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" am 15. Au- gust 1976

schaftlicher Vertreter bei den So- zialwahlen im Kampf gegen die ärztliche Standespolitik."

Aha: gewerkschaftliche Vertreter!

.,.. .,Fragen Sie nach der Notwen- digkeit, wenn Laborleistungen (Urinuntersuchung, Blutsenkung usw.) bei Überweisung an einen an- deren Arzt wiederholt werden sol- len, und weisen Sie auf die schon

vorliegenden Laborergebnisse

hin."

Der Arzt kann zwar die Notwendig- keit besser einschätzen, aber fra- gen Sie nur!

.,.. .. Wenn Sie ernsthaft erkrankt sind, entscheiden oder verhandeln Sie nur unter Hinzuziehung eines

Das ist nun allerdings boshaft. Hier wird buchstäblich dazu aufgehetzt, dem Arzt zu mißtrauen. Glückli- cherweise ist für die Patienten in Deutschland (West) dieser .,Mensch Ihres Vertrauens" immer noch der Arzt!

.,.. .,überprüfen Sie den Jahresbe- richt Ihrer Krankenkasse. Sie wer- den erstaunt sein, für welche Art von Leistungen Ihre Beiträge ver- wendet werden müssen."

Dem ist nichts hinzuzufügen (man könnte höchstens fragen, ob es so etwas gibt: ein unbemerkt geblie- benes Eigentor) .

.,.. .,Nehmen Sie Einblick in die Rechnungen, die Ihr Arzt der Kran- kenkasse präsentiert. Vielleicht er- innern Sie sich gar nicht, was alles mit Ihnen gemacht worden ist."

Schon möglich, daß man sich dar- an nicht erinnert. Aber wie stellt man sich das eigentlich praktisch vor? Man sollte die Kasseler SPD beim Wort nehmen und heftig dar- auf bestehen, daß die Kasseler Bürger und nicht nur sie nach je- dem Quartal eine Mitteilung dar- über erhalten, was ihre Behand- lung wirklich gekostet hat, in Pra- xis, Krankenhaus, Apotheke und im Betrieb (Lohnfortzahlung).

.,.. .,Fragen Sie, ob die verschriebe- nen Arzneien in dem auf dem Re- zept vorgesehenen Umfang erfor-

derlich sind ... " Fragen Sie! Und

verlangen Sie nicht noch mehr!

Bis hierhin muß man nicht rot- sehen, aber letztlich doch:

.,.. "Unterstützen Sie die politische Forderung nach der Auflösung des ambulanten Monopols der nieder- gelassenen Ärzte."

Für die Hervorhebung in diesem letzten Punkt hat wiederum die Re- daktion des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTS gesorgt. Um ganz deut- lich zu machen, was los ist! gb

2198 Heft 35 vom 26.August 1976 DEUTSCHES·ARZTEBLATI'

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