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Archiv "Thromboembolie-Prophylaxe: Heparin zur Überbrückungstherapie bei VKA-Patienten?" (16.11.2012)

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Academic year: 2022

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A 2308 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 46

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16. November 2012 rakt aufwiesen, hatten pro Jahr eine

Inzidenz der Linsentrübung von 8,1 %. Bei bilateraler CMV-Retini- tis war die Wahrscheinlichkeit, eine Katarakt zu entwickeln, um knapp das Dreifache höher als bei unilate- raler Netzhautentzündung. Die Aus- dehnung der Retinitis stellte einen beträchtlichen Risikofaktor dar: Bei Patienten, bei denen mehr als 50 % der Netzhautfläche betroffen waren, war das Risiko einer visusrelevan- ten Katarakt (Sehschärfe auf ≤ 0,5 reduziert) gegenüber Augen, bei de- nen weniger als 25 % der Netzhaut von der Retinitis betroffen waren, um den Faktor 8,53 erhöht. Der

Einsatz von Ganciclovir und ande- ren antiviralen Wirkstoffen änderte nichts an der Assoziation von Reti- nitis und Katarakt. Den höchsten Risikofaktor stellte eine bei CMV- Retinitis und daraus resultierender Netzhautablösung oft notwendige Intervention dar: Nach einer Amo- tiooperation mit Einsatz von Sili- konöl war das Kataraktrisiko um den Faktor 19,73 erhöht. Wie in der Normalbevölkerung war das Alter ein weiterer wichtiger Risikofaktor:

Älter als 60 Jahre zu sein, ging mit einem gegenüber 40-jährigen oder jüngeren Patienten um das 12-fache erhöhten Kataraktrisiko einher.

Fazit: Die antivirale Therapie ver- mindert zwar Risiko und Ausprä- gung einer CMV-Retinitis, kann eine Katarakt aber offenbar nicht verhindern, wie die Studie bestätigt.

Es machte keinen Unterschied, ob eine aktive oder inaktive Retinitis vorlag, ein Hinweis darauf, dass der Effekt der Entzündung oder der Immunantwort auf die Linse kein akuter ist, sondern mit der Zeit ku- muliert. Dr. med. Ronald D. Gerste

Kempen JH, Sugar EA, Lyon AT, et al.: Risk of cataract in persons with cytomegalovirus reti- nitis and the acquired immune deficiency syn- drome. Ophthalmology 2012, http://dx.doi.org /10.1016/j.ophtha.2012.05.044

Vitamin-K-Antagonisten (VKA) werden häufig zur Langzeitprophy- laxe thromboembolischer Ereignis- se wie Schlaganfall oder Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern oder Herzklappenersatz angewandt.

Müssen die Patienten operiert wer- den, besteht bei Weiterführung der VKA-Therapie das Risiko vermehr- ter Blutungen, bei einer Unterbre- chung ein erhöhtes Risiko throm - boembolischer Ereignisse. Daher wurden in den letzten Jahren zuneh- mend kurz wirkende, parenterale Substanzen zur Überbrückung an- gewandt, wie unfraktioniertes (UFH) oder niedermolekulares Heparin

(NMH). Bislang ist aber unklar, welches Vorgehen optimal ist.

In eine Metaanalye wurden 34 Studien mit 7 118 Patienten einge- schlossen, in denen Patienten eine Heparin-Überbrückung erhielten, weil ihre VKA-Therapie unterbro- chen werden musste. Eine Studie war randomisiert, die übrigen wa- ren Beobachtungsstudien. Primäre Endpunkte waren Thromboembo- lien und große Blutungen.

Thromboembolien traten bei 73 von 7 118 Patienten (gepoolte Inzi- denz 0,9 %) mit, und bei 32 von 5 160 Patienten (gepoolte Inzidenz 0,6 %) ohne Überbrückungstherapie auf. In 8 Studien, die Gruppen mit und ohne Überbrückungstherapie di- rekt verglichen, unterschied sich die Rate thromboembolischer Ereignisse nicht (Odds Ratio 0,80; 95-%-Kon - fidenzintervall 0,42 bis 1,54). Eine Heparin-Überbrückung war in 13 Studien mit erhöhtem Risiko für alle Blutungen (OR 5,40; 95-%-KI 3,00 bis 9,74) und in 5 Studien mit erhöh- tem Risiko für größere Blutungen (OR 3,60; 95-%-KI 1,52 bis 8,50) assoziiert. Beim Vergleich von vol- ler vs. prophylaktischer/intermediärer Dosis einer NMH-Brückentherapie unterschied sich die Rate thrombo- embolischer Ereignisse nicht, es traten aber mehr Blutungen mit der höheren Dosierung auf.

Fazit: Bei Patienten, die bei Ope - rationen zur Überbrückung einer VKA-Therapie Heparine erhalten, ist das Blutungsrisiko erhöht, das Risiko für thromboembolische Er- eignisse aber vergleichbar der Situation ohne Überbrückungsthe- rapie. In Deutschland sei das Pro- blem des periprozedural deutlich erhöhten Blutungsrisikos seit Vor- stellung der „Bridging“-Konzepte mit kurz wirksamen, parenteralen Antikoagulanzien berücksichtigt, kommentiert Prof. Dr. med. Micha- el Spannagl, München. Dabei wür- den eine halbtherapeutische oder auch prophylaktische Dosierung sowie eine passagere Pausierung der Antikoagulanzien am Tag der Intervention empfohlen. Bei klei- nen Eingriffen genüge häufig eine gezielte Senkung des INR-Werts.

Unmittelbar periprozedural werde eine konsequente Individualisie- rung der Antikoagulation ange- strebt. Die Abwägung zwischen Thromboembolierisiken und/oder Blutungen könne allerdings kom- pliziert sein. Bemerkenswert an der Studie sei, dass die Thromboembo- lierate nicht beeinflusst wurde – wohl durch die niedrigen Zahlen und/oder weil die Umstellung per se das Risi- ko für Thromboembolien erhöhe.

Dr. rer. nat. Susanne Heinzl

Siegal D, et al.: Periprocedural heparin bridg - ing in patients receiving Vitamin K Antago- nists: Systematic review and meta-analysis of bleeding and thromboembolic rates.

Circulation 2012; 126: 1630–9.

THROMBOEMBOLIE-PROPHYLAXE

Heparin zur Überbrückungstherapie bei VKA-Patienten?

TABELLE

Thromboembolische Ereignisse und Blutungen: Gepoolte Inzidenzraten (95-%-Konfidenzintervall) sowie Ereignisse/

Patienten mit oder ohne Überbrückungstherapie mit Heparin

modifiziert nach: Circulation 2012; 126: 1630–9

thromboembolische Ereignisse arterielle thrombo - embolische Ereignisse venöse thrombo - embolische Ereignisse große Blutungen

Blutungen insgesamt

Mortalität

Mit Überbrückung

0,9 (0,0–3,4) 73/7 118 1,0 (0,0–2,8) 50/6 477 0,2 (0,0–0,6) 21/4 683 4,2 (0,0–11,3) 211/6 404 13,1 (0,0–45,2) 837/7 169 0,3 (0,0–1,0) 31/6 079

Ohne Überbrückung 0,6 (0,0–1,2) 32/5 160 0,5 (0,1–0,9) 15/2 468 0,3 (0,0–0,7) 11/2 141 0,9 (0,2–1,6) 18/2 104 3,4 (1,1–5,8) 100/5 160 0,1 (0,0–0,3) 4/2 393

M E D I Z I N R E P O R T

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