DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Name Straße PLZ/0, Fachrichtung
THERAPIE WOCHE
KARLSRUHE
2.9.-6.9.1989
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Diagnose:
Chronischer
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5 Tage Therapiewoche
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NS-ZEIT
Zu dem Leserbrief „Vollmau- lig" von Eduard Peter Koch in Heft 15/1989, der sich auf die Meldung über die von der Ärztekammer Berlin abgegebene „Erklärung zur Schuld von Arzten im Nationalso- zialismus" (48/1988) bezog:
Distanzieren
Herr E. P. Koch macht sich Sorgen um den „Genozid an Primaten". Er bringt es fertig, die Menschenversuche der NS-Arzte und den millio- nenfachen Judenmord in eine Reihe zu stellen mit Tierver- suchen.
Mit der Erklärung der Berliner Ärztekammer zur Schuld von Ärzten im Naziso- zialismus solle von Tierversu- chen und Tiermorden abge- lenkt werden.
Darum geht es dem Herrn E. P. Koch aber gar nicht.
Wenn er in seinem voll- mauligen Statement zu den Menschenversuchen der Na- ziärzte erklärt, medizinische Experimente seien fast immer grausam, dann offenbart er damit nur seinen zur Affen- liebe pervertierten ordinären Judenhaß. Von seiner „un- teilbaren Primatenethik" soll- ten wir uns als Menschenärz- te distanzieren.
Dr. med. E. Völker, Unte- rer Graben 7a, 6719 Bocken- heim
Verzerrte Optik
Als überzeugte Gegnerin von Tierversuchen und jeg- licher an schmerzfähiger Ma- terie — nicht nur an Primaten
— begangener Grausam- keiten, kann ich nur hoffen, daß künftige Medizinergene- rationen Trauer und Scham wegen dieser, bis dahin veral- teten, Praktiken zum Aus- druck bringen werden. Wür- de der Kollege Eduard Peter Koch, falls er dann noch lebt, dies als „Unterwerfung an das Schimpansentum" bewerten?
Pauschale Be- und Verur- teilung der Vorgänge im heu- ten Staat Israel (von Herrn Koch fälschlich als „das Ju- dentum" bezeichnet) wider- spricht der „unteilbaren A-1468 (8) Dt. Ärztebl. 86,
Ethik", der sich der Kollege angeblich verschrieben hat, denn a) wurden die NS-Ver- brechen an einer, damals in Deuschland lebenden Gene- ration unschuldiger jüdischer Mitbürger verübt (und dies bedauert die Dachorganisa- tion der Ärzte retrospektiv) und b) sollte sich ein ethisch denkender Intellektueller umfassend informieren, ehe er politische Vorgänge als
„Kriegsverbrechen im großen Stil", offensichtlich ohne nä- here Kenntnis der Zusam- menhänge, abstempelt, dar- aus die Rechtfertigung ver- gangenen Unrechts ableitet und die Erklärung der Berli- ner Ärztekammer als unzeit- gemäß bezeichnet.
Dem Deutschen Ärzte- blatt ist die Initiative, die NS- Zeit für den Nachwuchs des Berufsstandes aufzuarbeiten, hoch anzurechnen. Von
„künstlicher Aktualisierung"
und „einseitiger Darstellung"
kann hier nicht die Rede sein.
Es ist vielmehr eine morali- sche Pflicht, vergangenes Un- recht zu bereuen und damit den Weg zur Verhinderung künftigen Leidens von Mensch und Tier nach Mög- lichkeit zu ebnen. Auch dies ist tieferer Sinn unseres Beru- fes. Darin eine „Unterwer- fung an das Judentum" zu se- hen, entspringt einer völlig verzerrten Optik.
Dr. med. Noemi Pascal, Zum Stadion 69, 4018 Lan- genfeld
Vorführen
Herrn Kochs Leserbrief mußte ich mehrfach lesen, bis ich glauben konnte, was dort stand. Daß es gerade bei Me- dizinern viele gibt, die ähn- liche Meinungen wie Herr Koch vertreten, war nicht neu. Aber ich möchte dage- gen protestieren, daß ein sol- cher Brief im „Organ der Ärzteschaft" gedruckt wer- den konnte, selbst wenn man unterstellte, daß Sie Herrn Koch vorführen oder Ihre Le- ser testen wollten.
Besonders unerträglich waren die Anführungsstriche Heft 20, 18. Mai 1989
bei „grausamen" medizini- schen Experimenten und der Vergleich eines angeblichen Schimpansen-Genozids (auf- grund einer antifaschistischen Sensibilisierung der Neuen Medizinergeneration! !) mit Menschenexperimenten.
Dr. med. M. Hopf, Me- linghofer Straße 254, 4330 Mülheim 1
Zu einigen Leserbriefen ging die folgende Erldärung von Mit- gliedern der Jüdischen Gruppen Berlin und Frankfurt ein:
Komplizenschaft
In jüngerer Zeit .wird im DEUTS CHEN ÄRZTE- BLATT und einigen anderen Publikationen der bundes- deutschen Ärzteschaft eine Debatte über die Rolle der Medizin unter dem National- sozialismus geführt; eine der- artige Debatte ist begrüßens- wert, wie auch die Darstel- lung einer breiten Vielfalt von Meinungen.
Wir sind freilich schok- kiert über die beleidigen- de, unverhohlen nazistische Sprache einiger Leserbriefe im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT und über eine Re- daktion, die sich nicht ein- deutig von Meinungen distan- ziert, die die Verbrechen an den Juden verharmlosen oder entschuldigen.
Es ist schändlich, nazisti- sches, volksverhetzendes Ge- dankengut ausgerechnet in der Berufsorganisation zu fin- den, deren Mitglieder höch- ste gesellschaftliche Anerken- nung finden. In Anbetracht der Tatsache, daß über die Komplizenschaft der deut- schen Ärzte: ihre aktive Ver- drängung der jüdischen Kol- legen und die breite Duldung oder aktive Teilnahme an
„rassehygienisch" motivier- tem Massenmord heute kein Zweifel besteht, fordern wir eine öffentliche Stellungnah- me der bundesdeutschen Ärzteverbände zur Rolle ih- rer Berufsgruppe und ihrer Standesorganisation unter dem Nationalsozialismus.
Meinungsneutralität zu die-
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iliKuv E,EuRcSHAHNAD
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sem Thema bedeutet auch heute noch Komplizenschaft.
Prof. Dr. Russell Berman, Prof. Dr. Micha Brumlik, Prof. Dr. Ossip Flechtheim, Alisa I. Fuss, Prof. Dr. Ger- hard Baader, Prof. Dr. Y. Mi- chal Bodemann; unter den weiteren Unterzeichnern:
Micky Riese, Hella Stern, Jane Hartmann-Zeilberger, Dragan Mandrovic, Peter Moses-Krause.
Die Erklärung wurde zu- gesandt von: Prof. Y. M. Bo- demann, Ph. D., Schönower Straße 6, 1000 Berlin 37
Zu dem Vorwort der Arbeitsge- meinschaft der westdeutschen Arz- tekammern zu der von Mitscherlich und Mielke im Auftrag der Arbeits- gemeinschaft erstellten Dokumen- tation des Nürnberger Ärztepro- zesses; in Heft 13/1989 hatte die Redaktion von sich aus die erste Seite des Vorworts aus dem Buch
„Wissenschaft ohne Menschlich- keit" im Rahmen des Artikels von Baader dokumentiert. Dem wider- spricht der Autor dieses Beitrags („Menschenversuche in Konzentra- tionslagern") mit folgender Be- gründung:
Falscher Eindruck
1. Dieses Vorwort ist oh- ne Wissen von Alexander Mitscherlich, wie aus seiner Autobiographie hervorgeht, in dieses Buch aufgenommen worden. Es ist somit ebenso wie die Bad Nauheimer Ent- schließung der Arbeitsge- meinschaft der westdeut- schen Ärztekammern vom 18.
Oktober 1947 nicht für Mit- scherlich selbst in Anspruch zu nehmen.
2. Der Abdruck bloß der ersten Seiten dieses Vorworts ist insgesamt irreführend; es ist auf ihr die Rede davon, daß von den 90 000 in Deutschland tätigen Ärzten etwa 350 Medizinverbrechen begangen haben. Die Masse der deutschen Ärzte habe je- doch auch in dieser Zeit ihre Pflicht erfüllt, von den Vor- gängen nichts gewußt und mit ihnen nicht im Zusammen- hang gestanden. Dies ist selbst vordergründig für die Menschenversuche unzutref- fend und gilt in keiner Weise für die Medizin im National- A-1470 (10) Dt. Ärztebl. 86,
sozialismus insgesamt wie alle Forschungen der letzten Jah- re in diesem Bereich zeigen.
Diese Behauptung wird auch nicht richtiger, wenn sie di- rekt oder indirekt immer wie- der wiederholt wird, und ih- re unreflektierte Wiederga- be durch den Vorsitzenden ( = Präsidenten; Red. DÄ) der Bundesärztekammer, Dr.
Karsten Vilmar, war der Aus- gangspunkt der vorliegenden Artikelserie.
3. Der Abdruck bloß der ersten Seite des Vorwortes ist aber noch aus einem anderen Grunde irreführend. Damit wird die auf Seite VII in sie aufgenommene Bad Nauhei- mer Entschließung der Ar- beitsgemeinschaft der west- deutschen Ärztekammern vom 18. Oktober 1947 unter- schlagen, in der sehr wohl auf die allgemeinen Gefahren hingewiesen wurde, die hinter diesen — wie es dort heißt —
„Auswüchsen und Verirrun- gen" lauern, sowie der Wunsch ausgesprochen wird,
„daß eine Lehre für die Ge- genwart und Zukunft gezogen werde".
4. Auch die Behauptung im Vorwort, die ärztlichen Berufskörperschaften wären an den medizinischen Versu- chen im Nationalsozialismus und schon gar an der sog.
„Euthanasie" völlig unbetei- ligt gewesen, ist ebenfalls nach unseren Forschungen in dieser undifferenzierten Wei- se nicht aufrechtzuerhalten.
Eine solche Behauptung wur- de allerdings auch bereits durch die Reduktion des Blickwinkels auf standespoli- tische Gesichtspunkte nahe- gelegt, wie sie sich bereits im Schlußteil der Bad Nauhei- mer Entschließung finden.
Denn nicht Garantie der Sou- veränität des Arztes von der Gesellschaft, sondern Ver- antwortung des Arztes in der Gesellschaft ist zu fordern.
5. Es ist der Eindruck falsch, den das Vorwort ver- mittelt, es hätte mit dieser Dokumentation eine Bewälti- gung dieser Vorgänge stattge- funden. Für Mitscherlich selbst sah dies anders aus.
Für ihn war Bewältigung von Heft 20, 18. Mai 1989