Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 14|
8. April 2011 A 767Das Leser-Forum
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BUNDE SWEHR
Die Belastung der Sanitätsoffiziere hat in den vergangenen Jahren sehr zuge- nommen (DÄ 6/
2011: „Sanitäts- dienst der Bundes- wehr: Viele Einsätze, zu wenige Ärzte“
von Birgit Hibbeler).
Kein neues Problem
Das Thema „zu wenige Ärzte“ be- schäftigt den Sanitätsdienst der Bundeswehr schon immer. Bei mei-
nem Diensteintritt 1985 (!) als Sani- tätsoffizieranwärter sagte der zu- ständige GenApotheker Dr. Ber - ger: „Mit Ihnen (den Sanitätsoffi- zieranwärtern) werden wir den Mangel an Truppenärzten beheben können.“ Viel weiter scheint man immer noch nicht zu sein.
Zum Thema Sparen und Struktur ha- be ich schon 2004 in einem Leser- brief vorgeschlagen: „ . . . Am meis- ten ließe sich sparen, wenn Bundes- wehrärzte in erster Linie am Patien- ten tätig wären. Dazu könnte man den Sanitätsdienst mit der sogenann- ten Streitkräftebasis verschmelzen
und auf eine eigene Führungsstruktur verzichten. Zusätzlich kann man den klinischen Bereich des Sanitätsdiens- tes an einen zivilen Krankenhausträ- ger abgeben, bei diesem in gewissem Umfang Ärzte für Einsätze vorhalten und Behandlungskapazität in einem bestimmten Bettenumfang einkau- fen.“ Allerdings muss man wissen, dass sich Karriere als Berufssanitäts- offizier (sprich Besoldungsgruppe B3 und mehr) für viele nur verwirk- lichen lässt, wenn in vielen Stäben und eigenen Strukturen Spitzen- dienstposten erhalten bleiben . . .
Hans Martin Wollenberg, 31787 Hameln
U S
D S i J n 2 d wehr: Viele Einsätze
NS -ZEIT
Die Fachgesellschaf- ten der Kinderärzte (DGKJ) und der Psy- chiater (DGPPN) ha- ben sich in Erklärun- gen zur Beteiligung von Ärzten an frag- würdigen Experimenten, Zwangssterilisa- tion und tausendfachen Krankenmorden bekannt (DÄ 1–2/2011: „Krankenmorde in der NS-Zeit: Das Bußritual der Psychiater“
von Norbert Jachertz und DÄ 45/2010:
„Kinderheilkunde in der NS-Zeit: Sozial- sanitäres Großprojekt – Arzt am ,Volks- körper‘“ von Hans-Walter Schmuhl).
Kein Ritual
Mit Interesse habe ich den Beitrag von Norbert Jachertz zur Kenntnis genommen und sehe darin die Be- mühung einer weiteren medizini- schen Fachgesellschaft um eine (wenn auch späte) Auseinanderset- zung mit den Verbrechen in der NS- Zeit, an denen auch Ärztinnen und Ärzte aus der Psychiatrie beteiligt waren.
Befremdlich ist allerdings die Wortwahl in der Überschrift des Beitrags. Der Terminus „Bußritu- al“ ist völlig unpassend und irre- führend. Weder können die heute aktiven Psychiater für nicht selbst begangene Verbrechen „büßen“, quasi als nachgeschobene „Dienst- leistung“ für andere, noch erfolgt die Auseinandersetzung mit die- sem bitteren Thema ritualisiert.
Wenn dies so wäre, verdiente es Kritik.
Die gilt auch für bereits länger zu- rückliegende Intentionen der Deut- schen Gesellschaft für Kinderheil- kunde und Jugendmedizin (DGKJ).
Die DGKJ war die erste medizini- sche Fachgesellschaft, die sich ver- gleichsweise frühzeitig und um- fänglich mit diesem Thema befasst hat. Beispielgebend hierfür sind die Publikationen von Prof. Dr. Eduard Seidler (Freiburg) zu diesem Thema (siehe DÄ 19/2010; S. A 941/
B 823/C 811).
Als Präsident der 106. Jahresta- gung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
vom 16. bis 19. September 2010 in Potsdam möchte ich betonen, dass es der DGKJ ein wesentli- ches Anliegen war und ist, sich mit den Verstrickungen zum Teil namhafter Kinderärzte in die Na- ziverbrechen zu befassen. Ein in- haltlicher Höhepunkt der Tagung war deshalb eine themenbezogene Gedenkveranstaltung am 18. Sep- tember 2010, auf die auch der Au- tor in seinem Beitrag hinweist . . . Jeder der Anwesenden hat diese Veranstaltung mit einem Höchst- maß an Emotionen wieder verlas- sen.
Weder die DGKJ noch die Kolle- ginnen und Kollegen aus der Psy- chiatrie können damit einverstan- den sein, dass man ihre dringend notwendigen (!) Anstrengungen, sich mit der Verstrickung ihrer frü- heren Kollegen in die nationalsozia- listische Gewaltherrschaft auseinan- derzusetzen, mit einem „Bußritual“
gleichsetzt . . .
Prof. Dr. med. Michael Radke, Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, 14467 Potsdam
S
D t ( c b g v würdigen Experiment
B R I E F E
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