Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Lungenfibrose
mit Bronchialobstruktion, was ja funktionsanalytisch leicht von der Fibrose geschieden werden kann und daß andererseits den Lungen- fibrosen durchaus nicht eine anti- biotische Therapie vorauszugehen braucht, werden mit diesen Proble- men weniger vertraute Kollegen durch diese unbewiesenen Be- hauptungen verunsichert. Die Be- hauptungen des Autors müssen als unbewiesen zurückgewiesen wer- den, zumal Herr Professor Clau- berg seine Thesen weder durch die Angabe eigener noch fremder wis- senschaftlicher Arbeiten in einem Literaturverzeichnis belegt.
Ob das vom Autor empfohlene Mit- tel IR. S. 19. bei der Behandlung der chronischen Bronchitis einge- setzt werden kann, ist nicht Gegen- stand meiner Diskussionsbemer- kung. Es muß jedoch erwähnt wer- den, daß im Beipackzettel des Me- dikamentes die Firma selber nicht darauf verweist, ihr Medikament könnte vorbeugend gegen die Ent- stehung von Lungenfibrosen einge- setzt werden.
Dr. med. Günter Overrath Facharzt für Innere Krankheiten Werastraße 33
7990 Friedrichshafen
Schlußwort
Zu den vorstehenden Eingaben der Herren Kollegen von Wichert und Overrath möchte ich mich wie folgt äußern:
Mein in betont rigoristischer Aske- se der Ausdrucksmittel verfaßter Artikel „Ursache und Abwehr der Lungenfibrose als immunbiologi- sches Problem des bronchitischen Syndroms" betrifft das Rubrum
„Aktuelle Medizin", ist also nicht als Übersichtsreferat im üblichen Sinne zu werten. Wie aus seinem Titel hervorgeht, bezieht er sich ausschließlich auf die Endphase des zeitweise fast schon epidemie- artig grassierenden bronchitischen Syndroms. Damit stehen die man- nigfachen berufsbedingten Fibro- sen (Silikosen, Asbestosen usw.) ebensowenig zur Debatte wie
die pulmonalen Begleiterscheinun- gen der sogenannten Alveolitiden und Systemerkrankungen (Poly- myositis, Sklerodermie usw.).
Für mich war die Tatsache ent- scheidend, daß die in der vorste- henden Eingabe des Herrn Kolle- gen von Wichert erwähnten Kon- gresse und Publikationen ein- schließlich der Arbeiten zum The- menkreis „Alveolitis und Fibrose"
(im Sonderheft von Internist 15 [1974] 345 22.) an keiner einzigen Stelle auf die seit nunmehr 15 Jah- ren im internationalen medizini- schen Schrifttum unwidersprochen gebliebenen und jederzeit verifi- zierbaren experimentellen For- schungsergebnisse über den nega- tiven Wirkungsmechanismus der Antibiotikatherapie eingehen. Die- sen negativen Mechanismus mit seinen unter Umständen verhäng- nisvollen Folgen sollten meine Aus- führungen am Beispiel der chro- nisch rezidivierenden Bronchitis erneut verdeutlichen.
Es ist meines Erachtens mehr als bedauerlich, daß durch Stellung- nahmen obiger Art der Sache, nämlich der Abwehr des prekären Endstadiums beim bronchitischen Syndrom, nicht gedient wird. Kann doch die bei der Antibiotikathera- pie unter gegebenen Umständen als Begleitmaßnahme benötigte exogene Antigeneinverleibung nur wirksam werden, wenn das betrof- fene Lungengewebe durch den nach antibiotischer Erregervernich- tung und somit fehlendem Immuni- sierungsreiz einsetzenden irregulä- ren Ablauf der Heilungsvorgänge nicht schon irreparabel geschädigt wurde. Damit ist zugleich gesagt, daß es wesentlich darauf ankommt, ganz besonders bei Erstbronchiti- den, das heißt vordringlich bei sol- chen des Kindes- beziehungsweise Jugendalters, die betroffenen Pa- tienten unter diesem Gesichtswin- kel zu behandeln.
Leider ist das von mir erwähnte Mittel I.R.S. 19 (meines Wissens französischen Ursprungs) zur Zeit das einzige einschlägige Vakzine- präparat, das mittels Spray oder In-
halation appliziert werden kann.
Die Notwendigkeit seiner Verbes- serung, auch hinsichtlich der An- wendungsart, habe ich schon in meinem Artikel angedeutet. Durch eine ins Leere zielende Kritik wird die Bereitschaft zu solchen Ver- besserungen nicht gefördert und damit den vom bronchitischen Syn- drom betroffenen Patienten nicht gedient.
Herr von Wichert hat in seinem mit Herrn Hain veröffentlichten „Ver- such einer Synopsis" (hinsichtlich Alveolitiden und Lungenfibrosen) selbst hervorgehoben, daß es „äu- ßerst unbefriedigend und auch un- ter therapeutischen Gesichtspunk- ten unglücklich" ist, „unter Um- ständen behandelbare Krankheits- stadien nicht erkannt oder fehler- haft interpretiert" zu haben.
Professor Dr. med. habil.
Karl Wilhelm Clauberg Spanische Allee 87 1000 Berlin 38
Diagnostik in Kürze
Nuklearmedizinische Verfahren ge- winnen in der Nephrologie ständig an Bedeutung. Lage, Größe und Form des funktionstüchtigen Nie- renparenchyms ergeben sich aus der Szintigraphie. Das Isotopen- Nephrogramm erfaßt Aufnahme und Ausscheidung des Radiodia- gnostikums qualitativ und im Sei- tenvergleich. Es ermöglicht also Aussagen über die globale Nieren- funktion und die Abflußverhältnis- se. Allerdings ergeben methodi- sche Fehler wie falsche Sonden- einstellung, unterschiedlicher Son- den-Nieren-Abstand, variierende Sondenempfindlichkeit, unzurei- chende Kollimierung und nicht de- finierter Hydrierungszustand des Patienten zu oft falsch positive Be- funde. Steht die Diagnose bereits fest, kann das Isotopen-Nephro- gramm leicht und kaum belastend zur Verlaufskontrolle beitragen. he (Heinze, H. G., Pfeifer, K. J., Eigler, J.: Internist 17 [1976] 83-90)
1032 Heft 15 vom 8. April 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT