• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "SATIRE: Vorteile einer Sozialisierung" (11.09.1975)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "SATIRE: Vorteile einer Sozialisierung" (11.09.1975)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen Lehrkrankenhäuser

führung von ausschließlich mündli- chen und praktischen Prüfungen entgegenzusteuern.

Wir haben auch nicht, wie Dr.

Kraemer meint, gesagt, daß der Lehrstoff „keinesfalls noch ein Jahr nach dem Vortrag dieses Stof- fes zur Prüfung gestellt werden"

könne. Unsere Formulierung laute- te: „Dies widerspricht dem ange- strebten Ziel der AO, den Wissens- stoff möglichst im Anschluß an die Periode des Erlernens zu überprü- fen."

Prof. Firnhaber hat uns insofern wi- dersprochen, als er der Meinung ist, allerdings auch mit einigen Ab- strichen, daß die Akademischen Lehrkrankenhäuser den Inhalt des 4. Gegenstandskatalogs doch ver- mitteln könnten. Wir würden es au- ßerordentlich begrüßen, wenn eine große Zahl von Ärzten an Akademi- schen Lehrkrankenhäusern diese Auffassung teilen würden, weil dann sehr viele Fragen im Zusam- menhang mit der Vorbereitung des Praktischen Studienjahres sich leichter lösen lassen würden. Diese Auffassung steht allerdings im Ge- gensatz zu unseren bisherigen Er- fahrungen.

Auch der Einschätzung, daß der schon verschobene Beginn des Praktischen Jahres auch am 1. Ok- tober 1976 nicht stattfinden könne, da bis dahin die baulichen Voraus- setzungen nicht geschaffen werden könnten, teilen wir nicht. Es ist noch über ein Jahr Zeit, de facto für die meisten Lehrkrankenhäuser sogar noch mehr, da bekannt ist, daß der erste zu erwartende Exa- mensjahrgang nur ein Bruchteil der einzurichtenden Ausbildungs- plätze belegen wird, und die Not- wendigkeit der Vorbereitung ist den Universitäten und den zustän- digen Länderbehörden spätestens seit Verabschiedung der Approba- tionsordnung im Oktober 1970 be- kannt. Es kann nicht akzeptiert werden, daß bei einer so langen Vorlaufzeit und bei vergleichsweise relativ geringen Kosten, wenn man an Planungs- und Bauzeit vieler öf- fentlicher Großbauprojekte denkt,

von seiten der dafür im einzelnen verantwortlichen Institutionen nun

„finanzielle Engpässe" vorgescho- ben werden.

Abschließend möchten wir noch einmal betonen, daß wir, und ich bin sicher, hier auch für Dr. Krae- mer und Prof. Firnhaber sprechen zu können, die Einführung eines Praktischen Studienjahres, seine Durchführung auch an Akademi- schen Lehrkrankenhäusern, für eine außerordentlich wichtige und deshalb unbedingt zu nutzende Einrichtung halten, die der Verbes- serung und insbesondere der stär- keren Praxisorientierung der Medi- zinerausbildung und damit letztlich der Verbesserung der Gesund- heitsfürsorge überhaupt dienen kann.

Für die Verfasser:

Dr. med. Udo Schagen c/o Der Präsident

der Freien Universität Berlin 1 Berlin 33

Altensteinstraße 40

Briefe an die Redaktion

SATIRE

Ein Landarzt der jungen Generation malt sich aus, wie schön es in einem sozialisierten Gesundheitswesen wäre.

Satire oder ernsthafter Wunsch? Dem Leser bleibt die Antwort überlassen.

Vorteile einer Sozialisierung Vor zehn Jahren habe ich mich 28jährig als Landarzt niedergelas- sen. Seit zehn Jahren lese ich im- mer wieder in unseren medizini- schen Zeitschriften den Landarzt warnende Berichte, daß man sich nun endlich mit aller zur Verfügung stehenden Kraft und Energie zu- sammenschließen und selbstbe- haupten müsse, anderenfalls es bald mit unserer freiheitlichen Be- rufsausübung vorbei wäre.

Von dieser so hoch gepriesenen Freiheit habe ich während der zehn Jahre meines Landarztdaseins bis- her noch nichts gehabt, was mich

diese Freiheit loben lassen könnte, sondern nur Verpflichtungen, die mich binden und mich unfrei ma- chen ... Für mich würde die Sozia- lisierung keine Verschlechterung bedeuten, wenn der Staat mich wie einen seiner hochdotierten Beam- ten behandeln würde; ich könnte es mir gar nicht vorstellen, einen Vertreter gestellt zu bekommen, ei- nen unbezahlten dazu, und erhielte meinen monatlichen Lohn, zusätz- lich sogar noch ein Urlaubs- oder Fortbildungsgeld, die Arbeitszeit wäre geregelt, nach Feierabend könnte ich schließen und wüßte meine Patienten in der Obhut eines funktionierenden ärztlichen Dien- stes, an dem ich mich sogar betei- ligen könnte, gegen Aufgeld ver- steht sich.

Der Patient wäre in diesem System bestimmt einer Selbstkostenbeteili- gung unterworfen. Dadurch hätte ich wieder Zeit, mich in Ruhe mei- nen wirklich Kranken zuzuwenden und fühlte mich und meine Arbeits- kraft bei den vielen tausend Klei- nigkeiten, die nun wirklich keines Arztes bedürfen, nicht ausgenutzt.

Es gäbe nur eine Gebührenord- nung, eine Einheitskasse (mit Pri- vatpatienten können wir hier auf dem Lande schon lange keinen Staat mehr machen, es gibt sie kaum noch), der leidige Kranken- schein fiele weg, der Regress und die Ärztemuster, die unsere Praxis- räume füllen, wären nicht mehr notwendig, die Praxiseinrichtung würde gestellt, das Personal be- zahlt (endlich eine lohnende Ne- benbeschäftigung für die Land- arztehefrau) usw, usw. Die Vorteile einer Sozialisierung, wie ich sie mir vorstelle, sind unübersehbar.

Ja, mit 60 oder 62 Jahren hätte ich ein Altersruhegeld von über 2000 DM derzeit und meine Aufwendun- gen dafür wären minimal gegen das, was ich heute in unsere Al- tersversorgung zahlen muß, um ein viel niedrigeres Altersruhegeld mit 67 Jahren zu erhalten. Vorteile über Vorteile, und die älteren Kollegen sehen dieselben nicht, kleben in altherkömmlicher Weise an üblen 2560 Heft 37 vom 11. September 1975 DEUTSCHES ÄRZTE BLATT

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION

Verhältnissen, mit denen sie die neue Generation der Landärzte nicht locken können ... Alle die, die nach nachkriegszeitlichen Me- thoden ihre Landpraxis führen, die am Ende eines jeden Quartals Krankenscheinen nachrennen müs- sen, die nur die Praxis kennen, Fa- milie und Freizeitausgleich klein schreiben, sich der Hetze des All- tages bereitwillig öffnen, sich dem Zeitmangel als Jahrhunderterschei- nung beugen, die mithelfen, die durchschnittliche Lebenserwartung des Landarztes niedrig zu halten, sind kein Vorbild für die neue jun- ge Generation der Landärzte, die die Sozialisierung eines Tages auch von der CDU fordern wird.

Denn Gottseidank sind dies primär keine politischen Ansichten ...

Dr. med. Rolf Nickel praktischer Arzt 5418 Selters Sayntalstraße 21

KOSTEN

Eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die über wirkliche Ursachen der Ko- stenentwicklung aufklärt, fordert diese Zuschrift.

Unverantwortlich

Warum wird eigentlich immer der schwarze Peter für die sogenannte Kostenexplosion beim Gesund- heitswesen immer nur der ärztli- chen Seite in die Schuhe gescho- ben? Wer redet schon darüber, vor allem aber, wer macht end- lich einmal publik, daß es z. B.

die Krankenkassen selbst sind, die den sogenannten mündigen Bürger begehrlich in unverantwort- licher Art und Weise machen.

Wenn jetzt die RVO Kassen trotz bekannter miserabler Wirtschafts- und Ertragslage bis zu 100 Prozent Kostenersatz für Zahnprothese o. ä. offerieren, ist das unverständ- lich und fast unverantwortlich.

Aber die Kassen werden dann nur von den Honoraren reden, und wie- der einmal waren die Ärzte die Bö- sen! Hier sollte man, so meifte ich, etwas härtere Öffentlichkeitsarbeit von Seiten der Ärztekammern be-

treiben und Politika als das dar- stellen, was sie wirklich sind: Un- verantwortliche Wahlschlager — so wie seinerzeit die Kranken- schein-Rückerstattungsprämie.

Dr. med. Diether Wagensonner Facharzt für Orthopädie 7880 Säckingen

Basler Straße 14

ENERGISCH

Zur Wehr setzen sollten sich die Ärz- te...

... gegen infame Angriffe

Ich frage mich allmählich, wann ei- gentlich unsere Berufsverbände und die Ärztekammer sich mit ener- gischen Schritten, wie zum Bei- spiel Streik, gegen die dauernden Angriffe auf die Ärzteschaft der Bundesrepublik und das Gesund- heitswesen wehren werden. Wie lange soll diese Hetzkampagne von Politikern der CDU, SPD, von den Gewerkschaften, von Funk und Fernsehen sowie von der Presse ei- gentlich noch fortgesetzt werden?

Kein anderer Berufsstand würde sich derartige infame Angriffe, die sich täglich wiederholen, gefallen lassen. Hier nützen alle schönen Worte und Aufsätze im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT oder der Be- rufsverbände nichts mehr. Nur noch Streik kann die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was mit uns geschieht.

Dr. med. F. Schulte Facharzt für Chirurgie St.-Maria-Krankenhauses 471 Lüdinghausen

AN PANORAMA

Zu der Panorama-Sendung über den 78. Deutschen Ärztetag erhielt der Norddeutsche Rundfunk (NDR) eine Gratulation besonderer Art:

Glückwunsch

Herzlichen Glückwunsch zu der ausgezeichnet einseitigen Bericht- erstattung über die deutschen Kassenärzte anläßlich des 78. Ärz-

tetages in Hamburg, inspiriert von den Aussagen einer repräsenta- tiven Minderheit erfahrener Jung- ärzte und bar aller Fairneß mode- riert von scheinbar seriös und sou- verän erscheinenden Journalisten.

Die außenseiterische Mehrheit bundesrepublikanischer Ärzte bzw.

Kassenärzte wird entlarvt ob ihrer euphorischen Vorstellungen über unser in der ganzen Welt einmalig schlechtes Gesundheitswesen und der ungeliebten Funktionäre.

... Einmal mehr hat unser Mon- tagsmagazin eine Breitseite gegen einen Berufsstand lanciert, der in seiner Gesamtheit als freier Beruf und wegen der Bildung und Ausbil- dung noch der Mehrheit seiner heutigen Mitglieder ein Bollwerk gegen sozialistische Gleichmache- rei ist. Auch das ist Rotfunk nur in verkappter Form...

Dr. med. Ottwin Hinze 4972 Löhne-Gohfeld Weihestraße 26

MISSVERSTÄNDNISSE

Mißverständliche Auffassungen vom So- zialstaat bemerkte Leser Lauschke bei einigen Patienten.

Erfahrungen mit dem Schwerbehindertengesetz

In letzter Zeit wurde ich wiederholt von Patientinnen um Bescheinigun- gen über durchgemachte Unter- leibsoperationen mit Gebärmutter- entfernung gebeten. Die Atteste benötige man — so hieß es — für das Versorgungsamt, um dort ge- wisse Vergünstigungen zu erhalten.

Kürzlich erhielt ich nun unmittelbar vom Versorgungsamt Köln eine An- frage zur „Feststellung einer Be- hinderung im Sinne des Gesetzes zur Sicherung der Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft (Schwerbehinder- tengesetz)". Bei der Bearbeitung einer dieser „Feststellungen" er- zählte mir der Ehemann der Patien- tin, die ich 1969 wegen adenomyo- sis uteri und endometriosis ovario- rum operiert hatte, seine Frau hätte sich nicht wieder hier vorgestellt, weil sie sich bisher wohl gefühlt DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 37 vom 11. September 1975 2561

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

W enn die Werbung und PR- Aktionen wie eine Flut- welle über uns rollen, soll- ten auch Ärzte nicht kleckern, son- dern klotzen.. Ein Blick

Allerdings glauben wir, daß der Provinzregierung diese Schwie- rigkeiten des Labors nicht unwill- kommen kamen oder daß sie sie so- gar bewußt herbeigeführt

1.) Wenn der Student, wie von Herrn Zielinski ange- regt, im Vorlesungsverzeich- nis nachschlägt, findet er für die beiden von Herrn Zielins- ki angebotenen Veranstal- tungen

Biersnyder antwortet: Sie ha- ben sicher nicht ganz unrecht, wenn Sie meinen, daß die Störung doch schon etwas länger zurück- liegt — für den Fall übrigens, daß eine

Diese Me- dikamente sind beim chro- nisch Kranken durch die Ver- ordnungsdauer so kostenin- tensiv, dass sie jegliche Richt- größe sprengen und den Arzt auch bei geringer Zahl

Bei allen Visionen zum Wohl der Charité stellt sich dem kri- tischen Beobachter die Frage, wie Professor Ganten seinem Motto „Ich bin nicht angetre- ten, um betriebsbedingt zu

Crome hat den dringenden Verdacht, daß die Japaner sich seit dem Zweiten Weltkrieg im Grunde gar nicht gewandelt haben, daß die großjapanischen Ideen immer noch leben- dig

Eine Infektion mit Corona-Vi- ren äußert sich durch grippe- ähnliche Symptome wie Fie- ber, Schnupfen, Atemprobleme, Abgeschlagenheit, Halskratzen, Husten, Kopf- und