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Archiv "SATIRE: Salomonisches Schoßlied" (29.08.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

PSYCHIATRIE

Zu dem Beitrag „Ärzteschaft mahnt neue Initiativen an", von Dr. Harald Clade in Heft 16/1988:

Verteidiger der Sozialpsychiatrie

. . .

Die Sozialpsychiatri- schen Dienste sind mit lan- desspezifischen Unterschie- den in Struktur und Finan- zierung gemäß den Ergebnis- sen der Psychiatrie-Enquete eingerichtet worden. Sie ha- ben sich in Bayern trotz mas- siven Widerstandes einiger Ärztefunktionäre bewährt, wie von der Landesregierung und dem Verband der Bezir- ke Bayerns durchaus aner- kannt wird. Im Rahmen des zweiten Landespsychiatrie- planes sollen sie weiter aus- gebaut werden. Aufgabe der Dienste ist die Beratung und Betreuung von akut und chronisch psychisch kranken Menschen. Dazu tritt der Be- reich der Prävention, dem ge- rade angesichts der dringli- chen Bemühung um Kosten- dämpfung im Gesundheits- wesen besondere Bedeutung zukommt.

Diagnostik und Therapie im engeren Sinne sind durch die Richtlinien des ersten Landespsychiatrieplanes aus- geschlossen, so daß die Dien- ste auf Zusammenarbeit mit niedergelassenen Psychiatern und psychiatrischen Kliniken geradezu angewiesen sind.

Dabei zeigt sich in der Praxis immer wieder, wie rasch sich Ressentiments vor allem auf seiten der „etablierten"

Psychiatrie abbauen lassen.

Die progressive Bedeu- tung der Sozialpsychiatri- schen Dienste liegt in ihrer Gemeindenähe, der Einbe- ziehung des sozialen Umfel- des und nicht zuletzt in dem ganzheitlich personalen Be- zug zum Patienten. Dieser geht weit über die Einschät- zung der psychischen Symp- tomatik hinaus und rückt oh- ne die Arroganz des Besser- wissens die Gemeinsamkeit der Arbeit in das Zentrum des Geschehens. Dadurch ist die Hemmschwelle für den

von psychischem Leid Be- troffenen weit niedriger als gegenüber der psychiatri- schen Praxis oder der Kran- kenhausambulanz.

Die Zusammenarbeit von Psychologen, Sozialpädago- gen und Ärzten im Team schützt wirksam vor fachli- cher Isolation und autoritärer Verhärtung. Viele unserer Patienten sind chronisch krank und alt. Ihre Lebens- prognose ist ungünstig. Gera- de sie finden aus Angst, Ent- täuschung oder mangelnder Einsicht oft nicht den Weg zum niedergelassenen Ner- venarzt, ja sie meiden nicht selten jeden sozialen Kon- takt, so daß behutsame Moti- vationsarbeit notwendig ist, um ihnen ein menschenwür- diges Leben zu ermöglichen.

Auf lange Sicht zeichnet sich dadurch, ganz im Gegensatz zu der Meinung Dr. Clades, eine relative Überlastung un- serer Kapazität ab, da diese Personen häufig nicht an an- dere Einrichtungen weiter- vermittelt werden können.

Dr. med. Christoph Rü- schemeyer, Arzt für Psychia- trie/Psychotherapie, Sozial- psychiatrischer Dienst Bo- genhausen, Bromberger Stra- ße 14, 8000 München 81

ERBSCHAFT

Zu der Meldung „Vorsicht in Sachen Gabler und Finnen" in Heft 22/1988:

Dummheit

Sie empfehlen den Ärz- ten, die auf die Gauner her- eingefallen sind, eine Rechts- beratung. Wer so dumm ist, so eitel und habgierig, daß er auf eine solche Bauernfänge- rei hereinfällt, braucht keine Rechtsberatung, ihm sollte vielmehr von Standes wegen auferlegt werden, noch ein- mal den Gegenwert von 800

£ auf ein Konto des Vereines zur Erforschung der Ursa- chen der Dummheit zu über- weisen.

Dr. U. Steenblock, Kreis- krankenhaus, 7880 Bad Säk- kingen

SATIRE

Kritik am „Zeitgeist":

Salomonisches Schoßlied

Über Jahrtausende hin, da suchte manch Kind seinen Vater,

Heut ist der Streit nun ent- brannt, wer ihm die Mutter wohl sei.

„Wem die Empfängnis zuteil" , befindet gestrenge der Richter,

„Trete alsbald herfür, ihm auch gehöre die Frucht!"

Kaum zu glauben, ein jun- ger Forscher trat keck in die Runde:

„Hohes Gericht, ich war's, weil ich per Eilpost empfing

Eingeschrieben und tief- gefroren den stattlichen Sa- men,

Und vom OP nebenan kam auch das Eilein hinzu".

Finster runzelt die Stirn der Mann in der schwärz- lichen Robe:

„Männliche Mütter? Beim Zeus! Gehet zur nächsten In- stanz!" —

Dorten wußte man Rat, die Herrn im Talare erkann- ten:

„Mutter bleibt einzig allein, wo die Befruchtung sich tat,

Wo Gameten und kei- mendes Leben vor Unbill ge- schützet,

Wo geborgen im Nest sanft das Geschöpfchen sich schmiegt".

Da eröffnet sich plötzlich die Pforte, auf eisernen Rä- dern

Rollen beschwingt in den Saal Brutschrank und Eis- schrank zugleich.

„Vierzehn Tage", ver- meldet der erste computerge- steuert,

„Tat ich als Mutter die Pflicht, bis es die Frist mir verwehrt!"

Wahrlich ein Wort! Doch mit frostiger Stimme ergänzte der Eisschrank:

„Wärme hat ihre Frist, Kälte schützt ewig vor Tod!"

Zur Beratung zog sich zu- rück das hohe Ensemble, Kühn auf der Stirn das Barett kam der entscheidende Spruch:

„Ofen und Eisbox sind nirgends behördlich als Bür- ger gemeldet,

Schwarzarbeiter vielleicht, ir- ren sie rechtlos im Raum,

Haben als solche kein Ethos und keinerlei mensch- liche Würde,

Mutterschaft setzet indes bei- des gesetzlich voraus!"

„Richtig!" rief da ein Weib und trat beherzt in die Schranken,

„Ich trug das Kind unterm Herz, hab mich neun Monde verdingt!"

„Leihmutter!" knirscht verächtlich der Kadi, „welch schmutzig Gewerbe

Kuckuckseier für Geld?

Scher' Dich zum Kuckuck, mein Weib!"

Beifällig nickten gelehrt die sachverständigen Zeu- gen:

„Jedes geliehene Weib ko- stet die Forschung ein Ei!

Ist's nicht beglückend als Früchtlein zu sterben, damit man erführe,

Was bei den Eltern der Grund ihrer Sterilitas sei?" —

„Hohes Gericht!" , unter- brach jetzt ein Herr in gesetz- teren Jahren,

„Hohes Gericht, wenn's er- laubt: Erbgut und Eltern sind eins!

Fruchtbarkeit ist nur zu oft die Folge des Leichtsinns der Jugend,

Weisheit und Ethos pflanzt einzig im Keimgut sich fort!

Seht meine Frau, promo- viert, sie macht sich in unse- rem Wahlkreis

Für das Frauenrecht stark, nur ihre Lenden sind schwach.

Dennoch gab sie der Zel- len gar viele, es schlummern gefroren

Alle restlichen noch, doch dieses Kind hier ist ihrs!"

„Hört das Gesetzbuch!"

Ruft mahnend der Anwalt der weißlichen Götter,

„Erst wer das Licht dieser Welt schaute, ist wirklich ein Mensch!

Eigentümer ist uneinge- schränkt, wer das Kindlein geboren,

Wer es entbunden mit Müh', wer es vom Schnürlein ge- trennt.

A-2324 (8) Dt. Ärztebl. 85, Heft 34/35, 29. August 1988

(2)

Wer hats vollbracht? Die Frau, die tief in Narkose ge- schlummert

Oder der Operateur, als er den Kaiserschnitt wagt?"

Kaum war's gesprochen, schoß zornig vom Sitze ein Mann in Soutane,

Züchtig im Schoß das Bre- vier, glänzt ihm vom Haupt die Tonsur:

„Sodom, fürwahr, und Gomorrha sind Wissenschaft heute und Zeitgeist!

Was nicht in Liebe gezeugt,

PHARMA-VERTRETER

Zu den Leserbriefen „Verwei- gern" in Heft 19/1988 und „Nicht richtig" in Heft 24/1988, die sich mit der Frage beschäftigten, ob der Arzt „Kontrolleursfunktion" aus- übe, wenn er den Empfang von Arzneimittelmustern mit Unter- schrift und Stempel quittiert:

Gesetzlich

Der Gesetzgeber ver- pflichtet pharmazeutische Unternehmer in § 47 Abs. 4 des Arzneimittelgesetzes (AMG), Arzneimittelmuster nur auf jeweilige schriftliche Anforderung abzugeben oder abgeben zu lassen. Dabei sind über die Empfänger von Mustern sowie über Art, Umfang und Zeitpunkt der Abgabe für jeden Empfänger gesondert Nachweise zu füh- ren und auf Verlangen der zuständigen Überwachungs- behörde vorzulegen. Diese Nachweise müssen nach § 15 Abs. 1 der Betriebsordnung für pharmazeutische Unter- nehmer mindestens fünf Jah- re aufbewahrt werden.

Durch die Unterschrift des Arztes auf einem entspre- chenden Vordruck, den der Pharmaberater bei seinem Besuch vorlegt, werden die ausgehändigten Muster schriftlich angefordert; der Stempel dient dem Nachweis des Empfängers. Der Phar- maberater ergänzt das For- mular meist schriftlich um das Datum der Abgabe und die Art und Menge der Mu- ster. Es hieße den Sinn dieser Regelung zu verkennen, wenn man meint, Unter-

kann Gottes Kind auch nicht sein!

Embryonen bevölkern den Erdkreis, die gar nicht getauft sind!

Uns gebt in Keuschheit das Kind, daß es die Weihen empfängt!"

Nun rührt die Wiege sich gar, laut wimmert das Corpus delicti — Homo sapiens hier, Homo patiens dort.

Dr. med. Lothar Dinkel, Kaiserstraße 12, 7100 Heil- bronn

schrift und Musteranforde- rung seien als Testat und Tä- tigkeitsnachweis des Pharma- beraters für seinen Arbeitge- ber gedacht.

Ist der Arzt mit den arznei- mittelrechtlichen Regelungen der Musterabgabe nicht ein- verstanden, so bleibt ihm nichts anderes übrig, als auf Anforderung und Abnahme von Arzneimittelmustern zu verzichten. Verweigert er Stempel und Unterschrift und fordert dennoch Arznei- mittelmuster, so verleitet er den Pharmaberater zu einer Ordungswidrigkeit (§ 97 Abs. 2 AMG) .. .

Dr. med. Thomas Wag- ner, c/o Duphar Pharma GmbH & Co KG, Freundal- lee 21/23, 3000 Hannover 1 KOSTENDÄMPFUNG

Zu dem Leserbrief „Beifall", von Dr. med. Hans Schwabe, in Heft 27/1988, der sich mit den Fol- gekosten von Alkohol und Zigaret- ten beschäftigt:

Unding

Herr Dr. med. Hans Schwabe ist dabei — mit Herz und Gemüt, wenn er gegen Zigaretten und Alkohol wet- tert. Für den kritischen Wis- senschaftler indes ist es ein Unding schlechthin, Raucher und Säufer in einem Atem zu nennen. Kein Raucher prü- gelt, als Folge des Rauchens, seine Frau und seine Kinder, kein Raucher verkommt cha- rakterlich total, kein Raucher begeht Roheitsdelikte oder wird gar in schwerster Weise

kriminell, kein Raucher ver- ursacht in der verantwor- tungslosen Weise tödliche Unfälle im Straßenverkehr, neuerdings auch im Hub- schrauberverkehr, kein Rau- cher benötigt kostspieligste

„Entziehungsbehandlun- gen" , die nichts bewirken, kein Raucher okkupiert mut- willig Klinikbetten und ver- lebt Urlaubswochen auf Grund seiner „Zusatzversi- cherung".

Und warum Ärzte „eigent- lich" überhaupt nicht rau- chen sollten, verrät Herr Dr.

med. Schwabe nicht, es sei denn, sie sollten es deshalb nicht, weil er es sagt.

Dr. med. Leo Dembicki, Nervenarzt und Nichtrau- cher, 8390 Passau, Drossel- weg 6

ÄRZTETAG

Zu dem „seite eins"-Beitrag

„Demokratische Repräsentanz"

in Heft 21/1988:

Kritisch und dankbar

Daß sich ein Gremium selbst als demokratisch legiti- miert, sagt noch nichts über die tatsächlichen Bedingun- gen aus. Vielleicht müßte man die Zwangsmitglieder der Ärztekammern fragen, ob sie die derzeitigen Struk- turen als demokratisch erach- ten. Neben diesem subjekti- ven Eindruck, dem demokra- tische Strukturen durchaus standhalten müßten, müs- sen formale demokratische Strukturen natürlich sozial- wissenschaftlichen, politik- wissenschaftlichen und juri- stischen Kriterien standhal- ten und somit auch von Au- ßenstehenden als demokrati- sche Strukturen erkannt wer- den. Die Kritik unserer Kol- legin Wilms-Kegel sollten wir kritisch und dankbar aufneh- men. Sie regt an, bestehende Strukturen neu zu überden- ken. Gerade dies scheint mir in der deutschen Ärzteschaft not zu tun.

Dr. med. Harald R. Schu- ler, Mönchkopfstraße 21, 7560 Gaggenau 19

MEDIZINETHIK

Zu dem Leserbrief von Helmut Reinhold Zielinski, M. Litt. Can- tab. in Heft 18/1988, der darauf hinwies, daß er seit neun Jahren ein Seminar zu Fragen der ärzt- lichen Ethik anbietet und deshalb nicht an der Vortragsreihe „Medi- zinische Ethik im Seminar" an der Universität Düsseldorf teilgenom- men hat:

Bereicherung

1.) Wenn der Student, wie von Herrn Zielinski ange- regt, im Vorlesungsverzeich- nis nachschlägt, findet er für die beiden von Herrn Zielins- ki angebotenen Veranstal- tungen die Termine Mitt- woch 16 bis 18 Uhr und Dienstag 17 bis 19 Uhr, vier- zehntägig. Dies sind aber Termine, an denen die mei- sten Studenten durch Pflicht- praktika praktisch von derar- tigen Veranstaltungen ausge- schlossen sind. Hier war es also der Vorteil der von Frau Widhalm mit großem Enga- gement organisierten Vorle- sungsreihe, daß sie erst in den Abendstunden stattfand.

2.) Ärztliche Ethik ist, zu- mindest in meinen Augen, nicht auf das Thema Tod und Trauer begrenzt, sondern fängt schon beim ersten Kon- takt mit den Patienten an und endet auch nicht mit dessen Tod. Das bedeutet, daß eine Vorlesungsreihe zum Thema

„Tod und Trauer" nur einen Teil ärztlichen Handelns be- rührt, dies aber unter ande- ren Gesichtspunkten und sehr viel ausführlicher, als ein Seminar zu Fragen ärztlicher Ethik dies kann. Interessan- terweise wurde dieses Thema in der Vorlesungsreihe eben nicht nur aus ärztlicher Sicht, sondern auch aus der Per- spektive von Philosophen, Künstlern, Psychologen, Schwestern und Theologen (Prof. Goslar ist auch Theo- loge) dargestellt; und eben dies ist doch eine Bereiche- rung, ein Thema von unter- schiedlicher Seite dargestellt zu bekommen.

Hermann Lessing, Goe- thestraße 27, 4 Düsseldorf 1 A-2326 (10) Dt. Ärztebl. 85, Heft 34/35, 29. August 1988

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