DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BUCHBESPRECHUNGEN
Flucht in die Satire
Peter Crome: Der Tiger- grill, Ein satirischer Roman aus Japan, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1984, 438 Seiten, gebunden, 39,80 DM
Zwei Männer, ein Deut- scher, der in Japan lebt, und ein Japaner, beide ab- trünnige Funktionäre einer faschistoiden Organisa- tion, sind auf der Flucht quer durch Japan vor ihren ehemaligen Genossen. Die Organisation ist nämlich hinter einem Manuskript her, das den beiden zuge- spielt wurde. Und dieses
Manuskript enthält Zünd- stoff, beschreibt es doch einen Putschplan, mit dem Anhänger der großjapani- schen Idee an die Macht
kommen wollen. Ergänzt wird das Manuskript in Cromes Roman (geschrie- ben von einem Journali- sten, hinter dem der Leser bald Crome selbst vermu- tet, der ebenfalls lange als Journalist in Japan gear- beitet hat) um eine gewag- te bevölkerungspsycholo- gische Studie, frei nach Freud. Darin wird den Ja- panern ein kollektiver Ödi- pus-Komplex gegenüber dem „Mutter-Kaiser" und das fortwährende Streben nach Gnadenerweisen durch jene „Mutter" zuge-
schrieben. Ein Roman ist der „Tigergrill", der auf den ersten Blick ein politi- scher Thriller zu sein scheint, noch am wenig- sten. Die romanhafte Rah- menhandlung, nämlich die Flucht der zwei, und der Roman im Roman, also die Geschichte über den an- geblichen Putsch, vollends aber die Psycho-Studie, sind eher leicht verfremde- te Korrespondentenbe- richte des Auslands-Kor- respondenten Peter Cro- me, der in seiner journali- stischen Laufbahn so viel spekulativen Hintergrund vermutlich nie bei seinen Zeitungen hat unterbrin- gen können.
Crome hat den dringenden Verdacht, daß die Japaner sich seit dem Zweiten Weltkrieg im Grunde gar nicht gewandelt haben, daß die großjapanischen Ideen immer noch leben- dig sind, daß die alten Her- ren von früher immer noch die Macht ausüben, daß der Tenno nur formaliter entmachtet und säkulari- siert wurde, insgeheim aber Objekt der tiefsten Verehrung und der Träger der allerhöchsten Macht geblieben ist. Der Autor schiebt diese Meinung zwar seinen Romanfiguren
zu und distanziert sich selbst ein wenig, indem er das ganze als satirisch bezeichnet. Tatsächlich scheint es Crome bitter ernst zu sein.
Norbert Jachertz
Der Filmemacher in den Nahostwirren — ratlos
Richard Grenier: Moham- med Superstar, Roman, Verlag Ullstein, Berlin, 1984, 384 Seiten, gebun- den 32 DM
Mit ihren Petrodollars will eine Handvoll arabischer Staaten ein frommes Werk tun: ein Film über Moham- med soll entstehen, ein Kassenschlager. Jeder- mann im Westen soll dar- aus lernen, wie der Pro- phet und seine Lehre wirk- lich sind. Da die Financiers mit dem Filmemachen kei- ne Erfahrung haben, heu- ern sie, eingedenk solch filmischer Epen wie „Die Bibel", ein Team aus Holly- wood an. Die Dreharbeiten
machen schon Schwierig- keiten genug. Weder der Prophet noch seine nähere Verwandtschaft darf im Bild erscheinen. Zweifellos ein lästiges Gebot für Fil- memacher. Aber die Holly- wood-Routiniers drücken sich um das Problem er-
folgreich herum. Ihr Kreuz haben sie dagegen mit den Geldgebern. Mal haben die Marokkaner das Sagen, mal die Libyer, mal Araber, mal Iraner. Und je nach- dem muß das Drehbuch fundamentalistisch oder sozialistisch oder fort- schrittlich umgeschrieben werden.
Die Handlung plätschert unter schnodderigem Ge- plauder des Drehbuchau- tors (und Ich-Erzählers) da- hin. Ihr Ziel bleibt genau so unklar wie das Geschick des Filmes. Handlung wie Film verlaufen schließlich im Wüstensand. Grenier hat die Ziellosigkeit wohl beabsichtigt. Ihm liegt we- niger an einem dramati- schen Handlungsablauf als an satirischen Kommenta- ren über alles und jedes aus Nahost; Fazit: die kom- plette Ratlosigkeit des Westlers. Da tauchen, nur leicht verfremdet, bekann- te Gestalten auf, die aus respektloser Nähe be- schrieben sind, sei es der König von Marokko (als skurrile Hauptfigur eines Umsturzversuches), Liby- ens Staatschef, der verbli- chene Schah (und dessen sexuelle Vorlieben). Und auch von der attraktiven, fanatischen PLO-Kämp- ferin (die bei Grenier als Scriptgirl jobbt) hat man doch schon mal was ge- hört... NJ
Apranai
Dreidimensionale Rheumatherapie schnell - stark - verträglich
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APRANAX. Zusammensetzung: 1 Lacktabl. Apranax enthält: 550 mg Naproxen-Natrium.
Anwendungsgebiete: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen der Gelenke, der Wirbelsäule und extraartikuläre rheumatische Erkrankungen; akute Reizzustände bei degenerativen Erkran- kungen der Gelenke und der Wirbelsäule; Dehnungen, Zerrungen; Schmerzen und Schwellun- gen nach orth. und chir. Eingriffen sowie Zahnextraktionen. Gegenanzeigen: Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür oder Allergie gegen ASS-haltige bzw. nichtsteroidale entzündungs- hemmende Medikamente, Kinder bis 14 Jahre; Schwangerschaft und Stillzeit. Vorsichtsmaß- nahmen: Bei Funktionseinschränkungvon Niere und/oder Leber sollteApranax nurunterstren- ger ärztl. Indikationsstellung und Uberwachung mit Durchführung von Funktionstests ver- abfolgt werden. Die Dosis ist entspr. anzupassen; hierbei ist zu beachten, daß es insbeson- dere bei Patienten über 60 Jahre zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion kommen kann. Bei Bestimmungen der Blutungszeitsollte deren - durch Apranax bedingte - Ver- längerung beachtet werden. Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Unterbauchbeschwerden, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Ohrensausen und Sehstörun- gen, leichte Schwellungen der Arme und Beine sowie allergische Reaktionen (Hautausschläge, Angioödem, in seltenen Fällen Schock), in seltenen Fällen Auftreten von Magen blutungen, Blut- bildveränderungen, Leberschäden mit Gelbsucht und Nierenschäden. Die Möglichkeit einer Beeinträchtigung des Fahrvermögens sowie beim Bedienen von Maschinen ist nicht auszuschließen.
Wechselwirkungen: Wirkungsverstärkung von Antikoagulanzien, Hydantomen, Lithiumpräpa- raten und Sulfonylharnstoffen. Durch Probenecid wird dieAusscheidung
von Naproxen verzögert. Wirkungsabschwächung von Furosemid. Dosie- rung sowie weitere Informationen siehe Packungsbeilage. Darreichungs- formen und Preise: 0.P mit 20 Lacktabl. N1 DM 30,20, 0.P mit 50 Lack- tabl. N2 DM 68,15, 0.P mit 100 Lacktabl. N3 DM 127,05. Stand: 3/84
Vertrieb: KREWEL-WERKE GMBH, 5208 EITORF
2132 (98) Heft 27 vom 4. Juli 1984 81. Jahrgang Ausgabe A