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Bericht und Meinung
72. Jahrgang / Heft 49 4. Dezember 1975
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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Ärztliche Mitteilungen
Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung
Weniger Staat
mehr Selbstverwaltung
Ersatzkassentag 1975 in München
Als die Vertreter des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen und der Arbeiter-Ersatzkassen in München den ersten „Ersatzkas- sentag" seit sieben Jahren eröffneten, konnte man gewichtige Aus- sagen zu aktuellen und langfristigen Problemen der Gesundheits- sicherung in unserem Lande erwarten. Gewichtig nicht zuletzt des- wegen, weil die je sieben im VdAK und im AEV zusammengeschlos- senen Angestellten-Ersatzkassen und Arbeiter-Ersatzkassen jetzt
— einschließlich der mitversicherten Familienangehörigen — etwa 16 Millionen Bürger betreuen, also etwa ein Viertel der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Und zumindest der VdAK nimmt an Gewicht zu: Der Mitgliederbestand ist in den letzten zehn Jah- ren ziemlich genau um die Hälfte gestiegen.
Außerdem war der Ersatzkassentag eine wichtige Gelegenheit für Veranstalter und Gäste, ihre Standpunkte zur aktuellen Diskussion über die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen vorzutragen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Patentrezepte hatte niemand anzu- bieten; einig war man sich aber in nicht viel mehr als der Warnung vor der Illusion, daß die Beitragserhöhungen zur Krankenversiche- rung schnell gebremst werden könnten.
> Nach den Worten des gemeinsamen Hauptgeschäftsführers von VdAK und AEV, Hans-Wilhelm Müller, ist die gegenwärtige Kosten- situation ein geradezu „idealer Nährboden" für Egalisierungs-, Vereinheitlichungs- und Verstaatlichungstendenzen. Die Ersatzkas- sen betrachten sich selbst als eine der wichtigsten Sicherungen gegen das Vordringen solcher Tendenzen. Deshalb forderte der Ersatzkassentag, den Spielraum ihrer Selbstverwaltung — nach dem VdAK-Vorsitzenden Hans Katzbach „eine der kleinsten, aber eine der wichtigsten Zellen der Demokratie" — zu stärken.
> Staat und Gesetzgeber sollten sich darauf beschränken, der Krankenversicherung einen „engen Rahmen der Grundversorgung"
abzustecken. Die Selbstverwaltungsorgane würden dann auf die- ser Basis ein Leistungs- und Beitragssystem aufbauen, das den
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 49 vom 4. Dezember 1975 3347