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itschrift für ^
67. Jahrgang • Heft 25 • 10. September 1991
gemeüimedizin 25/91
Gastkommentar: Über den Zwang zum ärztli
chen Handeln l, 4^ if Wie dem Patient^
bei der Bewältigung seiner Krankheit ge
holfen werden kann Problemorientierte Therapie - ein psycho
therapeutischer An
satz für die Praxis Äußerlich unauffällig:
die Bulimie-Patientin Tips für die Beratung von Patienten mit sexuellen Problemen Service Box Eß- und Sexualstörungen Serie Immunologie:
Wozu hat man
eigentlich ein Immun
system?
Schnell wirksam
FCKW-frei Alkohol-frei
itrolingua
pray
Qlyceroltrinitrat
^2)5 ml 250 Spr«yö*^
’Hgabe enthüt 0,4 mg Glycefo*^
**Nyc«rin). Bei Bedarf 1-2 Spr«y9*^
Mund sprühen.
Pumpspray
Wirkstoff;
GlyceroltriniWi ii<2g (13.2 ml) Lösung®ei Bedarf 1-2 Sprayg»'’®"
'"die Mundhöhle sprfli’«*
4 r 1
Nitrolinguaf‘'-Spray/-Pumpspray. Zusammens. Spray. 1 Gabe enth. 0,4 mg Qlyceroltrinitrat; 19,70 mg Dchbrclifluormelhan, 29,56 mg Cryofkxxan. Zusammens. Pumpspray: 1 Gabe zu 48mg Lösung enth. 0,4 mg Qlyceroltrinitrat. Enthält 82 Vol.% Alkohol, ind.: Anfallsbehandlung und Prophylaxe aller Formen von Angina pectoris, Lungenödem. Zusätzl.
b. Spray: Asthma cardiale, Spasmen der Gallenwege, spastische Migräne. Zusätzl. b. Pumpspray: Erstmaßn. b. Myokardinfarkt wenn RRsyst - mm Hg, Prophyl. geg. katheterinduz. Koronarspasmen. Kontraind.: Nitrat-Überempfindlichkeit, akutes Kreislaufversagen (Schock), ausgeprägte Hypotonie mit RR cyst-90 f""rn Hg , kardiogener Schock. Linksherzinsuffizienz und akuter Myokardinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken. Obstruktive / konstriktive Kardiopathie, Atemwegsmißbildung (Alveolarhypoxie). Vorsicht bei Orthostaseneigung, akutem Myokardinfarkt (RRsyst mmHg) und erhöhtem intrakraniellen Druck. In der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikation unter ärztl.Überwachung. Nebenw.: /Anfangs häufig Kopfschmerz. Alierg.
bzw. entzündl. Hautreakt., Flush, Benommenheit. Hypotension, ggf. Orthostase, Reflextachykardie. B. Pumpspray Brennen auf der Zunge wegen Alkohol. Ggf.
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel- sowie Schwächegefühl, vereinzelt Kollapszustände mit Bradykardie und Synkopen. Bei einem starken Blutdruckabfall kann eine Verstärkung der Angina pectoris auftreten. Beeinträchtigung der aktiven Verkehrsteilnahme oder Maschinenbedienung möglich, insb. zus.mit Alkohol.
Wechselw.: Antihypertensiva, Ca-Antagonisten, Vasodilatatoren, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, Alkohol verstärken die Blutdrucksenkung.
Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung, Abschwächung der Heparinwirkung. Ggf. geringere Wirkung mit nichtsteroidalen Antirheumatika. Dos7Anw.: Beim Anfall 1-2, ggf.3 Spraygaben, zur Prophylaxe ISpray^be in den Mund sprühen. Pumpspray vor dem 1.Gebrauch und nach _ _ _ /\
längerer Nichtbenutzung Ix ansprühen. Weiteres s. Fachinfo. Hinw.: Nicht in Flammen oderauf heiße Körper sprühen,
gewaltsam öffnen oder verbrennen. Verfalldatum beachten. Spray: Druckflasche nicht über 50" C erhitzen. Pumpspray: ** W Enthält 82 Vol-% Alkohol. Handelst.: 1 Spray DM 15,05; 1 Pumpspray DM 12,04; KP. (Stand 04 / 91 /2122) GmbH & Co., D-2214 Hohenlockstedt \f/
Glosse
Arbeitsunfähigkeit
Über die Arbeitsunfähigkeit, laut Le
xikon »das durch Krankheit bedingte Unvermögen zur Arbeit«, wird in den letzten Monaten immer heftiger dis
kutiert. Nach neueren Untersuchun
gen soll jeder dritte krankgeschrie
bene Arbeitnehmer ein Simulant sein. Ein bekanntes Nachrichtenma
gazin sprach sogar vom »Volkssport Krankfeiern« und zitierte einen Wirt
schaftswissenschaftler, nach dessen Ansicht das Blaumachen von vielen nicht als Betrug empftmden werde -
»wer es nicht tut, gilt als dumm«. Die häufigsten Fehltage sind Freitag und Montag (»verlängertes Wochen
ende«); die niedrigste Rate an Krank
meldungen bei Bahn und Post fällt just in die Ferienmonate Mai bis Au
gust (»im Urlaub sind fäst alle plötz
lich gesund«),
Angesichts dieser Zahlen forderte der Vorsitzende des gesundheitspo- iitischen Ausschusses des Bundesta
ges MaBnahmen des Gesetzgebers, unt die steigenden Fehizeiten in den Betrieben zu senken. Nach einem StufbnmodeU soMe der hohn am cjt- sten Tag um 30% gekürzt werden, am zweiten Tag um 33% und am dritten Tag um 30%, Der Präsident der Arbeitgeberverbände regte gar an, dem Beginn der hohnibrtzahhmg
drei unbezahlte Karenztage vorzu
schalten. Die Gewerkschaften hinge
gen verwahrten sich gegen pau
schale Vorwürfe.
Inzwischen sind die Töne wieder etwas gemäßigter geworden. Vier Monate nach dem Beginn der De
batte wies die Bundesgesundheits
ministerin in einem Schreiben an den Arbeitgeberpräsidenten darauf hin, daß der Krankenstand deut
scher Arbeitnehmer 1990 mit 5.2%
niedriger gelegen habe als im Zeit
raum 1968 bis 1980 und demzufolge kein Handlungsbedarf für gesetzli
che Maßnahmen bestünden.
Über das Dilemma gerade der Hausärzte, die zwischen medizini
scher Sorgfalt, gesetzlichen Regelun
gen und Patientenansprüchen die richtige Entscheidung treffen müs
sen, werden nur wenige Worte ver
loren, Bei vielen Erkrankungen, die in der Allgemeinpraxis häufig auftre- ten (z, B, Gastroenteritis, Epicondy
litis) gibt es kaum ohjektive Krite
rien, um echte Kranke von Blauma- ehern zu unterscheiden, Grundsätz- hehes MiBtrauen kann das jahrelang auf)gebaute Patienten-Arzt-Verhält- nis empBndhch stören, Zudem exi-
$;tieren schon längst Broschüren mit Titeln wie »Geheimreport Stimulant«
oder »Lieber krankfreiern als ge
sundschuften«, die Simulanten ge
naue Anweisungen geben, wie man Krankheiten Vortäuschen kann.
Zweifellos gibt es aber auch unter Ärzten schwarze Schafe, die selbst bei harmlosen Gesundheitsstörun
gen gleich mindestens eine ganze Woche oder auch länger krank
schreiben.
Mir selbst ist kein Patentrezept be
kannt, wie man die Notarfunktion des Hausarztes in Sachen Arbeitsun
fähigkeit verbessern könnte. Wissen Sie eines?
Ihr
Mtchnol M, Kochen, MPH Abteilung
AUgemelnmedlzln
Georg-Auguat-Unlversltit Bobert-Koch'Str, 40 3400 GBttlngeii
Von Herzenge befreien
Monostenase-20/40
lsosorbid-5-Nitrat
im
Monostenase -20
teilbare Tabletten
SOTabl. N2 DM19,90 100 Tabl. N 3 DM 36,95
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100 Tabletten
SOTabl. N2 DM29,15 100 Tabl. N3 DM51,90
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50 Tabletteri
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Monostenase'-20/40 Tablenen
Zus.: 1 Tabl. enth.: lsosorbld-5-nitrat 20/40 mg Indik.: Dauerbehandl. u. Vorbeugung v. Angina pectoris. Nachbehandl. d. Herzinfarkts, Behandl. schwerer chron Herzinsuffizienz in Verbind, m. Herzglykosiden und/oder Diuretika. Kontraind.: Akuter Herzinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken. Schock u. Gefäßkollaps m. Blutdruckabfall, akuter Angina pectoris-Anfall, hyper
trophische obstruktive Kardiomyopathien Nebenwirk.; Zu Beginn d Behandl. Kopfschmerzen. Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Hypotonie. Herziagen. Flush Wechselwirk.: Kalzium
antagonisten, Antihypertonika, trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren Dos.: Monostenase-20: 2-3xtägl. '^1 Tabl. Monostenase-40: 2-3x tägl. '/j-1 Tabl. unzerk. m. etwas Flüssigkeit
einnehmen. Azuchemie, 7016 Gerlingen
INHALT *** INHALT *** INHALT ***
1^^ iOBk
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 67. Jahrgang, Heft 25
1475
Gastkommentar
Befindensstörung Beinschmerz
H.-D. Klimm
1481
Schwerpunkt
Ärztliche Unterstützung bei der
Krankheitsbewältigung 1483
E. Heim
Problemorientierte Therapie (POT)
C. Ringer, A. Blaser, E. Heim und M. Thommen
1494 Bulimia nervosa
M. Thommen und K. Krieger
1500
Sexualberatung
A. Blaser
1514
Service Box 1510
Therapeutische Erfahrungen
Sotalol bei Patienten mit stabiler Angina pectorisW. Dingier, W. K. Arendts und J. Scherer
1533
Serie
Immunologie (1)
Wozu ein Immunsystem?
H. W. Baenkler
1530
Magazin 1520
Pharma-News 1524
Kongreßberichte 1526
Autoren des Heftes 1512
Quiz 1539
Onbne 1478
Impressum 1478
Ezza
SOLIDAGOREN
®normalisiert die Kapillarpeimea- bilität, erhöht die Kapillar
resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Harnwege.
Zusammensetzung: 100 g Solidagoren enthal
ten: Extr. fl. aus Herb. Solidag. virg. 50 g (stand, auf 1 mg Quercitrin pro ml), Herb. Potentill.
anserin. 17 g, Rad. Rub. tinct. 15 g, Herb. Equiset.
arv. 12 g, Fruct. Petrosel 5 g. Enth. 45 Vol.-%
Alkohol.
Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephro
pathien, renale Hypertonie und Ödeme, Entzün
dungen und Spasmen der Harnwege, Schwan
gerschaftsnephropathien, ungenügende Diurese, Proteinurie.
Dosierung: 3 x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Handelsformen und Preise:
20 ml DM 7,48; 50 ml DM 14,95;
100 ml DM 25,43.
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
0
IQ^^INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * * Vertrauen aufbauen, auch wenn man
unter Druck steht...
Die hausärztliche Gesprächstherapie stellt einen wichtigen Aspekt der Krankheitsbewältigung (»coping«) dar. Der erste Schritt dazu ist die Entwicklung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient. Eine patientenorien
tierte Problemanalyse und das gemeinsame Drucharbeiten der Belastungssituation schließen sich an. Ein Vorteil dieser Art von Gesprächs
therapie ist, daß der Hausarzt seine Patienten teilweise schon seit langer Zeit kennt.
Ärztliche Unterstützung bei der Krankheitsbe
wältigung b 1483 ^
Sich auf das Wesentliche konzentrieren!
Bei der POT (Problemorientierte Therapie) wird durch eine zeitliche Beschränkung die Konzentration auf wesentliche Pro
bleme erzielt. Die POT stellt sich nicht die Aufgabe, eine ganze Lebensgeschichte aufzuarbeiten. Neben der Bearbeitung eines „Hauptproblems“ ist das Erlernen von Strategien zur späteren Problemlö
sung ein wichtiges Therapieziel der POT.
Problemorientierte Therapie (POT) 1494
Probleme bei der Sexualberatung?
Sexualstörungen rufen Minderwertigkeitsgefühle, Demütigung, Wut und Schuldgefühle hervor. Erschwerend kommt dazu, daß Sexuali
tät für viele Menschen auch heute noch ein »Tabu-Thema« ist. Wie der Hausarzt sinnvoll zu einer Besserung der Sexualprobleme seiner Patienten beitragen kann, verdeutlicht der Artikel.
. . und leben Sie Ihre Sexbeziehungen ruhig aus •
Sexualberatung 1514
Die Geschichte des Immunsystems
Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist das Immunsystem das jüngste Organ des Menschen. Es hat die Aufgabe, die Integrität und die Individualität des Organismus aufrechtzuerhalten. Außer dem antigenbezogenen, spezifischen Immunsystem gibt es andere unspezifische Abwehrsysteme. Zuerst entwickelten sich IgM-Anti- körper, später folgten dann IgA- und IgE-Antikörper mit jeweils spezifischen Funktionen. Mehr darüber in unserer neuen Serie
»Immunologie«.
Serie Immunologie (1): Wozu ein Immunsystem? 1530 rrtelbild: © Kurt Pamminger Beratungsgruppe, Leonberg
INHALT *** INHALT INHALT *** INHALT *** INHALT *** INHALT ***
Gastritis ?
RIOPAN
regelt's
Das Schicht-Gitter- Antazidum
RIOPAN 400/TableHen, RIOPAN 800/
Tabletten, RIOPAN Gel • Zusammenset
zung: Eine Tablette Riopan 400 enthält 444-500 mg Magaldrat (entsprechend 400 mg Magaldrot, wasserfrei). Eine Tablette Riopan 800 enthält 889-1000 mg Magaldrat (entsprechend 800 mg Magaldrat, wasserfrei). 10 ml Gel (1 Beutel) enthalten 800 mg Magaldrat, wasserfrei.
Anwendungsgebiete: Sodbrennen und saures Aufstoßen, nerväse Magenbeschwerden (,Reiz- mogen”), Magenreizungen nach übermäßigem Alkohol-, Nikotin- oder Kaffeegenuß, magenbe
lastender Medikation oder Diätfehlern, akute und
chronische Magenschleimhautentzündung (Gast
ritis), Entzündungen der Speiserähre (Refluxöso
phagitis), Magen- und Zwälffingerdormge- schwüre (Ulcus ventriculi et duodeni). Gegenan
zeigen: Längere Anwendung und hohe Dosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion ohne regelmäßige Kontrolle der Magnesiumspiegel im Serum. Bei Tabletten Fructose-Sorbit-Intoleranz.
Nebenwirkungen: Insbesondere bei hoher Dosierung kann es zu breiigen Stühlen, erhöhter Stuhlfrequenz und in seltenen Fällen zu Durchfall kommen. Unter der empfohlenen Dosierung sind derartige Erscheinungen jedoch sehr selten.
Weitere Angaben zu Riopan ■ Hinweise: Da Riopan zuckerfrei und natriumarm ist, konn es insbesondere auch von Diabetikern und Patienten mit Bluthochdruck eingenommen werden. Eine gleichzeitige Verabreichung von Riopan mit anderen Arzneimitteln (z.B. Tetrazyklinen) sollte vermieden werden, do hierdurch deren Resorp
tion beeinflußt werden kann. Deshalb sollte die Einnahme dieser Arzneimittel eine Stunde vor oder nach der Einnahme von Riopan erfolgen.
Handelsformen und Preise: Riopan 400/Tabletten: Packung mit 20 Stück (NI) DM 7,80; Packung mit 50 Stück (N2) DM 15,95;
Packung mit 100 Stück (N3) DM 27,90. Riopan 800/Tabletten: Packung mit 20 Stück (NI) DM 11,95; Packung mit 50 Stück (N2) DM 25,90;
Packung mit 100 Stück (N3) DM 42,90. Riopan Gel: Packung mit 20 Beuteln zu 10 ml DM 21,35;
Packung mit 50 Beuteln zu 10 ml DM 44,85;
Flasche mit 250 ml DM 25,80. Klinikpackungen.
(Stand 5/91)
Byk Gulden
D-7750 Konstanz
1478 S^bnline *** online *** online *** online *** online
Placebo-Behandlung lindert varizenbedingte Beschwerden
Salben zur Behandlung von Varizen wer
den häufig verschrieben oder freiver
käuflich erworben, ln einer kleinen Stu
die wurden 31 Patienten mit primären Varizen 24 Tage lang zweimal täglich mit einer Placebosalbe auf Vaseline-Basis behandelt. 79% der Patienten gaben an, ihre Symptomatik habe sich gebessert.
Bei 66% traten nächtliche Waden
krämpfe seltener als vorher auf, bei 45%
hatte der Juckreiz nachgelassen. Zwei Drittel der Patienten meinten, ihre Beine seien nicht mehr so schwer und das Ste
hen fiele leichter. Offensichtlich haben Salben zur Varizenbehandlung einen starken Placeboeffekt, der von eventuel
len Wirkstoffen schwerlich überboten werden kann, so die Autoren. Sie emp
fehlen deshalb zur symptomatischen Va
rizenbehandlung Placebosalben, die bil
lig und frei von Nebenwirkungen sind.
(Ch.R.) Ernst, E.. et ai: The powerful placebo.
Lancet 1991; 337: 611.
Gleitschirmsegeln - Faszination und Risiko
Seit April 1987 ist in der Bundesrepublik das Gleitschirmsegeln erlaubt. Aufgrund der schnellen Verbreitung dieses Sports haben sich von 1987 bis 1989 die Gleit- schirmunfälle mehr als verdoppelt. Wie die Auswertung der Fragebögen von 218 mit dem Gleitschirm verunglückten Pa
tienten zeigt, geschehen die weitaus mei
sten Unfälle während des geplanten oder
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landar/.t. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedi- zin e.V. (Association of Teachers in General Medicine)
»Internationale Allgemeinmedizin und Hochschule«, herausgegeben von Hj, Mattem.
Schriftleitung (V.i.S.d.P.): Prof. Dr. med. Peter Doe- necke, Direktor der Medizinischen Klinik I, Städtische Kliniken. Grafenstr. 9. 6100 Darmstadt • Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus. Chefarzt der Med. Abt.. Kran
kenhaus St. Raphael. 4514 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 4500 Osnabrück ■ Prof.
Dr. med. Michael M. Kochen. MPH. Abteilung für Allge
meinmedizin derGeorg-August-Univ.. Robert-Koch-Str.
40. 3400 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer.
Schelztorstr. 42. 7300 Esslingen • Dr. med. Gertrud Volkert. Traubergstr. 16. 7000 Stuttgart 1.
Verlag: Hippokrates VerlagGmbH. Rüdigerstr. 14. 7000 Stuttgart 30.
Geschäftsführung: Dipl.-Riol. Hartmut Fandrey. Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.
Anzeigen: Günter Fecke. Tel. (07 11) 8931-448.
Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ltg.). Tel.
(0711) 8931-446.
Ruth Auschra (SteUv. Ltg ). Tel. (0711) 8931-442.
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Ingrid Schaul (Herstellung). Tel.
(0711) 8931-445.
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH
+ Co. Stuttgart. - Printed in Germany 1991. - © 1991 Hippokrates Verlag GmbH. Postfach 102263.
7000 Stuttgart 10. Rüdigerstraße 14. 7000 Stuttgart 30.
Tel.: (0711) 8931-0. - Bezugsbedingungen: Der Be
zugspreis (unverbindliche Preisempfehlungen) für ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin beträgt jährlich 138.- DM. zuzüglich Versandgebühren (30.- DM In
land. 54.- DM Ausland). Preis des Einzelheftes 11,- DM. Studierende und Ärzte im Praktikum erhellten die Zeitschrift zum Vorzugspreis von 42,- DM im Jahr, zuzüglich Versandgebühren. Bezugspreis für deis Kombi-Abonnement ZFA Kartei der praktischen .Medizin (Ausgabe B) jährlich 148,- DM, für Studenten und Ärzte im Praktikum 54,- DM. jeweils zuzüglich Ver
sandgebühren. Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Äusgabe zum Heraustren
nen beigeheftet. Diese Kartei referiert für den prakti
schen Ärzt aus maßgebenden Fachzeitschriften des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen enthalten 7%
Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich je
weils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 1. Dezember vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig.
- Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto:
Stuttgart 60 25-702.- Bankverbindung: Dresdner Bank.
FUiale Stuttgart, Nr. 9014731. - Baden-Württembergi
sche Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. -Zahlungs- und Erfüllungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
— Anzeigenschluß: 6 Wochen vor Erscheinen.
Die »Beilage für die Arzthelferin« erscheint zweimo
natlich. 12. Jahrgang 1991.
UNVERLANGTE ARBEITEN KÖNNEN AN DEN VERLAG GESANDT WERDEN.
Die Annahme einer Arbeit durch die Schriftleitung er
folgt unter der Voraussetzung, daß es sich um eine Onginalarbeit handelt, die von keiner anderen Redak
tion angenommen wurde und keiner anderen Redak
tion gleichzeitig angeboten ist. Mit der Annahme der Arbeit durch die Schriftleitung geht das Verlagsrecht an die Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart über, ein
schließlich des Rechts zur Vergabe von Nachdrucklizen
zen oder sonstigen Nebenrechten.
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind für die Dauer des Urhe
berrechts geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu
stimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen.
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar
beitung in elektronischen Systemen. Von einzelnen Bei
trägen oder Teilen von ihnen dürfen nur einzelne Ex
emplare für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch hergestellt werden. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens zulässig hergestellte oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gern. § 54 (2) UrhG und verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49.
8000 München 2, von der die einzelnen Zahlungsmo
dalitäten zu erfragen sind.
Wichtiger Hinweis:
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren. Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli
kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältigen Prüfung der Beipackzettel der ver
wendeten Präparate und gegebenenfalls nach Kosulta
tion eines Spezialisten, festzusteUen. ob die dort gege
bene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in die
sem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder sol
chen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen freien Warennahmen handele.
■ A Mitglied der Arbeitsgemein- J Schaft Leseranalyse medizinischer
" Zeitschriften e.V.
unfreiwilligen Landevorgangs (n=181).
28 Flieger verunglückten beim Starten und nur neun während des Fluges (Kon
takt mit Hochleitungen, Bäumen usw.).
Die Verletzungen waren zu 41% an der unteren Extremität (21% Sprunggelenk), ZU 34% an der Wirbelsäule und zu 14%
an der oberen Extremität lokalisiert. Zwei tödliche Unfälle (Schädelhirntrauma, Halswirbelsäulenluxationsfraktur) und 14 neurologische Komplikationen bei Wirbelsäulenverletzungen beweisen die Gefahr dieses faszinierenden Sports. Ab
rupte Landemanöver wegen Problemen mit Thermik oder Wind, vor allem aber unebenes Gelände, Hindernisse oder plötzliche unvorbereitete Landungen in unbekanntem Gelände sind die Hauptun
fallursachen. Bei der Landung wird eine hohe axiale Kompressionskraft auf den gesamten Körper, die an unterschiedli
chen Lokalisationen - vor allem Brust- und Lendenwirbelsäule sowie Kalkaneus - zu Kompressionsfrakturen führen kann. Durch verbesserte Schulung mit guter Geländekenntnis und besserer Lan
detechnik können diese Verletzungen verringert werden. Sprunggelenksverlet
zungen können nur stabile Schuhe mit Einschluß des oberen Sprunggelenks ver
hindern. Ebenso sind Handschuhe und Sturzhelm unabdingbar. Mit besserer Schulung steigt allerdings auch die Risi
kobereitschaft der Piloten. (Ch.R.) Krüger-Eranke, M., et ai: Verletzungen beim Gleitschirmsegeln. Sportveri, Sportschaden 1991; 5. 1~4.
Dialysen mit BleigehaK hatten schwere Folgen
1981 traten in der nephrologischen Ab
teilung der Medizinischen Akademie Erfurt bei 14 von 26 chronisch hämodia- lysierten Patienten zunehmend schwere Bauchkoliken auf. Nausea, Erbrechen und Obstipation, auch Zeichen einer En
zephalopathie, sowie Sensibilitäts- und Motilitätsstörungen traten in der Folge auf. Da an einen Zusammenhang mit der Dialyselösung gedacht wurde, ging man nach einigen Tagen auf Salzkonzentrat eines anderen Dialysezentrums über.
Blutanalysen ergaben, daß die Patienten an akuter Bleivergiftung litten. Drei Pati
enten verstarben an deren Folgen. Quelle des Bleis war kontaminiertes Natrium- azetat, mit dem das Dialyse-Salzkonzen
trat hergestellt worden war. Der einge
schaltete Staatsanwalt hielt den Herstell
betrieb, VEB Laborchemie Apolda, nicht für schuldig. Das zuständige gerichtsme
dizinische Institut sah keinen Zusam
menhang zwischen den akuten Krank
heitsbildern und dem hohen Bleigehalt der Dialyselösungen. »Mangelnde Kon
sequenz des Herstellerbetriebes und der
1479
arthrex® Cellugel
Zusammensetzung: 1 g Gel enthält 0,01 g Diclofenac-Natrium in Cellulose-Qelgrundlage
Anwendungsgebiete: Zur äußerlichen Behandlung von Schmer
zen, Entzündungen und Schwellungen bei Gliedmaßenverletzun
gen (Verstauchungen, Prellungen. Zerrungen).
Gegenanzelgen: Uberempfindlichkeit gegenüber Diclofenac, Acetylsalicylsäure, anderen nichtsteroidalen Antlphlogistika, Iso
propanol oder Propylenglykol. Kinder unter 6 Jahren. Bei Schwan
gerschaft im letzten Drittel nicht über längere Zeit und großflächig anwenden. Patienten mit Asthma, obstruktiven Atemwegserkran
kungen, Heuschnupfen oder Nasenpolypen können mit Asthma
anfällen, Quincke-Odem oder Urtikaria reagieren.
geht unter die Haut
50 g DM 7,60 g DM12,60
Nebenwirkungen: Gelegentlich Juckreiz. Rötungen.
Hautausschlag oder Brennen der Haut. Bei sehr selte
ner Überempfindlichkeit gegen Propylenglykol sind allergische Reaktionen an der Haut möglich.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bisher keine bekannt.
Doslerungsanteltung und Art der Anwendung: 3-4mal täglich 2-4 g Gel dünn auftragen und leicht einreiben.
(sagitta) SAGITTA Arzneimittel GmbH, 8152 Feldkirchen-Westerham Stand: März 1991
online *** online *** online *** online *** online
Überwachungsinstanzen« machen die Autoren dafür verantwortlich, daß 1983 erneut mit Schwermetallen verunreinigte Salze ausgeliefert wurden. Mehrmalige Versuche, auf Kongressen in der DDR über die Vorfälle zu berichten, wurden damals nicht genehmigt. (Ch. R.) Thieler, H.. Schmidt. U.: Tödliche Bleiver
giftungen in einem DDR-Dialysezentrum.
DMW 1991: 116: 678.
Wirksamkeit und Verträg
lichkeit von Pravastatin und Bezafibrat
Spezifische Hemmstoffe der HMG-CoA (3-Hydroxy-3-Methyl-Glutaryl-Coenzym A)-Reduktase hemmen die endogene Cholesterinsynthese. In einer randomi- sierten Doppelblindstudie an 96 Patien
ten mit Hyperlipoproteinämie (Typ II nach Frederickson) - 93 beendeten die Studie - wurden Verträglichkeit und Wirksamkeit des HMG-CoA-Reduktase- Hemmers Pravastatin (n=58) und von Bezafibrat (n=38) miteinander vergli
chen. Nach einer sechswöchigen Pla- cebo-Diät-Vorphase lagen die LDL-Cho- lesterinwerte aller Studienteilnehmer über 190 mg/dl. Die Patienten erhielten einmal täglich abends 400 mg Bezafibrat (retardierte Form) bzw. 20 mg Pravasta
tin. Nach vierwöchiger Therapie war die Konzentration des LDL-Cholesterins bei sechs Patienten unter Bezafibrat und bei 27 Patienten unter Pravastatin auf 190 mg/dl oder darunter gesunken. Bei den 31 Patienten der Pravastatin- Gruppe, die diesen Wert nicht erreicht hatten, wurde die Dosis auf 40 mg/d er
höht. Nach zwölf Wochen waren in der Pravastatin-Gruppe im Vergleich zum Ausgangswert die Konzentrationen des Gesamtcholesterins (von 364±75 auf 281 ±61 mg/dl) des LDL-Cholesterins
(von288 ±81 auf206±64) und derTrigly- zeride (von 168±83 148±80 mg/dl) si
gnifikant gesunken. Auch unter 12wöchi- ger Bezafibrat-Therapie sanken diese Werte signifikant (Gesamt-Cholesterin von 363±91 auf 325±73 mg/dl, LDL von 284±88 auf 242±70 mg/dl und Triglyze
ride von 173±91 auf 12 ±83 mg/dl). Pra
vastatin war hinsichtlich der Gesamt- und LDL-Cholesterin-Senkung dem Be
zafibrat überlegen (p<0,01). Die Serum
triglyzeride wurden dagegen stärker durch Bezafibrat gesenkt (p<0,05). Das HDL-Cholesterin stieg um 9% unter Bezafibrat und um 8,4% unter Pravasta
tin. Die Verträglichkeit beider Medika
mente wurde als gleich gut beurteilt.
Langzeitstudien für die Substanzklasse der hochwirksamen HGM-CoA-Reduk- tase-Hemmstoffe gibt es bisher nicht.
(Ch. R.) Arntz, H.-R.. et al: Wirksamkeit von Pravastatin und Bezafibrat bei primärer Hypercholesterinämie. DMW 1991:116:
7-12.
Warum nicht gleich das Original?
Niedrig dosiertes Aspirin
zum Festbetrag
1. IX-'. .*■■■■- , i
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Zusammensetzung: 1 Tablette Aspirin 100 enthält 0,1 g Acetylsalicylsäure. 1 Tablette Aspirin 300 enthält 0,3 g Acetylsalicylsäure. Anwendungsgebiete: Aspi
rin 100 bei Schmerzen wie Kopf-, Zahn-, Muskel
oder Gliederschmerzen, Schmerzen nach Verletzun
gen, Entzündungen, Fieber. Aspirin 300 bei leichten bis mittelstarken Schmerzen, z. B. Kopfschmerzen, Zahn- und Regelschmerzen, Entzündungen, Fieber, auch bei Erkältungskrankheiten. Aspirin 100/300 sollen längere Zeit oder in höheren Dosen nicht ohne Befragen des Arztes angewendet werden. Gegenanzeigen: Aspirin 100/300 dürfen nicht angewandt werden bei Magen- und Zwölffingerdarmge
schwüren oder bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung. Aspirin 100/300 sollten nur nach Befragen des Arztes angewandt werden bei gleichzeitiger Therapie mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln (z. B. Cumarinderivate, Heparin), bei Glu- cose-6-Phosphatdehydrogenasemangel, bei Asthma oder bei Überempfindlich
keit gegen Salicylate, andere Entzündungshemmer/Antirheumatika oder andere allergene Stoffe, bei chronischen oder wiederkehrenden Magen- oder Zwölffin- gerdarmbeschwerden oder bei vorgeschädigter Niere, in der Schwangerschaft, insbesondere in den letzten drei Monaten. Folgende Nebenwirkungen können auftreten: Magenbeschwerden, Magen-Darm-Blutverluste, selten Überempfind
lichkeitsreaktionen (Bronchospasmus, Hautreaktionen), sehr selten eine Vermin
derung der Blutplättchen (Thrombozytopenie). Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Erhöht werden die Wirkung gerinnungshemmender Arzneimittel (z.B.
Cumarinderivate und Heparin), das Risiko einer Magen-Darm-Blutung bei gleich
zeitiger Behandlung mit Kortikoiden, die Wirkungen und unerwünschten Wirkun
gen aller nichtsteroidalen Rheumamittel, die Wirkung von blutzuckersenkenden Arzneimitteln (Sulfonylharnstoffen), die unerwünschten Wirkungen von Metho
trexat. Vermindert werden die Wirkungen von Spironolacton, Furosemid, harnsäu
reausscheidenden Gichtmitteln. Aspirin 100/300 sollten daher nicht zusammen mit einem der obengenannten Mittel angewandt werden, ohne daß der Arzt aus
drücklich die Anweisung gegeben hat. Dosierung und Art der Anwendung bei Aspirin 100: Soweit nicht anders verordnet, wird bei Fieber und Schmerzen die Einzeldosis im allgemeinen dem Alter des Kindes angepaßt und, falls erforderlich, bis zu 3mal täglich gegeben. Alter unter 2 Jahre: nach ärztlicher Verordnung, 2-3 Jahre: 1 Tablette, 4-6 Jahre: 2 Tabletten, 7-9 Jahre: 3 Tabletten. Bei Kleinkin
dern empfiehlt es sich, die Tabletten in einem Teelöffel Flüssigkeit zerfallen zu las
sen oder sieden Speisen beizumischen. Die Tabletten können auch gelutscht wer
den. Dosierung und Art der Anwendung bei Aspirin 300: soweit nicht anders ver
ordnet, Erwachsene: Einzeldosis 2-3 Tabletten, Tagesdosis bis 10 Tabletten, Kin
der ab 3-5 Jahren: Einzeldosis '>^-1 Tablette, Tagesdosis 1'/^-3 Tabletten, Kinder ab 5 Jahren: Einzeldosis 1-2 Tabletten, Tagesdosis 3-6 Tabletten. Die Tabletten wer
den - in Wasser zerfallen - möglichst nach dem Essen eingenommen. Es wird empfohlen, etwa ein halbes Glas Flüssigkeit nachzutrinken Handelsformen Aspi
rin 100: 20 Tabletten DM 2,57,100 Tabletten DM 8,66. Handelsformen Aspirin 300:
30 Tabletten DM 4,06. Stand: 7/91, Bayer Leverkusen
Gastkommentar
Zlf^Hans-Dieter Klimm
Befindensstörung Beinschmerz
oder: Der Zwang zum ärztlichen Handeln in der Allgemeinpraxis zwischen Subjektivität und Objektivität
In der Allgemeinpraxis wird die Mehrzahl aller Patienten ärztlich betreut und behandelt. Mehr als 80% aller Bundesbürger sagen, sie hätten einen Hausarzt, er sei ihr primärer Ansprech
partner in allen Fragen der Gesundheit und Krankheit. Dies sind real mehr als 26 Millionen Menschen pro Quartal (1).
In erster Linie muß also der Hausarzt die Beschwerden der Patienten sichten und ge
wichten, die Bedrohlichkeitsstufen richtig ein
schätzen, abwendbar gefährliche Verläufe rechtzeitig erkennen. Er muß, wenn erforder
lich, weitere diagnostische und therapeutische Schritte einleiten und koordinieren. Diese ärzt
liche Strategie ist zwar im Grunde genommen in Klinik und Praxis gleich, es resultieren je
doch Unterschiede aus den Besonderheiten des jeweiligen Klienteis. Während der Klinik- und Gebietsspezialist im allgemeinen im Bezug auf Beschwerden wie Krankheiten in höherem Maße definierbare und objektivierbare Pro
bleme sieht, hat es der Hausarzt mit einem breiten, bunten Spektrum von Gesundheitspro
blemen zu tun, mit Beschwerden, Symptomen und Erkrankungen unterschiedlicher Schwere
grade. Mit anderen Worten; Der typische Pati
ent der Klinik ist in der Praxis die Ausnahme, dort sind Patienten mit passageren Befindens
störungen an der Tagesordnung.
Robert Nikolaus Braun hatte 1957 (2) bei Studien in der Praxis vermutet, daß nur jeder zweite Patient mit seinen Beschwerden einem speziellen Diagnosebegriff zugeordnet werden kann und nur bei jedem fünften Patienten das Stellen einer exakten Diagnose möglich sei.
Beschwerden und Befunde am Beispiel PAVK Braun postulierte: Ca. 50% der Beschwerden seien unter der Arbeitshypothese: »abwarten
des Offenlassen« zu betrachten. Beschwerden, die der Patient als Störung seines Wohlbefin
dens erfühlt und in der Sprechstunde artiku
liert, entsprechen demnach nicht immer ur
sprünglich anzunehmenden Erkrankungen.
Befinden wie Befund sind aber für den Patien
ten gleichermaßen Wirklichkeit und fordern vom Arzt konkrete Entscheidungen mit zum
Teil erheblichen sozialen Folgekosten. Ana
mnese und klinische Untersuchungen reichen zur Differenzierung in vielen Fällen nicht aus, weil es die Diagnose nicht oder noch nicht gibt.
In vielen Fällen aber kann eine Diagnoseebene schon deshalb nicht erreicht werden, weil ein geeignetes Instrumentarium dafür nicht oder noch nicht eingesetzt wird oder eingesetzt werden kann.
Dieses Dilemma der täglichen Sprechstunde läßt sich am Beispiel periphere arterielle Ver
schlußkrankheit (PAVK) gut darstellen und er
läutern. Wie sieht es aus mit den subjektiven Mißempfindungen, den Beschwerdeprofilen in der Praxis? Aus Daten der EVAS-Studie (3), der bisher größten Untersuchung über die Versor
gung im ambulanten Sektor der Bundesrepu
blik Deutschland, wissen wir, daß die Befin
densstörung »Beinschmerz« bei akuten und chronischen Beschwerden mit am häufigsten in der Praxis geklagt wird. Mit 60% rangiert der
Dr. med. habil.
Hans-Dieter Klimm, geboren am 30. Oktober 1941.
Arzt für Allgemein
medizin. Lehrbe
auftragter für All
gemeinmedizin an der Universität Heidelberg. Vize
präsident der Deutschen Gesell
schaft für Allge
meinmedizin. Mit
arbeiter am Institut für Medizinische Prüfungs
fragen Mainz. Sektion Allgemeinmedizin. Stell
vertretendes Mitglied Arzneimittelzulassungs
kommission A BGA Berlin. Seit 1973 niederge
lassen als Allgemeinarzt in Kuppenheim. Ja
nuar 1991 Habilitation. Forschungsschwer
punkte: Primäre und sekundäre Prävention der PAVK in der Praxis. Psychosomatische Grund
versorgung, Arzneimittelprüfungen in der Pra
xis.
Arzt und Lehrbe
auftragter für All- gemeinmedizin, Universität Heidelberg
Die tägliche Sprechstunde ein Dilemma von Befinden und Befund
Zur Person
Z. Allg. Med. 1991; 67: 1481-1482. © Hippokrates Verlag GmbH. Stuttgart 1991
1482 Gastkommentar
Den Befindens
störungen ste
hen nur selten objektive Be
funde gegen
über
In der haus
ärztlichen Praxis kann völlige Objekti
vität nicht er
reicht werden
Subjektivität versus Objekti
vität - Thera
pie ohne Diagnose
Beinschmerz an vorderster Stelle hinter »Kopf
schmerz«, »Schwindel« und »Herzschmer
zen«. Untersuchungen der Sektion Allgemein
medizin an der Universität Heidelberg an mehr als 1000 Patienten in der Allgemeinpraxis konnten diese Angaben bestätigen und weiter spezifizieren (4). 63% aller befragten Patienten gaben Beinbeschwerden an. Mehr als die Hälfte vermuteten eine Durchblutungsstörung und er
warteten entsprechende Hilfen - und dies mög
lichst sofort. Wie häufig aber korrelieren diese Beschwerden mit für die PAVK spezifischen Befunden? Nur 2,1% aller Untersuchten hatten typische Befunde, eine Häufigkeit, die trotz al
ler Vorbehalte vergleichbar ist mit Angaben zur Diagnose auf abgerechneten Krankenschei
nen (3). Dort findet sich die Diagnose PAVK in 2,3% aller Fälle. Diesem doch relativ seltenen Auftreten steht ein Verordnungsvolumen an vasoaktiven Substanzen von mehr als 1,2 Mil
liarden DM gegenüber (5), das zu 90% von Allgemeinärzten und den hausärztlich tätigen Internisten provoziert wird (6).
Therapieorientierung am Befinden oder am Befund
Aus diesen Diskrepanzen lassen sich die Ver
mutungen ableiten: Schwächen in der klini
schen Diagnostik sowie nicht krankheitsbezo
gene Therapie. Was die Häufigkeit der PAVK betrifft, so müßte man, basierend auf den Stu
dien von Widmer in Basel (7), mit mindestens 5% Erkrankter rechnen. Was die Therapie be
trifft, kann man davon ausgehen, daß sie sich mehr am Befinden als am Befund orientiert.
Setzt man in der Praxis jedoch die Dopplerso
nographie ein, eine Methode mit einer Sensi- tivität und Spezifität von mehr als 90% (8), so findet sich eine Häufigkeit der PAVK von 7,4%, zwischen 2% bei 20- bis 30jährigen und bis zu 30% bei über 60jährigen.
Wie verhält es sich mit der Sensitivität und Spezifität der Anamnese? Untersuchungen der Sektion Allgemeinmedizin zeigten für alle Fak
toren zusammen eine Sensitivität von 81%, aber eine Spezifität von nur 32%. Selbst Pati
enten mit fortgeschrittener PAVK, mit einem tibio-brachealen Index von weniger als 0,7, gaben nur 38% typische Beschwerden an. Die Basler Studie weist ähnliche Ergebnisse auf (7).
Dort wurden zweimal mehr asymptomatische als symptomatische Patienten gefunden.
Gefäßgesunde, selbst bei einem tibio-brachea
len Index von weit über 1, klagen in mehr als 20% über für PAVK typische Bescherden.
Befund und Befinden, Subjektivität versus
Objektivität. Die aufgezeigten Schwierigkeiten der Diagnostik auf der einen, die Heftigkeit der Beschwerden mit dem Verlangen nach Abhilfe auf der anderen Seite lassen folgerich
tig vermuten: Therapie ohne Diagnose, sym
ptomatische Therapie, medikamentöse Thera
pie ohne konkret nachgewiesene Erkrankung.
Nur 60% der PAVK-Erkrankten werden be
handelt. Demgegenüber aber auch 12% der Gesunden, gleich zweimal mehr, nehmen re
gelmäßig vasoaktive Substanzen ein. Schon aus ökonomischen Gründen sind hier Ände
rungen dringend erforderlich.
Faßt man die Beobachtungen der Sektion Allgemeinmedizin zusammen, so zeigt sich:
1. Der Vielzahl wie Vielfalt der Befmdensstö- rungen stehen nur sehr selten objektive Be
funde wie Krankheiten gegenüber.
2. Anamnestische und klinische Methoden al
lein reichen in sehr vielen Fällen bei der besonderen Epidemiologie der Praxis zur Diagnostik nicht aus.
3. Neue Verfahren müssen erprobt und einge
führt werden, wie z. B. die Dopplersonogra
phie, die arterielle Verschlußkrankheiten, selbst in frühen Formen, zuverlässig erken
nen läßt. Immerhin sind mehr als die Hälfte aller PAVK-Patienten zunächst den Stadien 1 und Ha nach Fontaine zuzuordnen.
4. Ständiges Bemühen um vollständige Objek
tivierung vorliegender Befmdensstörungen ist eine medizinisch wie sozial begründete Forderung an die Praxis von hoher Rele
vanz.
Völlige Objektivierung kann aber in der haus
ärztlichen Praxis, wo das Subjekt Patient dem Subjekt Arzt wirklich begegnet, wie Jaspers einmal sagte, nie eine Maxime sein. Man muß erkennen und anerkennen: Die Wirklichkeit des Patienten ist eine andere als die Wirklich
keit der Krankheit. Beides ist Wirklichkeit zu
gleich, Praxiswirklichkeit. Zwischen Befinden und Befund zu agieren ist und bleibt ein Pro
blem für den Arzt in der Praxis. Es ist und bleibt ein Problem, daß die Wirklichkeit des Menschen als Ganzes deutlich werden läßt.
Dieser Wirklichkeit etwas näher zu kommen, könnte (sollte) eine reizvolle Aufgabe gemein
samer Forschung von Klinik und Praxis sein.
Literaturverzeichnis beim Verfasser I)r. med. habil. Hans-Dieter Klimm Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin an der Universität Heidelberg Ringstraße 20f
7544 Kuppenheim Tel.: (07222) 456.3
10. September 1991
Zeitschrift für
Allgemeinmedizin
67. Jahrgang
1483
Heft 25
Edgar Heim
Ärztliche Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung
Ein Aspekt der hausärztlichen Psychotherapie
Psychiatrische Uni
versitätspoliklinik Bern
Die meisten Kranken, die das Sprechzimmer ihres Hausarztes betreten, haben eine be
stimmte Ahnung oder Vorstellung, was ihre Krankheit wohl bedeuten könnte. Nur aus
nahmsweise wird ein Patient aber gleich dar
über sprechen, weil er davon ausgeht, daß sein .Arzt als Experte diese seine Laienvorstellung eventuell als Anmaßung verstehen könnte.
Aber die Erklärung der Krankheit, die der Pa
tient sich selbst gibt, ist ja Teil des Entscheides, den Arzt überhaupt aufzusuchen. Sie ist ein erster Schritt in der Krankheitsbewältigung:
der Grippekranke, Herr G., der folgert, sein Fieber müßte längst abgeklungen sein; der Rückenpatient, Herr R., dessen Wärmewickel nicht mehr weiterhelfen; die Diabetikerin, Frau D., die ihre wiederholten Diätfehler nicht län
ger verleugnen kann. Jeder Kranke wird also auf die ihm eigene Weise momentan mit seiner Krankheit umgehen. Allgemeiner gesagt:
Jede Krankheitsbewältigung ist auf ein be
stimmtes Ziel gerichtet. Die Zielvorstellungen des Arztes decken sich nicht notwendigerweise mit jenen des Patienten.
Man kann auf Krankheit nicht-reagieren!
An den drei angedeuteten Beispielen läßt sich aber schon ermessen, daß die Vorstellungen des Patienten nicht immer - oder sogar nur ausnahmsweise? - mit jenen seines Arztes übereinstimmen: Der Hausarzt hätte sich wäh
rend der Grippeepidemie gewünscht, daß der ihm als leicht hypochondrisch bekannte Herr
G. es bei Tee und Aspirin noch ein paar Tage ausgehalten oder sein Rückenpatient sich end
lich zum empfohlenen Rückenturnen entschlos
sen hätte. Die verschiedenen Zwischenfälle, die ihm seine übergewichtige Diabetikerin schon bereitet hat, wären auch besser zu kontrollie
ren, käme sie wenigstens regelmäßig in die Sprechstunde. Herr G. war aber eben verunsi
chert, Herr R. meist im Arbeitsdruck und Frau D. über ihren Diabetes oft so frustriert, daß sie die Diätvorschriften am liebsten in den Kamin verscheucht hätte.
In der Regel sind die Bedürfnisse des Patienten auf seine subjektiven Nöte, auf seine Verunsi-
Es ist ein erster aktiver Schritt im Rahmen der Krankheitsverarbeitung, den Arzt aufzusu
chen. Jeder Kranke wird in irgendeiner Form auf die jeweils gegebene Krankheitssituation reagieren müssen. Die Sicht des Patienten ist dabei nicht identisch mit der objektivierenden Interpretation durch den Arzt. Die Bewälti
gung ist aus Sicht des Patienten auf seine psy
chosoziale Belastung (Beschwerden. Behinde
rung, sozialer Rollenwandel usw.J ausgerich
tet. Der Hausarzt kann in gezielten Schritten die vom Patienten gewählten Bewältigungsfor
men auf ein gemeinsam bestimmtes Ziel aus- richten und beeinflussen: 1. Herstellen eines Vertrauensverhältnisses. 2. Problemanalyse (Belastungen der Krankheitssituation und bis
herige Bewältigungsbemühungen). 3. Problem- und Zieldeflnition in verständlichen Worten.
4. Durcharbeiten der Belastungssituation.
Zum Inhalt
Z. .Allg. Med. 1991; 67: 1483-1491. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1991
1484
XFAKonflikte gibt es da, wo die Zielvorstel
lungen von Arzt und Pati
ent sich we
sentlich unter
scheiden
cherung, seine Ängste oder Schmerzen ausge
richtet. Die Zielsetzung des Arztes dagegen ori
entiert sich primär an seiner objektiven Ein
schätzung des Krankheitsprozesses, sei das nun die diagnostische Abklärung oder die optimale Behandlung. Dort wo die Vorstellungen von Arzt und Patient sich wesentlich unterscheiden, ent
stehen Kooperationskonflikte, d. h., in der Vor
stellung des Arztes zeichnet sich der Patient durch mangelnde Compliance aus. Bekanntlich sind es vor allem chronisch Kranke, bevorzugt mit stiller Symptomatik, die das beklagte Drittel der Non-compliance-Patienten ausmachen. In verschiedenen Erhebungen haben Hausärzte immer wieder darüber geklagt, daß das Ertra
gen dieser fehlenden Kooperation eine der we
sentlichen beruflichen Belastungen ausmache.
Es liegt wohl im Interesse beider Partner, des Arztes und des Patienten, dieser Art von Ver
haltensstörung so weit wie möglich entgegen
zuwirken. Mit anderen Worten, es gilt zu prüfen, ob die Krankheitsbewältigung in geeigneter Weise zu beeinflussen ist.
Definition: Coping
Als Krankheitsbewältigung (oder Coping) kann das Bemühen bezeichnet werden, bereits bestehende oder zu erwartende Belastungen durch die Krankheit innerpsychisch (emotio
nal/kognitiv) zu verarbeiten oder durch zielge
richtetes Handeln auszugleichen, zu meistern.
Beispiele: mögliche Konsequenzen In unseren skizzierten Fallbeispielen dürfen wir davon ausgehen, daß vielleicht Herr R. nach dem einmaligen klärenden Gespräch nun kon
sequenter das Rückentraining befolgt, wobei es auch dies immer wieder nachzukontrollieren gilt, auch unter dem Aspekt, wie der Patient nun seine Situation einschätzt. Der an sich ängstli
che Herr G. muß wohl in jeder Krankheitsepi
sode neu ermutigt werden, verstärkt auf sich selbst zu bauen. Daß es bei Patientinnen wie Frau D. äußerst hartnäckig ist, Veränderungen zu bewirken, ist wohl jedem Hausarzt bestens vertraut. Aber vielleicht kann durch eine kon
sequente ärztliche Führung vermieden werden, daß der Hausarzt selbst die Resignation seiner Patientin übernimmt.
Prozesse (3) sind primär von theoretischem Interesse, haben aber in der Auswirkung große praktische Relevanz.
Psychotherapeutisches Beeinflussen der Krankheitsbewältigung
ln diesem Heft hat Ringer das von unserer Gruppe erarbeitete Konzept einer Problem-ori- entierten Kurzpsychotherapie (POT) vorge
stellt. Das folgende Modell zur Unterstützung der geeigneten Krankheitsbewältigung stützt sich auf die gleichen Grundprinzipien. Es ist:
Krankheitsbe
wältigung ist kein Ereignis, sondern ein Prozeß
Krankheitsbewältigung ist nicht ein einmali
ges Ereignis, sondern ein Prozeß, der sich jeder Situation, jeder Belastung wieder neu anpaßt und somit als komplexer Regelkreis gedacht werden muß. Vereinfacht läuft er in der jeweils gegebenen Krankheitssituation über die folgen
den Schritte: verändertes Befinden - eigentli
ches Wahrnehmen der Symptome - Problem
analyse - Bewältigung im eigentlichen Sinne - aktive Konsequenzen in bezug auf die Krank
heitssituation. Die einzelnen psychologischen Geeignetes und ungeeignetes
Bewältigungsverhalten
Als eher geeignet gilt, Probleme der Krank
heitssituation aktiv, zupackend anzugehen, mit Informationssuche, Zuversicht und Vertrauen in die Unterstützung durch die Nächsten.
Als ungeeignet hat sich die passiv-resignative, grüblerische, zurückgezogene Haltung, eventu
ell mit Selbstbedauern oder Schuldzuweisung an andere, erwiesen.
Problem-orientiert, d. h., die Belastungen und Schwierigkeiten einer jeweiligen Krank
heitssituation sollen in geeigneter Weise be
einflußt werden.
Patienten-orientiert, d. h., die Einschät
zung der Krankheitssituation durch den Pa
tienten selbst wird ausdrücklich beachtet und die Vorschläge der Behandlung mit ein
bezogen.
Eklektisch, d. h., Schulrichtungs-unabhän- gig. Wir verstehen das Bemühen des Patien
ten, seine Krankheitssituation zu bewältigen (also sein Coping), als einen Versuch, auf seine Belastungen mit eigenen »psychothe
rapeutischen« Mitteln einzuwirken.
Zeitlich limitiert, d. h., Gesprächsdauer oder Anzahl der Gespräche richten sich nach der jeweiligen Krankheitssituation: Dies mag im einen Fall bedeuten, daß beim chronisch Kranken in jeder Sprechstunde ein paar Mi
nuten auf das Klären des Krankheitsverhal
tens verwendet werden, im Falle einer aus
gesprochenen Krise, daß einige gezielte Ge-
immensetzung: 1 Tablette Ulco- 1 g, 1 Beutel Ulcogant-Granulat 1 Beutel oder 1 Meßlöffel (5 ml) gant-Suspension enthalten 1 g alfat (basisches Aluminium- harose-Sulfat), entspr. 190 mg tiinium. Ulcogant-Suspension ält zusätzlich Methyl-4-und Pro- -hydroxybenzoat (jeweils Na- tisalz) als Konservierungsmit- tnwendungsgebiete: Ulcus ven- li und Ulcus duodeni, Rezidiv- hylaxe des Ulcus duodeni, ixösophagitis. Gegenanzeigen:
schwerer Einschränkung der enfunktion (Urämie, Dialysepa- en) sollte Ulcogant wegen des liniumanteils nicht eingenom
werden. Schwangerschaft und seit: Es bestehen keine Hin
auf ein embryotoxisches to. Tierversuche lassen vermu- daß eine Ausscheidung mit der ermilch nicht erfolgt. Nebenwir- fen: Gelegentlich Obstipation.
gant-Suspension: Allergische ttionen (Parabene). Hinweis:
Patienten mit eingeschränkter enfunktion ist mit einer Erhö- des Plasma-Aluminiumspie- zu rechnen. Dies ist besonders lialysepflichtigen Patienten zu hten.
tiselwirkungen: Ulcogant kann fleichzeitiger Gabe die Resorp- von Thtrazyklinen, Phenytoin, irid, Digoxin, Cimetidin, Rani- Norfloxacin, Ciprofloxacin, )phyllin in retardierter Form, lodeoxycholsäure und Ursode- holsäure beeinträchtigen. Dies
1 durch eine um 1 bis 2 Stunden Btzte Einnahme vermieden wer- Sowohl zu Beginn wie am Ende Ulcogant-Behandlung ist die oraler Antikoagulanzien zu prüfen. Dosierung: Ulcus duo- Täglich 2mal 2 oder 4 mal )lette bzw. Beutel Granulat bzw.
el oder Meßlöffel Suspension, divprophylaxe des Ulcus duo- Täglich 2mal 1 Täblette bzw.
»1 Granulat bzw. Beutel oder löffel Suspension. Ulcus ventri- und Refluxösophagitis: Täglich 1 Täblette bzw. Beutel Granulat Beutel oder Meßlöffel Suspen- Anwendung: Möglichst auf m Magen vor den Mahlzeiten unmittelbar vor dem Schlafen
in. Handelsformen: Ulcogant 1 g:
ibletten DM 39,30,100 Tabletten 14,45. Ulcogant-Granulat: 50Beu-
>M 39,30. Ulcogant-Suspension:
eutel DM39,30, 250 ml Flasche Meßlöffel DM 41,23. Jeweils kpackung. Apoth.-Abg’preise.
1.1.1991
}rck, Postfach 4119, Darmstadt 1
r r
Ulcogant
r RCK Lange Rezidivfrei-Zeit für den Magen.
1486 Zlf^
Der Hausarzt kennt die Pati
enten schon lange, kann deshalb an frü
here Krisen anknüpfen
Das Repertoire von Bewälti
gungsstrate
gien ist indivi
duell unter
schiedlich groß
Bei der Situati
onsanalyse müssen beson
dere psychoso
ziale Belastun
gen beachtet werden
spräche für die Überwindung eingesetzt werden.
Die folgenden Schritte der ärztlichen Interven
tion orientieren sich wieder an der logischen Abfolge einer Problem-orientierten Therapie (POT), müssen aber nicht in jeder Situation ausdrücklich durchgezogen werden.
Herstellen einer tragfähigen therapeu
tischen Beziehung
Psychosoziale Krisen oder Belastungen sind dem betroffenen Patienten oft nur vage ver
traut oder eventuell gar nicht einsichtig. Um den Problemkreis überhaupt ansprechen zu können, braucht es ein gewisses Vertrauens
verhältnis. Im Unterschied zu Überweisungen, z. B. an den psychotherapeutischen Speziali
sten, ist der Hausarzt in der bevorzugten Lage, viele seiner Kranken seit langem zu kennen. Er kann je nach Umständen in seinem Gespräch auch an eine frühere Krise anknüpfen. Zum Beispiel Frau D., die Diabetikerin, hat ja schon seit Jahren immer wieder Mühe im Umgang mit den Diätvorschriften bekundet. Herr G., der Grippekranke, ist immer schon ausgewi
chen, wenn man ihn auf seine Ängstlichkeit ansprechen wollte. Die sachliche, fast techno
kratische Einstellung des Physikers R. hat es bis anhin verunmöglicht, ihn als Persönlichkeit genau wahrzunehmen. Es dürfte nicht leicht fallen, mit ihm über seine Lebensführung ins Gespräch zu kommen.
Problemanalyse
Wir unterscheiden zwei Teilschritte: das Klä
ren der Krankheitssituation und das Befragen der bisherigen Krankheitsbewältigung.
Der Hausarzt realisiert aufgrund der Klagen, daß sich sein Patient in der gegebenen Situa
tion besonders belastet fühlt. Diese besondere Form der Belastung, wie sie aus der Sicht des Patienten besteht, ist das eigentliche Ziel der Situationsanalyse. Meist wird es ausreichen, dem Patienten ein paar wenige Minuten zuzu
hören und mit einigen Fragen nachzuhelfen.
Nur ausnahmsweise muß in besonderen Inter
view-Schritten systematisch die Situation ge
klärt werden (1, 3).
Die folgenden psychosozialen Belastungen sind besonders zu beachten:
• Veränderte Befindlichkeit als Folge von Schmerzen, Behinderung usw.
• Verändertes emotionales Gleichgewicht mit
z. B. Ängsten, Niedergeschlagenheit, Verun
sicherung usw.
• Selbst-Verständnis von sich als Person ist beeinträchtigt, z. B. Verunsicherung bezüg
lich der Zukunft; krankheitsbedingte Abhän
gigkeiten; verändertes Körperschema nach Operation oder Verbrennung, usw.
• Soziale Rollen und Aufgaben sind verändert:
eingeschränkte Arbeitsfähigkeit mit Status
verlust; krankheitsbedingtes Isoliertsein;
Veränderungen im familiären Gleichgewicht.
• Existentielle Bedrohung durch Krankheit;
Angst vor Invalidisierung oder Sterben.
Analyse des Bewältigungs-Verhaltens
Was immer im Einzelfall die Belastung aus
macht, sie muß vom Patienten in bestimmter Weise beantwortet worden sein. Dabei kann man unterscheiden zwischen dem habituellen Coping (das für die Person typische Bewälti
gen) und dem situativen Coping (dem Bewäl
tigen einer ganz bestimmten Krankheitssitua- | tion). Aus der Forschung wissen wir, daß beide
j
Aspekte beim Überwinden von Krisen zu be- | achten sind, also Bewältigungsmuster, die ein bestimmter Patient immer wieder einsetzt und ' solche, die sich auf den aktuellen Krankheits
anlaß beziehen. Die Möglichkeit überhaupt zu reagieren, wird als Coping-Repertoire be
zeichnet. Dieses variiert individuell beträcht
lich, von rigiden individuellen Reaktionen bis zu inflativem Ausprobieren von unterschied
lichsten Bewältigungshilfen. Im Laufe von lang
jähriger Forschung an unterschiedlichsten Krankheitsgruppen haben wir 30 verschiedene Bewältigungsformen als wesentlich isolieren | können (sog. »Berner Bewältigungsformen BEFO«*). Ferner hat sich gezeigt, daß im Durchschnitt der einzelne Kranke, je nach Be
lastung, um die zehn verschiedenen Bewälti
gungsformen pro Krankheitssituation einsetzt, also ein wesentlich breiteres Spektrum als üb
licherweise vermutet.
Nicht alle Formen sind der Situation ange
messen, wobei - wie erwähnt - das Urteil dar
über, was überhaupt verändert werden soll, aus Sicht des Arztes nicht identisch sein muß mit der Auffassung des Patienten. Forschungser
gebnisse sind in der Tendenz übereinstimmend.
Eine Mittelstellung nimmt das Verleugnen, das Nicht-wahrhaben-Wollen von Problemen ein. Unmittelbar nach Konfrontation mit einer
Eine Kopie des Erfassungsbogens kann beim Verlag angefordert werden
Cosaldon" retard mono Cosaldon" A
► bei Hirnleistungsstörungen im Alter
► bei altersbedingten Funktionsstörungen von Auge und Innenohr
Cosaldon* retard mono. Zusammensetzung: 1 Retarddragee enthält 400 mg Pentifyllin. Indikationen: Hirnleistungsstörungen im Alter, degenerative Gefäßerkrankungen am Auge, chronisch fortschreitende Funktionsstörungen des Innenohrs. Kontraindi
kationen: Dekompensierte Herzinsuffizienz, frischer Myo
kardinfarkt, Massenblutungen sowie Überempfindlichkeit gegen Pentifyllin. Treten krankheitsbedingte großflächige Netzhautbiutungen auf, Cosaldon retard mono absetzen.
Während der Schwangerschaft ist bei der Anwendung von Cosaldon retard mono Zurückhaltung geboten. Nebenwirkun
gen: Nur selten Flush, Magenbeschwerden, Überempfindlich
keitsreaktionen (z. B. an der Haut).
II- s
6'
Dosierung und Anwendungsweise: Erwachsene morgens und abends 1 Retarddragee unzerkaut mit etwas Flüssigkeit nach den Mahlzeiten. Bei Durchblutungsstörungen des Auges und des Innenohrs kann die Dosis auf täglich 3 mal 1 Retarddragee erhöht werden. Bei höheren Tagesdosen regelmäßig Blutdruck kontrollieren. Handelsformen und Preise: P. mit 20 Retarddra- gees (N1) DM 17,75; P. mit 50 Retarddragees (N2) DM 38,95; P. mit 100 Retarddragees (N3) DM 68,35; Krankenhauspackungen.
(Stand: April 1990)
Cosaldon* A. Zusammensetzung: 1 Retarddragee enthält 400 mg Pentifyllin, 50001.E. Retinolpalmitat (Vitamin A). Indikationen:
Degenerative Gefäßerkrankungen am Auge, chronisch fort
schreitende Funktionsstörungen des Innenohrs. Kontraindika
tionen: A-Hypervitaminose, dekompensierte Herzinsuffi
zienz, frischer Myokardinfarkt, Massenblutungen, Leber
zirrhose und Überempfindlichkeit gegen Pentifyllin bzw.
Vitamin A. Cosaldon A darf wegen der Gefahr von kindlichen Mißbildungen in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Treten krankheitsbedingte großflächige Netzhaut
blutungen auf, Cosaldon A absetzen. Nebenwirkungen: Nur selten Flush, Magenbeschwerden, Überempfindlichkeits
reaktionen (z. B. an der Haut).
Dosierung und Anwendungsweise: Erwachsene täglich 1 -3 mal 1 Retarddragee unzerkaut mit etwas Flüssigkeit nach den Mahl
zeiten. Bei höheren Tagesdosen regelmäßig Blutdruck kontrol
lieren. Handelsformen und Preise: P. mit 50 Retarddragees DM 45,75; P. mit 100 Retarddragees DM 83,25. (Stand; April 1991)