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Was sind Voiceprints und inwiefern können sie für eine zuversichtliche Sprecheridentifikation eingesetzt werden
Heidi Vilia
Eva Feldman n
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Was sind Voiceprints und wie können sie für eine zuversichtliche Sprecheridentifikation eingesetzt werden.
Was sind Voiceprints.
– Messbare, einzigartige, charakteristische Merkmale einer menschlichen Stimme
– Identifikation eines Individuums
– Artikulatorische Einstellungen des Ansatzrohres
bei jedem Sprecher unterschiedlich
Voiceprints Forensische Phonetik 06.11.07 Page 1
Was sind Voiceprints und wie können sie für eine zuversichtliche
Sprecheridentifikation eingesetzt werden.
Der Spektrogramm variiert von Sprecher zu Sprecher
(Sprechervariabilität).
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Was sind Voiceprints und wie können sie für eine zuversichtliche Sprecheridentifikation eingesetzt werden.
1. Wir sind imstande, die Identität der Person durch die Stimme wieder zu erkennen.
2. Trotzdem werden diese Merkmale in einem Spektrogramm
nicht eindeutig übertragen.
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Was sind Voiceprints und wie können sie für eine zuversichtliche Sprecheridentifikation eingesetzt werden.
–
Die Sprecherspezifischen Merkmale des Sprechers/
Täters führen zu seiner Wiedererkennung
–Durch die Ursachen der Sprechervariabilität stellen
sich Voiceprints als zu variabel
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Was sind Voiceprints und wie können sie für eine zuversichtliche Sprecheridentifikation eingesetzt werden.
Beispiel eines Tests zur Bestimmung der Zuverlässigkeit von Koenig (1986)
- Voiceprints als Untersuchungszwecke für das FBI (seit 1950)
- 2000 Stimmprobenvergleiche
- Die Studie lief über einen Zeitrahmen von
15 Jahren
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Durchführung:
- Vergleich jeweils zweier Stimmproben - Entscheidungsmöglichkeiten:
1. Identifikation: beide Stimmproben stammen vom gleichen Sprecher
2. Eliminierung: beide Stimmproben stammen nicht vom gleichen Sprecher
3. Keine Entscheidung möglich
- Richtigkeit der Entscheidung wurde anhand von anderen Beweismitteln festgelegt (z.B.
Zeugenbefragung)
s. Koenig (1986, S. 2089)
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Qualifikation der FBI Prüfer:
- Alle FBI Angestellte
- Zweijährige Vollzeitbeschäftigung mit Sprecheridentifikation
- über 100 Vergleiche in aktuellen Fällen
- Zweiwöchiger Kurs im Spektogramme lesen - Formale Anerkennung als Prüfer
- Mindestens Bachelor im wissenschaftlichen Bereich
s. Koenig (1986, S. 2089)
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Ablauf der Vergleiche:
- Hochwertige Rekorder, Tonbänder mit hoher Qualität
- Erstellung von Spektrogrammen mit dem gleichen Spektrograph
- Beseitigung von Störgeräuschen
- Vergleich von ähnlich gesprochenen Wörtern
- Spektrale und auditive Vergleiche
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Ablauf der Vergleiche:
-Weiterer auditiver Vergleich mit zwei
gleichzeitigen Proben auf zwei verschiedenen Rekordern über Kopfhörer
-Bericht der Unterschiede zwischen auditiven und spektralen Vergleichen
-Heranziehen von Prüfern zur Bestätigung der Identifikation oder Eliminierung
-Keine zusätzliche Prüfung bei wenig sicherer
Entscheidung
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Ergebnistabelle:
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Ergebnisse:
- Niedrige Fehlerrate
- hohe Zahl an unsicheren bzw. gar keinen Entscheidungen
- Gründe: z.B. keine gute Qualität des Tonbandes;
nicht genügend Stimmproben, verstellte Stimmen etc.
s. Koenig (1986, S. 2090)
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Schlussfolgerung:
- Entstehung der Zahl der Identifikations- und
Eliminierungsfehler durch falsche Beurteilung eines Verdächtigen
- Das FBI verwendet die Analyse von Signalen mehr als Training in Sprecherphysiologie, Linguistik, Phonetik und ein Basiswissen in diesem Bereich wird als wichtig
empfunden
s. Koenig (1986, S. 2090)
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Kritik von Shipp (1987):
1. Shipp findet es unberechtigt zu sagen, dass das FBI eine scheinbar fehlerfreie Methode eingeführt hat, um Sprecher zu identifizieren. (Koenig 1987 hat die Methode nie als fehlerfrei dargestellt).
2. 15jährige Verwendung gleicher Instrumente , obwohl die Technik weitaus fortgeschritten ist (laut Koenig 1987 haben sich die Instrumente nicht sehr verbessert).
3. Es gibt keine Beweise, dass die Prüfer vor der Einstellung objektiv und unabhängig bewertet haben
(nach Koenig wurde Kompetenz und Eignung der
Prüfer getestet).
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Kritik von Shipp (1987):
4. Berichte wie Koenig (1986) sind kontraproduktiv:
sie geben oberflächliche Validität vor und machen sich als Lösung des Problems der
Sprechererkennung glaubhaft
(Koenig legt viel Wert auf Wissenschaftlichkeit und unterstützt jede Forschung, um Möglichkeiten und Grenzen der Technik zu erfassen)
5. Gerichte verwenden diese Technik nicht, da sie von anderen Untersuchungen als fehlerhaft demonstriert wurde
(Koenig hat die Technik nie als die ausschließliche
Lösung der Sprecheridentifikation dargestellt)
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Kritik von Shipp (1987)
6. Die Gründe für die falschen Identifikationen wurden beim Untersucher gesucht und nicht beim Prüfer
(Ergebnisse wurden nach Koenig 1987 immer von
mehreren Prüfern bestätigt, Qualifikation der Prüfer wird ständig verbessert zur Fehlervermeidung)
7. Die Techniken müssen auf Validität und Reliabilität geprüft werden bevor sie eingesetzt werden. Koenig setzt die Technik erst ein und legt Validität und
Reliabilität auf Basis anderer Beweismaterialien fest.
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SPEKTROGRAMME
PRO
–Objektive Analyse
–Können dazu beitragen einen möglichen
Verdacht auszuordnen
CONTRA
–Nicht so exakt wie Fingerabdrücke - Fehlerwahrscheinlichkeit bei 0.5 % –Zu viele Variationen
- Zuverlässigkeit nicht leicht
messbar bzw. zu testen (s. Studie von Koenig 1986)
- Die auswertenden Personen
können leichter Fehler machen als beim Fingerabdruck, z.B. durch falsche Interpretationen (=> gute und zuverlässige Ausbildung nötig)
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Conclusion: (s. Koenig 1987, S. 689)
- Spektrogramme sind und werden nicht die Lösung der forensischen Sprecheridentifikation sein, aber sie sind eine nützliche Hilfe bei Nachforschungen.
Sie identifizieren zwar nicht die Verdächtigen, tragen aber dazu bei einen möglichen Verdacht auszusondern.
- Voiceprint wurde nie als gute ausschließliche Methode für rechtliche Angelegenheiten
verwendet, sondern nur zur Untersuchungszwecken
- Die Voiceprint- Technik erlaubt objektive
Entscheidungen, die bei keiner anderen Technik
so möglich sind
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