edikamentöse Schwan- gerschaftsabbrüche wer- den zu schlecht honoriert.
Deshalb bieten ihn viele Gynäkologen nicht an. Nach Ansicht der stellvertretenden gesundheitspolitischen Spre- cherin der SPD-Bundestags- fraktion, Regina Schmidt-Za- del, ist dies der Grund dafür, dass die Anwendungsquote von Mifegyne in Deutschland bei sechs Prozent liegt, während sie in Frankreich 30 Prozent beträgt. Schmidt-Za- del macht für die unangemes- sene Honorierung den Be- wertungsausschuss der Ärzte und Krankenkassen verant- wortlich. Er habe die aufwen- dige Betreuung nicht ausrei- chend berücksichtigt.
Dr. med. Jürgen Bausch, Arzneimittel-Experte im Vor-
stand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hat die Kritik zurückgewiesen. Ein Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne könne in der ver- tragsärztlichen Gebührenord- nung nicht höher bewertet werden als vergleichbare zeit- aufwendige Betreuungslei- stungen. Dass ärztliche Be- treuungsleistungen generell nicht angemessen honoriert würden, sei die Schuld der Budgetierungspolitik.
Nach den Vorgaben des Be- wertungsausschusses erstatten die Krankenkassen die Kosten für eine Abtreibung in den Fällen, in denen eine medizini- sche oder kriminologische In- dikation vorliegt. Die Länder, die bei finanzieller Bedürftig- keit die Kosten übernehmen, orientieren sich daran.
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A2002 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 30½½28. Juli 2000
Gewaltopfer
Schlecht versorgt
Kurze Trauma-Akuttherapie bietet Hilfe
ird nach einem Gewaltakt zügig eine Trauma-Akut- therapie – die circa zehn Termine umfasst – eingeleitet, können die Symptome der Opfer signifikant gemindert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Klinische Psycholo- gie und Psychotherapie der Uni- versität Köln in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Psychotraumatologie in Köln.
Die psychische Versorgung von
Gewaltopfern in Deutschland sei „katastrophal“: Viele litten jahrelang unter Folgeerkrankungen wie Alkoholismus oder depressiven Störungen.
Erste Hilfe kann das „Kölner Opferhilfe Modellprojekt“
leisten, ein Netzwerk von Polizei, Weißer Ring, Versor- gungsamt und psychotraumatologisch erfahrenen Psycho- therapeuten. Mit dem Computerprogramm „Victim“, das in Polizeidienststellen in Nordrhein-Westfalen eingeführt wurde, können akut traumatisierte Opfer erkannt und an Hilfsstellen weitergeleitet werden. Wichtig sei, dass Psycho- therapeuten aktiv auf das Opfer zugingen. Unmittelbar nach einem Gewaltverbrechen mieden viele Opfer den Kontakt zu Hilfseinrichtungen und nähmen ihn erst auf, wenn das Trauma chronisch geworden sei.
Abtreibungspille
Selten eingesetzt
SPD-Politikerin Regina Schmidt-Zadel: Niedriges Hono- rar verhindert Wahlmöglichkeit für Frauen.
·Tabelle C
Schwangerschaftsabbr che nach Bundesl ndern 1999
Begr ndung des Abbruchs (Quelle: Statistisches Bundesamt) allgemeinmedizinische psychiatrische kriminologische ohne Indikation nach
Indikation Indikation Indikation der Beratungsregelung
Baden-W rttemberg 407 35 3 13 434
Bayern 437 63 2 14 820
Berlin 305 47 12 235
Brandenburg 94 6 4 884
Bremen 23 2 3 115
Hamburg 91 10 2 4 181
Hessen 262 26 5 10 261
Mecklenburg-Vorpommern 66 9 3 295
Niedersachsen 224 19 1 8 764
Nordrhein-Westfalen 767 79 17 25 933
Rheinland-Pfalz 60 16 2 3 211
Saarland 63 7 1 811
Sachsen 120 10 1 6 827
Sachsen-Anhalt 200 1 5 380
Schleswig-Holstein 120 14 3 491
Schlafstörungen
Bislang größte Studie initiiert
Erste Ergebnisse von mehr als 20 000 Patienten sollen im Herbst vorliegen.
ithilfe einer repräsentati- ven Stichprobe in bun- desweit 600 Hausarztpraxen wird derzeit die Häufigkeit von Insomnien und anderen Schlafstörungen erfasst. In die sogenannte NISAS-Stu- die (Nationwide Insomnia Screening und Awareness Study) werden mehr als 20 000 Patienten eingeschlos- sen. Dabei werden die Dia- gnoseraten, die Beeinträchti- gungen der Patienten durch die Schlafstörungen und die therapeutischen Maßnahmen bewertet.
„Die Studie ist wegen der dürftigen Datenlage dringend notwendig. In kleineren Un- tersuchungen zu Schlafstö- rungen aus den vergangenen 20 Jahren sind beträchtliche
Schwankungen bei den Er- gebnissen gefunden worden, etwa eine Variationsbreite der Prävalenz von Schlafstörun- gen von mindestens acht bis höchstens 46 Prozent“, be- richtet der Leiter der Studie, Prof. Hans-Ulrich Wittchen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Auch seien die Muster von Begleit- komplikationen sowie Art und Ausmaß der Beeinträch- tigungen durch Schlafstörun-
gen bisher nur unzureichend untersucht. Die jetzige Unter- suchung soll diese Kenntnis- lücken schließen.
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Foto: Rhne-Poulenc
Nach drei Monaten Gei- selhaft auf den Philippi- nen ist Renate Wallert seit dem 17. Juli wieder frei. Ihr k rperlicher Zu- stand sei gut, das Aus- ma der Traumatisierung lasse sich noch nicht ab-
Foto: ap