• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Evangelische Krankenhäuser: Den Marktanteil gehalten" (18.07.2011)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Evangelische Krankenhäuser: Den Marktanteil gehalten" (18.07.2011)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 1592 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 28–29

|

18. Juli 2011

W

arum machen wir das mit den Krankenhäusern über- haupt noch?“ Diese Frage werde ihm durchaus gestellt, berichtet Pfarrer Christoph Radbruch von den Pfeif- ferschen Stiftungen in Magdeburg.

Schließlich seien etwa 60 Prozent der Mitarbeiter nicht einmal mehr in der Kirche. Und in jeder Pflege- handlung das besondere evangeli- sche Moment zu finden, sei auch nicht gerade einfach. Es sind weit- reichende Worte, die hier im Ple- num des Evangelischen Kranken- hausforums Ende Juni in Frankfurt/

Main fallen. Auf den Plätzen wird es unruhig. Ein Teilnehmer meldet sich zu Wort: Man habe doch einen biblischen Auftrag, sagt er. Ein wei- terer bekräftigt: „Wir machen das im Auftrag Jesu Christi.“ Zustim- mendes Gemurmel. Der Referent bietet eine Lösung an, wie das eige- ne Tun im Krankenhausalltag eben doch begründet werden kann: Das Besondere sei nicht unbedingt die Handlung, sondern die diakonische Deutung.

Der Wille aufseiten der Träger ist da. Aber können sich die evangeli- schen Krankenhäuser auf einem Markt behaupten, dessen Spielre- geln nicht nur christlich sind? Die vergangenen Jahre waren schwie- rig. Seit 1999 hat die evangelische Kirche 30 Krankenhäuser an andere Träger verloren, vor allem an kom- merzielle. Sieben Krankenhäuser mussten schließen. Eine Trendwen- de scheint nicht in Sicht. Hinter vorgehaltener Hand heißt es am Rande der Tagung: Wie machen die Privaten das bloß? Sie zahlen höhe- re Steuern, müssen für ihre Kapital- kosten tiefer in die Tasche greifen, arbeiten kaum mit Ehrenamtlichen zusammen und sind doch rentabler.

Pfarrer auch bei den Privaten Auch dass der Krankenhaus-Rating- Report 2011 ausgemacht haben will, dass Patienten in wirtschaft- lich arbeitenden Kliniken zufriede- ner sind als in unrentablen, bereitet Sorgen. Vielleicht fehlt wenigstens die christliche Seelsorge bei Rhön, Asklepios, Sana, Helios & Co?

Fehlanzeige. Einige der Konzerne holen sich bereits gegen Bezahlung Pfarrer ins Haus.

Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverban- des (DEKV), Manfred Witkowski, hat sein halbes Leben als Kranken- hausmanager verbracht. Heute leitet er die EKF – Evangelische Kranken- hausfördergesellschaft in Hamm, ei- ne Holding mit drei Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen. Wit- kowski lehnt sich zurück, lächelt und sagt, wichtig sei, genau hinzu- schauen. Er beginnt mit den Kran- kenhäusern, die die evangelische Kirche in den vergangenen Jahren verloren hat. „Es kommt dar auf an, den Marktanteil zu halten. Und das ist uns gelungen.“ Man bewege sich nun einmal in einem schrumpfen- den Markt. Da komme es vor, dass es auch die eigenen Häuser treffe.

Aber anders als viele kommunale Träger habe man sich am Markt be- haupten können.

In Deutschland gibt es zurzeit et- was mehr als 200 evangelische Kran- kenhäuser. Circa 100 000 Beschäf- tigte arbeiten in den Einrichtungen.

Sie versorgen jährlich etwa zwei Millionen Patienten. Der Jahresum- satz beträgt mehr als 6,2 Milliarden Euro. Evangelische Krankenhäuser sind damit ein wichtiger Wirtschafts- faktor. Aber es herrscht ein scharfer Wettbewerb. Bis zum Jahr 2020 könnten insgesamt ungefähr zehn Prozent der Krankenhäuser aufge- ben, so die Prognose des Rheinisch- Westfälischen Instituts für Wirt- schaftsforschung (RWI) im Kran- kenhaus-Rating-Report 2011. Wird es auch evangelische Häuser treffen?

Erstmals untersuchten die Wis- senschaftler des Rating-Reports auch die Trägerschaft im Detail. In Sachen Wirtschaftlichkeit ergab sich eine klare Rangliste: Die freige- meinnützigen waren deutlich mehr auf Zack als die kommunalen. Mit den privaten konnten sie jedoch nicht mithalten: So schreiben 85 Prozent der privaten Krankenhäu- ser schwarze Zahlen, knapp 70 Pro- zent der freigemeinnützigen und et- wa 50 Prozent der kommunalen.

Durchaus überraschend zeigte die Analyse allerdings, dass die Wahr- scheinlichkeit, bald Insolvenz an- melden zu müssen, bei den frei - gemeinnützigen Krankenhäusern nicht wesentlich höher war als bei den privaten. Das RWI schlussfol- gert, die konfessionellen Kranken- häuser hätten sich am Markt „gut behaupten“ können.

Delikate Ergebnisse brachte der Vergleich zwischen den Konfessio- nen zutage: So erwiesen sich die Katholiken eindeutig als die besse- ren Manager. Während 69 Prozent der katholischen Krankenhäuser ei- nen Gewinn erwirtschafteten, ge- lang dies nur 62 Prozent der evan- gelischen Häuser. Die Katholiken hätten frühzeitiger auf große Ver- bünde gesetzt, räumt Witkowski ein. Aber man habe inzwischen nachgezogen. „Denn Verbundbil- dung ist der wichtigste Punkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Witkowski. „Das gilt vor allem auch für die Zukunft.“ So gibt es auf evangelischer Seite inzwischen eine ganze Reihe von Verbünden, Ein genauer Blick

auf die Zahlen zeigt: Der privaten Konkurrenz mag es zwar nach weiteren Übernahmen dürs- ten, kirchliche Krankenhäuser dürften dafür aber weniger infrage kommen.

Foto: Bilderbox

EVANGELISCHE KRANKENHÄUSER

Den Marktanteil gehalten

Passen konfessionell geführte Kranken- häuser überhaupt noch in die Zeit? Dies war eine der Fragen, die bei der Jahres - tagung des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes diskutiert wurden.

W I R T S C H A F T

(2)

wie etwa Agaplesion, den Valeo- Klinikverbund oder ProDiako. Sie alle handeln nach dem Motto „Ge- meinsam stark sein“ und bilden Einkaufsgemeinschaften oder tau- schen ihr Know-how untereinander aus. „Allerdings ist ein Verbund kein Allheilmittel“, warnt Witkowski vor einer zu undifferenzierten Betrach- tungsweise: „Entscheidend ist eine hohe Verbindlichkeit innerhalb des Verbundes.“

Kircheninterne Lösungen Nicht nur die Verbünde sollen wachsen. Auch einzelne Kliniken, indem sie schwächelnde Häuser aus den eigenen Reihen aufkaufen. Das ist ausdrückliche Verbandspolitik.

Nachdem im vergangenen Jahr die Rummelsberger Anstalten ihr Kran- kenhaus in Schwarzenbruck an die private Sana-Kliniken AG verkauf- ten und damit schmerzhaft klar wurde, wie schnell Marktanteile auch verlorengehen können, setzt der Verband jetzt offensiv auf kir- cheninterne Lösungen. Vorstand und Geschäftsführung bieten an, die nö- tigen Kontakte herzustellen.

Drei Punkte schreiben die Wis- senschaftler des RWI den evangeli- schen Krankenhausmanagern ins Aufgabenheft, um ihre Häuser wei- ter fit für die Zukunft zu machen:

Die Kliniken müssten auf ein eigen- verantwortliches Management mit hohem Autonomiegrad achten, Ent- scheidungsprozesse in Aufsichts- gremien verschlanken und überre- gionale Verbünde nutzen, die über lose Kooperationen hinausgingen.

Dann könnten die evangelischen Träger ihre Wettbewerbsposition voraussichtlich halten oder „sogar ausbauen“. Viele dieser Punkte ha- be man bereits umgesetzt, sagt Wit- kowski. Und auch für die Gesamt- heit der kirchlichen Krankenhäuser hält der Report beruhigende Worte bereit: „Wir gehen davon aus, dass sie ihren Marktanteil von 30 Pro- zent halten werden.“ Der genaue Blick auf die Zahlen zeigt also: Der privaten Konkurrenz mag es zwar nach weiteren Übernahmen dürs- ten, kirchliche Krankenhäuser dürf- ten dafür aber weniger infrage

kommen. ■

Andrea Steinert

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 28–29

|

18. Juli 2011 A 1593

W I R T S C H A F T

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für 11 Berufsbildungswerke, zwei Berufsförderungswerke und eine Einrichtung der medizinisch- beruflichen Rehabilitation werden 57,3 Millionen, für 58 Werkstätten für

Diese Leichenschau muss durch einen amtlich bestellten Arzt durch- geführt werden, der idealerweise entweder Arzt für Pathologie oder Rechtsmedizin ist oder zumindest

Sorgen bereitet Dibbern der Trend bei den Leistungsausgaben: „Dies gilt vor allem für den ambulanten Bereich, der um sieben Prozent zu- gelegt hat, wohingegen der statio- näre

Vor den Demonstranten stellt er klar: „Mehr als eine Milliarde Euro der zusätzlichen Mittel haben den Krankenhäusern ohnehin zugestan- den.“ Zudem seien den Kliniken al- lein in

Zudem läuft die Priorisierung darauf hinaus, dass bestimmte Behandlungen – und damit bestimmte Patienten – von der Leistung ausgeschlossen werden, es sei denn, sie haben genü-

Anmerkung: Die Redaktion ist von Teilneh- mern des Protests vor dem Reichstag ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass es sich nicht um eine Aktion der Freien Ärzteschaft

Bislang sieht der Vertrag vor, dass Ärzte für in Chroniker- Programme eingeschriebene Patienten 5,10 Euro pro Quar- tal erhalten.. Voraussetzung ist, dass mindestens 40 Prozent

Zwar rechnen erst seit Anfang des Jahres die ersten Kliniken nach DRGs ab, als Mischsystem mit Sonderent- gelten und Abteilungspflegesätzen gibt es die Fallpauschalen aber bereits