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Archiv "Deutsche Krankenversicherung: Der Marktanteil schrumpft" (10.04.2009)

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A724 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 15⏐⏐10. April 2009

W I R T S C H A F T

A

ls Folge der globalen Finanz- krise ist das Kapitalanlageer- gebnis der Deutschen Krankenver- sicherung AG (DKV) von 1,05 Mil- liarden Euro im Jahr 2007 auf 0,5 Milliarden Euro im Jahr 2008 ein- gebrochen. Daraus resultierte eine Nettoverzinsung auf die Alterungs- rückstellungen der DKV-Versicher- ten in Höhe von nur 2,3 Prozent.

„Den Rechnungszins von 3,5 Pro- zent konnten wir in diesem Jahr aus den Kapitalanlagen nicht erwirt- schaften“, räumte Vorstandschef Günter Dibbern am 31. März in Köln ein, „aber unsere Versicherten haben dennoch ihre von uns vertraglich zu- gesicherten rechnungsmäßigen Zin- sen erhalten.“ Dazu seien Erträge aus dem versicherungsgeschäftlichen Er- gebnis in diesen Bereich geflossen.

Die Fähigkeit, langfristig den Rech- nungszins von 3,5 Prozent erwirt- schaften zu können, sei aber nach wie vor uneingeschränkt gegeben.

In der Krankheitskostenvollversi- cherung musste die DKV 2008 einen Rückgang der Versichertenzahl um 15 420 auf 788 407 Personen hinneh- men. Als „alter Versicherer“ sei man von den Auswirkungen der Gesund- heitsreform besonders betroffen, er- läuterte Dibbern. Dazu muss man wissen, dass der Gesetzgeber durch die dreijährige Wechselsperre für An- gestellte in der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV) den Neukun- denzugang in der privaten Kranken- versicherung (PKV) deutlich er- schwert hat. Wegen des relativ hohen Altersdurchschnitts ihrer Versicher- ten wiegt dieser Eingriff für die DKV besonders schwer. Denn: Je älter der Versichertenbestand eines Anbieters, desto mehr „Abgänge“ wegen Todes muss er naturgemäß im Laufe eines Jahres verkraften. In der Krankheits- kostenvollversicherung ist der Markt- anteil der DKV deshalb von 12,6 auf 12,3 Prozent gesunken. Damit bleibt

die Tochter der ERGO-Versicherungs- gruppe die Nummer zwei der Branche hinter Marktführer Debeka.

Unzufrieden ist man bei der DKV auch mit der Entwicklung in der Er- gänzungsversicherung. Zwar stieg die Zahl der Zusatzversicherten wei- ter (um 17 400 auf jetzt 2,4 Millio- nen), aber die Neukundengewinnung aus den Kooperationen mit den ge- setzlichen Krankenkassen hat 2008 deutlich an Dynamik verloren. Inge- samt ging das Geschäft aus diesen Partnerschaften um die Hälfte ge-

genüber 2007 zurück. Ausschlagge- bend für diese Entwicklung ist, dass die Kassen mit der Gesundheitsre- form die Möglichkeit erhielten, eige- ne Wahltarife anzubieten.

Im Ergebnis sind die Beitragsein- nahmen der DKV mit 0,5 Prozent unterdurchschnittlich gewachsen auf jetzt 3,7 Milliarden Euro. Dass es überhaupt zu einem Anstieg der Beitragseinnahmen kam, lag an den Beitragserhöhungen um durchschnitt- lich 4,5 Prozent zu Beginn des Jahres.

Sorgen bereitet Dibbern der Trend bei den Leistungsausgaben: „Dies gilt vor allem für den ambulanten Bereich, der um sieben Prozent zu- gelegt hat, wohingegen der statio- näre Bereich nur um 2,4 Prozent teurer wurde.“ Die Aufwendungen für Versicherungsfälle stiegen um 4,6 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Maßgeblich beeinflusst durch das schlechte Kaptalanlageergebnis sank der Bruttoüberschuss nach Steuern von 435 Millionen Euro auf 42 Mil- lionen Euro. Davon wurden 30,3 Millionen Euro für etwaige Beitrags- rückerstattungen der Versicherten zu-

rückgelegt, sodass das Gesamter- gebnis der DKV im Jahr 2008 bei 11,6 Millionen Euro lag.

Angesichts des „nach wie vor er- heblichen Anstiegs der Leistungs- ausgaben der Branche“ sei es sehr schädlich, dass PKV und Ärzteschaft sich bislang weder auf die Novel- lierung der Amtlichen Gebührenord- nung für Ärzte (GOÄ) noch auf die Höhe der ärztlichen Vergütung im Basistarif hätten einigen können.

Der DKV-Vorsitzende: „Die von uns begrüßte Öffnungsklausel in der GOÄ

wäre eine Chance für privatwirt- schaftliche alternative Formen einer angemessenen Honorierung der ärzt- lichen Leistungen.“ Der Widerstand der Ärzte sei nicht nachvollziehbar.

Die Verhandlungen mit der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) über die Details des Basistarifs be- zeichnete Dibbern als gescheitert. Er geht davon aus, dass der Streit in ein Schiedsstellenverfahren mündet:

„Wenn der Basistarif auf GKV-Ni- veau vergüten soll, müsste der Ge- bührensatz bei 0,6 liegen. Mit der KBV lässt sich aber noch nicht ein- mal ein Satz von 1,0 verhandeln.“

Solange sich KBV und PKV nicht auf die Vergütung im Basistarif eini- gen, hat der Gesetzgeber den 1,8- fachen Gebührensatz festgelegt.

Auf das Geschäft der DKV hat der Basistarif, den die PKV seit Beginn des Jahres anbieten muss, bislang nur marginale Auswirkungen. Zwar sei jeder einzelne Basistarifversicherte

„ein noch höheres Risiko“ als erwar- tet, doch zählt die DKV bislang erst 500 Basistarifversicherte. I Jens Flintrop

DEUTSCHE KRANKENVERSICHERUNG

Der Marktanteil schrumpft

Die Finanzkrise und die Gesundheitsreform machen der zweitgrößten privaten Krankenversicherung zu schaffen.

Die Alterungsrückstellungen sind nicht

gefährdet, die Kapitalmarktrisiken sind begrenzbar.

Günter Dibbern, Vorstandsvorsitzender der DKV

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