Hygiene im ambulanten Bereich - braucht es das? (2020)

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Beate Müller-Steiert

HIP 2020

Spitalhygiene

Hygiene im ambulanter Bereich – braucht es das?

Fachexpertin Infektionsprävention

Inhalt

HIP 2020; B. Müller-Steiert

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• Was wissen wir über Patienten im ambulanten Bereich?

• Gefahren für nosokomiale Infektionen

• Beispiele für Empfehlungen im ambulanten Bereich

• Was es braucht!

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Multiresistente Erreger (MRE): Ursache

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• Hoher Antibiotikaverbrauch:

• Humanmedizin

• Tiermedizin

• Lebensmittelindustrie

• Aufenthalt in Ländern mit hoher Prävalenz

• Enger Kontakt in Gemeinschaftseinrichtungen

[Neue Empfehlungen Swissnoso 2014; F. Tissot et al]

Ambulante Behandlungen nach Spitalaustritt

HIP 2020; B. Müller-Steiert 4

• Physiotherapie

• Nachkontrollen in den einzelnen Fachgebieten

• Weitere ambulante Abklärungen (z.B. Dermatologie, Allergologie, HNO, etc….)

• Wundsprechstunde

• Radiologische Kontrollen

• Onkologie

• Diabetesberatung

• Logopädie

• Ergotherapie

• Dialyse

• Nephrologie

• Pneumologie …… etc.

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S. aureus Überleben auf Oberflächen

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• S. aureus und damit auch MRSA können Tage bis 7 Monate auf unbelebten Oberflächen überdauern

[Wagenvoort J.H.T., Sluijsmans W., et al.; Better environmental survival of outbreak vs. Sporaic MRSA isolates.Journal of Hospital Infection 2000]

•

Können unter verschiedenen Umweltbedingungen wachsen

• ideale Temperaturen zwischen 30°C und 37°C.

• Weitgehende pH-Toleranz

• Resistenz gegen Austrocknung machen sie vergleichsweise unempfindlich

[RKI; Epidemiologisches Bulletin; 07.09.2009]

Ambulante Patienten ohne stationären Aufenthalt…..

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• Keine stationären Aufenthalte bekannt …

• Keine Screenings bekannt … 5

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• haMRSA (hospital acquired MRSA)

• Vor allem Übertragungen im Spital

• caMRSA (community acquired MRSA)

• Übertragungen ausserhalb des Spitals

• laMRSA (livestock associated MRSA)

• Übertragungen Kontakt mit Nutztieren

MRSA nicht nur im Spital

Verbreitung am Beispiel laMRSA

(livestock associated MRSA)

• Grössere Erregerlast im Auftauwasser von Masthähnchen

• 77 - 86% der Landwirte sind nasal besiedelt (MRSA pos. Anlagen)

• 53% der Hunde lecken ihrem Besitzer regelmässig das Gesicht

• 40% der Hunde dürfen im Bett schlafen

[Bedeutung der bei landwirtschaftlichen Nutztieren nachgewiesenen Livestock-assoziierten Methicillin-resistenten

Staphylococcus aureus (LA-MRSA) für den Menschen; Dr. Christiane Cuny, Robert Koch-Institut, Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken; Prof. Dr. Wolfgang Witte, Bereich Wernigerode, RKI Fellow; 2014]

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Ambulante Patienten ohne stationären Aufenthalt…..

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• Keine Kontrollscreenings bekannt …

• Patient hat Haustiere …

• Patient arbeitet in der Landwirtschaft …

• Patient geht ins Fitnessstudio …

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Holy springs and holy water: underestimated sources of illness?

Alexander K. T. Kirschner, Michael Atteneder,et al.; Journal Water and Health 2012

• 18 Kirchen in Wien

• Juli 2010 – Januar 2011

• 53 Weihwasser - Proben

• Entnahmeort: Haupteingang

• Ergebnis:

• 13/53 Enterokokken

• 5/53 Coliforme Bakterien

• 2/53 E. Coli

• 1/53 P. aeruginosa u. S. aureus

Figure 3 | HPC22 (a) and HPC37 (b) concentrations in the holy water of 18 churches; (HF1–HF18). Values represent median, minimum and maximum values of 2–7measurements.

.

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Anforderungen der Hygiene

beim Tätowieren AWMF-Register Nr. 029/024

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• Hauptrisiko: Farbkappen und Nadeln für mehrere Kunden verwendet

• Nicht auszuschliessen ist: Kontamination der Tätowiermaschinen während Gebrauch

• Übertragungsrisiko: Tätowiermaschinen können nur eingeschränkt desinfiziert werden

• Sterilisation ist nicht möglich

AWMF = Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

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Shisharauchen ist gefährlich …

• 8 Sishabars

• 4 Deutsche Grossstädte

• 78 Proben (Schläuche und Glasbehälter)

• 45% der Proben positiv

• 93% der Wasserproben Nonfermenter nachgewiesen

Orientierende Untersuchung zur mikrobiologischen Belastung von Wasserpfeifen; K. Flohr; Hyg Med 2010; 35-12

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Shisharauchen ist gefährlich … (2)

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• Reinigung z.T. nur 2x die Woche

• Reinigung oft nur mit Wasser oder Gebissreiniger

• Kein Abtrocknen der Glaskörper und Schläuche nach Reinigung

• Wechselintervalle der Schläuche 2 wöchentlich bis nie

• Enterobakterien: vermutlich mangelnde Händehygiene beim Personal

• Aber: Keimzahl war niedriger als in schlecht gewarteten Dentaleinheiten

Orientierende Untersuchung zur mikrobiologischen Belastung von Wasserpfeifen; K. Flohr; Hyg Med 2010; 35-12

Ambulante Patienten ohne stationären Aufenthalt…..

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• Patient war letzten Monat in Indien … 13

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Verbreitung von MRE durch Reisetätigkeit

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• 20 Millionen Logiernächte ausländischer Gäste (BAS/2012)

• 13 Millionen Reisen mit Übernachtungen im Ausland (BAS/2012)

[Tangden T et al. AAC 2010]

Weihwasser als Ursache nosokomialer Infektionen?

Prof. H. Weiss; Julius-Maximilian-Universität Würzburg; Hyg Med 2012; 37-3

• 11 Proben aus verschiedenen Krankenhauskapellen

• Probe: 20ml steril entnommen

• Weihwasserbehälter: Glas, Stahl, Stein

• Entnahmetemperatur: 3 – 20°C 15

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Weihwasser als Ursache nosokomialer Infektionen? (2)

HIP 2020; B. Müller-Steiert Prof. H. Weiss; Julius-Maximilian-Unsiversität Würzburg; Hyg Med 2012; 37-3

• 80% trübes Wasser

• 60% partikelhaltiges Wasser

• 40% Algennachweis

• 20% Hautgewebspartikel

• 1 verstorbene Milbe

• 40% Pantoffeltierchen

• 50% Nemathelminthen (Hohlwürmer)

• Stadt-, Landregion gleiche Resultate

Ausbruch von multiresistentem Pseudomonas aeruginosa nach kardiochirurgischen Operationen

• Universitätsklinik Osaka (Japan)

• 8 Patienten bei denen ein multiresistenter P. aeruginosa- Stamm aus Trachealsekret bzw. Sputum isoliert wurde

• Alle Patienten hatten einen kardiovaskulären Eingriff

• Bei allen Patienten: TEE-Sonde zum Monitoring der Herzfunktion während OP

• Alle betroffenen 8 Patienten waren mit einer bestimmten TEE-Sonde untersucht worden

Seki M, Machida N, Yamagishi Y, Nosocomial outbreak of multidrug-resistant Pseudomonas aeruginosa caused by damaged transesophageal echocardiogram probe used in cardiovascular surgical operations. J Infect Chemother DOI 10.1007/s10156-012-0542-0 (Januar 2013).

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Ausbruch von multiresistentem Pseudomonas aeruginosa nach

kardiochirurgischen Operationen (2)

• 5 mm grosser Defekt im Außenmantel des flexiblen Sondenteils zum patientenseitigen Ende der Sonde

• Die Beprobung dieses Defektes:

Wachstum eines multiresistenten Pseudomonas aeruginosa -Stamms

• TEE-Sonde wurde entsorgt

Seki M, Machida N, Yamagishi Y, Nosocomial outbreak of multidrug-resistant Pseudomonas aeruginosa caused by damaged transesophageal echocardiogram probe used in cardiovascular surgical operations. J Infect Chemother DOI 10.1007/s10156-012-0542-0 (Januar 2013).

Kontamination von Stethoskopen und Arzthänden

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• Universitätsklinik Genf

• Januar bis Mai 2009

• Zufällig ausgewählte Patienten ohne Hautinfektionen (n= 33)

• Komplette körperliche Untersuchung mit sterilen Handschuhen und sterilem Stethoskop →Abklatsch Handschuhe und Stethoskop

• MRSA Patienten (n= 50)

• Komplette körperliche Untersuchung mit sterilen Stethoskop →Abklatsch Stethoskop und Hände vor und nach Untersuchung

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Knackpunkte beim ambulanten Operieren

23 Geschlossenes System

Personal- garderobe Wäschepool

Hygiene + Medizin 37(4):124-130 · April 2012

Knackpunkte beim ambulanten Operieren (2)

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Clipper

Reinigungs -plan

Hygiene + Medizin 37(4):124-130 · April 2012 23

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Händedesinfektionsmittelverbrauch in der ambulanten Versorgung

• 50 Arztpraxen an der schriftlichen Befragung beteiligt (Orthopädie 5, Allgemeinmedizin 12, Innere Medizin 7, Gynäkologie 7, Urologie 5, Pädiatrie 8 und HNO 6)

• Der Rücklauf der ausgegebenen Fragebögen lag bei 75 %

Hyg Med 2015; 40 –12

Händedesinfektionsmittelverbrauch in der ambulanten Versorgung

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Empfohlene Menge pro Händedesinfektion: 3 ml

Hyg Med 2015; 40 –12

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Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen

Empfehlung Robert Koch-Institut (RKI); 2004

Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen (2)

• Flächen, auf denen aseptische Arbeiten ausgeführt werden, sind grundsätzlich desinfizierend zu reinigen (Empfehlung Robert Koch-Institut (RKI); 2004).

• 1. Reinigung

• 2. Desinfektion

• Environmental Cleaning: Outpatient facilities should establish policies and procedures for routine cleaning and disinfection of environmental surfaces as part of their infection prevention plan (Guide to Infection Prevention for Outpatient Settings;

Centers for Disease Control and Prevention; 2015).

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Unkritische Medizinprodukte

• Unkritische Medizinprodukte zeichnen sich dadurch aus, dass diese bei der Anwendung lediglich oberflächlichen Kontakt mit der Haut haben.

Definition einer ambulanten Operation

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• Eine chirurgische Prozedur mit geringerem oder minimalem postoperativen Wundinfektions-Risiko (SSI=Surgical Site Infections-Risiko) bezeichnen.

• Bei ambulanten Operationen unterscheiden sich die Anforderungen nicht von Operationen bei stationären Patienten.

Definition Richtlinie AMWF (Stand 02/2018) 29

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Hygieneanforderungen beim ambulanten Operieren AWMF

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• Bauliche Massnahmen

• Bereichskleidung

• Sterile Schutzkleidung + Haube und Mund-Nasen-Schutz

• Hygienische Händedesinfektion

• Chirurgische Händedesinfektion

• Schmuck und Armbanduhren

• Aufbereitung Sterilgut

• Ein- und Ausschleussen der Patienten

• Haarentfernung

• Präoperative Haut- und Schleimhautdesinfektion

• Verhalten während der Operation (Türöffnungen, Sprechen, Anzahl Personen, Aseptik)

AWMF-Leitlinien-Register Nr. 029/014 (Stand 02/2018) HIP 2020; B. Müller-Steiert

Hygienische Aspekte in der augenärztlichen Praxis

MP = Medizinprodukt

Leitfaden der DGKH: Organisation und Hygienemanagement in der Arztpraxis (Struktur- und Prozessqualität) –Stand 18.12.17

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Hygienische Aspekte in der augenärztlichen Praxis (2)

Hygienische Aspekte in der gynäkologischen Praxis

Leitfaden zu Organisation und Hygienemanagement in der Arztpraxis (Struktur- und Prozessqualität) DGKH; 2015

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Hygienische Aspekte in der gynäkologischen Praxis (2)

HIP 2020; B. Müller-Steiert Leitfaden zu Organisation und Hygienemanagement 35

in der Arztpraxis (Struktur- und Prozessqualität) DGKH; 2015

Das braucht es!

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Checkliste Isolationen

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Ambulante Patienten ohne stationären Aufenthalt…..

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• Patient war letzten Monat in Indien …

• … Aber wir wissen was notwendig ist … 37

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Standardhygiene schützt!

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• Händehygiene!!!!!!!!!!!

• Persönliche Hygiene

• Berufskleidung – Schutzkleidung

• Entsorgung (Wäsche und Abfall)

• Reinigung und Desinfektion

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