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Archiv "Apotheker plädieren für ein „Miteinander“: Schlaglichter vom Deutschen Apothekertag 1984" (22.11.1984)

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Prominenter Redner zum Auftakt des Deutschen Apothekertags (25. bis 28. Oktober 1984 in München) war der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, Dr.

Heiner Geißler (rechts); links im Foto: Apotheker Klaus Stürzbecher, Berlin, Präsi- dent der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Foto: FS

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

TAGUNGSBERICHTE

Apotheker

plädieren für ein "Miteinander"

Schlaglichter vom Deutschen Apothekertag 1984

D

ie durchschnittliche Zahl der Einwohner, die von einer der 16 705 öffentlichen Apothe- ken in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin ver- sorgt werden, hat sich 1983 weiter verringert: Es waren nur noch 3674 Bürger gegenüber gut 5000 im Jahr 1973. Aufgrund sinkender Bevölkerungszahl und der Nach- wuchswelle — die Zahl der Phar- mazie-Studenten hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdop- pelt — wird sich diese Relation in Zukunft noch verschlechtern.

Für die Apothekerschaft ist dies Grund genug, die besondere Funktion der Apotheke innerhalb unseres Gesundheitswesens zu betonen. Im Mittelpunkt des Deut- schen Apothekertages 1984 Ende Oktober in München standen da- her Themen wie Selbstbedienung mit Arzneimitteln außerhalb der Apotheken, mehr oder weniger (selbstgewählte) Beratungs- und Informationsaufgaben des Apo- thekers sowie der (vorgebliche)

„Mißbrauch mit Ärztemustern".

Ein Verbot der Selbstbedienung mit Arzneimitteln ist nach den Worten von Apotheker Klaus Stürzbecher, Berlin, dem Präsi- denten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), unverzichtbar. Alle kla- gen über hohen Arzneimittelver- brauch und über den Medikamen- tenmißbrauch. „Dann muß aber auch alles vermieden werden, was Arzneimittel entproblematisiert und dem Fehlgebrauch Vorschub leistet", forderte Stürzbecher. Er will das Selbstbedienungsverbot nicht auf jeden Tee ausgedehnt sehen, wohl aber auf „alle Arznei- mittel, die im Bewußtsein des Ver- brauchers alsArzneimittel angese- hen werden und es auch objektiv sind". Eine gesetzliche Beschrän- kung der Selbstbedienung wird aber von den Bundestagsfraktio- nen der Regierungskoalition ab- gelehnt, bedauerte der ABDA-Prä- sident. Entsprechend kühl bis un- freundlich war das Echo der in der Bayernhalle versammelten Apo- theker auf die Grußworte der Poli-

tiker aus dem Regierungslager.

Die Apotheker werfen der Koali- tion vor, ökonomischen Interes- sen den Vorrang gegenüber ge- sundheitspolitischen Notwendig- keiten einzuräumen. Volle Unter- stützung findet ihr Anliegen ledig- lich bei der SPD und den Grünen.

Der Apotheker als akademischer Heilberuf, so der ABDA-Präsident, hat nur dann eine Zukunftschan- ce, „wenn er weiterhin zuvörderst die Arzneiversorgung der Bevöl- kerung sicherstellt". Aus diesem Grund legen die Apotheker ver- stärktes Gewicht auf ihre Funktion als Berater und Informant, denn

„allein in der Apotheke besteht die Möglichkeit, sich umfassend, fachgerecht und objektiv über Arzneimittel beraten zu lassen".

ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr.

Christian Wehle, Frankfurt, warnte davor, die Beratung durch den Apotheker als Konkurrenz zur Be- ratung durch den Arzt anzusehen.

Beide hätten unterschiedliche In-

halte. Er legte Wert darauf, alte Feindbilder abzubauen und auf das Miteinander zu setzen — mit den Ärzten, der pharmazeuti- schen Industrie und den Kranken- kassen. Hierzu gehöre auch das Gespräch über eine künftige neue Rolle des Apothekers, etwas vor- schnell umrissen mit den Schlag- worten „Bayern-Modell" oder

„Hessen-Modell". Es gehe darum, daß der Arzt nur noch Wirkstoff, Dosierung und Mengenangabe re- zeptiere und dem Apotheker die Aufgabe zufalle, das jeweilige Produkt auszuwählen.

Für die Apotheker ist dies „eine Chance", versicherte Dr. Walter Leetsch, München, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerver- eins. Sie wachsen aus einer bis- lang ausschließlich passiven in ei- ne aktive Rolle zwischen Arzt und Patient hinein. Die Krankenkassen erwarten daraus einen Beitrag zur Kostendämpfung. Dem Arzt kön- ne der Apotheker auf diesem Ge-

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 47 vom 22. November 1984 (37) 3493

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Apothekertag

biet "wirtschaftlich und wissen- schaftlich abgesicherte Transpa- renzlisten des Berufsstandes"

und die vom einzelnen Offizin- Apotheker zu leistende Interpreta- tion dieser Transparenzlisten bie- ten, erklärte Leetsch. Er ist sich si- cher, daß der Arzt, wenn er von den Krankenkassen unter Hono- rardruck gesetzt wird, die Pro- duktentscheidung des Apothe- kers akzeptieren wird.

lnteressenkonflikt:

Wirtschaftliche Nachteile

Für die Apotheker entsteht das Problem, daß sie durch eine im Sinne der Krankenversicherung sparsame Produktentscheidung direkt wirtschaftliche Nachteile haben. Leetsch nannte ein Bei- spiel:

..,.. Wenn der Apotheker statt eines Mittels, das 20 DM kostet, ein bio- äquivalentes Produkt für 15,- DM verkauft, spart die Krankenversi- cherung 5,-DM, doch der Apothe-

ker, der statt eines Rohertrags von

6,37 DM nur noch 4,78 DM erhält, verliert 1,59 DM.

Die Apotheker stellen intern seit e1n1ger Zeit Modellrechnungen an, wie sich dies auf die ökonomi- sche Situation des Apothekers auswirken könnte. Die grundsätz- liche Frage lautet: ln welcher Grö- ßenordnung werden mögliche Einsparungen bei den Endabneh- mern zu Ertragsverlusten bei den Apothekern führen, und wie kann Verlustausgleich bewirkt werden?

Leetsch ist zu dem Ergebnis ge- kommen: Selbst bei Verlustaus- gleich(?) für den Apotheker seien erhebliche Einsparungen für den Endabnehmer möglich. Daß auch die gesetzliche Krankenversiche- rung schon über dieses Problem nachgedacht hat, belegte die Wortmeldung von Hans Sitzmann, Geschäftsführer des Landesver- bandes der Ortskrankenkassen in Bayern. Er meinte, daß die Apo- theker vielleicht die Hälfte von der Ersparnis der Krankenkassen als Ausgleich für den Umsatzverlust erhalten könnten! FS

KURZBERICHT

Medizin-Kontakte mit China

ln der Volksrepublik China soll ein Pendant zur "Deutsch-Chinesi- schen Gesellschaft für Medizin"

gegründet werden. Das hat der chinesische Gesundheitsminister Dr. Coei Yoeli dem Vorsitzenden der deutschen Gesellschaft, Prof.

Dr. med. Paul Gerhardt, zugesagt.

Gerhardt gehörte der Delegation von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl bei dessen Staatsbesuch in der VR China Anfang Oktober an. Gerhardt hofft, daß mit der chine- sischen Partner-Gesellschaft, die in enger Verbindung mit der auch auf deutsche Traditionen aufbau- enden medizinischen Hochschule in Wuhan stehen soll, die Zusam- menarbeit zwischen interessier- ten Ärzten beider Länder wesent- lich erleichtert werden kann . Anläßlich des China-Besuches hat Gerhardt auch über ein Sympo- sion "Moderne Trends in der The- rapie" anläßlich der Internationa- len Krankenhausausstellung, die vom 27. Juni bis 2. Juli 1985 in Shanghai stattfinden wird, ge- sprochen. Das Symposion wird von der "Gesellschaft für medizi- nische Fortbildung und Informa- tion mbH" in Köln, die Kranksn- hausausstellung vom "Internatio- nal Service Center Köln-Messe",

durchgeführt. Gesundheitsmini- ster Coei Yoeli will die Schirm- herrschaft über das Symposion übernehmen.

Kontakte wurden anläßlich des Staatsbesuches auch zu dem Prä- sidenten der Ärztevereinigung der Volksrepublik China, Prof. Dr. Wu Chieh-Ping, geknüpft. Wu Chieh- Ping ist auch Präsident der medi- zinischen Akademie der Wissen- schaften.

Die Deutsch-Chinesische Gesell- schaft für Medizin war am 26. Juni 1984 auf Initiative der Hans-Neuf- fer-Stiftung der Bundesärztekam- mer in Köln gegründet worden (dazu Heft 27/1984: "Akademi- sche Beziehungen in China"). Sie hat die Rechtsform eines einge- tragenen Vereins; die Eintragung ins Vereinsregister wurde bean- tragt. Die Gesellschaft will insbe- sondere den Austausch von Wis- senschaftlern, Ärzten und Studen- ten sowie den Austausch voh Er- fahrungen im Auf- und Ausbau der medizinischen Versorgung der Bevölkerung fördern. Weitere Mit- glieder, die die Gesellschaftsziele unterstützen, sind willkommen.

Der Jahresbeitrag beträgt 100 DM für ordentliche Mitglieder bezie- hungsweise 20 DM für Studenten. Anfragen an die Geschäftsstelle der Gesellschaft: 5000 Köln 41, Telefon: 02 21 I 40 04-2 38. EB

Vor der Bibliothek der Medizinischen Hochschule in Wuhan: Ehrenrektor Prof. Dr.

Dr. h. c. Qiu-Fazu und der Vorsitzende der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin, Prof. Dr. Paul Gerhardt, pflanzten am 12. Oktober 1984 einen Baum aus Heidelberg - als Symbol der freundschaftlichen Zusammenarbeit

3494 (38) Heft 47 vom 22. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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