• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Apotheker unter dem Druck der Niederlassungswelle" (26.11.1981)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Apotheker unter dem Druck der Niederlassungswelle" (26.11.1981)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Umsatz je Apotheke

Neugründungswelle

und Kostendämpfung bedingen Stagnation

— • — in jeweiligen Preisen — nominal —

— 0 — in Preisen von 1970 — real — TDM

A 1100 1000 —

900. — 800 700 600 500 400

I

Jahre 1970 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, und eigene Berechnungen.

ABDA - Abteilung für Wirtschaft und Statistik.

SpeJtrum der Woche Aufsätze • Notizen TAGUNGSBERICHT

Apotheker unter dem

Druck der Niederlassungswelle

Die Kostendämpfungspolitik, die ungebremste Niederlassungswelle unter den Apothekern und die Sor- ge um das Abgleiten der Apotheke zum „Drugstore" — mit diesen drei Themen beschäftigte sich der Deutsche Apothekertag 1981 im Berliner Palais am Funkturm.

1979 existierten im Bundesgebiet einschließlich Berlin 15 366 öffent- liche Apotheken; ein Jahr später waren es bereits 15 877 (+ 3,3 Pro- zent). Ende 1979 versorgte eine Apotheke im Schnitt knapp 4000 Einwohner, Ende 1981 nur noch knapp 3900. Die „oft wirtschaftlich völlig unsinnigen Gründungen von Apotheken" sind berufspoli- tisch nicht ungefährlich, konsta- tierte der Vizepräsident der Ar- beitsgemeinschaft der Berufsver- tretungen Deutscher Apotheker (ABDA), Klaus Stürzbecher, Berlin, in einem Referat.

Es gibt bereits erste Insolvenzen unter den Apotheken, doch nach dem Grundgesetz, so betonte der ABDA-Vize, steht es jedem Apo- theker frei, den Untergang zu pro- ben. Von politischer Seite, das ver-

sicherten auch die aus Bonn ange- reisten Parlamentarier, können die Apotheker hier keine Hilfe erwar- ten.

Etwaige Zusammenhänge zwi- schen dem Mehr an Apotheken und der Kostenentwicklung in der gesetzlichen Krankenversiche- rung wies Stürzbecher als „blan- ken Unsinn" zurück. 80 Prozent der Umsätze der Apotheken ge- schehen nur auf Verordnung eines Arztes; die Herstellerpreise wer- den von der Industrie vorgegeben, und die Abgabepreise werden durch amtlich fixierte Preisauf- schläge berechnet, lautet seine These.

Stürzbecher erinnerte an die Re- geln der Demokratie, die von ei- nem „Minimum an Übereinstim- mung und Solidarität und nicht, wie einige auch in unseren Reihen glauben, von persönlichem oder Gruppenegoismus" lebe. Einige wenige Apotheker hielten nichts von der Solidarität mit der Mehr- heit der Kollegen, die im Apothe- kerberuf mehr einen gesellschaft- lichen Auftrag als eine Gelegen-

heit für Gewinnmaximierung sä- hen. Er warnte vor der Entwick- lung zum „Drugstore" und zitierte den Spruch des Bundesverfas- sungsgerichts vom 3. Januar 1980:

„Eine geordnete Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist die vorrangige Aufgabe des Apo- thekers, hinter der das Streben nach Gewinn zurückzutreten hat."

An die politisch Verantwortlichen appellierte die Apothekerschaft:

„Bringen Sie per Gesetz alle Arz- neimittel, auch das vorbeugende, wieder dorthin, wohin es gehört:

in die Apotheke!" Der Staatssekre- tär im Bundesministerium für Ju- gend, Familie und Gesundheit, Prof. Dr. med. Georges Fülgraff, Bonn, äußerte für diesen Wunsch Verständnis: „Auch wir können keinen Geschmack an Medika- menten in Supermärkten finden."

Für ein anderes Anliegen der Apo- theker, die Abschaffung der „Ärz- temuster", konnte er sich weniger erwärmen. So weit wolle Bonn nicht gehen, erklärte Fülgraff. Die freiwillige Selbstbeschränkung der pharmazeutischen Industrie nannte er einen guten Schritt.

Wohl aber erwäge man in Bonn zusätzlich eine zeitliche Beschrän- kung der Musterabgabe.

In der Diskussionsrunde mit Bun- destagsabgeordneten aller vier Parteien erfuhren die Apotheker ganz nebenbei aus dem Munde des SPD-Parlamentariers Horst Jaunich eine politische Novität:

Die Koalitionsparteien haben sich intern darauf verständigt, eine An- hebung der Rezeptgebühr von jetzt 1 DM auf 1,50 DM pro verord- netem Medikament zu empfehlen, was der Bundestagsausschuß für Arbeit und Sozialordnung inzwi- schen auch mehrheitlich akzep- tierte. Die im Regierungsentwurf vorgesehene Selbstbeteiligung in Höhe von 20 Prozent des Preises bis maximal 4 DM ist aus der Dis- kussion.

Die Freidemokratin und Apotheke- rin Frau Dr. Irmgard Adam- Schwaetzer MdB, Düren, erläuter- te den Apothekern die Haltung ih- DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 48 vom 26. November 1981 2305

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

TAGUNGSBERICHT

Die Vierte Bundesdelegiertenkon- ferenz der Grünen in Offenbach wirkte zwar nicht derart chaotisch wie ihre Vorgängerinnen. Für eine Bewegung, die sich als „Aktions- partei" versteht, muß eine solche Feststellung jedoch ambivalenten Charakter haben: Muß sie doch befürchten, durch jeden Verlust an Spontaneität und Individualität, wie sie sich bisher geradezu ex- zessiv äußerten, in den Sog klassi- scher Parteiorganisationen zu kommen, denen gegenüber sie sich bisher als Alternative anbot und worauf sie ihren Erfolg in der Öffentlichkeit und vor allem in Wahlen zurückführte.

Immerhin führt sich die heutige Bundespartei Die Grünen auf sehr heterogene Organisationsansätze zurück: Circa 500 Delegierte der Aktionsgemeinschaft Unabhängi- ger Deutscher (AUD), der Grünen Liste Umweltschutz (GLU), der Grünen Aktion Zukunft (GAZ), der Grünen Liste Schleswig-Holstein (GLSH), der Aktion Dritter Weg (AWWW) und der Freien Interna- tionalen Universität (FIU) gründe- ten am 16./17. März 1979 die „Son- stige Politische Vereinigung (SPV) Die Grünen". Ihr erster Bundes- parteitag fand am 12./13. Januar 1980 in Karlsruhe statt. Damals be- trug die Delegiertenzahl 1004. Zu den alternativen Demokratieange- boten dieser Partei zählte von An- fang an ihr basisdemokratischer Anspruch, weshalb sie mit einem Delegiertenschlüssel von 1:10 zum ersten Bundesparteitag an-

traten. Naturgemäß mußte dieser Schlüssel mit wachsender Mitglie- derzahl verändert werden, womit selbstverständlich bereits ein Teil ihres basisdemokratischen An- spruchs verlorenging. Auf der drit- ten Bundesdelegiertenversamm- lung am 21./22. Juni 1980 in Dort- mund wurde der Delegierten- schlüssel auf 1:30 verändert. Jeder Kreisverband entsendet nunmehr einen Delegierten und erhält für jede 30 Mitglieder ein weiteres Mandat.

Gegenwärtig geben die Grünen ih- re Mitgliederzahl mit circa 20 000 an. Die Wahlergebnisse, die sie seit der Europawahl 1979 erziel- ten, sind zum Teil bemerkenswert.

Insbesondere in Regional- bzw.

Kommunalwahlen, und hier vor al- lem in Regionen mit akuter ener- giepolitischer oder sonstiger Um- weltschutzproblematik, erreichten sie beeindruckende Ergebnisse.

Während sie in der Europawahl 1979 mit circa 900 000 Stimmen 3,2 Prozent erzielten, schafften sie bei der Bürgerschaftswahl in Bre- men 1979 mit 5,1 Prozent der Stimmen den Einstieg in die bre- mische Bürgerschaft. In den Kom- munalwahlen in Nordrhein-West- falen im September 1979 erzielte eine den Grünen zugehörige Un- abhängige Wählergemeinschaft in Ahaus 25,5 Prozent der gültig ab- gegebenen Stimmen. Ahaus war seinerzeit als Lagerstätte ausge- brannter Kern-Brennelemente projektiert. In der Bundestagswahl 1980 erzielte die Bundespartei al- Deutscher Apothekertag

rer Fraktion in der Debatte um das Kostendämpfu ngs-Ergänzungsge- setz (KVEG). Die Positivliste lehn- ten die Liberalen ab, weil sie das Angebot an Arzneimitteln dezimie- re, die Entscheidung über die Ver- ordnung aus der Hand des Arztes nehmen und letztlich überhaupt nicht zu einer Kostendämpfung beitragen würde.

Dagegen sprach sie sich für eine Negativliste aus: „Es kann nicht Aufgabe der Krankenkassen sein, zum ‚Nulltarif' Mittel gegen ge- ringfügige Erkrankungen anzu- bieten." Es sei jedoch die Frage nach den Abgrenzungskriterien zu stellen.

Für die CDU bemängelte deren Sprecher Hermann Kroll-Schlüter MdB, Warstein, daß in der Ge- sundheitspolitik zuviel Sozialpoli- tik enthalten sei. Unter ständig wachsendem Abgabendruck ver- wendeten die Bürger ihre ganze Phantasie darauf, etwas davon wiederzubekommen, was man ih- nen abgenommen habe.

Der gesundheitspolitische Spre- cher der CSU-Landesgruppe, Dr.

Kurt Faltlhauser MdB, München, nannte das KVEG ein „Systemver- änderungs-Testpaket", das von Grund auf falsch angelegt sei. Er sprach sich für ein „Strukturre- formgesetz" aus, das die Selbst- verantwortung des einzelnen stärkt, die Selbstverwaltung kräf- tigt und nicht beschneidet sowie den Einfluß des Staates zurück- drängt.

Berlins Regierender Bürgermei- ster Richard von Weizsäcker hatte in seinem Grußwort darauf auf- merksam gemacht: Der Kern der Gesundheitspolitik bestehe darin,

„daß der einzelne mehr als bisher zur Erhaltung und Wiederherstel-

lung seiner Gesundheit tun kann".

Die Politik der Kostendämpfung könne nur dann erfolgreich sein, wenn ihr nicht eine „Inflationie- rung von Ansprüchen" gegen- überstehe, die politisch und gesellschaftlich erzeugt worden sei. PF

Die Grünen üben sich in der

Taktik der „sozialen Verteidigung"

In Offenbach fand der 4. Bundesparteitag der „Sonstigen Politi- schen Vereinigung — Die Grünen" statt. Im Gegensatz zu den früheren Bundeskongressen in Karlsruhe, Saarbrücken und Dort- mund sahen sich die Teilnehmer der Offenbacher Tagung in einem Identitätskonflikt zwischen basisdemokratischem Anspruch und politisch effizientem Handeln.

2306 Heft 48 vom 26. November 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Indes: Die Sorgfalts- Arzneimittel verordnen pflicht gebietet es, daß der oder alternative Therapie- Arzt den Patienten nach konzepte erwägen.. Unab- den Grundsätzen der Not-

Grundsätzlich bez iehen Deine Eltern die Familienbeihilfe, außer Du führst Deinen eigenen Haushalt und Deine Eltern tragen nicht überwiegend zu Deinen Unterhaltskosten

Sind nämlich die Zeichen nicht so deutlich, und dies wiederum hängt nicht nur von den Zeichen selbst, sondern auch von der Urteilskraft des Leidenden ab, die ihrerseits

So müßte ein emeritierter Professor das Honorar für ein Buch, das er im Ruhestand schreibt, auf seine Pension anrechnen lassen, und es erginge ihm damit nicht anders

Wenn der Mäzen aber fehlt, um für For- schung, Wissenschaft und Technik die Mit- tel, sozusagen aus philosophischer Laune oder aus »Liebhaberei«, zur Verfügung zu stellen, so muß

Denn die Krankenkassen von Düsseldorf, München und Wiesbaden wissen sehr genau, daß 100 Pro- zent mehr Internisten etwa 60 Prozent mehr Arztko- sten — bei gleicher Patien-

Der Zinssatz für die monatlichen oder vierteljährlichen Sparlei- stungen richtet sich nach den Konditionen für Spar- konten mit vierjähriger Kündigungsfrist.. Das sind

Wie bekannt, erfolgt die Mel- dung ohne Namensnen- nung, das kann auch bei einer Verbindung mit der Honorierung so bleiben. Mein Vorschlag: die For- mulare ohne Namensnen-