Aufsätze • Notizen
Eine Fülle von Informationen und starkes Fortbildungsinteresse kenn- zeichneten die 10. Internationale
Pharmazeutische Fortbildungswo- che der Bundesapothekerkammer vom 13. bis zum 19. Januar 1980 in Davos. Fast 1200 Apotheker — unter ihnen eine ganze Reihe Ausländer, einer war sogar aus Kapstadt ange- reist — waren zu diesem Jubiläums- kongreß gekommen. Es gab viel Lob sowohl über die Veranstaltung als auch über Davos als Kongreß- stadt.
Besonders herzlichen Beifall erhielt der Landamman der Landschaft Da- vos Gemeinde, Dr. Chr. Jost, als er die deutschen Apotheker als „be- sonders liebe Gäste" willkommen hieß und „die traumhaft verschnei- ten Wege und Loipen, Hänge und Abfahrten" als Jubiläumsgabe pries.
Ärzte waren vorher da
Eine kleine Panne gab es am Eröff- nungstage auf einem Empfang, als Jost sich versprach und dem „10.
Ärztekongreß" einen guten Verlauf wünschte.
Die Apotheker nahmen es mit Hu- mor, und der Präsident der Bun- desapothekerkammer, R. Fellmann, meinte, der Versprecher sei be- greiflich, da die Ärzte ja schon vor den Apothekern dagewesen sind.
Jost teilte noch mit, daß er im Früh- sommer sein Amt als Landamman nach 24 Jahren abgeben, den Kon- gressen aber verbunden bleiben werde. Jost wurde bereits zum Na- tionalrat gewählt und hat gute Chan- cen, sogar Ständerat — eine noch höhere Stufe im eidgenössischen Parlamentarismus — zu werden.
Berufspolitische Probleme der Apo- theker nicht nur aus deutscher, son- dern auch aus europäischer Sicht kamen in der Eröffnungssitzung zur Sprache. Fellmann wies darauf hin, daß stagnierende, ja sinkende Um- sätze immer drückender werdende Sorgen bereiteten. Nach vorläufigen Berechnungen ergebe sich für 1979 zwar ein Bruttozuwachs von 4,5 Pro- zent; wenn man aber die gestiegene Mehrwertsteuer, die Entwicklung der Preise und die Auswirkungen der um drei bis vier Prozent gestie- genen Zahl der Apotheken abrech- ne, so ergebe sich für die einzelne Apotheke unter dem Strich real nur
± Null und vielleicht noch weniger.
Von „goldenen" Zahlen, die man den Apothekern bisweilen immer noch nachsage, könne hier doch wirklich keine Rede sein. Es müsse Schluß damit gemacht werden, Ein- sparungen auf den Arzneimittelbe- reich zu konzentrieren. „Wir haben wahrlich genug getan", sagte Fell- mann „und ich bin mal gespannt, wann das Krankenhaus, die kosten- trächtigste Sparte im Gesundheits- wesen, in der Konzertierten Aktion zur Sprache kommt."
Apotheker
zu Sündenböcken gemacht In ähnlichem Sinne äußerte der Prä- sident der Föderation Internationale Pharmaceutique (FIP) A. Bödat — zu- gleich Präsident des Schweizeri- schen Apothekervereins — die Apo- theker dienten allzuoft als „Sünden- böcke in den Augen derer, die sich entsetzen über die enorme Kosten- entwicklung auf dem Gesundheits- sektor." Die stetigen Fortschritte der Medizin und Pharmazie würden an- scheinend nicht mehr als wesentli-
ches Ziel der westlichen Zivilisation betrachtet. Dieser Haltungswechsel sei „auf die verantwortlichen Politi- ker zurückzuführen, denen es nicht gelingt, die wirtschaftlichen Proble- me ihrer Länder in den Griff zu be- kommen."
Fortbildung zum „Fachmann"
Das eigentliche Fortbildungspro- gramm leitete Prof. Dr. Dr. E.
Mutschier, Direktor des Pharmako- logischen Instituts für Naturwissen- schaftler der Frankfurter Universität, mit der Forderung ein, der Apothe- ker müsse zugleich ein Arzneimittel- Fachmann sein. Diesem Ziele diene die Fortbildung.
Da das Arzneimittel in zunehmen- dem Maße in und von der Öffentlich- keit eher feindlich als wohlwollend beurteilt werde — die großen Fort- schritte in der medikamentösen The- rapie würden schlicht als gegeben hingenommen —, sei es „besonders wichtig, die Möglichkeiten einer ra- tionalen und rationellen medika- mentösen Therapie zu überdenken, sich zu besinnen, wie bedeutsame Medikamente entdeckt wurden, wie therapeutische Wirkung im Organis- mus zustande kommt, wie heute sinnvoll Arzneimittelforschung be- trieben wird und welche Zukunfts- perspektiven sich ergeben."
Prinzipien
der Arzneimittelwirkung
Das Generalthema der diesjährigen Fortbildungswoche lautete: Prinzi- pien der Arzneimittelwirkung — Grundlagen der medikamentösen Therapie. Die Einzelfragen wurden von Wissenschaftlern aus Theorie und Praxis behandelt — täglich drei Referate (z. B. über „Resorption und Verteilung einschließlich pharma- zeutischer und biologischer Verfüg- barkeit", „Wirkungsmechanismen von Pharmaka", „Arzneimittelent- wicklung: Die Suche nach Leitsub- stanzen", „Wirkstoffoptimierung") ergänzt durch Seminare mit den Re- ferenten. Dr. F. H.
TAGUNGSBERICHT
Fortbildung der Apotheker
Jubiläumskongreß in Davos
zum Thema „Prinzipien der Arzneimittelwirkung"
480 Heft 8 vom 21. Februar 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT