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Archiv "Apotheker: Mit der Axt" (11.07.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie Spitzenvertreter der Spitzenvertretung der Apothekerschaft haben ein Patentrezept entdeckt, um das Problem „Bioäquivalenz von Generika" zu beseitigen.

Die Apotheker, die gerne in die Auswahl ärztlich verordneter Arzneimittel einbezogen wür- den, offerieren folgenden Ge- dankengang: der Arzt verordnet lediglich den Wirkstoff, der Apotheker wählt sodann nach Preis und Qualität, inclusive Bioäquivalenz, das Mittel aus.

Und nun der Clou: Wo die Da- ten über die Bioverfügbarkeit nicht bekannt seien, sei grund- sätzlich von der Austauschbar- keit auszugehen, bis zum Be- weis des Gegenteils. Also eine Art Umkehrung der Beweislast.

Zugleich wird eine Untersu- chung des Heidelberger Phar- makologen Ulrich Schwabe be- kannt. Dort steht zum Beispiel, daß von 187 untersuchten

Apotheker

Mit der Axt

Zweitanwender-Präparaten nur 32 als bioäquivalent anzusehen sind. Wie paßt das mit der Um- kehrung der Beweislast zusam- men? Wahrscheinlich haben sich die Apotheker, um ihres Zieles willen, eine aktive Rolle bei der Auswahl von Arzneimit- teln zu spielen, aufs Glatteis führen lassen. Zum Beispiel von Hans Sitzmann vom AOK-Lan- desverband Bayern. Oder von Ministerialdirektor Karl Jung vom Bundesarbeitsministerium.

Nach deren Meinung — die poli- tisch im übrigen weit verbreitet ist — wird das Problem Bioäqui- valenz aufgebauscht. Man dürfe die Anforderungen auch nicht allzu hoch stecken. Oder, platt

ausgedrückt: was soll das Stre- ben nach maximaler Qualität, wenn ein bißchen weniger doch enorm die Kosten senkt.

Eine solche Politik wäre ge- eignet, die Generika vollends als Mittel der zweiten Wahl ab- zuqualifizieren und den Apothe- ker zum billigen Jakob umzu- taufen. Und dem soll der Arzt ein gut Teil seiner Verordnungs- verantwortung abtreten? Nein.

Der richtige Weg verläuft genau umgekehrt: neben die Preis- transparenz muß — um KBV- Vorstandsmitglied Oesingmann zu zitieren — die biopharmazeu- tische Transparenz treten. Und wer dafür nicht sorgt, darf durch

„Umkehrung der Beweislast"

nicht noch geschützt werden!

Die Spitzenvertreter der Apotheker, denen übrigens nicht allen wohl ist bei ihrem Vorschlag, sollten das Problem noch einmal durchdenken und die Axt im Schrank lassen. NJ

D

ie Delegierten und Gä- ste des Deutschen Ärz- tetages 1987 in der Karlsruher Stadthalle hätten ge- wiß brennend gern gehört, was Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesund- heit, über die künftige Ärzte- ausbildung zu sagen gehabt hät- te. Aber den Ärzten hatte Frau Ministerin Süssmuth einen Korb gegeben, ihre Teilnahme am 90.

Deutschen Ärztetag und an des- sen Eröffnungsveranstaltung im Mai abgesagt. Mit den Ärzten hat sie sich aber im gleichen Mo- nat in der Düsseldorfer Stadt- halle befaßt — auf dem „Deut- schen Heilpraktikertag '87".

Mit Stolz konnte die Koopera- tion Deutscher Heilpraktiker- verbände e. V. verkünden:

„Für die Bundesgesund- heitsministerin Prof. Dr. Süss- muth sind die Heilpraktiker Be- standteil des Gesundheitswe- sens: ,Eine offene, dem Pluralis- mus verpflichtete Gesellschaft braucht auch im Gesundheits- wesen das Nebeneinander ver- schiedener Behandlungsmetho-

Heilpraktiker

Politik mit der „Natur"

den und Heilberufe.' Die Mini- sterin sagte den Heilpraktikern zu, daß sie für diese Zielsetzung einstehe. Sie forderte zum Mit- einander der Berufe des Ge- sundheitswesens auf: ,Wir brau- chen die Kooperation aller Kräfte, nicht das Gegeneinan- der und die Ausgrenzung. Prof.

Süssmuth forderte für die ärzt- liche Ausbildung auch die Auf- nahme der Erfahrungswissen- schaft und Naturheilkunde in den Lehrkatalog."

Die „Deutsche Volksge- sundheitsbewegung e. V."

klappte nach, triumphierte im Juni darüber, daß „der Gesetz- geber gerade erst das Thema Naturheilmittel und Homöopa- thie in die Ärzte-Prüfungsord- nung neu aufgenommen" habe,

und wetterte gegen ärztliche Gedankenmodelle, Arznei- mittel, deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, aus der Erstattung durch die gesetzliche Krankenversiche- rung herauszunehmen. Solchen Vorstellungen hält die „Deut- sche Volksgesundheitsbewe- gung" entgegen: „Selbst auf höchster Ebene werden Natur- arzneimittel einer wohlwollen- den Betrachtung unterzogen. "

„Deutsche Volksgesund- heitsbewegung"? So was lange nicht gehört! Der Glossist ging deshalb ins Archiv — und fand die Festschrift einer „Deut- schen Volksheilbewegung" zu deren Jahrhundertfeier an Pfingsten 1936 in Nürnberg. Das Ganze: Zeugnis einer erschrek- kenden „Volksbewegung" zum

„Umbruch des Gesundheitswe- sens", einer politisch auftrump- fenden Naturheilbewegung ge- gen die „unnatürliche", „verju- dete" „vermaterialisierte"

Schulmedizin. Vergangenheits- bewältigung tut not. Das wird aber mehr Worte erfordern als in einer kleinen Glosse . . . roe

Dt. Ärztebl. 84, Heft 28/29, 11. Juli 1987 (1) A-1933

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