• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ärzte brauchen Unterstützung" (05.01.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ärzte brauchen Unterstützung" (05.01.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

2 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 1–2⏐⏐5. Januar 2009

M E D I Z I N

D

eutschland gehen die Ärzte aus, doch glücklicher- weise nicht die Ideen, wie man die Folgen des Me- dizinermangels im ambulanten wie im stationären Sektor eindämmen kann. Eine Strategie ist es, Ärztinnen und Ärzte an Kliniken und in Praxen durch nicht ärztliches Personal zu entlasten. Schon heute übernehmen in zahlrei- chen Krankenhäusern medizinische Assistenten Aufga- ben, die nicht unbedingt ärztlich sind. Die Kliniken sparen dadurch Geld und die Ärzte kostbare Arbeitszeit. Auch im ambulanten Bereich sind sogenannte Gemeindeschwes- tern zumindest in einigen Modellregionen längst in der Versorgungswirklichkeit angekommen.

Dass eine stärkere Einbeziehung von Praxismitarbei- tern in die Versorgung die Zufriedenheit von Ärzten und Patienten verbessern kann, ist ein Ergebnis der Evaluation des Modellprojektes AGnES (Arztentlastende, Gemein- denahe, E-Health-gestützte Systemische Intervention) (1).

Wie aus der nachfolgenden Studie hervorgeht, findet die Mehrheit der an dem Projekt beteiligten Hausärzte (38 von 42), dass sich das AGnES-Konzept entlastend auf ih- re Tätigkeit auswirkt. Ebenso waren 37 von 42 Hausärzten der Meinung, dass die Hausbesuche der speziell geschul- ten Praxismitarbeiter die Compliance der Patienten för- dert. Entsprechend gaben 658 der 667 Patienten an, dass die Fachkräfte kompetente Ansprechpartner für Gesund- heitsfragen sind.

Bundesweite Umsetzung

Zwar steht eine Auswertung objektiver medizinischer Pa- rameter zur Qualitätsmessung noch aus, dennoch zeigte sich die Politik mit dem 2005 von der Universität Greifs- wald in Mecklenburg-Vorpommern initiierten Modellvor- haben zufrieden. Mittlerweile sind AGnES-Fachkräfte auch in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt tätig.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Län- der, Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD), kündigte an, dass das Projekt nach Auslaufen der Testphase zum 31.

Dezember 2008 weitergeführt werden soll. Mehr noch: Es soll künftig auch in den alten Bundesländern zur Anwen- dung kommen. Die rechtlichen Grundlagen hierfür schuf die Koalition mit der Pflegereform. Demnach sollen qua- lifizierte Mitarbeiter des Praxisteams künftig Aufgaben im medizinischen Bereich und auch Hausbesuche auf Anord- nung des Hausarztes übernehmen können. Nun kommt es darauf an, dass eine angemessene Bezahlung der Leistun- gen vereinbart wird. Noch sind sich aber die Kassenärztli- che Bundesvereinigung und die Krankenkassen über die Höhe der Honorierung nicht einig.

Unabhängig von der Vergütungsfrage sehen Teile der Ärzteschaft AGnES aber auch Modellvorhaben wie Verah (Versorgungsassistentin in der hausärztlichen Praxis) oder MoPra (Mobile Praxisassistentin) kritisch. Sie befürchten

einen Verlust von Kompetenzen. Auch sind manche Ärzte bei bestimmten Leistungen skeptisch, ob diese an das Per- sonal delegiert werden sollten.

Konzentration auf Kernaufgaben

Der diesjährige 111. Deutsche Ärztetag hatte deshalb klar- gestellt, dass die therapeutische Gesamtverantwortung beim Arzt verbleiben müsse. Die Delegierten konstatier- ten aber auch, dass die sich ändernden Bedingungen eine stärkere Einbeziehung der Gesundheitsfachberufe in die Patientenbehandlung unverzichtbar machten. Die Ärzte brauchen also Unterstützung.

In der Evaluation des AGnES-Projektes betonen Studi- enleiter Prof. Hoffmann und Koautoren, dass es nicht Ziel des Konzeptes sei, hausärztliche Leistungsbereiche durch andere Berufsgruppen zu substituieren. Damit unterschei- det sich der Ansatz von Forderungen – insbesondere von Pflegeverbänden – nach einer vollständigen Übertragung ärztlicher Leistungsbereiche mit eigener Budgetverant- wortung. Eine solche Substitution ärztlicher Leistungen würde erhebliche Probleme nach sich ziehen. So haben Patienten bei Leistungen, die unter Arztvorbehalt stehen einen Anspruch auf Behandlung nach Facharztstandard.

Pflegekräfte, die ärztliche Leistungen alleinverantwort- lich erbringen, können dem nicht gerecht werden. Haf- tungskonflikte wären im Schadensfall programmiert.

Die Delegation ärztlicher Leistungen bietet angesichts des Ärztemangels dagegen gleich zwei Vorteile: In struk- turschwachen Gebieten können Ärzte gemeinsam mit ihren Praxismitarbeitern mehr Patienten behandeln und so die negativen Folgen des Ärztemangels abfedern. Ent- scheidender aber ist, dass sich Ärzte wieder auf ihre Kern- kompetenzen konzentrieren können, was den Arztberuf auch für Nachwuchsmediziner attraktiver machen dürfte.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht.

LITERATUR

1. Van den Berg N, Meinke C, Heymann R, Fiß T, Suckert E, Pöller C, Dreier A, Rogalski H, Karopka T, Oppermann R, Hoffmann W: AGnES:

Hausarztunterstützung durch qualifizierte Praxismitarbeiter – Evaluation der Modellprojekte: Qualität und Akzeptanz. Dtsch Arztebl Int 2009;

106(1–2): 3–9.

Samir Rabbata

Redakteur der politischen Redaktion E-Mail: rabbata@aerzteblattberlin.de General Practitioners Need Support

Dtsch Arztebl Int 2009; 106(1–2): 2 DOI: 10.3238/arztebl.2009.0002

EDITORIAL

Ärzte brauchen Unterstützung

Samir Rabbata

Zu dem Beitrag:

„AGnES:

Hausarztunter- stützung durch qualifizierte Praxismitarbeiter – Evaluation der Modellprojekte:

Qualität und Akzeptanz“ von van den Berg, Meinke, Heymann, Fiß, Suckert, Pöller, Dreier, Rogalski, Karopka, Oppermann, Hoffmann

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

@

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

.] offensichtlich ein Opfer der Sozia- lisation, die er anprangert, zu sein, [er- wartend], dass ein Deus ex machina die richtigen Studenten aussucht, die Chef- ärzte in die

Juni 2002 in Mannheim ent- sprach den veränderten Zukunftsaussichten für Ärztinnen und Ärzte: Der Kongress sollte (mehr noch als sonst) das Interesse junger Mediziner am

Der Arzt, so Seehofer weiter, wisse dann wieder, dass es auf sein Können und seine Zuwendung gegen- über dem Patienten ankommt und nicht auf die staatliche Regulierung:

Die Ärzteschaft nimmt mit Verwunderung zur Kenntnis, daß ein Arzneistoff, dessen Anwendung auf akute starke Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen; Koliken;

Tabelle : Prozentuale Verteilung der Antworten zur Frage " Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für das relativ geringe Interesse von · jungen Medizinern an

„Privilegierung" soll nur für be- amtete Ärzte und Zahnärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst gestrichen werden, nicht aber für beamtete Klinikärzte — die

50 % der Medizinstudenten in diesem Land sich fragen (oder bereits für sich darüber ent- schieden haben), ob dieser Be- ruf noch eine Zukunft (in die- sem Lande) hat.. Die Frage

Ich kann aber aus meinen Erfahrungen in dem begrenzten Gebiet der Unfallchirurgie beob- achten, daß die Qualität der Arbeiten derjenigen Kliniken, die dem Kontroll- verfahren