A K T U E L L
A
A1932 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 28–29½½½½15. Juli 2002
P
rof. Dr. med. Friedrich Wil- helm Schwartz (58), Leiter der Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesund- heitsforschung im Zentrum Öffentliche Gesundheitspfle- ge der Medizinischen Hoch- schule Hannover (MHH), hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mitgeteilt, dass er am 1. Oktober sein Amt als Vorsitzender des Sachverstän- digenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen niederlegen wird. Schwartz will allerdings „bis Vertrags- ende“ im März 2003 Ratsmit- glied bleiben. Er begründete seine Entscheidung mit den beruflichen Belastungen in sei- nem Hauptamt an der MHH.Schwartz ist seit 1998 Rats- vorsitzender. Er war von 1972 bis 1984 als Referent in der Kassenärztlichen Bundesver- einigung in Köln tätig. Von 1974 bis 1975 leitete er das Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung. Durch
sein Ausscheiden wird eine Nachwahl des Ratsvorsitzen- den aus den Reihen der Sach- verständigen notwendig. Stell- vertretender Vorsitzender ist Prof. Dr. rer. pol. Eberhard Wille, Inhaber eines Lehr- stuhls für Volkswirtschaftsleh- re und Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim.
5. Via medici Kongress
Arztberuf muss attraktiver werden
Ärzteschaft mit Nachwuchsproblemen
D
ie Intention des 5. Via medici Kongresses am 28. und 29. Juni 2002 in Mannheim ent- sprach den veränderten Zukunftsaussichten für Ärztinnen und Ärzte: Der Kongress sollte (mehr noch als sonst) das Interesse junger Mediziner am Arztberuf steigern. Da schon letztes Jahr mehr als 2 000 Stellen im ärztli- chen Dienst nach einer Umfrage der Deut- schen Krankenhausgesellschaft nicht besetzt werden konnten, stellte der Kongress neben alternativen Berufsfeldern in diesem Jahr ver- stärkt einzelne Krankenhäuser vor.Junge Mediziner würden sich jedoch erst dann wieder für den Arztberuf entscheiden, wenn verbesserte Anreize geschaffen wür- den, sagte Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer. Die Ko- stendämpfungspolitik im Gesundheitswesen müsse gestoppt werden. Zudem seien tief greifende Veränderungen in der Aus- und
Weiterbildung dringend erforderlich, weil diese häufig nur noch „marginale Bezugs- punkte zum späteren Arztberuf“ aufwiesen.
Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Frank Ulrich Montgomery, forderte zur Sanierung des Gesundheitswesens minde- stens eine Milliarde Euro an zusätzlichen Mit- teln. Die Arbeitsbedingungen müssten sich grundlegend ändern, Ärzte dürften nicht mehr als „Arbeitssklaven“ missbraucht werden.
Auf die angekündigte Stellungnahme aus dem Bundesgesundheitsministerium warte- ten die Kongressteilnehmer vergebens: So- wohl Ministerin Ulla Schmidt als auch Staats- sekretär Dr. Klaus Theo Schröder sagten sehr kurzfristig ihre Teilnahme ab. Der Kölner Ge- sundheitsökonom, Prof. Dr. Dr. Karl Wilhelm Lauterbach, prophezeite große Umstruktu- rierungen im Gesundheitswesen. Die Globali- sierung der Medizin werde neue Berufsfelder eröffnen, da die Vernetzung medizinischen Wissens zunehmend an Bedeutung gewinne.
Dies zeige sich bereits darin, dass der Via Me- dici Kongress viele Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung im Ausland präsentiere.
Nähere Informationen zu Vorträgen und Workshops des Kongresses sind im Internet abrufbar: www.viamedici-kongress.de.
Apotheken
Acht Millionen Unterschriften
Initiative „Pro Apotheke“
in Berlin beendet
V
ier Europaletten mit knapp acht Millionen Un- terschriften sind das Ergebnis einer zweimonatigen Unter- schriftenaktion der Bundes- vereinigung Deutscher Apo- thekerverbände ABDA. Mit der Aktion „Pro Apotheke“protestierte die ABDA ge- gen die von der rot-grünen Bundesregierung geplante Aufhebung des Versandhan- delsverbots für Arzneimittel.
„Das Ergebnis der Initiative hat alle Erwartungen über- troffen und ist in dieser Höhe einmalig in Deutschland“, sagte Hans-Günter Friese, Präsident der ABDA, bei der Übergabe der Unterschriften in Berlin. Die Parlamentari- sche Staatssekretärin im Bun- desgesundheitsministerium, Gudrun Schaich-Walch, nahm
die Unterschriftenlisten ent- gegen, zeigte sich aber weitge- hend unbeeindruckt.
Schaich-Walch betonte, dass man die Sorgen der Patienten und der Apotheker ernst neh- me. Sie versicherte, dass die Bundesregierung für den Er- halt der ortsnahen Apotheke einstehe. Deshalb sei es nicht gerechtfertigt, die Bevölke- rung mit der Aussicht zu äng- stigen, dass ihre Apotheke vor Ort morgen nicht mehr da ist.
Man arbeite an klaren Rah-
menbedingungen. „Rosinen- pickerei werden wir nicht zu- lassen“, versprach die Staats- sekretärin.
CSU-Gesundheitsexperte Horst Seehofer stellte sich auf der Veranstaltung in Ber- lin hinter die Apotheker. Arz- neimittel gehörten in die Hand von Fachleuten. Wer glaube, das Internet etwa in Bezug auf die Arzneimittelsi- cherheit kontrollieren zu kön- nen, gehe an der Realität vor- bei, so Seehofer.
Wenig beeindruckt: Gudrun Schaich-Walch im Ge- spräch mit Hans-Günter Friese Foto: DAX-Fotodesign/ABDA
Friedrich Wilhelm Schwartz
Foto:dpa