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Archiv "Arztberuf: Keinen Plan" (08.02.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 68. Februar 2008 A273

B R I E F E

Es rächt sich, dass die Durch- führung von wissenschaftsgetriebe- nen klinischen Studien mit der 12.

AMG-Novelle dramatisch erschwert und verteuert wurde – gleichzeitig je- doch keine richtige öffentliche Finan- zierungsquelle zur Verfügung steht.

Ich plädiere für eine nationale Stif- tung zur Förderung von Therapieop- timierungsstudien. Warum nicht z. B.

0,5 Prozent der GKV-Kosten dafür investieren? Die Evidenzfindung darf nicht, wie bisher, de facto auf Zulas- sungsstudien beschränkt werden.

ŽNach den gegenwärtigen Bestim- mungen kann ein Zulassungsantrag ausschließlich vom Hersteller eines Medikaments gestellt werden, der daran jedoch nicht immer ein Inter- esse haben kann. Wenn ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit bei aus- reichender Sicherheit vorhanden ist, besteht jedoch eine öffentliche Ver- pflichtung gegenüber den Patienten.

In diesem Fall muss gesetzlich ein anderer Weg für die Beantragung der Zulassung geöffnet werden. Medika- mente sind eben keine Waren wie Waschpulver oder Schokokekse.

Prof. Dr. med. Mathias Freund, Abteilung Hämatologie und Onkologie, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin, Universität Rostock, Ernst-Heydemann-Straße 6, 18055 Rostock

ARZTBERUF

Für aufstrebende Klinikärzte ist das Angebot an guten Stellen besser denn je (DÄ 45/2007:

„Perspektiven im Arztberuf: Die Stim- mung ist schlechter als die Lage“ von Jens Flintrop).

Keinen Plan

Wenn man den oben genannten Arti- kel liest, bestätigt sich nur das, was wir eigentlich schon lange wissen:

Sowohl die deutschen Politiker als auch unsere obersten Standesvertre- ter haben, wie es so schön heißt,

„keinen Plan“. Wie sonst wäre es zu erklären, dass man noch vor weni- gen Jahren den jungen Medizinern empfohlen hat, sich alternative Betätigungsfelder oder einen Job im Ausland zu suchen, aber auf gar kei-

nen Fall im deutschen Gesundheits- wesen kurativ tätig zu werden, heute dagegen erstaunt feststellt, dass es in Deutschland an medizinischem Nachwuchs fehlt . . . Aus den Statis- tiken war auch schon vor Jahren zu erkennen, dass es in absehbarer Zeit an ärztlichem Nachwuchs mangeln wird. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es doch logisch gewesen, die ärztliche Tätigkeit im stationären und vor allem im ambulanten Be- reich für junge Mediziner derartig attraktiv zu machen, dass gar kein Student erst auf die Idee kommt, ei- nen anderen Berufsweg einzuschla- gen. Leider ist genau das Gegenteil passiert. So kommt es, dass allein in unserer näheren Umgebung in den

letzten Jahren mehrere allgemein- medizinische und kinderärztliche Praxen aus Altersgründen geschlos- sen wurden, ohne dass sich ein Nachfolger fand. Die Patienten ver- teilten sich logischerweise auf die übrig gebliebenen Kollegen, die dies weitgehend klaglos akzeptierten.

Immerhin kann man ja, wenn man nachweislich eine bestimmte Zahl neuer Patienten aus geschlossenen Praxen behandelt, nach einigen Quartalen eine Erhöhung des indivi- duellen Regelleistungsvolumens be- antragen. Aber noch wichtiger ist der Faktor Zeit, denn diese ist nicht unbegrenzt verfügbar . . .

Dr. med. Ralph Müller,Gartenstraße 13, 08340 Schwarzenberg

INTERVIEW

Zu dem Leserbrief (DÄ 42/2007: „Mehr als fragwürdig“ von Dr. med. Erwin Schu- leri), der sich auf das Interview mit Frau Margarete Mitscher- lich-Nielsen bezog.

Zumutung

Es ist eine Zumutung und beschämend zugleich, nach mehr als 50 Jahren Geschichtsunterricht auf allen Schul- ebenen, durch einen promovierten deutschen Arzt im DÄ mit dem his- torischen Vorurteil konfrontiert zu werden: „Die Deutschen waren im- mer eine Kulturnation, sogar in den Jahren 1933 bis 1945. Verbreche- risch war die damalige Regierung und der zahlenmäßig unbedeutende Anteil der Bevölkerung, der die Na- zidiktatur unterstützt hat.“ Albert Einstein schrieb dazu schon 1944 in der Zeitschrift Bulletin of the Society of Polish Jews, New York, in einem

„Nachruf auf die Helden des Gettos in Warschau“: „ . . . Die Deutschen als ganzes Volk sind für diese Mas- senmorde verantwortlich und müs- sen als Volk dafür gestraft werden, wenn es eine Gerechtigkeit in der Welt gibt, und wenn das Bewusstsein der Völker für kollektive Verant- wortlichkeit nicht vollends unterge- hen soll. Hinter der Nazipartei steht

das deutsche Volk, das Hitler ge- wählt hat, nachdem er ihm seine schändlichen Absichten in nicht misszuverstehender Form in seinem Buch und in seinen Reden allgemein bekannt gemacht hatte. Die Deut- schen sind das einzige Volk, in dem es nicht zu einer einigermaßen wirk- samen Gegenaktion zum Schutze der unschuldig Verfolgten gekommen ist . . .“ (Albert Einstein, Aus meinen späten Jahren, Seite 253–4, DVA, Stuttgart 1984) . . .

Arndt Grundmann,Marktplatz 32–34, 56727 Mayen

KOMPLEMENTÄRMEDIZIN

Die Trennung zwi- schen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden wurde auf einem Forum in Brüssel infrage ge- stellt (DÄ 46/2007:

„Schul- und Komplementärmedizin: Mit- einander statt nebeneinander“ von Petra Spielberg).

Vorsicht geboten

Wenn man die strikte Trennung zwi- schen sogenannter Schulmedizin und alternativen Heilmethoden aufheben möchte, sollte man sehr genau darauf achten, welche komplementären Me- thoden man in die schulmedizinische Praxis integrieren will. Als Beispiele wurden die Akupunktur, Naturheil-

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B R I E F E

kunde und Homöopathie genannt.

Bei der Akupunktur verwundert es, dass es bei bestimmten Indikationen für einen Therapieerfolg unwichtig ist, wohin man sticht, sodass es un- sinnig erscheint, die verschiedenen Meridiane zu erlernen. Die Phytothe- rapie ist nicht immer „sanft“, son- dern manche pflanzlichen Substan- zen können erhebliche Nebenwir- kungen aufweisen. Der Homöopa- thie, bei der die oft unter obskuren Riten hergestellten Zuckerkügelchen fast keine Wirksubstanz mehr besit- zen, ist es in fast 200 Jahren nicht ge- lungen, Wirkungen nachzuweisen, die über den Placeboeffekt hinausge- hen. An den Wirkungsnachweis schulmedizinischer Medikamente und Methoden werden hohe Anfor- derungen gestellt. Wenn die Medizin seriös bleiben will, muss sie diese Anforderungen auch an die alternati- ven Methoden stellen, bevor diese in das Spektrum der ärztlichen Thera- pien aufgenommen werden.

Prof. Dr. med. Claus Werning,Starenweg 9, 50226 Frechen

SELBSTHILFE

Viele Patientenorga- nisationen sind auf Spenden aus der In- dustrie angewiesen (DÄ 46/2007:

„Selbsthilfe und Pharmaindustrie:

Nicht mit und nicht ohne einander“ von Martina Merten und Samir Rabbata).

Dumpfe Meinungen

. . . Was das DÄ mit „Schmuddel- ecke“ meint, wird leider nicht er- klärt. Ebenso seltsam ist, dass die Publikation der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung ohne jede journalisti- sche Recherche sich darin gefällt, Darstellungen schlicht nachzuplap- pern. Zu lesen ist: „In der von der Selbsthilfe-Fördergemeinschaft der Ersatzkassen in Auftrag gegebenen Arbeit untersuchte der Wissenschaft- ler acht große Selbsthilfeorganisatio- nen. Die Forschungsergebnisse sind erschreckend: Patientinnen und Pati- enten würden als quasi betroffene ,Pharmareferenten‘ genutzt . . .“ Wie

kann das DÄ von Forschungsergeb- nissen sprechen, wenn keine For- schung stattfand? Der sogenannte Werkstattbericht hat nicht einmal die Qualität einer universitären Hausar- beit. Das DÄ gibt ziemlich dumpfe Meinungsäußerungen wieder. Seltsa- merweise findet man keinen Hin- weis, dass der Verband der Ange- stellten-Krankenkassen die Auftrags- arbeit unter Zweckentfremdung von Mitteln aus § 20 SGB V in Auftrag gab. Mit keiner Zeile ist erwähnt, dass die Selbsthilfeverbände über ihren Dachverband den Auftraggeber aufgefordert haben, die falschen Tat- sachenbehauptungen aus dem Pam-

phlet zu entfernen. Dieses ist bisher nicht erfolgt und wird wohl auch nicht erfolgen . . . Die Forderung der Transparenz in der gesundheitlichen Selbsthilfe finde ich extrem gut. Ich würde die Transparenz auch extrem gut finden bei den gesetzlichen Krankenkassen . . . Das einzig wirk- lich Wichtige an der ganzen Bot- schaft ist die chronische Unterfinan- zierung der gesundheitlichen Selbst- hilfe. Und warum ist und bleibt das so? Vielleicht recherchiert das DÄ einmal diesen Sachverhalt . . .

Dipl.-Kfm. Hans-Detlev Kunz,Geschäftsführer, Deutscher Psoriasis Bund e.V., Seewartenstraße 10, 20459 Hamburg

OPIATABHÄNGIGE

Suchtmediziner und Oppositionsparteien äußern Kritik an der Versorgung von sub- stituierten Heroinab- hängigen (DÄ 47/2007: „Substitu- tionsbehandlung von Opiatabhängigen:

,Die Ärzte brauchen mehr Entscheidungs- freiheit‘“ von Petra Bühring).

Im Stich gelassen

Eine prekäre Versorgungssituation gibt es nicht nur auf dem Land.

Selbst in einer Großstadt mit 225 000 Einwohnern im Ruhrgebiet konnte ein Substitutionsarzt nach Erreichen der Altersgrenze einen Nachfolger nur für die hausärztlich- internistische Praxis finden, nicht aber für die Substitutionsbehand- lung . . . Wer neben der Substitution seine „normale“ Praxis fortführen will, hat allergrößte Probleme mit der Akzeptanz durch Patienten und Kollegen. Für jeden Substitutions- fall gehen einer Praxis fünf „norma- le“ Patienten verloren. Die überbor- dende Bürokratie feiert in der Sub- stitutionsbehandlung fröhliche Ur- ständ, in einer größeren Substitu- tionspraxis fordern alleine der Druck der Rezepte und das Abheften der Durchschläge wöchentlich zwei Helferinnenstunden. Während die

„International Guidelines on Metha- done“ eine Arztkonsultation alle zwei bis vier Wochen für ausrei-

chend erachten, darf der Arzt in Deutschland die Vergabeziffern nur ansetzen, wenn ein direkter Arzt-Pa- tienten-Kontakt erfolgt – die Abgabe darf zwar an Arzthelferinnen, Apo- thekenangestellte oder Pflegekräfte delegiert werden, ist dann aber nicht abrechenbar. Obwohl die Suchtme- dizin klar darlegen kann, dass so- wohl die Haltequote als auch das Er- reichen der primären Behandlungs- ziele (gesundes Überleben etc.) mit niederschwelligen, wenig kontrol- lierten Angeboten besser sind, wer- den deutsche Ärzte durch die BUB- Richtlinien dazu gezwungen, sucht- medizinisch kontraproduktive Kon- trollen durchzuführen und Druck auf die Patienten auszuüben, sekundäre Behandlungsziele zu erreichen. Ob- wohl die Psychotherapie-Richtlinien erlauben, substituierte Drogenab- hängige zu behandeln, werden die Substitutionsärzte von den Psycho- logischen und ärztlichen Psychothe- rapeuten bei den oft erschreckenden psychischen Problemen der Sucht- kranken schmählich im Stich gelas- sen. In der oben genannten Groß- stadt behandeln nur drei (!) Psycho- therapeuten in Einzelfällen Substitu- tionspatienten, ein Gespräch im Kol- legenkreis ergab kürzlich, dass von 200 Substitutionspatienten gerade mal zwei eine Psychotherapie erhiel- ten, einer davon als Selbstzahler (die Mutter übernahm die Kosten von 100 Euro pro Woche!) . . .

Ulrich Hammerla,Schlägelstraße 31 a, 46045 Oberhausen

Referenzen

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