VARIA AUS DER INDUSTRIE
Noch vor etwa zehn Jah- ren wurde annähernd die Hälfte aller entdeckten Prostatakarzinome in einem bereits weit fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Eine Heilung dieser zweithäufig- sten Tumorerkrankung bei Männern (nach Lungenkar- zinom) war zu diesem Zeit- punkt selten möglich. Mitt- lerweile werden bereits 75 Prozent der Prostatakarzino- me im frühen noch heilbaren Stadium T1 -T2 entdeckt, und dies, obwohl die Inzidenz des Prostatakarzinoms jährlich um circa drei Prozent steigt.
Grund dafür sind die digi- tal-rektale Untersuchung, die heute als Früherkennungs- maßnahme bei Vorsorgeun- tersuchungen an Männern über 50 Jahre weit verbreitet ist, und die 1979 erstmals von Wang beschriebene Bestim- mung des PSA-Wertes (Prostata-spezifisches Anti- gen) im Serum. Hierbei han- delt es sich um ein Organ-, nicht aber Karzinom-spezifi- sches Antigen, dessen Kon- zentration im Serum erst er- höht ist, wenn sich maligne oder benigne Veränderungen in der Prostata einstellen. In- soweit stellt sich PSA als gu- ter Marker für die Tumor- früherkennungs-, Verlaufs- oder Therapiekontrolle dar.
„Anstieg oder Abfall des PSA-Wertes sind dabei schon viele Wochen vor einer klinisch manifesten Sympto- matik feststellbar und somit verläßliche Alarmzeichen."
Dies erklärte Prof. Frans Debruyne, Generalsekretär der Europäischen Gesell- schaft für Urologie, auf ei- nem Symposium von Abbot Diagnostics in Berlin. Er sprach sich ebenso wie seine Kollegen für eine Bestim- mung des PSA-Wertes im
Rahmen üblicher Früherken- nungsprogramme aus. Laut Debruyne entwickelt sich das Prostatakarzinom zum häu- figsten Tumor des männli- chen Geschlechts. In Europa müsse mit circa 90 000 Neu- erkrankungen pro Jahr ge- rechnet werden.
Früherkennungsmaßnah- men kommt ein besonders hoher Stellenwert zu, da das Prostatakarzinom in frühen Stadien gut behandelbar sei.
Wie Prof. M. Wirth (Dres- den) erklärte, kann bei ent- sprechender Therapie eine Lebenserwartung von 15 Jahren und mehr erzielt wer- den, die schon als annähernd normal im Vergleich zu ge- sunden Männern gleicher Al- tersstufe gelten darf. Weder die rektale Untersuchung noch die transrektale Ultra- sonographie (TRUS) noch PSA erbringen für sich allein als hauptsächliche Früher- kennungsmaßnahmen ein- deutige Werte, wohl aber die Kombination aus rektaler Untersuchung (Erkennungs- rate circa 57 Prozent) und PSA (Erkennungsrate 74 Prozent). Wegen der in den meisten Fällen vom Ultra- schall kaum erfaßten Lokali- sierung des Prostatakarzi- noms ergibt die weitere Kombination mit TRUS kaum signifikant verbesserte Erkennungsraten.
Prof. Joseph Oesterling (Michigan University/USA) zeigte anhand eigener und fremder Studien die hohe Abhängigkeit des PSA-Wer- tes von Alter und ethnischer Herkunft. Um 3,2 Prozent jährlich steigt der PSA-Wert mit zunehmendem Alter an.
Berücksichtigt man diesen Erfahrungswert, so gelangt man zu sehr genauen PSA- Normwerten für gesunde
kaukasische Männer. Diese Werte bezifferte er für Män- ner zwischen 40 bis 49 Jahre mit bis 2,4 ng/ml, 60 bis 69 Jahre bis 4,5 ng/ml, 70 bis 79 Jahre bis 6,5 ng/ml.
Auch ethnische Abhän- gigkeiten sind nach ersten Studien zu beachten. So ha- ben Japaner gegenüber kau- kasischen Männern geringe- re altersabhängige Normwer- te. Inwieweit Unterschiede auch auf die vom Prosta- takarzinom ungleich stärker betroffene Gruppe der Schwarzen zutrifft, bleibt noch zu klären.
Die prognostische Bedeu- tung des besonders sensiti- ven vollautomatisierten Test- Kits IMX PSA Assays (Ab- bott Diagnostics) betonte Prof. Paul Lange (Washing- ton). Nach radikaler Prosta- tektomie müßte der ur- sprünglich erhöhte PSA- Wert gegen Null sinken. In knapp der Hälfte der Fälle steigt der PSA-Wert jedoch
Bei Patienten mit Kolon- oder Rektum-Karzinom wer- den durch die adjuvante Be- handlung mit einem mono- klonalen Antikörper, der ge- gen ein Oberflächenantigen der Tumorzellen gerichtet ist, Sterblichkeit und Rezidivrate signifikant gesenkt. Dies konnte in einer deutschen Multicenter-Studie, die mit Unterstützung der Deut- schen Krebshilfe durchge- führt wurde, an 189 Patien- ten gezeigt werden.
Durch die adjuvante The- rapie wurde die Mortalitäts- rate der behandelten Patien- ten gegenüber einer Kon- trollgruppe um 30 Prozent gesenkt. Zudem war die Be- handlung im Vergleich zu den derzeit eingesetzten Chemotherapie-Regimen gut verträglich: Kein Patient mußte wegen Nebenwirkun- gen stationär behandelt wer-
schon Wochen nach der Ope- ration wieder an. Dies zeigt eindeutig, daß die Operation nicht vollständig malignes oder benignes Gewebe ent- fernt hat, das Karzinom also persistiert oder aber neuer- lich auftritt. Der PSA-Wert steigt dabei schon zu einem Zeitpunkt an, in dem die Biopsie noch keine eindeuti- ge Aussage macht. Lange meinte, die Erfahrung habe gezeigt, daß ein schnell stei- gender PSA-Wert auf eine systemische Beteiligung, ein langsam steigender Wert eher auf ein lokal begrenztes Prostatakarzinom deute. Um derartige Aussagen machen zu können, bedarf es jedoch hochsensitiver PSA-Tests, die auch geringe Erhöhun- gen unter 0,1 ng/ml verläß- lich anzeigen. Ein radikal prostatektomierter Patient mit einem PSA-Wert über 0,1 ng/ml besitze ein hohes neuerliches Karzinomrisiko.
Dr. Barbara Nickolaus
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<olorektales Karzinom
Monoklonaler Antikörper als Alternative zur Chemotherapie
A-2524 (84) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 38, 23. September 1994