A 558 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 12|
22. März 2013 Fazit: Das humane Metapneumovi-rus war in einer großen Kohorten- untersuchung in den USA ein häufi- ger Erreger unterer Atemwegsin- fekte bei Kindern bis zum 5. Le- bensjahr.
„Auch in Deutschland kann hMPV in der kalten Jahreszeit re- gelmäßig nachgewiesen werden“, kommentiert Dr. med. Benedikt Weißbrich vom Konsiliarlabor für Respiratorische Syncytial-, Parain- fluenza- und Metapneumoviren an der Universität Würzburg. „Für Deutschland fehlen Daten aus grö- ßeren epidemiologischen Untersu- chungen“, erläuterte Weißbrich.
„Unser Eindruck ist, dass die hMPV-Infektionsraten von Saison zu Saison stark schwanken. Im Winter 2011/2012 war die Rate bei Kindern vergleichsweise hoch, in diesem Jahr überwiegen dagegen RSV und Influenzaviren. Es ist zu beobachten, dass das hMPV auch in Deutschland immer wieder mal der dominierende Erreger ist.“ Ak- tuell gebe es Bestrebungen, zirku- lierende respiratorische Viren all- gemein besser zu erfassen.
Rüdiger Meyer
Edwards KM, Zhu Y, Griffin MR, et al.: Burden of human metapneumovirus infection in young children. NEJM 2013; 368: 633–43.
Ein kleiner Teil der Patienten mit kolorektalem Karzinom im Stadi- um IV wird operiert mit kurativer Intention: Schätzungen zufolge sind es 5 bis 15 Prozent. Ziele der chirurgischen Behandlung sind im Allgemeinen palliativ im Sinne ei- ner Verlängerung und Qualitätsver- besserung des Lebens und als The- rapie von Komplikationen des Pri- märtumors wie Darmperforation, Hämorrhagien und Obstruktionen.
In der französischen FFCD*-9601- Studie (Phase III) wurden verschie-
dene Erstlinien-Chemotherapien für die Behandlung von Patienten mit metastasierten, nichtresektab - len kolorektalen Karzinomen ver- glichen. 294 Patienten wurden in vier verschiedene Arme systemi- scher Therapieregime randomisiert (Leukovorin plus 5-Fluorouracil [5-FU], 5-FU hochdosiert oder Ral- titrexed jeweils als Monotherapie).
Bei 216 Patienten, die zum Zeit- punkt der Erstdiagnose Metastasen aufwiesen (synchrone Metastasen), gab es die Option, vor Beginn der systemischen Behandlung den Pri- märherd zu entfernen. Bei 156 von ihnen erfolgte die Operation.
Die Gruppen der resezierten und nichtresezierten Patienten unter- schieden sich nicht in wesentlichen Basischarakteristika mit Ausnahme der Tumorlokalisation: Der Anteil der Patienten mit Rektumkarzinom war niedriger in der Gruppe mit Re- sektion (14 versus 35 %). Primärer Endpunkt der Studie war das Ge- samtüberleben (OS), sekundärer Endpunkt das progressionsfreie Überleben (PFS), beides kalkuliert nach Kaplan-Meier (Logrank-Test).
Nach einem Follow-up von me- dian 33 Monaten (4–56 Monate) lebten durchschnittlich 16,3 % der operierten und 9,5 % der nichtope- rierten Patienten (p < 0,0001), das 2-Jahresüberleben betrug 24 % bei
den Operierten und 10 % bei den Nichtoperierten (p < 0,0001). Auch im sekundären Endpunkt unter- schieden sich beide Gruppen statis- tisch hochsignifikant: Das PFS lag bei median 5,1 Monaten nach Re- sektion des Primärtumors und bei 2,9 Monaten in der Gruppe ohne Operation (p < 0,001). In der Multi- variatenanalyse erwies sich die Re- sektion des primären Herdes als stärkster unabhängiger prognosti- scher Faktor für das PFS (Hazard Ratio [HR] 0,5; 95-%-Konfidenzin- tervall [KI] 0,4–0,8; p = 0,0002) und auch für das Gesamtüberle- ben (HR 0,4; 95-%-KI 0,3–0,6;
p < 0,0001).
Fazit: Die Entfernung des Primärtu- mors bei Patienten mit kolorekta- lem Karzinom und synchronen Me- tastasen ist in dieser retrospektiven Studie mit einem längeren Gesamt- und progressionsfreien Überleben assoziiert.
„Die Ergebnisse der FFCD-Stu- die suggerieren, ebenso wie die re- trospektiv analysierten Daten der niederländischen CAIRO-/CAI- RO-2-Studie, einen Vorteil für die Entfernung des Primärtumors vor Beginn einer Chemotherapie beim synchron metastasierten Kolonkar- zinom“, kommentiert Prof. Dr.
med. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätskli- nikums Dresden. Ob und inwiefern sich die Resektion in der Palliativ- situation günstig auswirke, sei bis- her allerdings nicht prospektiv un- tersucht. Außerdem wäre wichtig zu prüfen, ob eine Operation sich auch in Kombination mit den mo- dernen Systemtherapien als günstig erweist. Weitz: „Unsere randomi- sierte, multizentrische SYN- CHRONOUS-Studie, an der sich Interessierte gern beteiligen kön- nen, soll helfen, diese Fragen zu beantworten.“
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze METASTASIERTES KOLOREKTALES KARZINOM
Überlebensvorteil bei Resektion des primären Tumors
GRAFIK
Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Kurven) von Patienten mit kolorektalem Karzinom und synchronen Metastasen (n = 216) nach Entfernen oder Belassen des Primärtumors
*FFCD: Fédération Francophone de Cancéro logie Digestive
Gesamtüberleben (in %)
Monate
——
operierte Patienten——
nichtoperierte PatientenP < 0,0001
modifiziert nach: EJC 2013; 49: 90–7.
Ferrand F, Malka D, Bourredjem A, et al.: Im- pact of primary tumour resection on survival of patients with colorectal cancer and syn- chronous metastases treated with chemother - apy: results from the mulitcenter, randomised trial Fédération Francophone de Cancérologie Digestive 9601. EJC 2013; 49: 90–7.