EDIZIN
und fördern die aktive Beteiligung des Patienten am Behandlungsprozeß.
Meist wird dadurch auch die Compli- ance für eine gleichzeitige Pharmako- therapie positiv beeinflußt.
Als breit anwendbare antihyper- tensiv wirksame nicht medikamentö- se Maßnahmen sind bisher die Ge- wichtsnormalisierung, die Kochsalz- restriktion und die Vermeidung eines erhöhten Alkoholkonsums allgemein akzeptiert. Für weitere Möglichkeiten der nicht medikamentösen Blut- drucksenkung existieren kontroverse Auffassungen über ihre breite An- wendbarkeit und ihre Effektivität bei Langzeitanwendung in größeren Pa- tientengruppen. Dazu gehören: die Veränderung weiterer Ernährungs- faktoren wie Erhöhung der Kalium- und Magnesiumzufuhr, die Erhöhung des Anteils bestimmter ungesättigter Fettsäuren, vegetarische Ernährung und psychophysiologisch orientierte Entspannungsverfahren.
Pharmakotherapie und nicht me- dikamentöse Maßnahmen sind Teil eines einheitlichen Behandlungskon- zeptes, das für jeden Patienten indi- viduell festzulegen ist. Ähnlich wie für die Auswahl des Antihypertensivums werden Besonderheiten der Hoch- druckkrankheit (Schweregrad, Al- ter, Gewichtsverhalten, Stoffwechsel- störungen) die Anwendung des Spektrums der nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten variieren.
Grundsätzlich ist aber davon auszuge-
DIE OBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
hen, daß die Berücksichtigung aller verfügbaren und bisher nicht genutz- ten Möglichkeiten - im Sinne eines bewußt veränderten Lebensstils - die größte Wirkung hat.
Wenn wir allerdings die gleichen Maßstäbe, die wir für die Arzneimit- telbehandlung fordern, an die nicht medikamentöse Therapie legen, ist darauf hinzuweisen, daß selbst für die allgemein akzeptierten nicht medika- mentösen Therapiemaßnahmen bis- her noch keine Langzeitstudien vor- liegen, die eine lebensverlängernde Wirkung belegen.
Zigarettenrauchen erhöht das kardiovaskuläre Risiko bei milden und bei schwereren Hochdruckfor- men erheblich, sowohl bei unbehan- delten als auch bei behandelten Hoch- druckkranken. Vermeidung des Ziga- rettenrauchens ist eine nachgewiese- nermaßen wirksame Möglichkeit, die Lebenserwartung des betroffenen Hypertonikers zu erhöhen.
Auch zur nicht medikamentösen Therapie ist auf Merkblätter zu ver- weisen, die ebenfalls vom Sekretariat der Deutschen Hochdruckliga, Post- fach 10 20 40, 69010 Heidelberg, zu beziehen und folgenden Themen ge- widmet sind: Empfehlungen für die Ernährung bei hohem Blutdruck (1994), Alkohol und Bluthochdruck (1994), Kochsalz und Hochdruck (1993), Übergewicht und Hochdruck (1991), Rauchen und Hochdruck (1993), Hypertonie und Sport (1989).
Der Kommentar zu den Therapie- Empfehlungen der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes e.V. wurde von der Sektion „Arz- neimittelausschuß" der Deutschen Hy- pertonie-Gesellschaft erarbeitet Prof. Dr. med. H. D. Faulhaber, Berlin Prof. Dr. med. P. Dominiak, Lübeck Prof. Dr. med. K. Hayduk
(Sprecher der Sektion "Arzneimittel- ausschuß"), Düsseldorf
Prof. Dr. med. W. Motz, Greifswald Prof. Dr. med. T. Philipp, Essen Prof. Dr. med. K.-H. Rahn (Vorsitzender der Hochdruckliga), Münster
Prof. Dr. med. J. Rosenthal, Ulm Prof. Dr. med. J. Scholze, Berlin Prof. Dr. med. H. G. Sieberth, Aachen Prof. Dr. med. K. 0. Stumpe, Bonn
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-3480-3487 [Heft 49]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfassen
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Faulhaber Franz-Volhard-Klinik
Virchow-Klinikum der
Humboldt-Universität zu Berlin Wiltbergstraße 50
13122 Berlin
Aspirin und kolorektales Karzinom bei Frauen
Mehrere Studien haben gezeigt, daß Patienten, die aus unterschiedli- chen therapeutischen Gründen Aspi- rin über einen längeren Zeitraum ein- genommen haben, seltener an kolo- rektalen Karzinomen erkrankten. Ei- ne Studie jedoch konnte nach sechs Jahren regelmäßiger Aspirinmedika- tion keine Senkung der Neuerkran- kungen feststellen. Unklarheit be- stand über den Zusammenhang zwi- schen Dauer und Dosis der Aspirin- medikation und dem Erkrankungs- risiko.
Die Autoren untersuchten in ih- rer Studie von 1982 bis 1992 89 446 Frauen im Rahmen der „Nurses'
Health Study". In diesem Zeitraum wurden 501 Neuerkrankungen an kolorektalem Karzinom dokumen- tiert.
Als regelmäßig wurde die wöchentliche Einnahme von minde- stens zwei Tabletten Aspirin definiert.
Nach vier, fünf und neun Jahren konn- te kein geringeres Risiko im Vergleich zu Personen festgestellt werden, die keine Tabletten einnahmen. Die regelmäßige Medikation über zehn bis 19 Jahre führte zu einem gering, statistisch jedoch nicht signifikant reduzierten Risiko. Eine signifikante Senkung konnte nach 20 Jahren fest- gestellt werden, wobei die maximale
Reduktion bei einer Dosis von vier bis sechs Tabletten wöchentlich zu beob- achten war. Die frühere Entfernung kolorektaler Adenome bei Patienten mit Aspirinmedikation beeinflußte das Ergebnis nicht.
Obwohl in die Studie nur Frauen einbezogen waren, weisen die Auto- ren darauf hin, daß nach Literaturan- gaben auch bei Männern die regel- mäßige Aspirinmedikation das Risiko reduziert. mu
Giovannucci E, Egan KM, Hunter DJ, Stampfer MJ, Colditz GA, Willet WC, Speizer FE: Aspirin and the risk of colo- rectal cancer in women. N Engl J Med 1995; 333: 609-614.
Dr. Giovannucci, Channing Laboratory, 180 Longwood Ave., Boston, MA 02115, USA
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 49, 8. Dezember 1995 (61) A-3487