Das Kolonkarzinom ist in den Industrienationen der zweithäufigste Tumor. Allein in Deutschland erkranken pro Jahr rund 50 000 Men- schen; etwa 50 Prozent von ihnen entwickeln Metastasen und bedürfen einer pallia- tiven Chemotherapie. Dabei wird üblicherweise 5-Fluoro- uracil (5-FU) sowie Folin- säure eingesetzt; die Remis- sionsrate liegt bei 15 bis 30 Prozent, die mittlere Zeit bis zur erneuten Tumorprogres- sion bei fünf bis sieben Mo- naten.
Bessere Ergebnisse lassen sich mit dem Ardalan-Schema, einer wöchentlichen 24-Stun- den-Hochdosis-Dauerinfusion mit 2 600 mg/m2 5-FU und 500 mg/m2 Folinsäure erzielen.
Für dieses Schema werden nach Angaben von Dr. Ger- not Hartung vom Onkologi- schen Zentrum der Univer- sitätsklinik Mannheim Re- missionsraten von 35 bis 58 Prozent beschrieben, die mitt- leren Überlebenszeiten sind mit 22 Monaten vergleichs- weise lang.
Natriumfolinat gut mischbar Beim ursprünglichen Ar- dalanschema sei Calciumfoli- nat eingesetzt worden, doch habe es immer wieder Pro- bleme durch die Ausfällung von Calciumsalzen bei der Mischinfusion gegeben, er- klärte Hartung bei einem Sym- posium der medac GmbH an- lässlich des Deutschen Krebs- kongresses in Berlin. Deutlich günstiger sei es, wenn statt Calciumfolinat das Natrium- folinat verwendet würde, da dieses besser mit 5-FU misch- bar sei. „Die Gefahr der Bil- dung von Kristallen, die den Katheter verstopfen könnten, besteht dann nicht“, sagte Hartung. Im Rahmen einer
klinischen Studie wurden 51 nicht vorbehandelte Patien- ten mit metastasiertem ko- lorektalem Karzinom sechs Wochen lang wöchentlich mit 5-FU und Natriumfolinat, ge- mischt in einer Pumpe, be- handelt. Nach einer Pause von zwei Wochen folgte ein erneuter Behandlungszyklus, und im Verlaufe der Studie wurden insgesamt 986 Infu- sionen verabreicht.
Die Ergebnisse sind nach Hartung durchaus „respekta- bel“. So wurde bei knapp vier Prozent der Patienten eine komplette Remission und bei 33 Prozent eine par- tielle Remission erzielt. 41 Prozent der Tumorpatienten zeigten einen stabilen Krank- heitsverlauf, 21 Prozent ver- liefen progredient. Die mitt- lere Zeit bis zur Tumorpro- gression lag bei 8,5 Monaten und war damit den bisheri- gen Ergebnissen ebenso wie die mediane Überlebenszeit von 16,5 Monaten vergleich- bar.
Auch bezüglich der Toxi- zität unterschieden sich die Resultate nicht von denjeni- gen herkömmlicher Untersu- chungen mit Calciumfolinat:
Rund 25 Prozent der Patien- ten entwickelten Durchfälle, elf Prozent ein Hand-Fuß- Syndrom Grad III, sieben Prozent eine Stomatitis, und knapp vier Prozent zeigten eine kardiale Toxizität mit Symptomen einer Angina pec- toris.
Als vorteilhaft bei der Kombination von 5-FU und Natriumfolinat bewertet der Mannheimer Mediziner, dass offenbar ähnlich lange An- sprechzeiten wie beim Ar- dalan-Schema erwirkt wer- den, dass dabei aber eine Vereinfachung der Therapie realisiert wird, die sich ko- sten- wie auch zeitsparend auswirkt. Christine Vetter
A-1617 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 23, 9. Juni 2000
V A R I A AUS UNTERNEHMEN