DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Sauerstoff-Langzeittherapie FÜR SIE GELESEN
therapie zu übernehmen. Leider entstehen bei den Krankenkassen immer noch Mißverständnisse mit der „Sauerstoff-Mehrschritt-The- rapie" nach v. Ardenne, die das Ziel hat, den altersphysiologi- schen Abfall des arteriellen Sau- erstoffdrucks durch die Sauerstoff- atmung auszugleichen und eine Art Verjüngungseffekt zu erzielen.
Die Behauptung, auch nach Ende der Sauerstoffzufuhr bleibe der arterielle Sauerstoffdruck „per- manent erhöht wie in den besten Jahren der Jugend", hat sich bis-
her nicht bestätigen lassen.
Wir halten es daher weder für sinnvoll noch für nützlich, den ge- sunden alten Menschen mit Sau- erstoff zu behandeln.
An der Ausarbeitung der Empfeh- lungen waren beteiligt:
S. Daum (München), K. Dirnagl (München), P. Endres (Sande), G.
Fruhmann (München), H. Herzog (Basel), F. Kummer (Wien), H. Ma- gnussen (Bonn), H. Matthys (Frei- burg, federführend), G. Miskovits (Budapest), H. Morr (Greifen- stein), D. Nolte (Bad Reichenhall, federführend), A. Perruchoud (Ba- sel), W. Petro (Essen), M. Scherrer (Bern), 0. P. Schmidt (Bad Rei- chenhall), W. Schnitzer (Mün- chen), V. Schulz (Mainz), G. Sie- mon (Donaustauf), V. Sill (Ham- burg), P. Szüle (Budapest), G.
Sybrecht (Hannover), R. Wett- engel (Bad Lippspringe).
Die Empfehlungen sind ausführlich erschie- nen in: Prax. Klin. Pneumol. 38 (1984), 199.
Professor Dr. med.
Rudolf Ferlinz
Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Tuberkulose,
Leiter der Abteilung für Pneumologie der Universitätskliniken Langenbeckstraße 1 6500 Mainz 1
Anfälle
unter Domperidon
Domperidon (Motilium®) wird mit großem Erfolg bei der Behand- lung von Übelkeit und und Erbre- chen unter einer Chemotherapie bei Tumorpatienten eingesetzt.
Die Substanz wirkt auf dopami- nerge Rezeptoren der Chemore- zeptor-Triggerzone ein, hat je- doch auch einen peripheren An- griffspunkt am Verdauungstrakt.
Zentrale Nebenwirkungen sind unter einer Dosierung von 0.5 bis 1 mg/kg nur selten beobachtet worden. Die Autoren berichten über 4 Patienten, bei denen es un- ter einer hochdosierten Therapie mit Domperidon zu epileptischen Anfällen kam. Möglicherweise spielt die Gabe von Cisplatin hier- bei eine Rolle, doch entwickelte der vierte Patient die Anfälle zu ei- nem Zeitpunkt, wo nur noch Flüs- sigkeit appliziert wurde. Auch Elek- trolytstörungen als auslösender Faktor konnten ausgeschlossen werden. Die Autoren raten zur Vor- sicht bei gleichzeitiger Gabe von Cisplatin und Domperidon.
Weaving, A., W. R. Bezwoda, D. P. Derman:
Seizures after entiemetic treatment with high dose domperidone: report of four cases; Brit.
med. J. 288:1728 (1984). Department of Medi- cine, Haematology and Oncology, Johannes- burg Hospital and University of Witwatersrand Medical School, Südafrika.
Hypertensive hypertrophi- sche Kardiomyopathie
Das Syndrom eines konzentrisch hypertrophierten, kleinen, gut kontrahierenden linken Ventrikels ohne Zeichen einer koronaren Herzkrankheit wird anhand von 21 Patienten beschrieben. Alle Pa- tienten hatten eine langjährige ar- terielle Hypertonie, die Mehrzahl der Patienten war symptomatisch (Luftnot oder Angina pectoris).
Die systolische Ventrikelfunktion war übernormal gut, während die diastolische Funktion eine gestör- te Dehnbarkeit des linken Ventri- kels zeigte. Digitalis und Diuretika
verschlechterten die Symptoma- tik, während Betarezeptorenblok- ker oder Kalziumantagonisten die Symptome erfolgreich besserten.
Dieses Syndrom ist eine Sonder- form der hypertensiven Herzer- krankung mit einer gestörten dia- stolischen Ventrikelfunktion, aber keine Einschränkung der systoli- schen Ventrikelfunktion. sha
Topoi E. J., T. A. Traill, N.J. Fortuin: Hyperten- sive hypertrophic cardiomyopathy of the el- derly. New Engl J Med 312:277-283 (1985). Di- vision of Cardiology, John Hopkins Medical In- stitutions, Baltimore, MD 21205.
Somatostatin bei
sekretorischer Diarrhöe
Bei einer 46jährigen Patientin mit Morbus Crohn, bei der wegen Therapieresistenz eine Kolekto- mie mit ileorektaler Anastomose und wegen eines erneuten fisteln- den Rezidivs eine Nachresektion mit persistierendem Ileostoma an- gelegt werden mußte, entwickelte sich eine mit konventionellen Mit- teln nicht mehr beherrschbare se- kretorische Diarrhöe. Unter oraler Ernährung verlor die Patientin 4 bis 6 Liter Flüssigkeit über das Ileostoma, während einer Fasten- periode immer noch 2 bis 3 Liter pro 24 Stunden. Erst nach Gabe von Somatostatin (SMS 201-995) in einer Dosierung von 50 I,tg alle 12 Stunden subkutan verabreicht kam es zu einem Rückgang des Flüssigkeitsverlustes auf 2 bis 2,5 Liter pro Tag bei normaler Nah- rungsaufnahme, die Stuhlkonsi- stenz besserte sich deutlich. So- matostatin in einer Langzeitprä- paration erwies sich bei diesen le- bensbedrohlichen Durchfällen als einzig wirksame Substanz, die in der Lage war, eine ausreichende Menge an Wasser und Elektroly- ten in dem verkürzten Dünndarm zur Resorption zu bringen.
Williams, N. S.; Cooper, J. C.; Axon, A. T. R.;
King, R. F. G. J.; Barker, M.: Use of a long ac- ting somatostatin analogue in controlling life threatening ileostoma diarrhea. Brit. med. J.
289: 1027-1028, 1984, General Infirmary, Leeds LS1 3EX
1624 (80) Heft 21 vom 22. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A