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Archiv "Weltaidskonferenz: Für globale Gesundheit" (30.07.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 30

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30. Juli 2010 A 1443 DGINA hat daher dringenden Re-

gelungsbedarf namhaft gemacht und mit dem Antrag auf die Einfüh- rung des Facharztes für Notfallme- dizin bei der Bundesärztekammer die entscheidende Initiative für eine Zustandsverbesserung ergriffen.

Wir erkennen, dass dieser Antrag innerhalb der großen, an der Notfall- versorgung traditionell beteiligten Fachdisziplinen beträchtliche Be- fürchtungen geweckt hat, ihren ge- bührenden Einfluss zu verlieren. Die- se Besorgnisse sind aus unserer Sicht unbegründet. Es kann also nicht dar- um gehen, die Fachgesellschaften zu schwächen. Ziel sollte vielmehr sein, die Ausbildung in der Notfall- medizin auch in Deutschland auf ein hochprofessionelles, internationales Niveau zu heben.

Grundlage für eine strukturierte Ausbildung in der Notfallmedizin ist für die DGINA das Europäische Curriculum für Notfallmedizin, das von der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin (EuSEM) erstellt und von der Union Européen des Médecine Spécialistes konsentiert wurde (deutsche PDF-Version un- ter www.dgina.de abrufbar). Dieses Curriculum soll die Ausbildungs- qualität in der Notfallmedizin euro- paweit harmonisieren.

Es wäre vordringlich zu erreichen, dass auch in deutschen Notaufnah- men nach dem EuSEM-Curriculum ausgebildete Ärztinnen und Ärzte ar- beiten. Die damit verbundene Aus- bildung muss in eine Berufsbezeich- nung münden, die dem Ausbildungs- gang gerecht wird und eine berufli- che Perspektive eröffnet. Hierfür sind gemeinsame Diskussionen zwi- schen den verantwortlich in Notauf- nahmen arbeitenden Ärztinnen und Ärzten und allen beteiligten Fachdis- ziplinen notwendig, um rasch einen tragfähigen und zukunftsweisenden Konsens über die Professionalisie- rung der Notfallmedizin in Deutsch-

land zu erreichen. ■

Prof. Dr. med. Christoph Dodt*, Barbara Hogan, Raik Schäfer, Peter Petersen, Dr. Georg Altrock

*1. Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme Chefarzt Präklinik/Interdisziplinäre Notaufnahme, Klinikum Bogenhausen

Englschalkingerstraße 77, 81925 München E-Mail: Christoph.dodt@klinikum-muenchen.de

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eltaidskonferenzen waren nie rein infektiologisch ausgerichtet. The- men wie Diskriminierung und Gleichbe- rechtigung standen immer auf der Agen- da. Die Wiener Konferenz „Aids 2010“

aber wird als Motor für den Kampf um

„globale Gesundheit“ in Erinnerung blei- ben – mit der Immunschwächekrankheit als einem Teilaspekt. Jedoch ist der Weg, allen Menschen Zugang zur primären Ge- sundheitsversorgung zu verschaffen, weit und erfordert ein radikales Umdenken: po- litisch, ökonomisch und medizinisch. Das Spektrum umfasst eine Stärkung der na- tionalen Gesundheitssysteme, das Einfor-

dern der Menschenrechte, ein Umdenken in der Entwicklungs- und Drogenpolitik, effektivere Hilfsorganisationen, innovative Finanzmodelle sowie eine Ausrichtung auf die Evidenz von Präventions- und Thera- piemaßnahmen. Angesichts der weltwei- ten Wirtschaftskrise scheint dies eine schier unlösbare Aufgabe zu sein. Es geht aber nicht nur um mehr Geld.

Zwar forderten die Delegierten die G8-Staaten auf, ihre Finanzzusagen für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria einzuhalten, doch „wenn wir die Ressourcen weiter wie bisher einsetzen, fallen wir zurück“, sagte Microsoft-Mitbegründer Bill Gates, dessen Stiftung inzwischen 23 Milliarden US-Dol- lar für internationale Gesundheitsprojekte zur Verfügung gestellt hat. Gates brachte auf den Punkt, was die 19 300 Delegierten und Aktivisten einte: Ausgehend von einer WHO-Evaluation, dass mit 40 Dollar pro Jahr einem Menschen ein „Minimalpaket“

an präventiven und kurativen Gesundheits- leistungen ermöglicht werden kann, wäre ein mit jährlich 50 Milliarden Dollar ausge- statteter „Weltgesundheitsfonds“ ausrei- chend, um den dringlichsten Gesundheits- bedürfnissen aller Menschen entsprechen zu können. „Eine Steuer auf alle Börsen- transaktionen in Höhe von 0,005 Prozent würde jährlich allein 33 Milliarden Euro ge-

nerieren“, sagte Philippe Douste-Blazy. Der Vorsitzende von UNITAID erachtet die Ein- führung dieser „Robin Hood tax“ als zwin- gend erforderlich für den sozialen Frieden.

In Wien wurden Ideen vorgestellt, wie Hilfsgelder zu akquirieren sind und die Ef- fektivität ihres Einsatzes zu steigern ist. Sie reichen von Preisreduktionen bei Arznei- mitteln, Therapiebegleitung (zum Beispiel:

Delegation ärztlicher Leistungen, weniger Laborkontrollen) bis zu geringen Aufpreisen beim mobilen Telefonieren sowie bei Sport- veranstaltungen oder Flügen. Die Gesund- heitsministerin von Lesotho kritisierte, dass es nicht zielführend sei, wenn die Hilfsor-

ganisationen einem Entwicklungsland ihre Strukturen aufzwängen: „Parallelstrukturen funktionieren nicht, sie verursachen nur Kosten“, so Dr. Mphu Ramatlapeng: „Die Partner müssen sich an die Vorgaben von nationalen Gesundheitsplänen halten.“ So würden HIV-Infizierte in Lesotho in „primary care“-Einrichtungen und nicht in speziellen HIV-Centern versorgt.

Einig waren sich die Delegierten, dass in Bezug auf HIV solche präventive und therapeutische Maßnahmen priorisiert umgesetzt werden müssten, deren Effekti- vität bewiesen und die zugleich kosten- günstig seien – wie die Circumcision und die Vermeidung der vertikalen Transmissi- on. Um die HIV-Neuinfektions- und Todes- raten langfristig zu senken, gelte es je- doch, möglichst viele Betroffene antiretro- viral zu behandeln, „da diese Arzneimittel auch das Auftreten anderer Krankheiten wie Tuberkulose oder Herpesinfektionen verhindern“, betonte Julio Montaner, Prä- sident der Internationalen Aids-Gesell- schaft, und fügte selbstkritisch hinzu: For- scher könnten klinische Studien mit weni- ger Teilnehmern, aber zielgerichteten Po- pulationen aufsetzen und die Daten früher evaluieren. Die Behörden sollten den neu- en Ideen aufgeschlossener gegenüberste- hen, und die Industrie müsse direkte Ver- gleiche ihrer Produkte erlauben. ■

KOMMENTAR

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn, Ressortleiterin Medizinreport

WELTAIDSKONFERENZ

Für globale Gesundheit

P O L I T I K

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