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Archiv "Notfallmedizin: Einfach zu erklären" (13.09.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 37

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13. September 2013 A 1687

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

NOTFA LLMEDIZIN

Sind für den Trans- port eines Infarkt- patienten von einer Arztpraxis ins Kran- kenhaus vier Sani- täter und ein Not- arzt erforderlich?

(DÄ 29–30/2013: „Der Auftritt der Not- fallmedizin“ von Herbert Urbainczyk).

O

S p p A k t a (DÄ 29–30/2013: De

ten, liegt manchmal sogar allein in einem Zimmer.

Wieso ist das Zimmer vom Ret- tungsdienst zugemüllt, wenn sie gar nichts mehr machen mussten?

Und wir beschimpfen die Kollegen nicht, im Gegenteil. Ich bedanke mich immer, wenn ich schon ein EKG, die Medikamentenliste und Mitteilung über die Vorerkrankun- gen erhalte. Vielleicht sollte man sich mal mit den Kollegen vom Notdienst unterhalten, wenn so ein rüder Ton eingezogen ist.

Dem Kollegen sollte es klar sein, dass es sich bei einem Myo- kardinfarktpatienten nicht bloß um einen simplen Transport von A nach B handelt. Es können jeder- zeit Komplikationen auftreten, die eine sofortige Reaktion des beglei- tenden Notarztes erfordern. Die RTWs haben heutzutage nicht nur eine Transportfunktion, sondern sind eine kleine rollende Intensiv- station. Das gab es so natürlich früher noch nicht . . .

Dr. med. Uta Scharfe, Leitende Notärztin, 14482 Potsdam

Kein Liegendtaxi

Über Freundlichkeit und Ord- nungssinn lässt sich nicht streiten.

Man ist immer zu Gast und hat höflich zu sein. Doch mit Verlaub, ein Patient mit frischem Myokard- infarkt gehört rasch in ein entspre- chendes Zentrum. Schön, wenn er in der Praxis überwacht wird, aber wie hätte der Tenor Ihrer Randnotiz gelautet, wenn der Patient instabil geworden wäre und der Rettungs- dienst länger gebraucht hätte? Oder wäre es dann einfach Fügung ge- wesen? Die vier nichtärztlichen Mitarbeiter waren wahrscheinlich

zwei Mann RTW-Besatzung, der Fahrer des Notarztes und ein Prak- tikant, der eine rettungsdienstliche Ausbildung absolviert. Die Kolle- gen sind zudem keine Sanitäter, sondern zum Teil Rettungsassisten- ten mit Berufsausbildung, die 80er sind vorbei.

Ich spreche gerne einen wunden Punkt an, der einen Sturm der Ent- rüstung entfachen kann:

Leider kommt man als Notarzt öf- ters zu niedergelassenen Kollegen, die Notfallpatienten nachlässig oder gar nicht betreuen, aber eine überflüssige Einweisung geschrie- ben haben.

Zudem beinhaltet eine Arzt-zu- Arzt-Übergabe auf jeden Fall die Abfrage der erfolgten Maßnahmen, Stichwort Übernahmeverschulden.

Ein vorgebahnter stationärer Inter- ventionsplatz wäre im Sinne des Patienten gewesen. So muss die passende Klinik erst gesucht wer- den. Jeder, der dieser Randnotiz in allen Belangen zustimmt, hat sich von der Weiterentwicklung des Rettungsdienstes seit 20 Jahren verabschiedet. Der Rettungsdienst im Jahr 2013 ist kein Liegendtaxi.

Dr. med. Matthias Zimmer, 63067 Offenbach

Einfach zu erklären

. . . Der Grundtenor des Beitrags drückt zumindest Verwunderung, wenn nicht gar Verärgerung über ein scheinbar völlig überzogenes notärztliches Auftreten aus. Dabei ist vieles von dem, was offenbar als überzogen empfunden wurde, mehr als erklärlich.

Tatsächlich ist es aktuell so, dass ein akuter Myokardinfarkt als po- tenziell lebensbedrohliches Ereig- nis mit einem nicht selten dynami-

Mehr als nur Transporteure

Im oben genannten Artikel schrieb Herr Kollege Urbainczyk über den Auftritt der Notfallmedizin. Ich ar- beite seit 20 Jahren als Notärztin und kann seine Worte so nicht ste- hen lassen.

Die Anfahrt mit Martinshorn ist zumindest in unserem Bereich er- forderlich, wenn man die geforder- ten Zeitlimits (gesetzlich vorgege- bene Fristen bis zum Eintreffen) einhalten will, schließlich gibt es da Vorschriften, und der Verkehr plus Baumaßnahmen bremsen uns gewaltig aus. In einem kleinen Ort mag das eventuell noch anders gehen, bei uns nicht.

Dass wir zu viert oder fünft ein- treffen hat auch damit zu tun, dass man den Patienten oft im Trage- tuch aus der Praxis befördern muss.

Und bei den heutzutage sehr häufig übergewichtigen Patienten sieht man da mit zwei Mann sehr alt aus, muss Tragehilfe nachfordern und verliert wichtige Zeit.

Es ist sehr positiv, wenn der Kollege in seiner Praxis dank eige- ner Notdiensterfahrung den Patien- ten so gut vorbereitet. Leider ist das nicht die Regel. Meist werden wir zu einem Infarkt gerufen, und der Patient hat weder einen Zugang noch irgendein Medikament erhal-

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13. September 2013 schen Verlauf und der Tendenz zur

akuten Verschlechterung als Not- arztindikation gilt, wie es zum Bei- spiel auch die Bundesärztekammer im Indikationskatalog für den Not- arzteinsatz, Stand: 22.02.2013 fest- gelegt und entsprechend im DÄ Heft 11/2013 15.3.2013 veröffent- licht hat. Gleichzeitig fordern die aktuellen Leitlinien zum akuten Myokardinfarkt, dass, wenn ein ACS-Verdacht besteht, ein Ret- tungsdienstteam alarmiert werden soll, das befähigt ist, erweiterte le- bensrettende Maßnahmen („advan- ced life support“, ALS) einzuset- zen. Dies ist zum Beispiel durch die Besatzung eines RTW gegeben.

Hier ist zumindest eines der Besat- zungsmitglieder ein vollausgebil- deter Rettungsassistent, das andere Besatzungsmitglied hat zumindest eine Ausbildung zum Rettungssani- täter und ist Rettungsassistent in Ausbildung oder auch Rettungsas- sistent. Übrigens ist auch der Fah- rer des Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) ein erfahrener Rettungsas- sistent. Hier scheinen in der Rand- notiz allerdings die Berufsbilder nicht klar zu sein: Während näm- lich die Ausbildung zum Rettungs- sanitäter drei Monate dauert, dauert die Ausbildung zum Rettungsassis- tenten, übrigens eine geschützte Berufsbezeichnung, zwei Jahre.

Die Mehrzahl der Personen in der Praxis neben dem Notarzt werden daher Rettungsassistenten gewesen sein. Und auch die Anzahl ist er- klärlich: In Deutschland hat sich das Rendezvous-System etabliert, das heißt, RTW und NEF fahren separat an. Die Vorteile dieses Systems haben sich über die Jahre deutlich herausgestellt . . .

Es werden daher in jedem Fall vier qualifizierte Personen vor Ort sein – das ist zum einen systembedingt so, zum anderen aber in sehr vielen Situationen sehr nützlich.

Auch die Anfahrt mit Signal ist sehr erklärlich, denn zum einen ist ein Myokardinfarkt wie oben be- reits erwähnt durchaus lebensbe- drohlich, zum anderen aber auch zeitkritisch. So sind aktuell auch alle an der Versorgung Beteiligten bestrebt, die Zeit vom Verdacht und der vorläufigen Diagnose bis

zur endgültigen Versorgung zum Beispiel durch eine PCI so kurz wie irgend möglich zu halten. Eine Anfahrt ohne Sondersignal würde dieser Forderung nicht gerecht.

Das Gefühl, vom Notarzt „exami- niert“ worden zu sein, war sehr wahrscheinlich ein tragisches Missverständnis. Tatsächlich reicht es nämlich nicht, dem Notarzt die Kopien der Krankenakten zu über- reichen, weil bei einer akuten Ver- schlechterung und vor allem wäh- rend der Fahrt gar nicht die Mög- lichkeit bestünde, sich dann erst zu informieren. Es ist daher von gro- ßer Wichtigkeit, dass der Notarzt eine Übergabe erhält, bei der alle wesentlichen Informationen ausge- tauscht werden. Dazu gehören zum Beispiel auch bereits getroffene Maßnahmen, insbesondere auch solche, die von den aktuellen Leit- linien abweichen, weil es in diesen Fällen ja eine triftige Begründung geben muss, die für die weiterver- sorgende Klinik ebenfalls von Be- deutung sein mag. Die Übergabe ist auch deshalb wichtig für den Notarzt, weil die aufnehmende Kli- nik ebenfalls eine Übergabe erwar- tet, um sich schnellstmöglich um die weiterführende Versorgung kümmern zu können . . .

Literatur bei den Verfassern

PD Dr. med. Claus-Martin Muth, Leiter der Sektion Notfallmedizin, Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Ulm, 89075 Ulm Univ.-Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger, 1. Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Notfallmedizin der DGAI, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Köln, 50937 Köln

Nicht in jeder Praxis kompetent versorgt

Sehr geehrter Herr Kollege Urbainczyk, mit Erschrecken habe ich im DÄ von Ihren Erfahrungen mit dem Rettungsdienst Ihres Krei- ses gelesen. Ich schreibe Ihnen als niedergelassener Arzt mit 20-jähri- ger Tätigkeit in eigener Praxis und 30 Jahren Erfahrung im Rettungs- und Notarztdienst . . .

Nicht in jeder Praxis wird leider der Patient so kompetent vom nie- dergelassenen Kollegen versorgt und die erforderliche Dokumentati- on vorbereitet wie bei Ihnen! Der

Zustand des Patienten sowie die Vorbehandlung durch den Praxis- arzt sind weder der RTW- noch NEF-Besatzung bekannt. Die An- fahrt erfolgt auf dienstlicher An- ordnung und mittels Alarm-Depe- che durch die jeweilige Leitstelle auf der Grundlage der Informatio- nen des Disponenten und der Alarm- und Ausrückeordnung in aller Regel mit Sondersignal (das wissen Sie!). Die hereinstürmenden (Rettungs-)Sanitäter sind heutzuta- ge im Allgemeinen Rettungsassis- tenten. Eine despektierliche Herab- würdigung dieses anerkannten und wertvollen Berufes diffamiert einen Prozess, der seit 40 Jahren harter Arbeit von Notfallmedizinern und Rettungsdienstpersonal erarbeitet und fortentwickelt wurde. Und Sie wissen, dass in RTW und NEF je- weils zwei Personen sitzen, gege- benenfalls ein Dritter zur Ausbil- dung (!) zu Lernzwecken mitfährt.

Ebenso wie unsere MFAs kommen auch Rettungsassistenten nicht aus- gebildet zur Welt. Die Anzahl der Helfer ist also durchaus legitim und zuweilen wünschenswert, denn Sie kennen sicherlich Situationen, in der jede Hand benötigt wird.

Welche Situation die Kollegen dort antreffen, ist ihnen in den aller- meisten Fällen nicht bekannt! Sie erwarten auch nicht allen Ernstes, dass der Rettungsdienst für seine Fahrzeuge vorher einen angemes- senen Parkplatz sucht . . .

Wenn dann eine Examinierung des Niedergelassenen erfolgt, so könn- te man das Ganze auch Übergabe oder Anamneseerhebung nennen, denn der notärztliche Kollege kennt im Gegensatz zu Ihnen den Patienten noch nicht, muss aber die medizinische Betreuung genauso kompetent fortführen, wie Sie sie eingeleitet haben. Das geht nur mit Information, und die erhält man durch Kommunikation. Über die Art der Fragestellung und den Ton kann ich mich hier nicht äußern, denn ich war nicht dabei.

Im Einzelfall kann es immer zu Differenzen und Ärgernissen kom- men, das ist selbstredend, dies je- doch vor einer gesamten Leser- schaft für Rettungs-/Notarzteinsät- ze generell darzustellen, finde ich

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Referenzen

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