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Archiv "Ärzte offen für OTC-Präparate" (21.03.2008)

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A616 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008

P O L I T I K

K

aum vorstellbar, dass sich niedergelassene Ärzte ange- sichts der überbordenden Bürokratie in den Praxen freiwillig Schreibar- beit aufhalsen. Trotzdem hat sich das sogenannte grüne Rezept, das allenfalls Informations- und Emp- fehlungscharakter hat, in Hausarzt- praxen durchgesetzt. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS- Healthcare im Auftrag des Bundes- verbandes der Pharmazeutischen Industrie hervor. Ein weiteres Er- gebnis der Anfang März abge- schlossenen Befragung von 200 niedergelassenen Allgemeinmedizi- nern, Praktikern und Internisten:

Gut vier Jahre, nachdem der Gesetz- geber die Erstattungsfähigkeit von rezeptfreien Arzneimitteln mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GKV-GMG) weitestgehend ausge- schlossen hat, spielen Medikamente aus dem Over-the-counter(OTC)- Bereich in Hausarztpraxen nach wie vor eine wichtige Rolle.

Nach der Untersuchung sind für 96 Prozent der befragten Allge- meinmediziner apothekenpflichtige rezeptfreie Medikamente bei der Therapie von leichten Erkrankun- gen sinnvoll. 82 Prozent von ihnen meinen, dass dies auch für mittlere Beschwerden gilt. Gut ein Drittel der Ärzte ist der Meinung, rezept- freie Arzneimittel könnten sogar bei starken Gesundheitsstörungen ein- gesetzt werden.

Entsprechend häufig raten Ärz- tinnen und Ärzte ihren Patienten zu rezeptfreien Medikamenten, die sie in der Apotheke selbst bezahlen müssen. So entfallen 73 Prozent al- ler Verordnungen in Hausarztpra- xen auf rezeptpflichtige Präparate und 27 Prozent auf nicht verschrei- bungspflichtige Medikamente. Bei 13 Prozent aller Verordnungen stel- len Ärzte ein grünes Rezept oder ein Privatrezept aus, bei fünf Pro- zent müssen sich die Patienten mit einer mündlichen Empfehlung für ein rezeptfreies Medikament be-

gnügen. Jede dritte OTC-Verord- nung fällt unter die vom Gesetzge- ber geschaffene Ausnahmerege- lung. Sie sieht unter anderem vor, dass die Krankenkassen rezeptfreie Medikamente für Kinder bezahlen müssen.

Eingeführt wurde das grüne Re- zept von Ärzten, Apothekern und Arzneimittelherstellern als Reakti- on auf die Neuregelung im GKV- GMG für rezeptfreie Medikamente.

Für die Pharmaindustrie ist es vor allem ein Marketinginstrument. Ärzte hingegen können damit ihren Pa- tienten zu einem Medikament raten, das zwar nicht von den Kassen er- stattet wird, aber in ihren Augen trotzdem sinnvoll ist. Für viele Pa- tientinnen und Patienten dient das grüne Rezept zudem als Merkhilfe bezüglich Name, Wirkstoff, Darrei- chungsform oder Packungsgröße.

Patienten akzeptieren grünes Rezept

Aktuelle Zahlen darüber, ob die Pa- tienten die auf dem Rezept empfoh- lenen Medikamente auch wirklich in der Apotheke kaufen, liegen nicht vor. Doch nach Angaben der befrag- ten Ärzte akzeptieren die meisten Patienten die Ausstellung des grü- nen Rezepts oder eines Privatre- zepts für ein nicht verschreibungs- pflichtiges Medikament (siehe Gra- fik). Dies ist nach der Untersuchung vor allem dann der Fall, wenn Ärzte mit ihren Patienten über Selbstme- dikation sprechen.

Dennoch: Weil Ärztinnen und Ärzte Rücksicht auf ihre Patienten nehmen, entfallen immerhin 14 Pro- zent aller Verordnungen auf rezept- pflichtige Medikamente, obwohl nach Meinung der Ärzte gleichwer- tige nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zur Verfügung stehen.

Dies begründen sie zu 52 Prozent damit, dass sie ihren Patienten Kos- ten ersparen wollen. Zu 34 Prozent geht aus den Antworten hervor, dass die Ärzte Diskussionen vermeiden sollen und deshalb lieber zum rosa- farbenen statt zum grünen Rezept- block greifen. Zu 20 Prozent be- gründen die Ärzte ihr Verordnungs- verhalten mit der Angst, Patienten

zu verlieren. I

Samir Rabbata GRAFIK

Welche Reaktionen erlebten Ärzte im vergangenen Quartal üblicherweise, wenn sie ihren Patienten ein grünes oder Privatrezept ausgestellt haben?

Die Patienten akzeptieren das grüne bzw. Privatrezept, fragen aber nach, warum sie das Arzneimittel

selbst zahlen müssen.

Die Patienten akzeptieren das grüne bzw. Privatrezept ohne Nachfrage.

Die Patienten lehnen das grüne bzw.

Privatrezept zuerst ab, akzeptieren es aber, wenn ich ihnen die Gründe dafür erläutert habe.

Die Patienten lehnen das grüne bzw.

Privatrezept zuerst ab und akzeptieren es auch nicht, wenn ich ihnen die Gründe dafür erläutert habe.

60 %

51 %

14 %

4 %

UMFRAGE

Ärzte offen für OTC-Präparate

Fast jedes fünfte verordnete Arzneimittel müssen Kassenpatienten

selbst bezahlen. Es wären noch mehr, wenn Ärzte nicht Rücksicht auf

den Geldbeutel ihrer Patienten nehmen würden.

Referenzen

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